Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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dem Mann wie Feuer auf der rechten Wange.

      Ein leises Zittern lief durch seinen Körper. Mit einer ruckartigen Bewegung wandte er sich ab und ging mit harten Schritten davon.

      Die Frau hörte das helle Singen seiner großen Sternradsporen noch, als

      sie ihn längst nicht mehr sehen konnte.

      Als Mary am nächsten Morgen in Susans Kammer trat, fand sie die Schwester angezogen auf dem Bettrand sitzen.

      »Ich wollte dich gerade wecken. Joe McIntire hat den Wagen schon angeschirrt.«

      Susan stand auf, reichte der Schwester die Hand, drückte sie schwach und ging zum Fenster. Ihr Blick streifte über den weiten Ranchhof und ging zum Bunkhaus hinüber.

      Besorgt betrachtete Mary die Schwester. Wie sonderbar sie doch war.

      Nach dem Frühstück betraten die drei Hollisters die Veranda.

      Der Rancher trug die beiden Koffer seiner Tochter Susan.

      Joe McIntire stand unten neben den beiden Rappen. Langsam kam er an die Treppe heran, zog seinen mißfarbenen Filz von seinem struppigen Schädel und krächzte: »Auf Wiedersehen, Miß, und gute Reise.«

      Susans Gesicht war blaß.

      Der Vater sah sie von der Seite an.

      Plötzlich wurden die Augen des Mädchens weit. Eine Glutwelle schoß über ihr Gesicht bis zum herzförmigen Haaransatz hinauf. Ihr Blick war auf den Mann gefallen, der jetzt drüben aus dem Bunkhaus kam und herüberblickte.

      Es war der Texaner.

      »Komm, Susan – wir müssen uns beeilen, wenn wir die Post in Blue Creek noch erreichen wollen«, sagte der Rancher mahnend, während er mit den Koffern zum Wagen ging.

      Mary folgte dem Vater.

      Susan war oben stehengeblieben.

      Sie sah, wie Hogeeter näherkam. Vor den Pferden blieb er stehen, breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt.

      Der Rancher wandte sich um. »Komm, Kind!«

      Da sagte Susan laut: »Ich bleibe hier, Vater!«

      Der Rancher warf den Kopf hoch und starrte sie verwundert an. »Was hast du gesagt?«

      »Ich bleibe hier.«

      Mary sprang die Treppe hinauf und flog der Schwester jubelnd um den Hals. »Ist es wahr? Du bleibst hier, bei uns? Bei mir?«

      Susans Blick haftete auf dem Mann, der mit ausdruckslosem Gesicht vor den Pferden stand.

      Sie blieb auf der Ranch.

      *

      Eine Woche war vergangen.

      Susan war nicht mehr auf dem Buschhügel gewesen.

      Sie hatte Angst gehabt.

      Wovor, wußte sie selbst nicht genau.

      Sie hatte einfach Angst.

      Aber sie mußte vor dem Schlafengehen an die Luft. Sonst fand sie keinen Schlaf. Deshalb stand sie jetzt abends immer auf der Veranda. Einmal setzte sich auch Mary zu ihr in einen der knarrenden Korbsessel.

      An diesem Sonntagabend war Susan allein.

      Sie blieb eine Weile neben der Tür stehen, lehnte sich an das duftende Holz der Hauswand und lauschte in die Nacht hinaus, die hier von vielerlei Geräuschen erfüllt war.

      Drüben im Corral hinter den Stallungen stampfte der schwarze Wildhengst, den Bill Hogeeter vor drei Tagen oben bei der Bergweide eingefangen hatte.

      Im Mannschaftshaus war alles still geworden.

      Die Lampen waren erloschen. Die Männer hatten sich zur Ruhe gelegt. Ihr Tagwerk begann früh.

      Susan stahl sich fast geräuschlos von der Veranda, ging zur Scheune hinüber und blickte auf den Hügel, der drüben im schwachen, ersten Mondlicht vor ihr lag.

