Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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»Das ist alles verpfuscht. Die Regierung müßte einen Marshal mit so einer Sache beauftragen. Einen gutausgerüsteten Mann, der überall Unterstützung und Hilfe findet. Jagt da ein kleiner Constabler über Hunderte von Meilen durch die Gegend einem Verbrecher nach und landet völlig ausgepumpt und leer in Douglas. Klar, daß Sie oben den Laramie Mounts eingegangen sind. Unzugänglichere Berge konnten Sie sich auch nicht aussuchen.«

      »Ich dachte, daß ich vielleicht irgendwo bei einem Fallensteller oder Pelztierjäger etwas über Cassedy erfahren könnte.«

      Chesterton winkte ab. »Ah, der verkriecht sich doch nicht in dieses Wüstenei! Nie und nimmer. Ich kenne den Halunken nicht. Aber wenn er wirklich so gerissen ist, wie berichtet wird, halte ich ihn auch für klug genug, diese unwegsamen Gebiete zu meiden. Vielleicht ist er in Cheyenne gewesen, als Sie zurückkamen. Wer weiß das denn. Vor einem so gefährlichen Banditen haben eine Menge Leute Angst und gewähren ihm Unterschlupf…«

      »Nein, er war nicht mehr in Cheyenne. Das weiß ich sicher. Er hat seinen schwarzen Hengst gegen eine Fuchsstute getauscht, die nicht halb so gut war wie sein Tier. Das hätte er bestimmt nicht getan, wenn er in der Stadt bleiben wollte.«

      »Hm«, brummte der Sheriff.

      »Und nach Norden ist er geritten. Das steht für mich fest.«

      »Wie kommen Sie zu dieser Annahme?«

      »Das will ich Ihnen sagen: Als ich in Laramie ankam, hörte ich, daß in Li Bear das Post-Office bestohlen worden sei. Ich ritt hin und habe mit dem sterbenden Postmeister gesprochen. Einer der Banditen hat ihn tödlich verletzt. Der Kerl war groß und könnte nach der Beschreibung Cassedy gewesen sein. Beschwören kann ich es nicht, aber ich glaube es ganz sicher.«

      Chesterton drehte sich schnell um und blickte den Constabler an. »Mann, Sie jagen einem Phantom nach. Cassedy hat Ihnen alles voraus. Nicht nur die Meilen, sondern auch das Geld, die Freiheit, die Brutalität, die Zeit vor allem, die Sie nicht haben…«

      »Ich habe Zeit«, meinte Wyatt, »aber wenn man schließlich keinen Cent mehr in der Tasche hat, hilft das ja alles nichts.«

      »Was wollen Sie jetzt machen?«

      Wyatt blickte an sich herunter. »Hm, ich werde wohl mein Gewehr verkaufen müssen.«

      »Das Repetiergewehr?«

      »Ja.«

      »Was soll es bringen?«

      »Mal sehen.«

      »Ich gebe zweihundert Dollar.«

      »Aber das ist zuviel!«

      »Meine Sorge. Mir ist es das wert. Hier gibt es keine Henrybüchsen. Wenn ich mir eine besorgen müßte, käme ich alles in allem auch nicht billiger weg.«

      »Aber Sie haben ein gutes Parkergewehr.«

      »Gut? Hm – ist dreischüssig.«

      Wyatt schwieg. Er war ja heilfroh, daß er in dem Sheriff eine so mitleidige Seele gefunden hatte. Er wollte nicht darüber nachdenken, daß der Mann jetzt die ganzen Ersparnisse aus seiner Kassette nahm, die er in vielen Dienstmonaten von seinem knappen Salär zurückbehalten hatte.

      Als der Sheriff das Geld auf den Tisch zählte, fehlten noch zwanzig Dollar.

      »Augenblick«, rief er und rannte hinaus auf die andere Straßenseite. Im Barber-Shop Ben Morgans verschwand er. Als er nach ein paar Minuten mit einem gepumpten Golddollar zurückkam, war der Constabler schon verschwunden.

      Auf dem Tisch im Sheriff-Office lag das Henrygewehr. Darunter ein Zettel.

      Vielen Dank, Sie sind bis Cheyenne hinunter der netteste Kerl! Wyatt Earp.

      Der Constabler ritt ein Stück die Straße hinunter und fragte einen Jungen, wo die Zeitung gedruckt würde.

