Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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anrufen?« versuchte Ingrid noch einmal, die Schauspielerin davon abzubringen, Christian überraschen zu wollen. »Vielleicht gibt’s da nicht mal einen Platz für uns, wo wir schlafen können.«

      »Ach was«, lachte Andrea. »Nun sei doch nicht so ängstlich. Irgendwo werden wir schon unterkommen. Im Heu zu schlafen, soll sehr romantisch sein.«

      Die blonde Sekretärin schüttelte sich bei dem Gedanken.

      Womöglich pikste das Zeugs überall, und bestimmt waren da auch noch Mäuse.

      Nein danke!

      Sie erreichten den Hof, der völlig im Dunkeln lag. Lediglich eine einsame Lampe brannte.

      »Jetzt sag’ bloß, da ist überhaupt keiner«, stieß Ingrid Petzold hervor.

      Andrea zuckte die Schultern und hielt vor dem Haus. Irgendwo bellte ein Hund, und dann ging drinnen das Licht an. Die Haustür wurde geöffnet.

      »Nanu, seid ihr schon zurück?« fragte eine Frauenstimme.

      »Guten Abend«, rief Andrea. »Entschuldigen Sie die späte Störung. Wir wollen zu Herrn Corbian. Christian Corbian.«

      Hanna Reidlinger hatte ein weiteres Licht eingeschaltet und schaute jetzt verwundert auf die beiden Frauen.

      »Der Christian ist gar net da«, sagte sie. »Der ist mit dem Bauern ins Dorf hinunter. Im Löwen ist doch Tanzabend.«

      Ingrid und Andrea sahen sich an, und dann lachte die Schauspielerin hell auf.

      »Da haben wir die Fahrt hierher ja ganz umsonst gemacht«, erwiderte sie mit amüsiertem Kopfschütteln.

      Sie sah die Magd an.

      »Wissen Sie, wir waren schon in dem Hotel und haben nach dem Weg gefragt. Hätten wir gewußt, daß Christian dort ist…«

      »Was machen wir denn jetzt?« fragte Ingrid.

      »Na, was schon? Zurückfahren natürlich. Oder glaubst du etwa, ich laß mir so einen Tanzabend entgehen?«

      Sie wandte sich wieder an Hanna.

      »Tut mir leid, daß wir Sie gestört haben.«

      »Macht ja nix«, zuckte die Magd die Schultern und überlegte dabei, woher ihr die junge Frau so bekannt vorkam.

      Erst als das Auto wieder vom Hof fuhr, dämmerte es ihr.

      Natürlich, Andrea Jorgensen! Oft genug hatte sie sie doch zusammen mit Christian auf Fotos gesehen.

      Und die war also hergekommen. Na, dann mußte ja wohl doch was an dem dran sein, was da immer über die beiden in der Zeitung stand.

      *

      Was soll ich tun? Aufstehen und fortlaufen?

      Dieser Gedanke durchzuckte die junge Frau, als sie Christian Corbian auf ihren Tisch zukommen sah. Doch noch ehe sie den Gedanken in die Tat umsetzen konnte, stand er vor ihr.

      »Guten Abend, Burgl«, begrüßte er sie. »Hast du Lust, mit mir zu tanzen?«

      Tobias Sonnenlechner legte demonstrativ seinen Arm um das Madel.

      »Die Burgl tanzt net«, sagte er grimmig, und seine Augen funkelten Christian an.

      »Meinst’ net, daß du ihr die Entscheidung überlassen solltest?« entgegnete der Schauspieler ruhig und hielt dem Blick des anderen stand.

      Die anderen Gäste am Tisch wurden natürlich aufmerksam. Gespannt warteten sie, wie sich die Sache entwickeln würde. Der Bauernsohn spürte, wie die Eifersucht in ihm aufstieg. Er rückte seinen Stuhl zurück und erhob sich.

      »Bist’ hergekommen und willst den großen Filmstar rauskehren, was?« fragte er provozierend.

      Dabei ballte er die Hände zu Fäusten. Schließlich mußte er sein Gesicht wahren und vor allem seinen Anspruch auf Burgl deutlich machen.

      Christian Corbian war immer noch die Ruhe selbst.

