Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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sagte der junge Arzt überrascht. »Ein Notfall?«

      »Nein, nein«, schüttelte Sebastian den Kopf. »Jedenfalls net, was mich betrifft. Ich bin nur hergekommen, weil du heut’ morgen zu der Frau Erbling gerufen worden bist.«

      »Richtig«, nickte Toni Wiesinger. »Allerdings war’s falscher Alarm. Aber kommen S’ doch herein, ich erzähl’ Ihnen die ganze Geschichte.«

      *

      Maria Erbling war am vergangenen Wochenende auf der Geburtstagsfeier ihrer besten Freundin, Therese Keunhofer, gewesen. Sie hatte gut gegessen, Torte und Cremeschnitte, und auch das eine oder andere Gläschen Eierlikör nicht verschmäht. Therese hatte sich wirklich nicht lumpen lassen und auch noch ein opulentes Abendessen aufgetischt. Schon in der darauffolgenden Nacht hatte Maria unter Bauchweh und Übelkeit zu leiden gehabt, und als die Schmerzen auch am Morgen nicht verschwanden, zu einem Kräutertee gegriffen, den Alois Brandhuber ihr mal verkauft hatte.

      Indes schienen die Schmerzen davon noch ärger zu werden, und so hatte Maria schließlich den Arzt zu Hilfe gerufen.

      »Ich hab’ ihr ein Abführmittel verabreicht«, schmunzelte Toni Wiesinger. »Inzwischen dürfte es ihr schon wieder besser gehen.«

      »Aber klüger wird sie davon net geworden sein«, seufzte Sebastian Trenker.

      Er stand auf und reichte dem Arzt die Hand.

      »Unter diesen Umständen kann ich wohl darauf verzichten, ihr einen Krankenbesuch zu machen«, meinte er. »Jedenfalls vielen Dank, daß du mir das alles erzählt hast. Ich werd’ wohl am Sonntag mal wieder in meiner Predigt darauf hinweisen müssen, daß das Zeug vom Brandhuber nix taugt. Höchstens dazu, ihm die Taschen zu füllen.«

      Er verabschiedete sich und trug dem jungen Arzt noch einen Gruß an dessen Frau auf.

      Am frühen Abend fuhr er dann noch einmal zum Pahlingerhof hinauf.

      Erstaunt, aber auch erfreut, stellte Sebastian fest, daß der junge Bauer schon fleißig gewesen war. Die verkohlten Bretter der Scheune lagen ordentlich aufgestapelt auf der Seite, ring herum hatte Wolfgang aufgeräumt, so daß man wieder einen Fuß vor den anderen setzen konnte, ohne über irgendwelches Zeug zu stolpern. Selbst drinnen im Bauernhaus herrschte eine Ordnung, wie schon lange nicht mehr. Als der Bergpfarrer eintrat, war Wolfgang Pahlinger gerade dabei, das schmutzige Geschirr in der Küche abzuwaschen.

      »Das lob’ ich mir«, nickte Sebastian anerkennend.

      Der Bauer wischte sich die Hand an einem Tuch trocken und zuckte verlegen die Schultern.

      »Ich hab’ mir Ihre Worte zu Herzen genommen«, antwortete er.

      »Das ist schön, und ich hab’ eine gute Nachricht für dich. Morgen früh fahren wir in die Stadt, zur Privatbank Bruckner. Ich kenn’ den Inhaber persönlich, und er ist bereit, sich deine Unterlagen anzuschauen. Also, Kopf hoch, es schaut gar net so schlecht aus.«

      Wolfgang schluckte vor Aufregung.

      »Glauben S’ das wirklich?« fragte er.

      »Ja, das glaub’ ich. Du mußt morgen alle deine Unterlagen zusammen haben, damit der Herr Bruckner sich einen Überblick machen kann. Wenn’s so kommt, wie ich’s mir vorstell’, dann gewährt er dir ein großzügiges Darlehen. Aber dann kommt’s auf dich an. Das Geld wird deine Schulden decken, und es wird noch soviel übrig bleiben, daß du neu anfangen kannst.«

      Er machte eine umgreifende Handbewegung.

      »Hier drinnen ist ja noch alles in Ordnung. Aber eine neue Scheune muß her, Kühe natürlich. Und Saatgut und Futter muß gekauft werden. Wie schaut’s eigentlich auf den Feldern aus?«

      Wolfgangs Gesicht war ihm Antwort genug.