      »Gleich da oben, Mister, in dem neuen Haus. In Harry Evans’ Druckerei.«

      Mr. Evans war ein geschäftiger kleiner Mann mit glattgescheiteltem tiefschwarzem Haar und langer, dünner Nase. Sein Mund war klein und schmal. Seine Augen schimmerten grün und waren von dunklen Schatten umgeben. Er arbeitete zuviel, der kleine Mann.

      Als der Constabler jetzt sein Büro betrat, hob er den Kopf und musterte ihn. »Was kann ich für Sie tun, junger Mann?«

      »Ich möchte eine Bestellung aufgeben. Zwanzig große Plakate…«

      Evans war sofort hellwach. »Nehmen Sie fünfundzwanzig, Mister, das ist billiger per saldo. Was für Plakate? Was soll draufstehen?«

      »Ich werde es Ihnen aufschreiben.«

      Ein paar Minuten später reichte der Kunde dem Druckereibesitzer das Blatt über den Tisch.

      Der schob den Kopf vor, zog die Brauen zusammen, und seine Stimme wurde beim Lesen immer leiser:

      Silk Cassedy!

      Ich fordere Dich am 17. Dezember auf der Mainstreet von Douglas zum Duell.

      Wenn Du nicht kommst, bist Du der größte Feigling des Westens und mußt Dir gefallen lassen, daß Dich die Leute anspucken.

      Ich warte auch Dich. Am 17. um 12 Uhr mittags.

      Earp.

      Harry Evans hob den Kopf und blickte den Fremden an, als ob er an dessen Verstand zweifelte. »Das soll ich drucken?«

      »Yeah.«

      »Fünfundzwanzigmal?«

      »Yeah.«

      »Auf ein richtiges großes Plakat?«

      »Yeah.«

      »Hm…« Evans stand auf und las den Zettel nochmals durch. »Sind Sie dieser Wyatt Earp?«

      »Yeah.«

      »Wissen Sie, mir ist es ja einerlei. Aber glauben Sie denn wirklich, daß Ihr Partner…«

      »Er ist nicht mein Partner. Es ist ein Verbrecher, ein Bandit, ein mehrfacher Mörder«, versetzte Wyatt hart. »Er hat meinen Schwager erschossen, ein zwölfjähriges Kind.«

      Evans bot dem Besucher einen Sessel an. »Ich verstehe das ja. Aber versprechen Sie sich von diesem Plakat denn wirklich etwas? Ich meine, das kostet schließlich eine Menge Geld…«

      »Wieviel Geld?« unterbrach Wyatt nüchtern.

      »Na… sagen wir…«

      »Ich wollte ja nur zwanzig haben.«

      »Sagen wir fünf Dollar.«

      »Und wieviel kosten fünfundzwanzig?« erkundigte er sich, nachdem er von der verhältnismäßig geringen Summe ermutigt worden war.

      Evans ließ seinen Blick über den Habitus des Fremden gleiten. »Na, sagen wir: auch fünf Dollar! Wenn die Maschine mal in Gang gesetzt ist, ist es halb so schlimm!«

      Am nächsten Morgen leuchtete an der City Hall das erste weiße Plakat Wyatt Earps.

      Der Bürgermeister, der das Anbringen des Plakates unterbinden wollte und es nach Wyatts Verschwinden abnahm, mußte bei seiner Beschwerde im Sheriff-Office erfahren, daß er das Plakat wieder anbringen lassen müsse.

      »Mr. Earp ist ein Marshal!« mogelte der Sheriff. »Und Cassedy ist ein gefährlicher Verbrecher!«

      Wyatt ritt von Stadt zu Stadt. Überall hängte er seine Plakate aus. Und wo er selbst nicht hinkam, da schickte er die Postkutscher hin.

      So kam es, daß in wenigen Tagen zwischen Moorcroft im Norden, Griggs im Westen, Spencer im Osten und Douglas im Süden kaum ein Mann lebte, der nicht von dem Aufruf Wyatt Earps gehört hatte.

      Aber Wyatt gab sich damit noch nicht zufrieden. Die Plakate waren zu schnell ausgegangen.

      Er fand sich wieder bei Harry Evans ein und bestellte noch einmal die gleiche Menge.

      Dann schickte er seine Aufforderung mit der Post hinunter