Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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starrten wie gelähmt vor Schreck hinter ihrem Chef her.

      Boswell warf sich an den Boden, rollte nach rechts, sprang wieder hoch, hetzte weiter, ließ sich wieder fallen, sprang erneut auf und war fast nur noch sieben Yards vor dem Arzneiwagen, als ihn eine Kugel wie ein Keulenschlag zurückwarf.

      Er stürzte hintenüber und blieb reglos am Boden liegen.

      Die Arbeiter brüllten auf vor Wut und Verzweiflung. Jim Gennan, der Vorarbeiter, richtete sich auf, die Schüsse, die aufbellten, nicht achtend, riß er seine Winchester hoch und schoß… Sechs Kugeln schickte er ab – dann brach auch er zusammen.

      Boswell lag am Boden und starrte in den Himmel.

      Ein fürchterlicher Schmerz hämmerte in seiner Brust.

      So ist es also, wenn du stirbst! zuckte es durch sein Hirn. Du siehst den Himmel, wie sonst auch. Er ist sogar blau und wolkenlos. Und da hinten sind die Berggipfel.

      Und dann sah er den Wagen vor sich.

      Nur sieben Yards trennten ihn davon.

      Der Mann brachte die Rechte an die Brust, tastete über seine Jackentasche, zur linken Brusttasche hinüber… und fühlte seine metallene Tabaksdose.

      Boswell riß die Dose heraus.

      Der Deckel war von einer Kugel zerschlagen worden.

      Langsam drehte der Mann am Boden die kleine metallene Dose vor seinen Augen.

      Die Rückwand war unversehrt.

      Boswell riß die Dose auf.

      Tabakfäden fielen in sein Gesicht… und etwas Heißes.

      Mit zitternder Hand tastete der Mann zur Brust, schob die Finger unter das Hemd.

      Dann fuhr ein heißer Strahl zu seinem Herzen.

      Ich bin unverletzt! Der Schlag der Kugel hatte ihn also nur betäubt.

      Sofort schnellte er hoch, rannte benommen vorwärts und war schon in der Deckung des Wagens, als die verdutzten Gegner wie wild nach ihm feuerten.

      Jim Gennan kauerte hinter einem Stein. Blut rann heiß und klebrig von seiner Schläfe.

      Er hatte einen sengenden Streifschuß abbekommen.

      Aus halbblinden Augen starrte er zu seinem Boß hinüber. Heavens! Was war denn das? Der Ingenieur war ja wieder aufgesprungen und rannte torkelnd auf den Wagen zu.

      Da riß sich der Vorarbeiter ebenfalls hoch und brüllte: »Los, Boys, schießt, was die Läufe hergeben! Gebt ihnen keine Chance, ihre Nasen um den Fels zu schieben!«

      Gennan rannte vorwärts wie ein angeschossenes Tier.

      Und die Arbeiter hämmerten mit ihren Kugeln auf die Felsecke.

      Der Vorarbeiter erreichte keuchend den Ingenieur.

      Der blickte ihn entsetzt an. »Mann, wie siehst du aus…«

      »Nur eine Schramme, Boß! Schnell, wir beide ziehen die Karre zurück!« Gennan zerschlug das Fußbrett des Kutschbockes und klemmte es mit einem harten Stoß vorn vor die Deichsel. »So –, jetzt können Sie schlimmstenfalls noch unsere Absätze treffen«, meinte er grinsend, während er die Deichsel packte und sich wie ein Zugtier nach vorn stemmte.

      Unter Aufbietung aller Kräfte zerrten die beiden Männer den Planwagen zum Paß hinauf.

      Lauter Jubel empfing sie.

      Und drüben war das Feuer verstummt. Die Angreifer deuteten die Aktion falsch. Sie glaubten anscheinend, der Planwagen enthalte Dinge, die die Kampfkraft der Arbeiter stärken könne. Nie und nimmer hätten sie es für möglich gehalten, daß die beiden Männer ihr Leben für ein paar Arzneikisten aufs Spiel gesetzt hatten.

      Der Kampf war zu Ende.

