Zerritzt die Beine, daß man schwört, sie blute,
Und bei dem Anblick traurig wein' Apollo.
So meisterlich gemalt sind Blut und Tränen.
Lord.
Du bist ein Lord, nichts anders, als ein Lord,
Und ein Gemahl besitzest du, weit schöner
Als irgendein' in dieser dürft'gen Zeit.
Erster Diener.
Und eh die Tränen, die für dich vergossen,
Voll Neid ihr lieblich Antlitz überströmt,
War sie das reizendste Geschöpf der Welt,
Und jetzt noch steht sie keiner andern nach.
Schlau.
Bin ich ein Lord? und hab' ich solche Frau?
Träum' ich? sagt, oder träumte mir bis jetzt?
Ich schlafe nicht, ich seh', ich hör', ich spreche,
Ich rieche Duft, ich fühle weiches Lager.
Bei meiner Seel', ich bin ein Lord, wahrhaftig,
Kein Kesselflicker, noch Christoffer Schlau.
Wohlan, so bringt mir meine Frau vor Augen,
Und nochmals: einen Krug vom dünnsten Bier!
Zweiter Diener.
Will Eu'r Erhabenheit die Hände waschen?
(Die Diener reichen ihm Becken, Kanne und Tuch.)
Wir sind beglückt, daß Ihr zurecht Euch fandet;
O daß Ihr endlich einseht, wer Ihr seid!
Seit fünfzehn Jahren war't Ihr wie im Traum,
Und wachtet Ihr, so war's, als ob Ihr schlieft.
Schlau.
Seit fünfzehn Jahren! Blitz, ein hübsches Schläfchen!
Sprach ich denn gar nichts in der ganzen Zeit?
Erster Diener.
O ja, Mylord, doch lauter unnütz Zeug
Denn lagt Ihr gleich in diesem schönen Zimmer,
Sagtet Ihr doch, man werf' Euch aus der Tür.
Dann schaltet' Ihr die Wirtin aus und drohtet,
Sie beim Gerichtstag nächstens zu verklagen,
Weil sie Steinkrüge gab statt richt'gen Maßes.
Dann wieder rieft Ihr nach Cäcilie Hacket.
Schlau.
Ja ja, der Wirtin Tochter in der Schenke.
Dritter Diener.
Ei Herr, Ihr kennt solch Haus nicht und solch Mädchen,
Noch solche Leute, als Ihr hergezählt.
Auch all die Männer, die Ihr nanntet, nicht,
Als Stephan Schlau, Hans Knopf den alten Dicken,
Und Peter Torf und Heinrich Pimpernell,
Und zwanzig solcher Namen noch und Leute,
Die niemals lebten und die niemand kennt.
Schlau.
Nun, Gott sei Dank für unsere Beßrung!
Alle.
Amen!
Schlau.
Ich danke dir, 's soll nicht dein Schade sein.
Der Page kommt, wie eine Dame gekleidet, mit Gefolge.
Page.
Wie geht es meinem Herrn?
Schlau.
Ei nun, recht wohl, hier gibt's genug zu essen.
Wo ist mein Weib?
Page.
Hier, edler Herr; was wolltest du von ihr?
Schlau.
Seid Ihr mein Weib und nennt mich nicht mein Mann?
Herr heiß' ich fürs Gesind', ich bin Eu'r Alter.
Page.
Mein Gatte und mein Herr, mein Herr und Gatte,
Schlau.
Nun ja, ich weiß. Wie heißt sie denn?
Lord.
Madam.
Schlau.
Was! Madam Else? oder Madam Hanne?
Lord.
Madam schlichtweg, so nennen Lords die Ladys.
Schlau.
Nun Madam Frau, man sagt, ich schlief und träumte
Schon an die fünfzehn Jahre wohl und länger.
Page.
Ja, und die Zeit bedünkte mich wie dreißig,
Weil ich so lang getrennt von deinem Bett.
Schlau.
's ist viel! – Leute, laßt mich und sie allein. –
Madam, zieht Euch nur aus und kommt zu Bett.
Page.
Dreimal erhabner Lord, ich muß Euch flehn,
Geduldet Euch nur wen'ge Nächte noch,
Wo nicht, nur bis die Sonne unterging,
Denn Eure Ärzte haben streng verordnet,
(In Furcht, Eu'r altes Übel kehre wieder)
Daß ich mich noch von Eurem Bett entferne.
So steht die Sache, drum entschuldigt mich.
Schlau.
I nun ja, wenn's so steht, ist's aber doch schwer, so lange zu warten. Aber es sollte mich freilich verdrießen, wenn ich wieder in meine Träume verfiele, darum will ich warten, was auch Fleisch und Blut dazu sagen mögen.
Ein Diener kommt.
Diener.
Eu'r Herrlichkeit Schauspieler sind bereit,
Weil Ihr gesund, ein lustig Stück zu spielen,
Denn also halten's Eure Ärzte dienlich,
Weil zu viel Trübsinn Euer Blut verdickt,
Und Traurigkeit des Wahnsinns Amme ist.
Deshalb schien's ihnen gut, Ihr säht dies Spiel,
Und lenket Euren Sinn auf muntern Scherz;
Dadurch wird Leid verbannt, verlängt das Leben.
Schlau.
Zum Henker, das soll geschehn. Ist es nicht so eine Komodität, eine Christmarktstanzerei; oder eine Luftspringergeschichte?
Page.
Nein, Herr, dies Zeug gefällt Euch wohl noch besser.
Schlau.
Was? Ist es Tischzeug?
Page.
's ist 'ne Art Historie.
Schlau.
Nun, wir wollen's ansehn. Komm, Madam Frau, setz dich neben mich und laß der Welt ihren Lauf; wir werden niemals wieder jünger.
Englisch
ERSTER AUFZUG