BOYET.
Navarra weiß von Eurer Hoheit Nähe,
Und er, samt den Genossen seines Eides,
Sie waren all' Euch zu empfahn bereit,
Bevor ich kam. So viel hab' ich gehört:
Er meint, Ihr solltet eh im Felde wohnen,
Als kämt Ihr zu belagern seinen Hof,
Eh' er Entbindung sucht von seinem Eid
Und Euch herbergt in seinem öden Hause.
Hier kommt Navarra.
Der König, Longaville, Biron und Dumain treten auf.
KÖNIG. Willkomm'n am Hof Navarras, schöne Fürstin!
PRINZESSIN. Schön geb' ich Euch zurück, und Willkommen hab' ich noch nicht. Das Gewölbe dieses Hofs ist zu hoch, um das Eure zu sein, und ein Willkommen auf offnem Felde zu niedrig, um mir zu geziemen.
KÖNIG. Ihr sollt willkommen sein an meinem Hof!
PRINZESSIN. Ich will's denn sein: geleitet mich dahin!
KÖNIG.
Hört mich nur an: bei Gott hab' ich geschworen, –
PRINZESSIN.
So helf' Euch Gott, denn Ihr habt falsch geschworen.
KÖNIG.
Nicht um die Welt mit meinem Willen, Fürstin!
PRINZESSIN.
Nun, Wille bricht ihn, Will', und anders nichts.
KÖNIG.
Eu'r Hoheit ist unwissend seines Inhalts.
PRINZESSIN.
Und wär't Ihr so, wär't Ihr unwissend weise,
Da Kenntnis jetzt Unwissenheit verrät.
Ich hör', mein Fürst verschwur es, Haus zu halten;
Todsünde ist's, den Eid zu halten, Fürst,
Und Sünde, ihn zu brechen.
Allein verzeiht! – Zu bald erschein' ich kühn:
Den Lehrer lehren wollen, ziemt mir schlecht.
Geruht zu lesen, weshalb ich gekommen,
Und schnelle Antwort gebt auf mein Gesuch!
KÖNIG.
Das will ich, wenn es kann so schnell geschehn.
PRINZESSIN.
Ihr tut's so schneller, daß ich nur mag gehn;
Mein Bleiben kann nicht mit dem Eid bestehn.
BIRON.
Tanzt' ich mit Euch nicht in Brabant einmal?
ROSALINE.
Tanzt' ich mit Euch nicht in Brabant einmal?
BIRON.
Ja, ganz gewiß.
ROSALINE.
Wie überflüssig dann
Die Frag' an mich! –
BIRON.
O seid doch nicht so rasch! –
ROSALINE.
Ihr habt mit solchem Fragen mich gespornt!
BIRON.
Eu'r Witz rennt allzuscharf, Ihr jagt ihn stumpf.
ROSALINE.
Nicht bis er ließ den Reiter in dem Sumpf.
BIRON.
Was hat die Uhr geschlagen?
ROSALINE.
Die Stunde, wo Narren fragen.
BIRON.
Beglückt solch Maskentragen! –
ROSALINE. Glück den Gesichtern drunter!
BIRON.
Gott send' Euch Freier munter! –
ROSALINE.
Amen, und beßre als Euch!
BIRON.
Dann geh' ich lieber gleich.
KÖNIG.
Prinzessin, Euer Vater nennt uns hier
Die Zahlung von einhunderttausend Kronen,
Was nur die Hälfte jener ganzen Summe,
So ihm mein Vater vorschoß für den Krieg.
Doch setzt, er oder ich – was nie geschah –
Empfing dies Geld, so bleibt doch unbezahlt
Einhunderttausend noch, wofür als Pfand
Ein Teil von Aquitanien mir haftet,
Obschon es nicht der Summe Wert beträgt.
Will denn Eu'r Vater uns zurückerstatten
Nur jene Hälfte, die uns noch gebührt,
So lassen wir ihm Aquitanien gern
Und bleiben Freund mit Seiner Majestät.
Doch dazu, scheint es, hat er wenig Lust;
Denn hier verlangt er wiederum die Zahlung
Der hunderttausend Kronen, und entsagt,
Nach Zahlung jener hunderttausend Kronen,
All seinem Recht auf Aquitaniens Herrschaft,
Das ich weit lieber aus den Händen gäbe,
Und nähme, was mein Vater vorgestreckt,
Als Aquitanien, so erschöpft es ist.
Wär' seine Fod'rung nicht so fern, o Fürstin,
Von billiger Willfahrung, – Eurer Schönheit
Willfahrte mehr, als billig, wohl mein Herz,
Daß Ihr vergnügt nach Frankreich wiederkehrtet.
PRINZESSIN.
Ihr tut dem König, meinem Vater, Unrecht,
Und Unrecht Eures Namens würd'gem Ruf,
Wenn Ihr beharrt, zu leugnen den Empfang
Von dem, was doch so treulich ward gezahlt.
KÖNIG.
Ich schwöre, daß ich nie davon gehört;
Beweist Ihr mir's, so zahl' ich Euch: wo nicht,
Ist Aquitanien Eu'r.
PRINZESSIN.
Es bleibt beim Wort.
Boyet, Ihr könnt die Quittungen ihm zeigen
Für jene Summe, von den Staatsbeamten
Karls, seines Vaters.
KÖNIG.
Stellt mich so zufrieden!
BOYET.
Erlaub' Eu'r Hoheit, das Paket blieb aus,
Das dies und andre Dokument' enthält:
Auf morgen wird Euch alles vorgelegt.
KÖNIG.
Der Augenschein, o Fürstin, soll genügen;
Ich will mich allen bill'gen Gründen fügen.