Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
Скачать книгу
mit den Schultern. »Das teilt McIntosh immer neu ein, damit sich keiner der Leute allzu häuslich auf einem Platz einrichtet.«

      »Wer hat in letzter Zeit die Senke bewacht?«

      Der Vormann schoß Wyatt einen schnellen Blick zu. Dann knurrte er: »Da muß ich erst mal nachdenken. Irgendeiner der Boys. Ist das so wichtig?«

      »Nein, nicht sehr.«

      McIntosh wollte sich abwenden.

      Da rief ihm Wyatt nach: »Wenn Ihnen der Name trotzdem einfällt, dann behalten sie ihn, McIntosh. Ich komme noch mal darauf zurück.«

      Der Vormann war stehengeblieben und hatte langsam den Kopf gewendet. »Hören Sie, Earp – ich denke, in Wichita gibt’s Strolche genug. Räuchern Sie die erst mal aus, ehe Sie hier auf unserer Weide einen Round up halten!«

      Wyatt blickte dem Davonschlendernden gedankenvoll nach.

      Slim McIntosh verschwand hinter dem Stalltor.

      Wyatt hob den Blick.

      Seine Augen blieben auf zwei nebeneinanderliegenden länglichen Kreuzen haften, die in einem Kreis auf einer Holztafel oben über der Stalltür angebracht waren. Es war das Brandzeichen der Hyanney-Ranch.

      Dann verabschiedete er sich von dem Rancher und ritt in die Stadt zurück.

      *

      Eine Stunde nach Wyatts Wegritt aus der Stadt hatten sich über Wichita düstere Wolken zusammengezogen.

      Zwischen den Grabsteinen auf dem kahlen Hügel am Nordrand der Stadt standen sechs Männer. Sie hatten trotz des Fadenregens, der seit einer Stunde niederging, ihre Hüte abgenommen und blickten stumm in die frisch geschaufelte Grube, in die soeben der primitive Sarg mit dem toten Texas-Cowboy Thomas Graham gesenkt worden war.

      Reverend Pal Jefferson, ein hagerer, lang aufgeschossener Mann in den Vierzigern, hatte die dicke, abgegriffene Bibel aufgeschlagen und verlas einen Vers, der sich auf den Jüngsten Tag bezog. Dann klappte er das Buch zu und sagte so laut, daß man es ganz sicher auf dreißig Schritt hin verstehen konnte: »Er hat sterben müssen, weil es Menschen gibt, die vor dem Leben keine Achtung haben. Aber diese Menschen werden der rächenden Hand des Herrn nicht entgehen!«

      Doc Croft neigte sein graues Haupt und nickte. Ja, das hatte der Rev gut gesagt!

      Auch Marshal Rooster fand, daß der Reverend es nicht besser hätte sagen können.

      Der Bürgermeister, Jim Hope, dachte etwas Ähnliches.

      Und die beiden Hilfsmarshals Bill Potts und Hal West dachten das auch.

      Kid Kay hatte nicht mitkommen können, er machte Dienst im Office.

      Als die sechs Männer den Friedhof verließen, sahen sie draußen vor dem Tor eine stumme Reiterschar stehen.

      Rooster erkannte sofort Mannen Clements.

      Der Treiber rief dem Geistlichen zu: »Ich habe Ihren frommen Wunsch bis hierher verstehen können, Rev! Wollen Sie mir erklären, was und vor allem wen Sie damit gemeint haben?«

      Der Reverend hob den Kopf. »Ja, Mr. Clements. Ich will es ausgerechnet Ihnen genau sagen: Ich habe gemeint, daß der Mann, der den alten Graham niedergeschossen hat, seiner Strafe nicht entgehen wird. Und Sie, Mannen Clements, Sie sind dieser Mann!«

      Der Rev ging weiter und ließ den verdutzten Treiber zurück. –

      Eine Viertelstunde später krachten an der Ecke der Cross-Street und der RiverStreet Revolverschüsse. Sie leiteten ein Gefecht ein, das stundenlang dauern sollte.

      Was eigentlich passiert war, ließ sich hinterher nie mehr ermitteln. Wahrscheinlich waren die Clements-Leute auf Highos Cowboys gestoßen. Ein Wort mochte das andere ergeben haben, und irgendeiner der Burschen hatte dann den Colt gezogen.

