Nicht selber, was ich tun und lassen soll? Ha! (Ab.)
Gremio.
Geh du nur zu des Teufels Großmutter!
Deine Talente sind so herrlich, daß keiner dich hier zu halten begehrt! – Unser beider Liebe ist nicht so groß, Hortensio, daß wir ihretwegen nicht stehn und auf unsre Nägel blasen und passen könnten. Unser Kuchen ist noch zäh auf beiden Seiten. Lebt wohl, aber aus Liebe zu meiner holden Bianka will ich doch, wenn ich's irgendwo vermag, einen geschickten Mann finden, der ihr Unterricht erteilen kann, in dem was sie erfreut, und ihn zu ihrem Vater senden.
Hortensio.
Das will ich auch, Signor Gremio. Aber noch ein Wort, ich bitte Euch! Obgleich unsre Mißhelligkeit bisher keine Verabredung unter uns gestattet hat, so laßt uns jetzt nach besserm Rat bedenken, daß uns beiden daran gelegen sei (damit wir wieder Zutritt zu unserer schönen Gebieterin erhalten und glückliche Nebenbuhler in Biankas Liebe werden können) vornehmlich eine Sache zu betreiben und zustande zu bringen.
Gremio.
Welche wäre das, ich bitte Euch?
Hortensio.
Ei nun, ihrer Schwester einen Mann zu schaffen.
Gremio.
Einen Mann? Einen Teufel!
Hortensio.
Ich sage einen Mann.
Gremio.
Ich sage einen Teufel. Meinst du denn, Hortensio, daß, obgleich ihr Vater sehr reich ist, jemand so verrückt sein sollte, die Hölle zu heiraten?
Hortensio.
Geht doch, Gremio! Wenn es gleich Eure und meine Geduld übersteigt, ihr lautes Toben zu ertragen, so gibt's doch gutgesinnte Leute, liebster Freund (wenn sie nur zu finden wären), die sie mit allen ihren Fehlern und dem Gelde obendrein wohl nehmen würden.
Gremio.
Das mag sein, aber ich nähme ebenso gern ihre Aussteuer mit der Bedingung, alle Morgen am Pranger gestäupt zu werden.
Hortensio.
Ja, wie Ihr sagt; unter faulen Äpfeln gibt's nicht viel Wahl. Aber wohlan, da dieser Querstrich uns zu Freunden gemacht, so laßt uns auch so lange freundschaftlich zusammenhalten, bis wir Baptistas ältester Tochter zu einem Mann verholfen, und dadurch die jüngste für einen Mann frei gemacht haben; und dann wieder frisch daran! – Liebste Bianka! Wer das Glück hat, führt die Braut heim, wer am schnellsten reitet, sticht den Ring. Was meint Ihr, Signor Gremio?
Gremio.
Ich bin's zufrieden, und ich wollte, ich hätte dem schon das beste Pferd in Padua geschenkt, um damit auf die Freite zu reiten, der sie tüchtig frein, nehmen und zähmen wollte, und das Haus von ihr befreien. Kommt, laßt uns gehen. (Gremio und Hortensio ab.)
Tranio.
Ich bitt' Euch, sagt mir, Herr, ist es denn möglich?
Kann so geschwind die Lieb' in Bande schlagen?
Lucentio.
O Tranio, bis ich's an mir selbst erfahren,
Hielt ich es nie für möglich, noch zu glauben.
Doch sieh, weil ich hier müßig stand und schaute,
Fand ich die Kraft der Lieb' im Müßiggang.
Und nun gesteh' ich's ehrlich offen dir,
Der du verschwiegen mir und teuer bist,
(Wie Anna war der Königin Karthagos)
Tranio! ich schmacht', ich brenn', ich sterbe, Tranio,
Wird nicht das sanfte Kind mir anvermählt.
Rate mir, Tranio! denn ich weiß, du kannst es.
Hilf mir, Tranio! denn ich weiß, du willst es.
Tranio.
Mein junger Herr, jetzt ist nicht Zeit zu schelten,
Verliebte Neigung schmält man nicht hinweg,
Hat Lieb' Euch unterjocht, so steht es so:
Redime te captum quam queas minimoKauf dich los so billig wie möglich. Aus Terenz' »Eunuch«..
Lucentio.
Hab Dank, mein Bursch; nur weiter; dies vergnügt;
Trost sprichst du mir, ersprießlich ist dein Rat.
Tranio.
Ihr war't im Anschaun so verloren, Herr,
Und habt wohl kaum das Wichtigste bemerkt?
Lucentio.
O ja! Ich sah von holdem Liebreiz strahlen
Ihr Antlitz, wie Agenors Tochter einst,
Als Jupiter, gezähmt von ihrer Hand,
Mit seinen Knien küßte Kretas Strand.
Tranio.
Bemerktet Ihr nur das? Nicht, wie die Schwester
Zu schmähn begann und solchen Sturm erregte,
Daß kaum ein menschlich Ohr den Lärm ertrug?
Lucentio.
Ich sah sie öffnen die Korallenlippen,
Und wie ihr Hauch die Luft umher durchwürzte.
Lieblich und süß war alles, was ich sah.
Tranio.
Ei, nun wird's Zeit, ihn aus dem Traum zu schütteln.
Erwacht doch, Herr! Wenn Ihr das Mädchen liebt,
So denkt sie zu gewinnen. Also steht's:
Die ältste Schwester ist so bös und wild,
Daß, bis der Vater sie hat losgeschlagen,
Eu'r Liebchen unvermählt zu Hause bleibt.
Und darum hat er eng sie eingesperrt,
Damit kein Freier sie beläst'gen soll.
Lucentio.
Ach, Tranio! Wie so grausam ist der Vater!
Doch, hast du nicht gemerkt, wie er gesonnen,
Ihr hochverständ'ge Lehrer zuzuführen?
Tranio.
Das hört' ich, Herr, und fertig ist mein Plan.
Lucentio.
Tranio, nun hab' ich's!
Tranio.
Lieber Herr, halbpart!
Denn unsre List, merk' ich, beut sich die Hand.
Lucentio.
Sag deine erst.
Tranio.
Ihr wollt Hauslehrer sein
Und Euch zum Unterricht der Liebsten melden;
War es nicht so?
Lucentio.
So war's. Und geht es an?
Tranio.
Unmöglich geht's. Wer sollte denn, statt Eurer,
Vicentios Sohn vorstellen hier in Padua?
Haushalten, Studien treiben, Freunde sehn,
Die Landsmannschaft besuchen und traktieren?
Lucentio.
Basta! Sei still, mein Plan ist ganz geschlossen.
Man hat in keinem Haus uns noch gesehn,
Und niemand unterscheidet am Gesicht,
Wer Herr, wer Diener ist; und daraus folgt,
Du sollst an meiner Statt als Herr gebieten,