Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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komm erstmal ’rein«, sagte Sebastian Trenker und zog ihn in den Flur.

      *

      »Geh’ zur Burgl und sag’ ihr, daß du sie liebst.«

      Das war der Rat, den Pfarrer Trenker ihm gegeben hatte.

      Über eine Stunde war Christian im Pfarrhaus gewesen und hatte mit dem Geistlichen gesprochen. Danach ging der Schauspieler zum Hotel zurück und holte seinen Vater ab. Auf der Fahrt nach Corbianshof dachte er noch einmal über das Gespräch nach.

      Pfarrer Trenker hatte, da seine Haushälterin schon schlafen gegangen war, selbst Kaffee gekocht. Und dann saßen sie im Wohnzimmer, und Christian berichtete von den Ereignissen des Abends.

      »Sie hatten neulich schon so eine Andeutung gemacht«, sagte er. »Wegen der Burgl, und warum sie alle Burschen abblitzen läßt.«

      Er zuckte die Schultern.

      »Ich hab’ mir nix weiter dabei gedacht. Aber als wir heut’ abend zusammenstanden und sie mir gesagt hat, wie sehr sie mich damals liebte, da wurd’ mir mit einem Mal klar, daß sich bis heut’ nix geändert hat. Und dann wußt’ ich plötzlich auch, warum ich mich nie hab’ binden wollen. Tief in mir mußte wohl immer noch die Liebe zu Burgl stecken. Vielleicht hab’ ich’s nur vergessen, über all dem Erfolg, den ich gehabt hab’.«

      »Na ja, soweit wär’ ja auch alles in Ordnung gewesen zwischen euch beiden, wenn net plötzlich die Frau Jorgensen aufgetaucht wär’«, nickte Sebastian. »So, wie’s ausschaut, empfindet sie für dich mehr, als du ihr an Gefühlen entgegenbringen konntest.«

      »Ich hab’s nie bemerkt, wie ernst es ihr ist. Sonst hätt’ ich’s net so weit kommen lassen.«

      »Wie auch immer. Wenn du dich mit der Burgl ausgesprochen hast und ihr beide euch einig seid, wirst du um ein Gespräch mit der Andrea net herumkommen.«

      »Ich weiß«, antwortete Christian. »Ich will net denselben Fehler zweimal machen. Damals, als ich fort bin, hab’ ich mich schon darum gedrückt. Aber da war ich auch so mit meinen eig’nen Problemen beschäftigt, daß ich an nix and’res hab’ denken können.«

      »Das ist verständlich, und ich bin sicher, daß die Burgl dir das verzeiht. Dazu liebt sie dich auch viel zusehr.«

      Der Bergpfarrer schenkte Kaffee nach.

      »Aber mal etwas and’res; dein Vater braucht immer noch deine Hilfe«, fuhr er fort. »Wirst du deinen Aufenthalt hier verlängern können?«

      Der junge Schauspieler nickte.

      »Ja, Hochwürden. Ich hab’ darüber nachgedacht. Ich weiß, daß Vater ohne mich net weiterkommt. Irgendwie muß es mir gelingen, die Schauspielerei und die Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen. Wissen Sie, ich bin net arm, und einen Teil des Geldes werd’ ich in den Hof investieren. Dazu gehört auch, daß mehr Arbeitskräfte eingestellt werden. Mindestens eine Magd und noch ein Knecht, damit auch Hanna und Josef entlastet werden. Wenn ich dann hin und wieder eine Filmrolle annehm’, müßte es eigentlich geh’n.«

      Der gute Hirte von St. Johann nickte zufrieden.

      »Ich seh’, du hast dir wirklich Gedanken über deine Zukunft und die des Hofes gemacht, und darüber freu’ ich mich. Wann immer du dabei Unterstützung brauchst, werd’ ich zur Stelle sein. Aber was du bei all deinen Überlegungen net außer acht lassen darfst, ist die Tatsache, daß der Hof auch eine Bäuerin braucht, und da wär’ die Burgl doch am geeignetsten…«

      Christian Corbian lächelte.

      »Ja, Hochwürden, das war mir nie so klar wie heut’. Ich hoff’ nur, daß sie meinen Antrag annimmt.«

      »Dann geh’ zu ihr und sag’, daß du sie liebst.«

      Diese Worte hallten noch nach, als Christian am nächsten Morgen auf den Bauernhof der Familie Oberhofer fuhr. Es war die Zeit zwischen Frühstück und Kirchgang, aber er hatte nicht mehr abwarten wollen. Seine Knie zitterten ein wenig, als er ausstieg und an die Tür klopfte.