      »Ich denk’, Burgl ist alt genug, um selbst zu antworten«, meinte er und wandte sich der jungen Frau zu. »Möchtest du?«

      Sie nickte nur und wollte aufstehen, doch Tobias griff nach ihr und drückte sie zurück. Erst jetzt sahen die anderen seinen glasigen Blick. Er schien nicht nur wütend und eifersüchtig, er hatte offenbar auch schon tief ins Glas geschaut.

      »Sitzen bleibst’!« sagte er.

      Burgl schüttelte seine Hand ab und stieß sich hoch.

      »Sag’ mal, spinnst’ jetzt ganz und gar?« rief sie empört.

      Sie sah Christian an.

      »Entschuldige«, bat sie.

      Der Schauspieler schüttelte den Kopf.

      »Du mußt dich net entschuldigen.«

      Er wollte Burgls Hand nehmen, doch da warf sich Tobias auf ihn und drängte ihn zu Boden. Ein wildes Gerangel entstand, und wahrscheinlich wäre das alles in einer schlimmen Rauferei geendet, wenn Max Trenker nicht dazwischengegangen wäre.

      Der Bruder des Bergpfarrers war nach dem Abendessen im Pfarrhaus mit seiner Freundin Claudia Bachinger in den Löwen gekommen. Als Tobias Sonnenlechner sich auf Christian stürzte, war der Polizist gleich aufgesprungen und hinübergelaufen. Zwei, drei andere Gäste kamen ihm zur Hilfe. Aber so viele brauchte es auch, um den tobenden jungen Mann zu bändigen.

      »Für dich ist der Abend zu Ende«, sagte Max zu Tobias, und sein Ton ließ keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte. »Du kannst es dir aussuchen; entweder gehst nach Haus’ und schläfst deinen Rausch aus, oder du verbringst die Nacht im Polizeigewahrsam.«

      Tobias Sonnenlechner fluchte unterdrückt. Am liebsten wäre er wieder auf den Nebenbuhler losgegangen, doch dann siegte die Vernunft.

      »Ich bin schon friedlich«, sagte er zu Max.

      Der nickte zufrieden.

      »Prima. Aber bevor du gehst, gibst’ mir deine Autoschlüssel«, befahl der Polizist. »In dem Zustand kannst’ net mehr fahren. Und weil ich heut’ meinen gnädigen Tag hab’, darfst ihn dir morgen wieder abholen und mußt net bis Montag warten. Also, auf geht’s!«

      Mit eingezogenem Kopf verließ der Bauernsohn den Saal.

      Die Kapelle spielte weiter, und die Tanzwütigen strömten wieder auf das Parkett.

      Burgl hatte unterdessen den Staub von Christians Jacke geklopft.

      »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich nochmals.

      »Schon gut«, lächelte er. »Du kannst ja nix dafür. Und wenn ich gewußt hätt’, daß dein Verlobter so eifersüchtig ist, hätt’ ich dich natürlich net aufgefordert, ohne ihn vorher zu fragen.«

      »Der Tobias ist net mein Verlobter«, protestierte die Bauerstochter. »Er ist net einmal mein Freund.«

      Der Schauspieler machte große Augen.

      »Ach so, und ich hab’ gedacht…«

      Er lächelte sie wieder an.

      »Jetzt entschuldige ich mich«, sagte er. »Auch dafür, daß ich jetzt eigentlich gar keine rechte Lust mehr zum Tanzen hab’. Aber ich würd’ mich gern ein bissel mit dir unterhalten, wenn du magst. Neulich, das war…, na ja, ich glaub, ich hab’ mich da ein bissel blöd angestellt.«

      Jetzt lächelte Burgl auch.

      »Gehen wir doch nach draußen«, schlug sie vor.

      Er nickte zustimmend. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Ein paar Gäste, denen es drinnen zu warm geworden war, spazierten auf der Straße. Christian und Burgl gingen ein Stück weiter, bis sie ungestört waren.

      »Eigentlich wollt’ ich dir soviel sagen«, begann der Schauspieler. »Und jetzt weiß ich gar net, wo ich anfangen soll…«

      Burgl Oberhofer