Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      Wyatt klopfte dem Fuchs auf die Hinterhand und ließ wie unabsichtlich seine Hand an dem linken Bein des Pferdes entlanggleiten. Dann hob er den Huf und starrte auf einen breiten Sporn, der seitlich durch das Hufhorn wuchs, ein Wirbel gewissermaßen im Faserbau des Horns.

      Wyatt ließ den Pferdehuf los und hob langsam den Kopf. »Doch kein so besonders hübsches Tier.«

      »Sagte ich ja«, knurrte der Mann. »Sonst noch was?«

      »Wissen Sie, wem es gehört?«

      »Natürlich.«

      Wyatt jonglierte mit zwei Silberdollars.

      Da wurden die Augen des Händlers größer. »Es – gehört einem Mann.«

      »Denken Sie mal an. Das hätte ich mir beinahe gedacht.«

      »Einem besseren Mann. Er ist Rindermann. Handelt mit Vieh, kauft und verkauft. Verstehen Sie?«

      Wyatt nickte.

      Er war plötzlich hellwach.

      Silk Cassedy war in der Stadt. Da stand sein Pferd.

      Der Mietstallbesitzer und Pferdehändler blickte auf die Silberdollars in Wyatts rechter Hand.

      Diesmal entgeht er mir nicht. Und wenn ich die ganze Stadt wie ein Maulwurf nach ihm durchwühlen müßte!

      »Wissen Sie, wo der Mann abgestiegen ist?«

      »Doch, natürlich.«

      »Und wo?«

      Der Mann hielt Wyatts Hand mit dem Geld fest im Blick. »Es interessiert Sie?«

      »Sonst würde ich wohl nicht fragen.« Wyatt hielt es nun an der Zeit, etwas springen zu lassen.

      Ein Silberdollar wechselte den Besitzer.

      »Er wohnt im Colorado-Hotel«, sagte der Mann schnell.

      Wyatt bedankte sich und ging.

      Gleich nach ihm verließ der Mietstallbesitzer sein Anwesen, rannte über die Straße und verschwand in der Halle des Luna-Hotels.

      Wyatt studierte das Gästebuch im Colorado-Hotel.

      Als er das Haus nach einer halben Stunde verließ, wußte er, daß Silk Cassedy dort nicht abgestiegen war.

      An dem Mietstall sah er den Besitzer immer noch im Hof stehen. Er blickte dem Constabler jetzt breit grinsend entgegen.

      »Hören Sie, der Mann wohnt aber nicht im Colorado-Hotel!«

      »O nein – wie bedauerlich.«

      Wyatt zog die Brauen zusammen. »Wo ist der Fuchs?«

      »Der – im Stall!«

      Wyatt ging auf den Stall zu, schob den Riegel der Tür zurück und ging an den einzelnen Boxen vorbei.

      Es war keine Fuchsstute unter den elf Tieren.

      Wyatt kam heraus. »Wo ist der Fuchs?« fragte er schneidend.

      Der Blick aus den Augen des Constablers ließ dem Pferdehändler und Mietstallbesitzer doch den Spott vergehen. »Er ist weg! Der Mann hat ihn geholt.«

      »Und Sie haben den Mann geholt? Als ich weg war?«

      Der Händler schwieg.

      Wyatt lief aus dem Hof.

      Als er im Sattel seines Falben saß und sich das Tier durch die Menschen drängte, sah er plötzlich mitten im Gefühl den alten Indianer.

      Der hob die Hand und winkte ihm.

      Wyatt hielt auf ihn zu und stieg vom Pferd.

      Der Alte blickte ihn stumm an. Schließlich sagte er: »Ich bin dem weißen Mann Dank schuldig.«

      »Aber nein!« Wyatt klopfte ihm auf die Schulter und wollte wieder aufsteigen.

      Da hörte er den Roten Mann fragen: »Heißt der weiße Mann Earp?«

      Wyatt fuhr herum. »Ja, woher kennen Sie mich?«

      »Gefleckte Feder hat vorhin da, wo er sein Scheckenpferd untergestellt hat, gehört, wie langer weißer Mann mit rotem Pferd zu Händler sagte: ›Er hat einen kleinen Bart, dunkle Jacke, dunkle Weste, dunkle Hose, zerrissen, dunkler Hut, keine Kniffe. Buntline-Colt…‹ und weiter hat er gesprochen, und Gefleckte Feder weiß, daß er den guten weißen Mann bezeichnet hat.«

      Er war also da.