      Jedenfalls entbrannte in Kürze ein heißer Kampf. Kugeln peitschten herüber und hinüber. Ängstlich verbarrikadierten sich die Leute in ihren Häusern.

      Lehrer Herter lief durch seinen Hof, überkletterte zwei Hofmauern und kam schließlich am Ende der Douglas Avenue auf die Straße. Obgleich auch da Cowboys mit Gewehren herumstanden, lief er weiter. Ein nervöser Treiber schickte ihm eine Kugel nach, sie fuhr sengend an Herters linker Schädelseite vorbei.

      Der Schulmeister rannte weiter zum Marshal Office.

      Kid Kay kam ihm entgegen. »Wo ist die Schießerei, Mr. Herter?«

      »Unten an der Ecke Cross-Street und River-Street, Kid! Schnell! Die Banditen schlagen und schießen alles in Trümmer!«

      Rooster, Hal West, Bill Potts und Kid Kay stürmten los.

      Ein Cowboy, der durch die Douglas Avenue sprengte, riß mit seinem Gaul den alten Marshal nieder.

      Hal West schoß sofort.

      Der Gaul des Kuhtreibers brach zusammen. Zurückschießend flüchtete der Mann auf einen Vorbau und war schnell um eine Ecke verschwunden.

      Rooster war besinnungslos.

      Kid Kay schleppte ihn zurück.

      West und Potts, die beiden Deputys, rannten weiter.

      Und was sie dann sahen, ließ sie für einen Augenblick verblüfft stehenbleiben. Die Cowboys hatten einen schweren Planwagen umgekippt und mitten auf die Straße geschoben, dahinter hatten sie sich verschanzt und feuerten wie besessen.

      Fensterscheiben zersprangen klirrend, Frauen schrien auf, und von irgendwoher wurde zurückgeschossen.

      Hal West und Bill Potts stürmten vorwärts.

      Acht Minuten später langte der junge Kid Kay bei der Stelle an, wo der alte Rooster umgerannt worden war.

      Im gleichen Augenblick schlug eine Gewehrkugel in seinen Hut. Er warf sich sofort hin, rollte sich zur Seite und entging so den beiden nächsten Schüssen, die der verborgene Schütze noch auf ihn abgab.

      Kid konnte den Gegner nicht ausmachen.

      Wo waren die beiden anderen HilfsMarshals geblieben?

      Waren sie etwa schon gefallen?

      Kid rannte geduckt unter den linken Vorbaudächern vorwärts.

      Noch zweimal klatschte von irgendwoher eine Kugel dicht neben ihm in die Planken der Häuserwände.

      Dann war Kid in der Nähe des Wagens und sah die Cowboys, die sich hier verbarrikadiert hatten.

      Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen gellenden Pfiff hören.

      In die kurz darauf eintretende Stille brüllte er: »Aufhören, Männer!«

      Da lachte drüben am Wagen ein Treiber hart auf, und schon bellte ein Schuß in Richtung auf den Hilfsmarshal auf.

      Die Kugel klatschte gegen die Metallplatten eines Schildes und heulte jaulend als Querschläger davon.

      »Hört auf, Boys!« schrie Kid. »Sonst mache ich euch von hinten den Laden zu!«

      »Dreckiger Polizeihund!« brüllte ein Treiber. »Wenn du schießt, zünden wir die ganze Stadt an!«

      Da hörte Kid von der Balustrade des gegenüberliegenden Hauses die mächtige Stimme Hal Wests: »Es stimmt, Boys – steckt auf, oder es gibt von hinten eine Menge glühender Bleistücke!«

      Da warfen sich die Cowboys herum und feuerten wie rasend zu der Balustrade hoch.

      Jetzt schoß auch Kid.

      Und von einem Türvorbau gegenüber brüllte Potts Revolver los.

      Das nutzten die Gegner von der anderen Seite, die Clements-Leute. Sie stürmten schreiend über die Straße und stürzten sich auf den Wagen.

      Ein wütendes Handgemenge entspann sich dicht vor den Wagen, den die Verteidiger jetzt überklettert hatten.

      Es war ein völlig verrücktes Bild: ein halbes Hundert Männer