      »Also net so rosig. Die Maschinen: Traktor, Mähdrescher und so weiter?«

      »Die sind in Ordnung, müssen nur überholt werden«, antwortete der Bauer.

      Es war ein glücklicher Umstand gewesen, daß sich der Traktor in der Brandnacht gar nicht auf dem Hof befunden hatte. Er stand bei einem Nachbarn, der ihn sich für den kommenden Tag ausleihen wollte. Den Mähdrescher hatte Wolfgang in letzter Minute aus der Scheune fahren können, bevor das brennende Dach in sich zusammenfiel.

      »Gut«, nickte Sebastian Trenker. »Dann bleibt die Frage, was mit dir und Kathrin ist…«

      Wolfgangs Miene versteinerte.

      »Sie war also hier«, stellte der Geistliche fest.

      Der Bauer nickte.

      »Und du hast sie wieder fortgeschickt.«

      »Was soll sie denn hier?« fragte Wolfgang und hob hilflos die Hände. »Es wird nie wieder so wie früher zwischen uns sein. Ihr Vater ist ohnehin immer dagegen gewesen.«

      »Auf den Sonnenleitner kommt’s net an«, entgegnete Sebastian. »Was ihr beide wollt, das ist wichtig. Schließlich liebst du die Tochter und net den Vater!«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Na ja, vielleicht ist’s im Moment ja net so wichtig«, setzte er hinzu. »Eins nach dem anderen. Erst wollen wir das finanzielle Problem lösen, dann sehen wir weiter.«

      In der Tür drehte er sich noch einmal um.

      »Es ist aber wirklich schön, wie du dich hier ins Zeug legst«, sagte er lächelnd. »Bis morgen früh dann also.«

      Später am Abend wählte er die Nummer des Sonnenleitnerhofes. Erleichtert hörte er, daß es Kathrin selbst war, die abhob.

      »Ich war vorhin beim Wolfgang«, sagte er. »Morgen früh fahren wir in die Stadt. Es gibt eine große Chance, daß er das benötigte Geld bekommt, und dann wird alles wieder gut.«

      »Das freut mich für Wolfgang«, antwortete Kathrin. »Allerdings wird zwischen ihm und mir nix wieder gut. Jedenfalls schaut’s im Moment net so aus. Ich war heut’ nachmittag bei ihm. Er hat mich wieder fortgeschickt, wollt’ nix von meiner Hilfe wissen.«

      »Ich weiß«, entgegnete Sebastian. »Aber laß ihm ein bissel Zeit. Es war ein schlimmer Tag für ihn, und er muß erst zur Ruhe kommen. Morgen schaut die Welt schon wieder anders aus.«

      »Vielen Dank für Ihren Anruf, Hochwürden«, sagte Kathrin. »Ich freu’ mich jedenfalls, daß Wolfgang Ihre Hilfe net ablehnt.«

      *

      Beim Abendessen saßen Hubert Sonnenleitner und seine Familie in der Küche am Tisch. Natürlich war auch Maria Wegener dabei. Es gab frisches Brot und Butter, beides auf dem Hof hergestellt, dazu kernigen Räucherschinken und Bergkäse. Ein großer Teil der zum Hof gehörenden Kühe stand beinahe das ganze Jahr über auf den Almen, und die Senner, die die Tiere hüteten und versorgten, verstanden sich darauf, einen leckeren Käse herzustellen.

      Hubert Sonnenleitner war etwas über sechzig. Man sah ihm an, daß er gut und gerne aß, und sein grauer Schnauzer zuckte, wenn er lachte.

      Doch an diesem Abend hatte der Bauer nichts zu lachen gehabt. Die Eröffnung seiner Tochter eben verschlug ihm die Sprache.

      »Ich möcht’ eine Weile fortgehen«, hatte Kathrin gesagt.

      So ganz nebenbei, während sie Butter auf eine Brotscheibe strich, als wenn sie über das Wetter sprechen würde.

      »Es ist im Moment net viel Arbeit auf dem Hof, und die Ria kommt allein zurecht«, fügte sie noch hinzu.

      Ihr Vater schaute sie erstaunt an.

      »Willst’ in Urlaub fahren, oder was?« fragte er.

      Kathrin schüttelte den Kopf.

      »Ganz im Gegenteil«, antwortete sie. »Arbeiten will ich.«

      Hubert Sonnenleitner verstand nicht, worauf seine Tochter hinauswollte.

      »Also, das mußt schon ein bissel näher erklären.«

      »Ich