      Und er war gewarnt! Er wußte, daß der Verfolger in der Stadt war. Für Wyatt stand jetzt felsenfest, daß Cassedy fliehen würde. Wahrscheinlich noch in dieser Nacht. Vielleicht hatte er beabsichtigt, hier in Moorcroft Silvester zu feiern.

      Der Constabler bedankte sich bei dem Indianer und führte den Falben durch das Gedränge der Straßen.

      Der Abend war hereingebrochen.

      In der Dunkelheit würde Wyatt den Gesuchten bestimmt kaum noch finden können.

      Als er am Nordausgang der Stadt angekommen war, schlenderte er wieder zurück. Suchend irrten seine Augen durch das Gewühl der festlich gestimmten Menschen.

      Vorhin schon hatte er auf dem Marktplatz eine yardhohe Bretterbühne bemerkt. Da spielte jetzt bei Fackelschein eine Blaskapelle.

      Wyatt blickte nachdenklich zu den Männern hinauf, die da mit klammen Fingern ihre Musikinstrumente festhielten.

      Es war kalt geworden. Leichte Schneeflocken tanzten durch die Luft.

      Plötzlich hatte Wyatt Earp einen Einfall. Er drängte sich durch die Leute an das Musikpodium heran. Die Bläser machten gerade eine Pause.

      Wyatt sprach eine Weile mit ihnen.

      Dann hörten die erstaunten Moorcrofter das große Trompetensolo aus dem Wyoming-Dooble und horchten auf.

      Im Fackelschein stand ein hochgewachsener Mann auf dem Podium und rief: »Männer und Frauen von Moorcroft! Ihr wollt heute nacht das alte Jahr begraben und das neue festlich begrüßen. Ich möchte es auch. Aber in eurer Stadt ist ein Mann, der hier nichts zu suchen hat und den ihr ganz gewiß lieber zum Teufel wünscht. Es ist der Bandit Silk Cassedy…«

      Laute Rufe unterbrachen den Sprecher. Die Unruhe wurde so groß, daß Wyatt den Colt aus dem Halfter zog und einen Schuß in den Himmel abgab.

      »Laßt mich noch etwas sagen! Ich bin Wyatt Earp und komme aus Missouri. Ich jage den Mörder Cassedy seit vielen Wochen. Er hat Banken beraubt, Postkutschen überfallen und eine Reihe braver Menschen getötet. Ich bin hinter ihm her, seit er unten in Kansas einen kleinen, wehrlosen Jungen niederschoß…«

      Schon wieder wurde der Constabler jetzt von lauten Zwischenrufen unterbrochen.

      Aber er setzte sich mit seiner Stentorstimme durch. »Ich will eure Feierstimmung nicht stören, Leute. Ich möchte hier von dieser Stelle aus nur etwas sagen, daß der Mörder, der möglicherweise unter euch steht, hören soll: Silk Cassedy! Ich habe dich schon einmal zum Duell gefordert. Du hast mich warten lassen. Ich fordere dich heute noch einmal. Verschwinde aus der Stadt und reite zum Teufelsturm. Ich warte auf dich. Und wenn hier die Leute das neue Jahr einschießen, sollen oben am Felsen unsere Colts sprechen! Diesmal werden wir allein sein, Cassedy!«

      Wyatt sprang vom Podium und war bald mit seinem Falben im Gedränge verschwunden.

      Die Musik setzte wieder ein und übertönte die erregten Rufe. Die Erregung der Menge legte sich übrigens bald wieder. Ein Duell war ja schließlich keine Seltenheit.

      Nur die Art, in der es der Mann aus Missouri angekündigt hatte, die war sondernbar…

      *

      Wyatt Earp war noch nie am Teufelsturm gewesen. Aber er hatte oft von dem eigenartigen Felsengebilde gehört, das sich nördlich von Moorcroft aus tafelglatter Ebene wie ein Turm in den Himmel schiebt. Wie eine gewaltige Pyramide, der man auf halber Höhe den Kopf abgeschlagen