Die Klinik am See Staffel 3 – Arztroman. Britta Winckler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Britta Winckler
Издательство: Bookwire
Серия: Die Klinik am See Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943011
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Besonderes daran entdecken. Die Reisenden stiegen aus, sahen sich um.

      »Ist etwas?«, fragte sie.

      »Der Busfahrer«, sagte Dr. Lindau.

      Jetzt sah auch Anja den Fahrer. Er stand neben dem Bus, schien Fragen zu beantworten. Sie fand nichts Außergewöhnliches an dem Mann. »Ich kenne ihn«, sagte da Dr. Lindau. »Er ist Herr Baldau.«

      »Der Mann einer Patientin von uns?«, fragte Anja. Sie konnte sich an den Namen nicht erinnern.

      »Nein! So viel ich weiß, gehört seinem Vater ein Busunternehmen in Rosenheim. Dass er als Chauffeur tätig ist, wusste ich nicht.« Er sah Anja an und begriff, dass sie ihm nicht folgen konnte. »Es war seine Frau, die ich von Lugano mitgenommen habe.«

      »Ja?« Mit einem Blick forderte Anja ihn auf weiterzuerzählen. Er hatte seine Reisebegleiterin nur kurz bei seiner Rückkehr erwähnt, dann nicht wieder.

      »Ach so, ja!« Dr. Lindau fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Das Ehepaar Baldau befand sich auf der Hochzeitsreise. Sie hatten erst wenige Tage vorher geheiratet, nur benahmen sie sich nicht so. Sie hatten Streit. Frau Baldau wollte nicht bleiben, und ihr Mann hielt sie nicht zurück.«

      »Streit kommt in den besten Familien vor«, stellte die Frauenärztin fest.

      »Schon, aber ich bin sicher, dass es sich um keinen gewöhnlichen Streit gehandelt hat.«

      »Hat sie dir nicht erzählt, warum sie ihren Mann verlassen hat?«

      »Sie wollte ihn nicht verlassen«, berichtigte Dr. Lindau.

      »Du hast also den Beichtvater gespielt?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Dr. Westphal blickte dabei auch bereits auf die Armbanduhr. Sie mussten zurück in die Klinik.

      »Nein, im Gegenteil! Sie war sehr zurückhaltend.« Er sah zu Moritz Baldau hin. Seine Fahrgäste hatten sich inzwischen zerstreut, er selbst war gerade dabei, den Bus abzuschließen.

      Erneut stellte Dr. Westphal fest, dass diese junge Frau den Chefarzt sehr beeindruckt haben musste. Da sagte dieser auch schon: »Ich wurde einfach nicht klug aus Frau Baldau. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ich hätte ihr gern geholfen.«

      »Das hast du doch«, wunderte sich Anja. »Du hast sie mit nach Deutschland genommen.«

      »Sie hätte genauso gut mit dem Zug fahren können. Sie wollte nur so rasch wie möglich weg, und so dachte sie nicht weiter darüber nach. Sie hatte ja auch von ihrem Mann noch Geld bekommen. So fuhr sie vom Bodensee aus mit dem Zug nach Rosenheim.« Dr. Lindaus Blick war noch immer auf Moritz Baldau geheftet. Dabei dachte er jedoch an dessen Frau. Sie war ihm wie ein verzweifeltes Kind erschienen. Er sah, dass Moritz Baldau über den Parkplatz ging und ein Restaurant betrat. Nun griff er nach Dr. Westphals Arm.

      »Entschuldige mich! Ich möchte mit Herrn Baldau sprechen.«

      »Die Mittagspause ist gleich zu Ende.«

      »Im Moment werde ich in der Klinik nicht gebraucht.« Dr. Lindau lächelte schwach. Es war selten, dass er Gefühlen nachgab. »Wenn trotzdem irgendetwas Dringendes vorliegen sollte, dann bist du ja da. Im Übrigen wird es auch nicht lange dauern. Ich möchte Herrn Baldau nur nach seiner Frau fragen.«

      Anja sah auf die Uhr. »Gut, für mich wird es dann Zeit!« Sie warf ihm einen forschenden Blick zu. Bisher hatte sie nicht gewusst, dass der Chefarzt neugierig war. Jedenfalls hatte er dies stets vor ihr verborgen gehalten. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte sie sich um.

      Dr. Lindau ging auf das Restaurant zu. Im Eingangsbereich zögerte er jedoch. Was wollte er Herrn Baldau fragen? Er kannte den Mann doch nicht, hatte nur wenige Worte mit ihm gewechselt. Einige Gäste kamen aus dem Lokal, da ging er weiter. Er betrat die Gaststube, sah sich um. Ein Kellner, der ihn kannte, kam sofort auf ihn zu.

