Wie Ehre, sonder Bruch der Ehr', ihn darf
Anbieten deiner edlen Würdigkeit.
Ich kann, o Schönste, nicht mein Tor dir öffnen;
Doch draußen sollst du so empfangen werden,
Daß du im Herzen mir zu wohnen denkst,
Obschon ich dir des Hauses Gastrecht weigre.
Dein edler Sinn entschuld'ge mich, leb wohl!
Wir werden morgen wieder dich besuchen.
PRINZESSIN.
Wohlsein und Heil begleit' Eu'r Majestät! –
KÖNIG.
Dir wünsch' ich, was dein eigner Wunsch erfleht.
Der König geht ab.
BIRON.
Euch, Dam', empfehl' ich meinem eignen Herzen.
ROSALINE.
Ich bitt' Euch, Herr, bestellt ihm mein Empfehlen.
Ich säh' es gern einmal.
BIRON.
Ich wollt', Ihr hörtet's ächzen.
ROSALINE.
Ist's Närrchen krank?
BIRON.
Von Herzen krank.
ROSALINE.
Ei, so laßt ihm Blut!
BIRON.
Wäre das ihm gut?
ROSALINE.
Meine Heilkunst sagt, es tauge.
BIRON.
So stich's mit deinem Auge!
ROSALINE.
Non point! Mit dem Messer.
BIRON.
Gott mache dich besser! –
ROSALINE.
Dich mach' er vernünftig!
BIRON.
Den Dank sag' ich künftig.
DUMAIN.
Mein Herr, ein einz'ges Wort: Sagt an, wer ist die Dame? –
BOYET.
Die Erbin Alençons und Rosalin' ihr Name.
DUMAIN.
Sehr reizend ist sie. Nun, mein Herr, lebt wohl!
Er geht ab.
LONGAVILLE.
Laßt mich um ein Wort Euch bitten: Wer ist in Weiß die da?
BOYET.
Manchmal ein Frauenzimmer, wenn man bei Licht sie sah.
LONGAVILLE.
Vielleicht bei Lichte leicht; nur ihren Namen will ich.
BOYET.
Sie hat nur einen für sich: den wollen, wär' nicht billig.
LONGAVILLE.
Ich bitte, wessen Tochter?
BOYET.
Ihrer Mutter, wie man sagt.
LONGAVILLE.
Was so ein Bart nicht wagt! –
BOYET.
Lieber Herr, nur nicht so wild:
Erbin des Faulconbridge.
LONGAVILLE.
Nun ist mein Zorn gestillt.
Sie zeigt sehr schönen Anstand.
BOYET.
Wie's auch schon mancher Mann fand.
Longaville geht ab.
BIRON.
Wie heißt in der Mütze die?
BOYET.
Katharine, Gott schütze sie!
BIRON.
Ist sie vermählt oder nicht?
BOYET.
Wie just die Laune sie sticht.
BIRON.
Willkommen, mein Herr, lebt wohl zugleich! –
BOYET.
Lebt wohl, für mich; willkommen für Euch!
Biron geht ab.
MARIA.
Der letzte ist Biron, der tolle, lust'ge Lord.
Kein Wort, das nicht ein Scherz ist.
BOYET.
Und jeder Scherz nur ein Wort.
PRINZESSIN.
Drum war es gut getan, als Ihr ihn faßtet beim Wort.
BOYET.
Ich war so rasch zu entern, als er zu nahn dem Bord.
MARIA.
Zwei tapfre Schafe, wahrlich!
BOYET.
Nein, Schiffe, meine Beste;
Nur Schafe, Lamm, sind wir auf deinen Lippen Gäste.
MARIA.
Ihr Schaf' und ich die Weide; endigt der Spaß nun hier? –
BOYET.
Wenn Ihr mir zu weiden erlaubt.
MARIA.
Nicht so, mein zartes Tier:
Meine Lippen sind kein Gemeinfeld, wenn gleich offen Revier.
BOYET.
Und wem denn zugehörig?
MARIA.
Nun, meinem Glück und mir.
PRINZESSIN.
Die Witz'gen lieben Zank; doch sei der Streit geendet,
Der Bürgerkrieg des Witzes ist besser angewendet
Auf Navarras Bücherhelden; hier wär' er nur verschwendet.
BOYET.
Wenn meine Seherkunst, und diese irrt wohl nicht,
Des Herzens stumme Rhetorik, die aus den Augen spricht,
Mir richtig deutete, versank Navarras Mut ...
PRINZESSIN.
In was?
BOYET.
Ei nun, wir Kenner betiteln's Liebesglut.
PRINZESSIN.
Eu'r Grund?
BOYET.
Zum Hofhalt seines Auges entflohn Gebärd' und Sinnen,
Und schauten durchs Verlangen aus dem Verstecke drinnen.
Sein Herz glich einem Agat, auf den Eu'r Bild gedrückt;
Stolz glüht' in seinem Auge, er trug Eu'r Siegel entzückt.
Die Zunge, ganz erzürnt, zu reden, statt zu sehn,
Sie