KALLIOPE. Arthur Gordon Wolf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arthur Gordon Wolf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351776
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rel="nofollow" href="#udd407814-f5fd-53af-94df-df7bb7dc51cc">Kapitel 40

       Der Autor

       Danksagung

       LUZIFER Verlag

      HINWEIS

      Ich habe mir – was die Örtlichkeiten rund um Wuppertal und Düsseldorf betrifft – einige Freiheiten genommen. Während manche Schauplätze möglichst genau dargestellt wurden, zuweilen vielleicht mit winzigen Änderungen versehen, sind andere hingegen frei erfunden. Der in der Region kundige Leser wird bestimmt schnell erkennen, was in welchem Fall zutreffend ist.

      Die Handlung und alle Personen sind natürlich ebenfalls frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden und realen Personen wäre rein zufällig.

      Kapitel 1

      Grelle Lichter. Ein endlos pulsierendes Band jagte ihr entgegen. Stechend, aggressiv, unerbittlich.

      Begleitet wurden die Lichter von dem stetig an- und abschwellenden Dröhnen unzähliger Motoren.

      Nora kniff die Augen zusammen, um die Straße vor sich besser erkennen zu können. Wann war es eigentlich dunkel geworden? Nervös fuhr sie sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel. Die Sicht verbesserte sich dadurch jedoch überhaupt nicht.

      Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie lange sie nun schon diese gewundene Küstenstraße entlangfuhr. Zwei Stunden? Drei?

      'Verdammt!', dachte sie. 'Die Zeit ist mir vollkommen entglitten.' Sie seufzte. 'Wie so vieles andere in meinem so erbärmlichen Leben auch.

      An der nächsten Ausfahrt setzte sie spontan den Blinker, denn sie brauchte dringend etwas Abwechslung. Und deutlich weniger Gegenverkehr.

      Die Ortsnamen auf den Schildern sagten ihr überhaupt nichts. Sie wusste nicht einmal, in welchem Bundesstaat sie sich gerade befand. Hatte sie die Grenze von Kalifornien vielleicht schon längst hinter sich gelassen? Sie entschied sich nun für eine Strecke in nördlicher Richtung.

      Die Straße führte in langen Serpentinen hinauf in die Berge. Dahinter erstreckte sich eine Hochebene aus staubigen Feldern und Weiden. Nirgendwo zeigte sich der Umriss eines Hauses. Im Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht konnte sie nicht einmal Unterstände für Vieh erkennen. Die windschiefen Pfähle der Stacheldrahtzäune waren der einzige Hinweis auf menschliche Besiedlung.

      Einen Vorteil hatte die Einöde allerdings: Die schmerzenden Gegenlichter waren fast vollkommen verschwunden. Nur ganz selten kam ihr einmal ein Wagen entgegen. Meist handelte es sich dabei um verbeulte Pick-ups mit Holz oder Maschinenteilen auf der Ladefläche. Ansonsten war es um sie herum so dunkel, dass sie sogar einige Sterne durch die Windschutzscheibe hindurch funkeln sehen konnte.

      Nora atmete tief durch. Sie spürte, wie mit jedem Kilometer ein Teil der Anspannung von ihr abfiel. Die Einsamkeit umhüllte sie wie ein schützender Mantel.

      Die Straße überquerte einen unbeschrankten Bahnübergang und folgte von nun an der etwas höher gelegenen Trasse in östlicher Richtung.

      'Wahrscheinlich längst stillgelegt', dachte Nora. Die Gegend sah nicht gerade danach aus, als ob hier ein großer Bedarf an Personen- oder Gütertransporten bestünde.

      Sie wollte gerade damit beginnen, über ihre nächsten Schritte nachzugrübeln, als sie die Lichter im Rückspiegel bemerkte. Die Scheinwerfer eines Autos!

      Da Nora auf den lang gezogenen Strecken bislang nichts aufgefallen war, musste der Wagen deutlich schneller als ihr alter Pontiac fahren. Oder war er aus einem Seitenweg an der Bahnüberquerung gekommen? Vergeblich bemühte sie sich, das Bild des Übergangs erneut vor ihrem geistigen Auge wachzurufen. 'Hatte es nicht eine schmale Schotterpiste oberhalb der Gleise gegeben?'

      Die Lichter im Rückspiegel wurden nun größer. Sie fingen langsam an, sie zu blenden. Nora kippte den Spiegel in die Anti-Blend-Stellung und presste ihren Rücken fester gegen den Sitz. Gleichzeitig drückte sie das Gaspedal weiter durch. Der V6-Motor des 1987er Bonneville hustete leicht, gehorchte dann aber ihrem Befehl. Für einige Zeit verschwanden die fremden Scheinwerfer in einer Wolke aus aufgewirbeltem Staub.

