Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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schlagen.

      Viel zu rasch gelangten sie auf dem Corbianshof an. Der Schauspieler öffnete die Wagentür und wurde, kaum daß er ausgestiegen war, von einem schwarzen Bündel angesprungen und beinahe zu Boden geworfen.

      »Rex! Du alter Lümmel!« rief er überrascht und fuhr dem Hund, der vor Freude kaum zu bändigen war, durch das Fell. »Ja, bist du denn immer noch ein so Braver wie früher?«

      Unwillkürlich traten ihm Tränen in die Augen, und Christian mußte wieder daran denken, wie er oft früher mit dem Hofhund losgezogen war.

      Im Haus war man auf den Lärm aufmerksam geworden. Die Tür wurde geöffnet, und die alte Magd trat heraus.

      »Was ist denn mit dem Hund los?« rief sie und legte die Hand an die Stirn, um besser sehen zu können. »Kann net mal jemand das Viech zur Ruhe bringen? Wer ist denn da überhaupt?«

      »Ja, sag mal, Hanna, kennst mich denn net mehr?« rief Christian zurück und breitete die Arme aus. »Komm an mein Herz und laß dich drücken. Schmeckt dein Apfelkuchen immer noch so gut wie früher?«

      Die alte Magd riß vor Erstaunen den Mund auf.

      »Christian? Das darf doch net wahr sein!«

      »Doch, es ist’s«, lachte er und trat auf sie zu.

      Überschwenglich riß er Hanna Reidlinger in seine Arme und wirbelte sie herum.

      »Laß mich aus«, kreischte sie vergnügt. »Bist’ narrisch g’worden über deine Filmerei?«

      »Nein«, schüttelte er den Kopf und setzte sie wieder ab. »Nur glücklich, wieder daheim zu sein.«

      *

      Hanna sah ihn prüfend an und nickte.

      »Gut schaust’ aus.«

      Christian lächelte.

      »Du aber auch«, sagte er und schaute sich um. »Wo ist denn Vater?«

      Der kam im selben Moment aus der Scheune. Zusammen mit Josef Machner war er dabeigewesen, den Traktor zu reparieren. Im offenen Tor blieb er stehen und schaute herüber. Hanna Reidlinger blickte von einem zum anderen.

      »Jetzt sag’ bloß, du hast es gewußt«, rief sie zu Vinzenz Corbian hinüber. »Und nix gesagt!«

      Sebastian Trenker trat hinzu.

      »Komm«, sagte er zu der Magd, »lassen wir die beiden erstmal allein.«

      In der Scheune arbeitete immer noch der Knecht, der keine Ahnung hatte, was draußen vor sich ging. Als der Lärm hörbar wurde, hatte der Bauer nur kurz gemeint, er würde nachschauen gehen.

      Allerdings hatte er geahnt, daß Christian gekommen war. Jetzt standen sich Vater und Sohn gegenüber und blickten sich verlegen in die Augen. Es dauerte eine Weile, ehe sie einen Schritt aufeinander zumachten, erst zögernd, dann schneller, und schließlich lagen sie sich in den Armen.

      »Vater…«

      Christian stieß einen gequälten Laut aus.

      Der Corbianbauer verbarg seine Tränen nicht.

      »Es ist gut, daß du da bist«, sagte er mit belegter Stimme. »Es ist wirklich gut.«

      »Ja, Vater«, nickte der Sohn und versuchte seine aufsteigende Rührung zu verbergen.

      Doch dann durchfuhr ihn ein Ruck.

      Nein, dachte er, jetzt bist’ kein Schauspieler, jetzt mußt’ dich net verstellen. Und dann brachen auch ihm die Tränen heraus.

      Stumm standen sie da, umarmten sich, und erst nach einer Weile konnten sie sich lösen.

      »Wie geht’s dir, Vater?« fragte Christian. »Hochwürden hat mir von deinem Unfall erzählt. Hast du noch immer starke Schmerzen?«

      Vinzenz Corbian machte eine fortwischende Handbewegung.

      »Hin und wieder«, antwortete er. »Aber das ist jetzt egal. Du bist wieder da, Christian, und das allein zählt.«

      Er blickte seinen Sohn an.