      Dann ging sie langsam hinauf.

      Es war still hier oben.

      Reglos stand das Mädchen auf der Lichtung, schloß die Augen und lauschte in sich hinein.

      Das Summen der Nachtkäfer erfüllte bald die Stille mit emsigen Geräuschen.

      Plötzlich waren Schritte auf dem Pfad.

      Susan öffnete die Augen nicht.

      Steif blieb sie stehen. Mit gesenktem Kopf.

      Die Schritte kamen näher, waren hinter ihr. Ganz nah.

      Als sie die Hand eines Mannes an ihrem Hals spürte, hätte sie aufschreien mögen vor plötzlicher Angst.

      Dann wurde sie herumgerissen.

      Alkoholdunst schlug ihr entgegen.

      Die kehlige Stimme Dave Callegers schlug an ihr Ohr. »Ich hab’ dich gesehen, nicht heute erst – jeden Abend schon...«

      Der gellende Schrei der Frau flog durch die Nacht.

      In verzweifelter Angst schlug Susan um sich. Traf den Mann hart im bärtigen Gesicht, konnte ihn aber nur zu einem bösartigen Lachen reizen.

      Das wilde Ringen konnte nur noch Sekunden dauern.

      Susan fühlte, wie ihre Kräfte rasend schwanden.

      Da hörte sie einen dumpfen Schlag und fühlte gleich darauf, wie der Mann neben ihr niederglitt.

      Stumm blieb er am Boden liegen.

      Als die Frau aufsah, erkannte sie die Silhouette eines anderen Mannes gegen den hellen Himmel.

      Es war Bill Hogeeter.

      Sie sah es sofort.

      Mit einem schluchzenden Laut lehnte sie sich gegen seine Brust.

      Am nächsten Morgen war der Cowboy Dave Calleger verschwunden. Er hatte seinen Sattel und sein Pferd mitgenommen.

      *

      Zwei Tage später, in den späten Vormittagsstunden, trabte ein Reiter auf lahmendem Pferd in den Ranchhof.

      Er hing mehr als er saß im Sattel, weit über den hängenden Hals seines erschöpften Pferdes gebeugt.

      Es war der junge Jim Hunter.

      Neben dem Brunnen rutschte er aus dem Sattel und blieb mit dem Gesicht auf der Erde liegen.

      Hollister kam aus der Scheune gerannt.

      Auch Joe McIntire hatte das glühende Hufeisen, das er gerade in der Zange hatte, auf die Feuerstelle zurückgeworfen und war in den Hof gestürzt.

      Eben hatte der Rancher den Gestürzten umgedreht und richtete ihn in sitzende Stellung auf.

      »Jim!« stieß er hervor, als er das rauchgeschwärzte Gesicht des Mannes sah. »Jim? Was ist geschehen?«

      »Das Vorwerk, Boß! Das Vorwerk...«, stieß der Boy keuchend hervor. »Es ist niedergebrannt worden!«

      »Was...?«

      »In der Nacht waren Rustler da! Bab Cunnings ist tot. Erschossen. Und das Vieh..., es ist weg...«

      Der Rancher wischte sich mit dem linken Unterarm die Schweißperlen von der Stirn. Mit dem rechten Arm hatte er den verwundeten Cowboy umfaßt. »Du bist verwundet?«

      »Es ist nicht schlimm, Boß. Ich habe einen Schlag über den Schädel bekommen. Und während des Rittes ist der Gaul gestolpert, und ich bin in den Weidedraht gefallen. Ich...« Der Bursche schloß erschöpft die Augen.

      »Coster? Wo ist er?« fragte der Rancher.

      »Er hat eine Ladung Schrot abgekriegt. Ich habe ihn vom Vorwerk weggeschleift in die Blutdornbüsche unten am Creek. Da liegt er...«

      James Hollister hob den Kopf und blickte auf die Weide hinaus, die jetzt in der flimmernden Mittagsglut lag.