      Warum ließ sie den Kerl hinter sich, der es scheinbar so eilig hatte, nicht einfach überholen? Wahrscheinlich war es nur ein Farmer, der den Zaun seiner Weide repariert hatte. Ein staubiger müder Mann, der sich nach Heim und Frau zurücksehnte.

      'Und wenn nicht?', schoss es ihr durch den Kopf. 'Was, wenn der Wagen ihr schon die ganze Zeit über gefolgt war und erst jetzt seine Scheinwerfer eingeschaltet hatte? Auf der Interstate war der Verkehr viel zu dicht gewesen; einen möglichen Verfolger hätte sie dort niemals bemerkt. Was, wenn sich der Wagen schon seit San Diego an ihre Fersen geheftet hatte? Konnte es sein, dass ihre Flucht nur eine Farce gewesen war? Ein taktischer Schachzug, bei dem ihr der Gegner einfach nur jede Menge Leine gab?'

      Der Gedanke traf sie wie ein Faustschlag in die Magengrube. Spielten sie nur ein abgekartetes Spiel mit ihr?

      Sie trat das Gaspedal bis zum Boden durch.

      'Dann wollen wir doch mal sehen, wie lang eure verdammte Leine ist! Kommt doch und holt mich!'

      Die Tachonadel zuckte über die Hundert hinweg. Kleinere Schlaglöcher ließen den Wagen nun gefährlich nahe an den unbefestigten Seitenstreifen springen. Noras Griff um das Lenkrad wurde fester. Sie musste sich unglaublich konzentrieren; bei zu starkem Gegenlenken würde der Bonneville schnell ins Schleudern geraten können.

      Ihr Blick wanderte nun ständig zwischen Rückspiegel, Tacho und Straße hin und her. Wie es aussah, wurden die Lichter des Verfolgers nicht größer. Ein Grund zur Entwarnung bestand dennoch nicht, denn die beiden glühenden Punkte wurden auch nicht kleiner. Sie konnte es nicht fassen. Trotz des mörderischen Tempos hielt das fremde Auto einen gleichbleibenden Abstand zu ihr.

      Ein anderes Licht lenkte jetzt plötzlich ihre Aufmerksamkeit auf sich.

      „Verdammt!“ Ihr Schrei übertönte das Röhren des Motors.

      „VERDAMMT! VERDAMMT! VERDAMMT!!!“

      Wie lange brannte diese kleine rote Lampe schon? In den vergangenen Stunden war ihr einfach zu viel durch den Kopf gegangen; an so triviale Dinge wie Tanken hatte sie natürlich nicht gedacht.

      Unsinnigerweise tippte sie mit dem Finger gegen die Tankuhr. Der Zeiger blieb unbeweglich auf dem großen 'E' liegen.

      'Na, wunderbar!'

      Für wie lange würde der Sprit wohl noch reichen? Sie starrte angestrengt nach draußen, doch außer kargen Weiden und knorrigen Kreosotbüschen konnte sie nichts erkennen.

      'Und wenn schon!', dachte sie. Augenblicklich hatte sie ganz andere Probleme. Denn selbst wenn direkt vor ihr ein riesiges EXXON-Schild aufgetaucht wäre, was hätte sie tun sollen? Anhalten und tanken? Sollte sie ihre freundlichen Verfolger vielleicht freundlich darum bitten, in der Zwischenzeit eine Zigarette zu rauchen? Na, vielen Dank auch!

      Nora blickte wieder in den Rückspiegel. Waren die Lichter nicht etwas größer geworden? Sie jagte jetzt mit hundertzehn Meilen durch die Einöde, aber das fremde Auto klebte trotzdem wie eine Klette an ihr. Frustriert schlug sie gegen das Lenkrad. Was sie jetzt dringend benötigte, war keine Tankstelle, sondern eine tiefe Höhle, in der sie sich mit ihrem Bonneville verkriechen konnte.

      'Wunderbares Timing, Cookie!', hörte sie im Geiste die Stimme ihres Vaters. 'Ohne Sprit mitten im Nirgendwo.' Wie immer hatte ihr alter Herr recht. Die größte Höhle im Umkreis von hundert Meilen dürfte der Bau eines Präriehundes sein.

      Nach einer Weile zweigte ein schmaler Schotterweg von der Hauptstraße ab. Im Licht der Scheinwerfer konnte Nora ein windschiefes Holzschild ausmachen. TUCKER hatte jemand mit ungelenken, weißen Pinselstrichen