      »Bist ein berühmter Mann geworden«, sagte er. »Ich muß mich wohl an den Gedanken gewöhnen, daß du niemals ein Bauer sein wirst.«

      Der Schauspieler zuckte die Schultern.

      »In meinem Beruf muß man vieles können«, meinte er. »Und jetzt werd’ ich eben für einige Zeit auf dem Hof arbeiten. Ich hoff’ jedenfalls, daß ich’s net verlernt hab’.«

      »Für einige Zeit?« fragte der Bauer. »Wie lang’ kannst’ denn bleiben?«

      »Ein, zwei Wochen«, sagte Christian. »Dann muß ich erstmal nach München, einen Vertrag für einen neuen Film unterschreiben. Wir werden sehen, was dann ist. Jetzt bin ich ja erstmal da.«

      Inzwischen fragte sich Josef Machner, wo der Bauer wohl abgeblieben war, und kam selbst nachschauen. Wie zuvor die Magd riß auch er ungläubig die Augen auf, als er den Heimgekehrten erkannte.

      Christian begrüßte ihn ebenso herzlich.

      »Gut geht’s«, nickte der Knecht auf die Frage. »Und jetzt wird wohl wieder alles ins Lot kommen.«

      Drinnen hatte Hanna rasch Kaffee gekocht und Kuchen angeschnitten. Zwar war es erst Vormittag, doch zu diesem Anlaß, fand sie, mußte etwas Ordentliches auf den Tisch.

      Sebastian Trenker hatte den Tisch gedeckt, und nun saßen sie alle drumherum, und die Küche schwirrte nur so von den Stimmen.

      »Gleich morgen fahr’ ich mit dem Sepp aufs Feld«, erklärte Christian.

      Der Knecht nickte schmunzelnd.

      »Hoffentlich kannst’ es noch«, meinte er.

      Christian hatte bei ihm das Traktorfahren gelernt.

      »Und dann müssen wir besprechen, was noch alles erledigt werden muß«, fuhr der Bauernsohn fort. »Wie ich gehört hab’, ist ja einiges liegengeblieben.«

      »Vor allem muß dein Vater zum Doktor«, sagte Hanna Reidlinger. »Auch wenn er sich mit Händen und Füßen wehrt.«

      »Ist ja schon gut«, brummte der Bauer gutmütig. »Ich werd’ gleich morgen ins Dorf fahren.«

      Sebastian lächelte. Es schien, als sei der Alte in den wenigen Minuten, die sein Sohn wieder auf dem Hof war, ein ganz anderer geworden.

      »Also, hier scheint ja alles in Ordnung zu sein«, sagte der Bergpfarrer. »Mich müßt ihr jetzt entschuldigen. Bestimmt habt ihr euch noch viel zu erzählen, und auf mich wartet noch einige Arbeit. Wenn es doch noch irgendwelche Probleme geben sollte, dann wißt ihr, daß ihr jederzeit zu mir kommen könnt.«

      Zufrieden verabschiedete er sich und fuhr nach St. Johann zurück. Wie es schien, war es ihm gelungen, auf dem Corbianhof Frieden zu stiften. Darüber freute er sich sehr. Indes ahnte er nicht, daß diese Freude schon sehr bald durch ein einziges Telefonat getrübt werden sollte…

      *

      »Der Sekretär von Bischof Meerbauer hat schon zweimal angerufen.«

      Mit diesen Worten empfing Sophie Tappert den Geistlichen, als er im Pfarrhaus ankam.

      »Ich hab’ noch versucht, Sie auf dem Corbianshof zu erreichen, aber da waren S’ schon fort. Seine Exzellenz wollt’ Sie unbedingt sprechen.«

      Sebastian runzelte die Stirn. Er hatte erst vor ein paar Tagen den Bischof besucht.

      Was mochte geschehen sein, daß der ihn jetzt unbedingt sprechen mußte?

      Er ging in sein Arbeitszimmer und griff zum Telefon.

      »Pfarrer Trenker, endlich!« hörte er die Stimme des Sekretärs, nachdem er sich gemeldet hatte. »Warten Sie, ich verbinde.«

      Es knackte in der Leitung, und dann übernahm Ottfried Meerbauer das Gespräch.

      »Grüß