Des Giulio Riesenzwerg, Ritter Cupido,
Sonettenfürst, Herzog gekreuzter Arme,
Gesalbter König aller Ach und Oh,
Lehnherr der Tagedieb' und Mißvergnügten,
Monarch der Mieder, Schach der Hosenlätze,
Alleiniger Kaiser, großer Feldzeugmeister
Der Kirchenbüßer: – o mein kleines Herz!
Ich soll sein Adjutant sein, soll mich kleiden
In seine Farben wie ein Maientänzer?
Wie, was, ich lieb', ich werb', ich such' ein Weib? –
Ein Weib, das einer deutschen Schlaguhr gleicht,
Stets dran zu bessern, ewig aus den Fugen,
Die niemals recht geht, wie sie auch sich stellt,
Als wenn man stets sie stellt, damit sie recht geht?
Und was das Schlimmste, noch meineidig werden! –
Und just die Schlimmste lieben von den dreien! –
Ein bläßlich Ding mit einer samtnen Braue,
Mit zwei Pechkugeln im Gesicht statt Augen;
Und eine wahrlich, die die Tat wird tun,
Und wär' ein Argus ihr gesetzt zum Wächter!
Und, ach, um die nun seufzen, für sie wachen! –
Ich für sie beten? – Gut denn! 's ist 'ne Strafe,
Die Amor mir diktiert für das Verachten
Seiner allmächtig furchtbar kleinen Macht.
Nun wohl! So will
Ich lieben, schreiben, seufzen, ächzen, beten;
Der liebt das Fräulein, jener schwärmt für Greten.
Ab.
Dritter Aufzug
Erste Szene
Im Park.
Es treten auf die Prinzessin, Rosaline, Maria, Katharine, Boyet, Lords, Gefolge, ein Förster.
PRINZESSIN.
War das der König, der sein Pferd so scharf
Die jähe Höh' des Hügels spornt hinan? –
BOYET.
Ich weiß nicht, doch ich glaub', ein andrer war's.
PRINZESSIN.
Wer es auch sei, aufstrebend zeigt er sich.
Nun, heut, ihr Herrn, empfahn wir den Bescheid,
Und Samstag kehren wir nach Frankreich heim. –
Jetzt, lieber Förster, zeigt uns das Gehölz;
Wo stellt Ihr uns, daß wir den Mörder spielen?
FÖRSTER.
Hier in der Näh', am Saum des Unterholzes;
Der Stand ist gut, Ihr habt den schönsten Schuß.
PRINZESSIN.
Der Schönheit Preis! Die Schöne tut den Schuß,
Und drum mit Recht sprichst du vom schönsten Schuß.
FÖRSTER.
So, Gnäd'ge, hab' ich's nicht gemeint, verzeiht! –
PRINZESSIN.
Wie, hast du schon dein erstes Lob bereut? –
O kurzer Ruhm! Nicht schön? O Herzeleid! –
FÖRSTER.
Ja, Fürstin, schön! –
PRINZESSIN.
O laß die Schminke ruhn;
Wo Schönheit fehlt, ist Schmeicheln eitles Tun.
Hier, lieber Spiegel, für die Wahrheit nimm es,
Zu schöner Lohn als Zahlung für so Schlimmes!
FÖRSTER.
In Euch hat einzig Schönheit sich gebettet.
PRINZESSIN.
Seht, wie ein Goldstück meine Schönheit rettet!
O Schönheitsketzerei, der Zeiten wert;
Wenn sie nur schenkt, wird jede Hand verehrt.
Doch jetzt zur Jagd; wenn Sanftmut töten muß,
Schilt sie auf jeden gut gezielten Schuß;
So bleibt mein Ruf als Schützin unversehrt,
Denn, treff' ich nicht, hat Mitleid mir's gewehrt;
Treff' ich, wohlan, so muß der Tadel schweigen,
Ich tat es nur, euch meine Kunst zu zeigen.
Unleugbar ist's, und die Erfahrung lehrt,
Wie Ruhmsucht zum Verbrechen sich entehrt;
Um Lob und Preis, um nichtige Erscheinung,
Entsagen wir des Herzens beßrer Meinung:
Wie meine Hand um Lob zu töten denkt
Das arme Wild, das mich doch nie gekränkt.
BOYET.
Hat's auch der Ehrgeiz ihnen eingegeben,
Wenn böse Frau'n nach Eigenherrschaft streben
Als Herrn des Eheherrn? –
PRINZESSIN.
Ehrgeiz allein; und Ehr' und Preis gebührt
Jedweder Frau, die ihren Herrn regiert.
Schädel tritt auf.
PRINZESSIN. Hier kommt ein Bürger unsrer Republik.
SCHÄDEL. Schönen guten Abend! Um Vergebung, welches ist die Hauptdame? –
PRINZESSIN. Die kannst du an den übrigen erkennen, mein Freund, die ohne Haupt sind.
SCHÄDEL. Welches ist die größte Dame? Die höchste? –
PRINZESSIN. Die dickste und die längste.
SCHÄDEL.
Die dickste und die längste! Nun ja, was wahr, bleibt wahr.
Ließ' Eure Taille schmal und leicht sich wie mein Witz umfassen,
So möchte von den Fräulein hier Euch jeder Gürtel passen.
Seid Ihr nicht die Hauptdame? Die dickste seid Ihr gewiß!
PRINZESSIN.
Was wollt Ihr, Freund? Was wollt Ihr?
SCHÄDEL.
Dem Fräulein Rosaline schrieb diesen Brief Mylord Biron.
PRINZESSIN.
Geschwindden Brief, den Brief; den Schreiber kenn'ich schon.
Wart', Freund! – Boyet, ich