Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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muß ein Arzt entscheiden, ob ich wieder arbeitsfähig bin oder net.«

      »Das ist doch schon mal gut«, meinte der Geistliche.

      »Dann haben S’ zumindest solang’ auch Versicherungsschutz und müssen die Arztkosten net allein’ tragen.«

      Er schaute auf die Uhr.

      »Die Frau Tappert wird inzwischen Ihr Zimmer hergerichtet haben«, sagte er. »Ich hol’ jetzt Ihre Sachen aus dem Hotel, und dann können S’ sich einrichten. Gern’ würd’ ich nachher noch mit Ihnen weiterreden, um zu sehen, wie ich Ihnen helfen kann.«

      Anja nickte zustimmend. Sie atmete tief ein.

      »Ich kann Ihnen gar net sagen, wie dankbar ich Ihnen für Ihre Hilfe bin«, erklärte sie.

      »Und ich bin froh, daß das Schicksal Sie ausgerechnet hierher geschickt hat«, erwiderte der Bergpfarrer.

      Die junge Frau nickte.

      »Ja, es muß wirklich ein Wink des Schicksals sein.«

      *

      »Grüß Gott und herzlich willkommen in der Pension Stubler«, begrüßte Ria den jungen Mann.

      Florian erwiderte den Gruß.

      »Herrliches Wetter haben S’ hier«, stellte er fest. »Als ich am Morgen in München losgefahren bin, hat’s tatsächlich angefangen zu regnen.«

      »Ja, ich denk’ oft, wir werden hier von der Sonne verwöhnt«, lachte die Wirtin, gab dann aber zu bedenken, daß es in den Bergen nicht ungewöhnlich war, wenn das Wetter manchmal rasch wechselte.

      Sie erklärte, von wann bis wann es Frühstück gäbe und klärte ihn über die Besonderheiten auf, für den Fall, daß er eine Bergtour plane.

      »Ich richt’ Ihnen dann auch gern’ eine Brotzeit her – falls Sie net mit unserem Bergpfarrer aufsteigen.«

      »Bergpfarrer?« fragte Florian. »Sprechen S’ vielleicht von Pfarrer Trenker? Ich hab’ gar net gewußt, daß er so genannt wird.«

      Ria schmunzelte.

      »Natürlich net offiziell«, erwiderte sie. »Aber Hochwürden hat diesen Spitznamen bekommen, weil er sich droben in den Bergen so gut auskennt. Er wandert für sein Leben gern’ und früher hat er sogar als Bergführer gearbeitet.«

      »Scheint mir ein interessanter Mann zu sein«, meinte Florian.

      »Das ist er gewiß«, nickte die Wirtin nachdrücklich.

      »Allerdings hatte ich gedacht, daß Sie ihn kennen würden, als Sie so gezielt nach ihm gefragt haben.«

      »Net persönlich«, stellte er klar. »Es ist nur so, daß ich zum einen ein Anliegen an ihn hab’, zum anderen soll ich ihm Grüße von einem gemeinsamen Bekannten ausrichten.«

      Ria nickte verstehend und händigte ihm den Schlüssel aus.

      »Lassen S’ nur«, winkte der Fotograf ab, als sie ihn nach oben begleiten wollte. Ich find’ das Zimmer sicher.«

      »Gleich das erste links. Einen schönen Aufenthalt.«

      »Danke schön«, nickte er und ging die Treppe hinauf.

      Das Zimmer entsprach seinen Vorstellungen. Es war geräumig, hatte ein eigenes Bad und einen Balkon, der allerdings mit dem Nachbarzimmer geteilt werden mußte, wie Florian feststellte. Die Möbel aus Holz strahlten eine rustikale Gemütlichkeit aus.

      Florian packte seine Reisetasche aus und schaute auf die Uhr. Gerade Mittagszeit. Hunger hatte er allerdings nicht, höchstens Lust auf einen Kaffee. Außerdem hatte er sich vorgenommen, so bald als möglich mit dem Geistlichen zu sprechen und um die Erlaubnis zu bitten, in der Kirche fotografieren zu dürfen. Diese Angelegenheit wollte er nicht auf die lange Bank schieben, damit er, wenn sie erledigt war, den Kopf für den Urlaub frei hatte.

      Am besten erledige ich das gleich, überlegte er, während er die Pension verließ und einen ersten Spaziergang machte.

