Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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nachdem er jahrelang in Südamerika missioniert hatte. Als Markus Bruckner bei ihm anfragte, was er denn wohl mit dem Grundstück anfangen wolle, das genau an der Grenze zu St. Johann lag und Eigentum der Kirche war, hatte Blasius Eggensteiner zunächst gar nicht gewußt, wovon die Rede war. Erst nach und nach erfuhr er von der Weide, welche die Frau Steinhäuser der Kirche vermacht hatte.

      Nachdem er sich eingehend darüber informiert hatte, war es zu einem ersten, ernsthaften Gespräch über den Grundstücksverkauf im Rathaus von St. Johann gekommen.

      Leider war dieses Treffen dem dortigen Amtsbruder nicht verborgen geblieben. Pfarrer Eggensteiner kannte Sebastian Trenker von gemeinsamen Jahren auf dem Priesterseminar, und man konnte nicht behaupten, daß die beiden Männer sich mochten. Der ehrgeizige Eggensteiner hatte mehr als einmal versucht, dem jungen Trenker etwas in die Schuhe zu schieben, was er selber verbockt hatte, oder ihn auf die eine oder andere Art bei den Professoren anzuschwärzen. Doch jedesmal war der Schuß nach hinten losgegangen.

      Eigentlich wußte er gar nicht zu sagen, woher diese Antipathie stammte, aber aus irgendwelchen Gründen geriet er immer wieder mit Pfarrer Trenker aneinander.

      Und jetzt waren sie auch noch Seelsorger zweier Nachbargemeinden!

      Von Markus Bruckner hatte Blasius Eggensteiner den Rat erhalten, von dem geplanten Geschäft seinem Amtsbruder gegenüber nichts verlauten zu lassen. Der sei ein altmodisch denkender, verbohrter Mensch, der sich jedem Fortschritt in den Weg stellte.

      Nun hatte er an sich auch gar keinen Grund, mit dem ›Bergpfarrer‹, wie er genannt wurde – auch etwas, das Blasius gegen den Strich ging – darüber zu reden. Andererseits hatte er bei Sebastian Trenker auch wieder etwas gutzumachen, war er doch mit seiner Behauptung, Trenker habe einen unehelichen Sohn mit seiner früheren Geliebten, beim Bischof sehr über die Stränge geschlagen. Und das war auch der Grund, warum der Geistliche von St. Anna im Moment nicht so gerne Bischof Meerbauer einen Besuch abstatten wollte.

      Er trank seinen Kaffee aus. Als er nachschenken wollte, stellte er fest, daß seine Haushälterin nur eine Tasse für ihn gekocht hatte…, typisch.

      Kopfschüttelnd ging er wieder in sein Arbeitszimmer. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und überlegte, was Bürgermeister Bruckner wohl verbarg.

      Sowohl vor seinem eigenen Pfarrer als auch vor ihm…

      *

      Das Summen des Handys riß ihn aus seinen Gedanken. Christian schaute auf das Display, es war Jens Petzold, der anrief.

      Fluch oder Segen der Technik, je nachdem, wie man es betrachtet, dachte der Schauspieler und nahm das Gespräch entgegen. Meistens war sein Mobiltelefon ausgeschaltet.

      »Himmel noch mal, wo steckst du denn?« fragte sein Manager ungehalten. »Ihr seid doch längst fertig mit dem Dreh!«

      »Sicher sind wir das«, antwortete Christian. »Ich weiß bloß net, warum du dich so aufregst. Wir waren doch erst in der übernächsten Woche verabredet…«

      »Ja, wegen der Vertragsunterzeichnung. Aber deswegen rufe ich dich auch gar nicht an. Andrea löchert mich schon den halben Tag, weil sie dich nicht erreichen kann.«

      Ach du Schreck, durchfuhr es Christian. Die Freundin und Kollegin hatte er inzwischen ganz vergessen…

      Während der Dreharbeiten lag das Handy meistens in seiner Garderobe. Heute mittag hatte er es eingesteckt, ohne es einzuschalten. Das war erst geschehen, als er sich zu diesem Spaziergang aufgemacht hatte.

      »Andrea sitzt jetzt in einer Fernsehaufzeichnung, deshalb kann sie dich nicht anrufen«, erklärte Jens Petzold. »Aber alle naselang ruft ihre Sekretärin an und fragt, ob ich etwas von dir gehört hätte. Also, wo treibst du dich herum?«

      »Ich bin in St. Johann«, antwortete der Schauspieler.