      »Suchen Sie einen Platz, Herr Doktor? Wollen Sie speisen?«

      »Nein, danke! Ich habe bereits in der Klinik gegessen.« Dr. Lindau ließ seinen Blick erneut schweifen. »Ich suche nur jemanden. Ich sah ihn gerade vorhin das Restaurant betreten.«

      »Wenn ich helfen kann, Herr Doktor?«

      Dr. Lindau zweifelte daran. Er hatte Herrn Baldau noch nie hier gesehen, also dürfte dieser nicht zu den ständigen Gästen des Hauses gehören. »Danke«, sagte er daher. »Ich sehe mich selbst um.« Er ging einige Schritte den Mittelgang entlang, dann sah er Moritz Baldau. Dieser saß mit drei weiteren Gästen an einem Tisch und schien die Speisekarte zu studieren.

      Erneut zögerte Dr. Lindau. Er beobachtete Herrn Baldau, stellte fest, dass die Leute, die an seinem Tisch saßen, offensichtlich zu seiner Reisegruppe gehörten. Nun, er würde den Mann nicht lange stören. Mit diesem Vorsatz ging er auf den Tisch zu.

      »Guten Tag, Herr Baldau!«

      Der Angesprochene ließ die Speisekarte sinken. Er stutzte, dann kam ihm die Erinnerung. »Dr. Lindau, nicht wahr? Richtig, Ihre Frauenklinik liegt ja in Auefelden!«

      »Stimmt! Der Park der Klinik grenzt an den See. Ich habe Sie gesehen, und da dachte ich mir, ich erkundige mich nach Ihrer Frau. Wenn Sie ihr bitte Grüße von mir ausrichten wollen.«

      »Meiner Frau …, ja, ja, ihr geht es gut.« Moritz’ Miene wurde abweisend. Dr. Lindau bemerkte es. »Ich nehme an, dass Ihre Frau damals gut nach Hause gekommen ist. Ich möchte nicht länger stören.« Er wandte sich ab, doch Moritz ließ ihn nicht gehen.

      »Herr Doktor, haben Sie Zeit? Ich meine, darf ich Sie einladen? Wir könnten uns an einen anderen Tisch setzen. Mein Aufenthalt hier dauert noch genau eine Stunde, dann muss ich wieder am Bus sein.«

      »Ich habe bereits gegessen, aber einen Kaffee trinke ich gern.«

      Der Kellner, der an den Tisch getreten war, um die Bestellung aufzunehmen, meinte: »Der Ecktisch ist gerade frei geworden. Herr Doktor, Sie können sich dort hinsetzen.«

      »Ich komme gleich nach«, sagte Moritz Baldau. »Sie müssen wissen, ich fahre sonst nicht Bus. Ich bin nur für einen unserer Fahrer eingesprungen. Bitte, Herr Doktor, warten Sie aber wirklich! Jetzt, wo ich Sie getroffen habe, möchte ich Sie etwas fragen.«

      »Natürlich!« Wieder hatte Dr. Lindau das Gefühl, aus Herrn Baldau genauso wenig klug zu werden wie aus seiner Frau. Nachdenklich ging er zu dem Tisch hinüber, den ihm der Kellner genannt hatte.

      *

      Der Kellner notierte sich die Bestellung. Moritz Baldau fragte: »Herr Doktor, wollen Sie wirklich nur einen Kaffee?«

      »Ich habe bereits gegessen, und da ich wieder zurück in die Klinik muss, ist Kaffee das einzig Wahre.«

      »Ich hätte Sie gern zum Essen eingeladen, zu einem Glas Wein. Aber Sie haben recht, der Zeitpunkt dazu ist jetzt nicht günstig. In einer Stunde muss ich wieder hinter dem Steuer des Busses sitzen.« Moritz sah vom Chefarzt zu dem Kellner, der noch immer wartend vor dem Tisch stand. »Das wäre dann alles. Ich schließe mich dem Chefarzt an und nehme ebenfalls einen Kaffee.«

      Der Kellner entfernte sich. Moritz legte die Handflächen gegeneinander. »Es tut mir leid, Herr Doktor. Ich bin heute schon um fünf Uhr aufgestanden, habe nur eine Tasse Kaffee getrunken und ein kleines Stück Brot gegessen.« Er lächelte entschuldigend. »Meine Frau hätte mir schon Frühstück gemacht, aber das wollte ich nicht.«

      »Sie haben sich mit Ihrer Frau ausgesöhnt?«, fragte Dr. Lindau erfreut. Dann war seine Mission hier ja beendet. Beinahe hätte er auf die Uhr gesehen.

      »Das kann man eigentlich nicht sagen«, entgegnete da jedoch Moritz. Er senkte seinen Blick. »Ich verstehe meine Frau nicht mehr. Sie hat sich verändert. Sie ist so zurückhaltend.« Er zog die Luft ein. »Herr Doktor, was hat Sie Ihnen erzählt?«

      »Mir?« Dr. Lindau war verblüfft. Er hatte doch von Herrn Baldau etwas über die junge Frau erfahren wollen.

      Moritz wand sich nun sichtlich. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Zu Ihnen habe ich Vertrauen.« Er zog an seinen Fingern, dass es knackte,