Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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im Saloon, der ihn ernstnahm, ihm auch nur ein Wort glaubte. Aber das, was ich da eben gesehen habe, war genauso, als hätte er es erzählt…«

      Boswell lachte wieder leise.

      Der Vorarbeiter schob sich den Hut ins Genick. »Vielleicht ist es nur die Hitze…«

      »Sicher.«

      Gennan stieß den Tabakrauch durch die Nase aus. »Wie machen die Burschen das bloß? So schnell kann doch kein Mensch verschwinden! Die Schufte können doch nicht zaubern. Und weshalb ist er so plötzlich verschwunden?«

      »Kümmern Sie sich nicht drum, Jim. Wir müssen heute noch ein Stück weiterkommen.«

      Gennan nickte und ging langsam vorwärts auf die Arbeitsstelle zu.

      Plötzlich stockte sein Schritt.

      Er hob den Kopf und starrte mit weit offenen Augen auf den Felsen.

      Neun Reiter hielten da.

      Wie aus dem Boden gewachsen.

      Wild aussehend, bewegungslos und irgendwie drohend hockten sie auf ihren scheckigen Pferden.

      Der Mann mit den beiden Federn hielt vor ihnen.

      Gennan nahm langsam den Kopf herum zu seinem Boß.

      Der hatte es auch gesehen.

      Und jetzt hatten es auch die Arbeiter bemerkt. Sie ließen von ihrer Arbeit ab und stierten entgeistert auf den Felsen.

      Der Ingenieur Joe Boswell wußte selbst nicht genau, was er vorhatte. Jedenfalls ging er langsam und mit steifen Schritten zu den Pferden hinüber, band seinen Braunen von der Halteleine, die zwischen zwei in den Boden gerammten Pfählen gespannt worden war, stieg auf und ritt langsam auf den Felsen zu.

      Mit engen Augen verfolgte Jim Gennan seinen Ritt.

      Boswell ließ das Pferd über eine leicht ersteigbare Passage bergan steigen.

      Nach einer Viertelstunde stand er auf einem Felsvorsprung vor den Indianern.

      Und als er sie jetzt aus der Nähe sah, die roten Männer, verspürte er ein seltsames Kribbeln unterm Hut.

      Sahen sie abenteuerlich aus? Nein – sicher nicht. Ja, wenn sie so in Los Angeles eingeritten wären, um auf dem Freiplatz an der Chiese Santa Maria eine Tanzvorstellung zu geben, dann hätte man ihren Aufzug für abenteuerlich halten können.

      Aber diese neun Rothäute sahen nicht abenteuerlich aus. Sie hatten harte, eckige Gesichter, hielten ihre Gewehre in den Händen, mit hochstehenden Läufen, deren Schäfte sie auf das linke Knie stützten.

      Mit starren, ausdruckslosen Gesichtern hielten sie auf ihren Pferden und blickten dem Weißen mit harten Kohlaugen entgegen.

      Neun verwegene, abgerissene Gestalten.

      Boswell mußte tief Luft holen, um ihnen in die tiefbraunen Gesichter sehen zu können. Sein Blick blieb an dem Mann mit den zwei Federn haften.

      Es war still.

      Ein sanfter Föhnwind strich über den Felsen.

      Der Ingenieur schluckte, als er die harten Falten um den strichdünnen Mund des Mannes mit den beiden Federn sah.

      Da öffnete der plötzlich die Lippen. »Wer bist du?«

      Boswell hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne. Ganz fremd erschien sie ihm, fremd, unsicher und heiser. »Mein Name ist Joe Boswell, ich leite da unten die Bahnbauarbeiten.«

      »Was tust du?« fragte der Indianer-Chief mit unbewegtem Gesicht.

      Boswell mußte wieder schlucken. »Wir bauen hier eine Bahn. Von Santa Fé nach Raton.«

      Da zog der Rote die Brauen zusammen. »Eine Bahn?«

      Boswell zwang ein dünnes Lächeln in sein Gesicht. »Eine Eisenbahn. Überall im Land werden jetzt Bahnen gebaut…«

      »Wer hat dir gesagt, daß du hier eine Bahn bauen sollst?«

      Boswell lachte immer noch. Aber dieses Lächeln blieb in seinen Zähnen hängen, als er den zornsprühenden Blick des Indianers sah.