      Gennan und zwei andere Arbeiter umritten den Paß, und als sie zurückkamen, berichteten sie, daß sie in der Ferne ein Dutzend Reiter bemerkt hätten, die im Eilgalopp das Weite suchten.

      Die Verwundeten wurden verbunden.

      Glücklicherweise stellte sich heraus, daß keiner der Männer lebensgefährlich verletzt war.

      Halbert allerdings hatte starke Schmerzen.

      An eine Weiterarbeit war für heute nicht mehr zu denken.

      Boswell schickte sofort einen Boten nach Santa Fé.

      Noch am Abend kamen Henderson und Sheriff Pat McCrea hinaus in das Lager am Paß.

      Der Bankier, ein mittelgroßer blasser Mann in den Vierzigern, blickte entsetzt auf die Verwundeten. Er suchte die Männer zu trösten und ließ Whisky verteilen.

      *

      Drei Tage später erfolgte der nächste Schlag.

      Boswell stand gerade mit seinen Karten auf einer Anhöhe, wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte in den wolkenverhangenen Himmel.

      Da sah er ihn.

      Er hielt auf einer in den Himmel ragenden Bergspitze. Reglos wie ein Denkmal.

      Ein Indianer.

      Der Ingenieur glaubte zu träumen. Er rieb sich die Augen und starrte wieder auf das Bild, das sich ihm da bot.

      Kaum zweihundert Yards entfernt hielt der Rote auf einem scheckigen Pferd oben auf dem Fels und blickte in die Talsenke hinunter. Er trug helle Lederkleidung, hatte blauschwarzes Haar, das ihm hinten über die Schultern fiel und oben mit zwei weißen Federn geschmückt war. Bewegungslos standen Pferd und Reiter da.

      Beinahe friedlich zeichnete sich diese Silhouette in den grauen dunstigen Himmel ab.

      Friedlich – ? Joe Boswell spürte, daß etwas Drohendes von dem Mann da drüben ausging.

      Was wollte er da, der Rote?

      Der Ingenieur wußte, daß die nächste Comanchen-Reservation fast siebzig Meilen weiter westlich lag. Und die Apachen lebten noch weiter südwestlich in Arizona.

      Hier war einst Comanchen-Land gewesen.

      Vielleicht war der Reiter von Raton gekommen oder von Blake Lake, vielleicht war er auf dem Ritt zu der Reservation.

      Seltsamerweise fühlte Boswell, daß es nicht so war. Daß der Indianer nicht allein war.

      Und jetzt hatte auch Gennan ihn gesehen. Er war von der Straße zurückgekommen und hatte in einem der Wagen ein Gerät geholt.

      Langsam kam er auf Boswell zu und blieb neben ihm stehen.

      »He, Boß – wir haben Besuch!« sagte er, ohne den Blick von der Reitergestalt zu nehmen.

      »Yeah –.«

      Gennan wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Verdammt schwül heute…«

      Boswell nickte. »Yeah.«

      »Merkwürdiges Bild. Gefällt mir nicht«, knurrte der Vorarbeiter.

      Boswell gab sich den Anschein, als berühre ihn die Anwesenheit des Indianers nicht. »Was wollen Sie, der Mann sieht sich die Arbeiten an.«

      Boswell hatte seine Karten zusammengelegt. Und plötzlich spürte er, daß der Vormann ihn anstieß und auf die Bergkuppe deutete. Gennans Stimme klang heiser und rauh. Auch er hatte einen Augenblick auf die Karten gesehen.

      »He – sehen Sie sich das an…«

      Die Bergspitze war leer. Kahl und öde ragte sie in das Himelsgrau.

      »Er ist verschwunden!« Gennan schluckte und wischte sich wieder über die Stirn. »By gosh – vielleicht hat mich diese brütende Hitze fertigge­macht – aber das gefällt mir nicht –?das Spiel. Bei uns in der Valley-Street sitzt immer ein alter Kerl in der Western-Bar. Er trägt Lederzeug und hat einen grauen Bart. Und immer hat er seinen Colt am Gürtel hängen. Die Leute haben es aufgegeben, sich über ihn lustig zu machen. Er erzählt immer