      Der Ort hatte ihm auf Anhieb gefallen, und die Prospekte hatten nicht zuviel versprochen. Es waren die Häuser, mit ihren typischen Lüftlmalereien, die das Bild bestimmten, und sofort erwachte in Florian Mahler wieder der Fotograf. Er sah mit Kennerblick viele reizende Motive, die lohnten im Bild festgehalten zu werden.

      Auch die Kirche versprach ein lohnendes Ziel zu sein. Schon von außen machte sie einen vielversprechenden Eindruck, und erst recht verschlug es ihm den Atem, als er die Tür öffnete und eintrat.

      Blau, Rot und Gold waren die vorherrschenden Farben, in denen das Gotteshaus geschmückt war. Die kunstvoll gestalteten Fensterbilder zeigten Szene aus der Bibel, die Orgel war imposant, und die vielen geschnitzten Heiligenfiguren, die bestimmt mehrere hundert Jahre alt waren, zeugten von der Frömmigkeit der Herrgottschnitzer.

      Florian schaute sich ausgiebig um und bewunderte auch das große Gemälde neben der Tür zur Sakristei. Im Laufe der Arbeiten an dem Bildband hatten er und Christoph zahlreiche Kirchen von innen gesehen und in ihnen fotografiert. Viele waren darunter gewesen, die zu besuchen sich lohnte, doch dieses Gotteshaus war ein einzigartiges Schmuckstück, und in Gedanken bedankte sich Florian Mahler bei Professor Bernhard für diesen Tip. Das Buch wäre unvollständig, ohne dieses Kleinod!

      Was ihn auf den zweiten Grund für seinen Besuch brachte. Der Fotograf hatte nicht damit gerechnet, Pfarrer Trenker jetzt und hier anzutreffen. Gewiß hatte der Geistliche noch andere Dinge zu tun, als sich ständig in seiner Kirche aufzuhalten. Aber vielleicht traf er ihn im Pfarrhaus an oder er konnte sich dort einen Termin für ein Gespräch geben lassen.

      Nach einem letzten Blick verließ er die Kirche wieder und ging zum Pfarrhaus hinüber.

      Florian wollte gerade die Klingel drücken, als sich die Tür öffnete, und eine junge Frau heraustrat. Sie hatte den Kopf gewendet und sagte etwas zu jemandem, im innern des Pfarrhauses. Deshalb bemerkte sie den Besucher nicht, der nicht schnell genug zurückwich, und stieß mit ihm zusammen.

      »Oh, entschuldigen S’«, sagte Anja Weilander hastig. »Ich hab’ Sie gar net gesehen.«

      »Net nötig«, gab er charmant zurück. »Es war mindestens genausoviel meine Schuld.«

      Die junge Frau lief rot an und Florian fragte sich, ob er der Grund dafür war.

      Gleichzeitig wunderte er sich, so eine attraktive Frau aus dem Haus eines katholischen Geistlichen kommen zu sehen, schalt sich aber gleich darauf einen Dummkopf.

      Warum sollte sie den Pfarrer nicht besuchen!

      Das alles spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab, und drinnen war jemand auf den Zusammenprall aufmerksam geworden. Ein großer schlanker Mann, mit einem braungebrannten Gesicht trat heraus, der Florian Mahler noch mehr in Erstaunen versetzte, als die junge Frau es getan hatte; denn dieser Mann trug einen Priesterkragen.

      Dabei schaute er wie alles andere aus, aber nicht wie ein Landpfarrer. Da hätte es sich bei ihm schon eher um einen Sportler oder Schauspieler handeln können.

      *

      »Grüß Gott«, nickte der Mann ihm zu. »Wollten S’ zu mir?«

      »Wenn Sie Pfarrer Trenker sind, dann ja«, nickte der Fotograf und reichte ihm die Hand. »Florian Mahler.«

      »Sebastian Trenker.«

      Anja Weilander hatte danebengestanden und den jungen Mann immer wieder angesehen.

      »Ich geh’ dann jetzt«, sagte sie an Sebastian gewandt. »Sonst komm’ ich noch zu spät.«

      »Bis nachher, Anja«, rief der Geistliche ihr nach. »Und grüßen S’ den Doktor von mir.«

      »Ist sie krank?« fragte Florian, der ihr unwillkürlich nachgesehen hatte.

      Er faßte sich an den Kopf.

      »Entschuldigen S’«, bat er, »das geht mich ja gar nix an.«

      Er