Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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einen Cent in der Tasche stieg er wieder auf sein Pferd, um weiterzureiten.

      Zufällig sah er auf der Straße seinen Freund, den Neger Sam. Den Hausdiener des eleganten Hotels.

      Der Schwarze bleckte die Zähne und grinste den Constabler freudig an. »Hallo, Master, da sein Sie ja wieder. Ist der Bandit schon…?« Er machte die deutliche Geste des Aufhängens.

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Er ist mir vor anderthalb Tagen entkommen.«

      »Oh, welch ein Unglück, Master – und Sie bekommen nun nicht das große Geld?«

      »Nein, Sammy, ich bekomme keinen roten Cent.«

      »Aber was Sie machen jetzt?«

      »Mal sehen!« Wyatt zog die Schultern hoch und ließ sie mit einem Ruck wieder fallen. Mit zusammengekniffenen Augen plinkerte er die Straße hinunter.

      Plötzlich hörte er den treuen Burschen mit der schwarzen Haut und der weißen Seele fragen: »Haben Sie denn noch überhaupt money?«

      Wyatt blickte ihn offen an. Ein Lächeln kräuselte seinen Lippen. »No, sonny boy! Keinen Cent mehr. Ich habe mir da drüben bei dem Bäcker ein Stück Brot gekauft und es trocken hinuntergewürgt! Weil ich einen ganz verdammten Hunger verspürte.«

      Der Schwarze blickte sich nach allen Seiten um, dann griff er in die Westentasche und fischte einen Golddollar heraus.

      »Hallo, Master, das sein gut angelegtes Geld gewesen!« Er schnipste die Münze durch die Luft.

      Wyatt fing sie auf. »No, Sammy. Das geht nicht.«

      Der Mann hob den Zeigefinger an die Nase und fletschte sein Pferdegebiß. »Doch, Master, geht gut! Sam vielleicht treffen Master Earp mal wieder und dann bekommen doppelte Ration!«

      »Die dreifache!« rief Wyatt.

      Im Mietstall Dudy Pettersons stieg er vom Pferd und ging auf das Office zu.

      Ein kleiner Mann mit krausem Haar, muffigem Gesicht und der Haut eines Magenkranken schob seine dickglasige Brille auf die Nase und blickte Wyatt über deren Goldrand zwinkernd entgegen.

      »Sie sind Mr. Petterson?« fragte Wyatt, den der Golddollar wieder topfit gemacht hatte.

      Der Mann fuhr sich juckend über den linken Rockärmel, kratzte sich hinterm Ohr und nickte. »Yeah, Mann, der bin ich. Aber…«, und dabei warf er einen mißbilligenden Blick auf den arg mitgenommenen Habitus des Fremden, »ich habe keine Gäule mehr zu vermieten.«

      »Ist auch nicht nötig«, versetzte Wyatt. »Ich will weiter nichts als eine Auskunft. Und da ich Sie für einen Mann halte, der nicht dumm genug ist, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, will ich Ihnen auch verraten, um was es sich handelt. Silk Cassedy ist geflüchtet. Aus einem Ortsgefängnis unten in Colorado. Er muß hier durchgekommen sein. Und da seine Leute vor ein paar Tagen auch hier waren und ich mir denken kann, daß einige Pferde getauscht haben, möchte ich Sie etwas fragen.«

      Jetzt kam der kleine Mann hinter seinem Tisch hervor und blieb ganz dicht vor Wyatt stehen. »Sie sind Earp, nicht wahr?«

      »Yeah…«

      »Gut, daß Sie kommen. Cassedy war heute nacht hier. Er hat seinen Hengst verkauft und dafür eine Fuchsstute genommen. Das Tier hat an seinem linken Hinterhuf einen Sporn.«

      Über das harte Gesicht des Constablers flog ein kleines Lächeln. »Hat es den Sporn zufällig da, das Pferd?«

      Der Mann machte listige Äuglein. »Ja, ganz zufällig. Aber ich habe es dem Mann nicht zufällig gegeben…«

      *

      Vierzehn Tage später ritt spät in der Nacht ein Mann auf einem abgetriebenen Pferd in die dunklen Straßen der schlafenden Stadt Douglas ein.

      Nur mit Mühe konnte er in der Finsternis, die in der Mainstreet herrschte, das Schild des Sheriff-Office entdecken.