      Hans Oberhofer selbst öffnete.

      »Grüß Gott«, sagte der Schauspieler und reichte dem Bauern die Hand, die dieser geflissentlich übersah. »Ich hätt’ gern die Burgl gesprochen…«

      »Ich glaub’ nicht, daß sie mit Ihnen reden will, Herr Corbian«, kam die Antwort zurück.

      Christian schaut verblüfft und zog die Hand zurück.

      »Warum sind S’ denn so förmlich?« fragte er. »Früher haben S’ mich doch gedutzt.«

      Burgls Vater sah ihn an.

      »Früher, das war auch was and’res.«

      Christian holte tief Luft.

      »Also bitte, kann ich sie jetzt sprechen?«

      Hans Oberhofer schüttelte unerbittlich den Kopf.

      »Lassen S’ das Madel in Ruh’«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Stürzen Sie’s net noch mehr ins Unglück.«

      Der junge Mann senkte den Kopf.

      Hier hatte es wohl keinen Zweck. Der sture Bauer würde ihn bestimmt nicht mit Burgl reden lassen. Daß sie es von sich aus nicht wollte, glaubte er nicht.

      Allerdings hatte er auch keine Ahnung, was sich in der Nacht zuvor noch ereignet hatte…

      *

      Wie betäubt hatte sich Burgl durch die Leute gedrängt. Auf dem Saal blickte sie weder nach rechts, noch nach links, als sie an den Tisch ging, um ihre Tasche zu holen. Franzi fiel auf, wie merkwürdig sich die Freundin benahm.

      »Burgl, was hast du?« fragte sie. »Ist was net in Ordnung?«

      Die Bauerstochter unterdrückte die aufsteigenden Tränen und schüttelte nur stumm den Kopf. Die Tasche in der Hand lief sie wieder hinaus. Ohne sich um die Gäste zu kümmern, die sie ansprachen, lief sie die Straße hinunter, aus dem Ort hinaus.

      Für einen winzigen Augenblick schien an diesem Abend das Glück zurückgekehrt zu sein. Als Christian sie küßte, war Burgl am Ziel ihrer Träume angelangt. Unzählige Male hatte sie sich diesen Moment genauso vorgestellt. Das Wiedersehen mit ihm, und daß ihrer beider Liebe wieder aufblühte. Vergessen waren all die Geschichten, die sie über Christian und seine angebliche Geliebte in den Klatschspalten der Regenbogenpresse gelesen hatte. Jetzt zählte nur noch, daß sie wieder zusammen waren.

      Doch als Andrea Jorgensen aus dem Auto stieg, da zerplatzte dieser Traum wie eine Seifenblase. Burgl konnte im Nachhinein die Gefühle nicht mehr beschreiben, die sie empfand, als die Augen der Schauspielerin sie musterten.

      Abschätzend und vorwurfsvoll zugleich.

      Du willst mir den Mann fortnehmen, bedeutete dieser Blick.

      Die junge Frau blieb stehen. Stockfinster und kühl war es geworden. Als Tobias sie von zu Hause abholte, hatte sie nur eine dünne Jacke übergezogen. Jetzt fröstelte sie darin. Vielleicht lag es an der Kälte, vielleicht aber auch an der Enttäuschung, die sie empfand.

      Bis zum Hof war es noch eine gute halbe Stunde zu laufen. Burgl fürchtete sich nicht, doch hätte sie viel darum gegeben, jetzt nicht zu Fuß unterwegs sein zu müssen. Nachdem sie ein gutes Stück weitergegangen war, horchte sie plötzlich auf. Ein Auto schien über die Bergstraße zu kommen und in ihre Richtung zu fahren. Im nächsten Moment sah sie auch schon die Scheinwerfer und tat an den Seitenrand.

      Der Wagen hielt. Er kam Burgl bekannt vor. Sie hatte ihn heute abend schon einmal gesehen und wollte jetzt schnell weitergehen. Doch da wurde die Tür geöffnet.

      »Warten Sie«, rief Andrea Jorgensen. »Bleiben Sie doch stehen.«

      Sie verharrte, und die Schauspielerin kam im Licht des Scheinwerfers auf sie zu.

      Nachdem sie mit Christian gesprochen hatte und wieder eingestiegen war, fuhr Andrea mit hoher Geschwindigkeit aus dem