      Er konnte sich deutlich vorstellen, wie sein Manager nach Luft schnappte.

      »Du bist nach Hause gefahren?«

      Als Jens Petzold ihn vor ein paar Tagen unter seine Fittiche nahm, hatte Christian erstmals einem damals noch Fremden von seiner Heimat, dem Hof und dem Vater erzählt. Jens war einer der wenigen Menschen, die seine Geschichte kannten.

      »Hast du dich mit deinem Vater ausgesöhnt?« fragte er.

      »Nein. Bis jetzt hab’ ich ihn noch gar net gesehen«, antwortete der junge Bursche.

      Dann erzählte er mit wenigen Worten von dem überraschenden Besuch Pfarrer Trenkers am Drehort in Prien.

      »Ich mußte einfach herfahren«, stellte er klar, »und sehen, daß es mit meinem Vater und mir wieder in Ordnung kommt.«

      »Natürlich, das verstehe ich«, stimmte der Manager zu. »Aber was soll ich denn sagen, wenn Andrea sich wieder meldet?«

      »Ich rufe sie nachher selber an oder ihre Sekretärin. Weißt du zufällig, wie lang’ sie beschäftigt ist?«

      »Bis zum späten Abend wird’s wohl dauern. Eine von diesen Talkshows, die am Tage aufgezeichnet und kurz vor Mitternacht gesendet werden.«

      »Gut, dann rufe ich Ingrid an.«

      Ingrid Fahrenholz war Andreas Sekretärin.

      »Vergiß es aber um Himmels willen nicht«, mahnte Jens ihn. »Die Dame macht mir sonst die Hölle heiß.«

      »Na ja, das wird sie jetzt mir machen«, antwortete Christian. »Vor allem, wenn sie erfährt, daß aus unserem Kurzurlaub nix wird.«

      »Na, dann viel Glück«, wünschte sein Manager. »Und wir sehen uns in München zur Vertragsunterzeichnung?«

      »Auf jeden Fall.«

      Der Schauspieler beendete das Gespräch und schaute auf die Uhr.

      Vielleicht sollte ich bis nach dem Abendessen mit dem Anruf warten, überlegte er.

      Dann stand er von der Bank auf und schlenderte ins Dorf zurück. Immer noch waren die Straßen von Touristen bevölkert, unter die sich inzwischen aber auch Einheimische gemischt hatten. Es war Feierabend. Nicht wenige machten ein paar letzte Einkäufe. Andere, Männer vor allem, strebten dem Wirtshaus entgegen, zum Abendschoppen.

      Ja, Andrea wird bestimmt verärgert sein, dachte Christian. Aber sie muß verstehen, daß die Sache mit Vater wichtiger ist als ein paar Tage am Strand, wo man eh net seine Ruhe hat.

      Er wunderte sich gerade, daß ihn noch niemand erkannte – die Sonnenbrille hatte er inzwischen abgenommen – als er plötzlich doch angesprochen wurde. Vor ihm stand eine junge Frau, die in ungläubig ansah.

      »Christian…? Bist du’s wirklich?«

      »Franzi«, lachte er, als er sie erkannte. »Ja, du siehst richtig.«

      Er reichte ihr die Hand.

      »Grüß dich. Wie geht’s dir denn?«

      »Danke, gut«, nickte die junge Frau, die sichtlich erfreut war, daß er sich noch an sie erinnerte. »Und selbst? Bist’ auf Urlaub hier?«

      Sie waren an die Seite gegangen. Der Schauspieler zuckte die Schultern.

      »Urlaub würd’ ich’s net nennen«, erwiderte er. »Pfarrer Trenker hat mich gebeten herzukommen. Dem Vater geht’s net besonders.«

      Franziska Hochthaler nickte. Sie wußte natürlich von dem tragischen Unfall des Corbianbauern.

      »Und…?«

      Die Frage blieb unausgesprochen, aber Christian wußte, was sie meinte. Franzi war Burgls beste Freundin, seit sie zusammen die Schulbank gedrückt hatten.

      »Du meinst, ob ich sie wiederseh’? Vielleicht. Es ist ja viel Zeit vergangen. Aber wahrscheinlich ist Burgl immer noch bös’ auf mich.«

      Die junge Frau schüttelte den Kopf.

      »Ganz gewiß net«, widersprach sie. »Im Gegenteil, Burgl hat dir längst verziehen. Ich bin sicher, sie wird sich freuen,