      Langsam rutschte der Mann aus dem Sattel, ließ den Gaul stehen und ging auf staksigen Beinen auf die Tür des Polizeibüros zu.

      Da auf sein Pochen niemand öffnete, drückte er die Klinke nieder.

      Wynn Chesterton war über seiner Schreibarbeit eingenickt.

      Das Knarren der Tür weckte ihn auf.

      Als er jetzt den Kopf hob und auf die Tür sah, glaubte er, er sähe ein Gespenst. Das, was da hereinsah, hatte nur noch sehr wenig Ähnlichkeit mit einem menschlichen Antlitz. Das war ein braunes, faltiges Stück Leder, von wildwucherndem Barthaar bedeckt. Oben unter dem Rand des mißfarbenen Hutes blickte jetzt ein Paar heller, glimmender Augen hervor.

      Der Sheriff war einen Augenblick steif vor Schreck. Dann sprang er hoch und zerrte seinen Colt aus dem Halfter.

      Das Gesicht blieb in der Tür an der gleichen Stelle. Und plötzlich öffnete sich der Bart in der Mitte, und eine Reihe blendend weißer Zähne blitzte auf. »Kann ich reinkommen, Sheriff?«

      Chesterton zog die Brauen zusammen. »Wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Wyatt Earp…«

      »Was wollen Sie?«

      »Mich einen Augenblick bei Ihnen setzen!«

      »Ich habe keine Kneipe, Mann! Scheren Sie sich zum Teufel!«

      Der Fremde schob die Tür weiter auf, und als der Sheriff seinen mitgenommenen Anzug sah, wurde seine Miene noch finsterer.

      »Ich habe gesagt, Sie sollen verschwinden, Mann!« zischte er gedehnt.

      Wyatt lächelte hintergründig. Dann langte er tief in die Hosentasche und zog seinen Stern hervor.

      »Was soll das? Sind Sie ein Marshal?« fragte Chesterton immer noch mißtrauisch.

      »Nein. Ein kleiner Constabler aus Missouri!«

      »Und was suchen Sie hier?«

      »Ich folge seit einer halben Ewigkeit einem Banditen, der unten im Arkansastal ein Kind erschossen hat.«

      »Silk Cassedy?«

      »Ja…«

      »Ich hab’ davon gehört. Dann sind Sie also der Mann, der halb Cheyenne zusammengeschossen hat, was?«

      Wyatt zog die Brauen hoch. »Blödsinn…« Dann steuerte er auf einen Stuhl zu und ließ sich darauf fallen. »Was die Leute sich so erzählen.«

      Chesterton steckte den Colt ins Halfter zurück. »Washalb tragen Sie den Stern nicht an der Brust?«

      »Da war er, bis mir ein lieber Mensch einen Kratzer hineinschoß, der hinten die Nadel abbrach…«

      Der Sheriff ging zum Schrank und holte eine noch halbvolle Whiskyflasche und ein Glas, setzte beides auf den Tisch, goß dann ein und hielt dem Constabler das Glas hin.

      Wyatt nahm einen tiefen Schluck. »Good…« Plötzlich sprang er auf. »Haben Sie einen Stall?«

      »Ja…«

      »Mein Gaul muß bald umkippen!«

      »Warten Sie!« Chesterton ging hinaus, nahm das Pferd und führte es in seinen Stall.

      Als er ins Office zurückkam, hing der bärtige Mann auf dem Stuhl und schlief.

      Der Sheriff schleppte ihn zu der Pritsche hinüber und warf eine Decke über ihn. »Komischer Kauz«, murmelte er.

      Der starke Kaffee und das Schinkenbrot, das der Sheriff seinem Gast vorsetzte, brachte am nächsten Morgen die Lebensgeister Wyatt Earps wieder zurück.

      Chesterton lieh ihm Rasierzeug und Spiegel, und nach der Morgenwäsche sah der Constabler wenigstens im Gesicht wieder menschlich aus.

      »Bin wochenlang durch die Laramie Mounts gestreift. Aber es war umsonst. Der Kerl ist wie vom Erdboden verschwunden. Vorgestern habe ich mein letztes Geld oben in Clarence für Pferdefutter ausgegeben.«

      »Ein