      »Antworte!«

      Der Ingenieur hüstelte. »Ich komme aus Los Angeles. Mr. Henderson hat das Projekt entworfen. Er hat bei der Regierung den Plan eingereicht und die Genehmigung bekommen. Ich bin Ingenieur, und das da unten sind die Arbeiter meines Planiertrupps.«

      »Ich verstehe dich nicht«, versetzte der Rote schroff.

      Boswell stieg langsam ab.

      Die Indianer verfolgten jede seiner Bewegungen mit kalten Augen und angespannten Blicken.

      Der Ingenieur griff in seine Tasche und nahm eine lederne Zigarrentasche hervor.

      Er schritt auf staksigen Beinen dem Häuptling entgegen und hielt ihm die Tasche hin. »Wir werden eine Zigarre rauchen!«

      Der Rote blickte auf die Tasche. Dann griff er plötzlich zu und riß das Etui mit den sechs Zigarren an sich.

      Boswell spürte einen siedendheißen Stich in seiner Brust. Damned, auf was hatte er sich da eingelassen? Er hätte unten bei den Leuten bleiben sollen. Jetzt stand er hier oben vor diesen unberechenbaren Männern – und niemand hätte ihm helfen können, wenn…

      Da hörte er leichten Hufschlag hinter sich und wandte sich um.

      Es war Jim Gennan, der ihm gefolgt war. Er hielt an, blieb aber im Sattel.

      Der Mann mit den beiden Federn sah zu ihm hinüber und fragte den Ingenieur: »Wer ist das?«

      »Der Vorarbeiter. Er teilt die Arbeit ein und beaufsichtigt die Männer…«

      Da warf der Indianer-Chief die Zigarrentasche dem Ingenieur plötzlich vor die Füße. »Ich habe mit dem alten weißen Mann in Santa Fé vor sechs Sommern einen Vertrag geschlossen. Ich möchte ihn halten. Aber es stand nichts darin von dem Bau eines Weges für das Feuerroß durch mein Land.«

      Boswell glaubte nicht recht gehört zu haben.

      Da mischte sich Gennan ein. »Du hast einen Vertrag mit dem Gouverneur gemacht. Was willst du hier. Du gehörst in dein Reservat. Wir bauen hier eine Bahn. Was kümmert das dich?«

      Der Rote hob die Zügelleine an und ritt an Boswell vorbei auf den Vorarbeiter zu. Dicht neben ihm hielt er an. »Ich spreche nur mit einem Häuptling. Du schweigst also!« Langsam nahm er seinen Schecken herum und blieb vor Boswell stehen. Er senkte den Blick in die Augen des Ingenieurs. »Du hast mir gesagt, was du hier willst. Ich sage dir jetzt, was ich will: Dies ist mein Land. Das Land der Racurro-Comanchen. Ich bin ihr Häuptling. Der alte weiße Mann hat mir gesagt, daß er Frieden halten will. Und du willst einen Weg für das Feuerroß bauen. Durch unser Land. Ohne mich darum zu fragen, ziehst du eine breite Spur über die Berge.«

      »Kommen Sie, Boß!« sagte Gennan plötzlich rauh. »Wir werden einen Boten in die Stadt schicken, damit Henderson und der Sheriff dafür sorgen, daß die Männer ins Reservat zurückgebracht werden!«

      Der Comanche warf ihm einen schnellen Blick zu. Dann sagte er ganz ruhig zu Boswell: »Ich wußte, daß die weißen Männer alle mit doppelter Zunge sprechen. Aber ich habe diesem Blaßgesicht gesagt, daß ich nur mit Häuptlingen rede. Wenn er noch ein Wort sagt, schieße ich ihn nieder!«

      Boswell hörte trotz der Gelassenheit, mit der der Comanche diese Worte gesagt hatte, daß er es ernst meinte.

      Auch Gennan spürte es. Er schwieg bestürzt.

      »Hör zu, weißer Mann. Du nimmst deine Wagen und deine Männer und ziehst nach Santa Fé zurück. Sag dem alten weißen Häuptling, der in dem roten Steinhaus wohnt, daß ich hier war und mit dir gesprochen habe. Die Spur, die ihr über die Berge gezogen habt, wird bald überwachsen sein. Ich will den Vertrag halten und deshalb den Kampf vermeiden. Aber auch er soll den Vertrag halten. Ich dulde nicht, daß ein Weg für das Feuerroß durch mein Land gezogen wird. Sag ihm das!