Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannssprache. Gustav Goedel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gustav Goedel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Математика
Год издания: 0
isbn: 4064066116279
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nicht mehr Ladung im Allgemeinen, sondern nur Laderaum für die zum Schiffsgebrauch dienenden Kohlen bezeichnend. — Im Jahre 1898 tauchte plötzlich das Zeitwort „bunkern‟ auf. Irgend ein Seemanöverberichterstatter hatte sagen hören: „morgen füllen wir unser Bunker (mit Kohlen) auf,‟ und dachte, vielleicht weil ihm flunkern so geläufig war, diese Tätigkeit heiße seemännisch bunkern; war er aber seemännisch gebildet, und wußte daß das Wort bunkern gar kein Wort war, so mag er den Drang in sich gefühlt haben eine große Tat zu tun und setzte das geschmackvolle Wort als eigene Zeugung in die Welt. So ward denn mit einem Male in den verschiedensten Zeitungen bunkern den Nichtseeleuten als ein seemännisches Wort versetzt. Es scheint aber schon wieder im Verschwinden gepeilt werden zu können und wird hoffentlich bald wieder der Vergessenheit anheimgeben worden sein; man könnte sonst ebenso gut anstatt ernten auch scheuern, anstatt dreschen flegeln und anstatt schreiben federn sagen.

      Bunsch, der, = Bündel, von binden, vergl. v. Strombeck, Mar.-Rundschau 1899 p. 1127: „Nach dem Setzen (des Großsegels) die Läufer der Fallen und Taljen aufschließen (verdruckt für aufschießen), die Zeisinge in kleine Bunsche legen, die Bezüge klar zum Verstauen im Segelraum zusammenlegen.‟ Ein Wort das nur mundartlich vorkommt, und zwar in Niederdeutschland, ein Bunsch Garn, ein Bunsch Wolle; während man in Hochdeutschland Gebund sagt, ein Gebund Flachs etc. etc. Etwas zusammengebundenes oder wenigstens etwas das so zusammengelegt ist, daß es wie zusammengebunden aussieht.

      Büse, die, ein Schiff zum Heringsfang, Heringsbüse, stark gebaut, früher mit zwei Masten, jetzt nur mit einem. Mittelniederdeutsch buse, butze; „de Hollander, de do in der ze weren up den herynk vank wol mit dre hundert bussen, vif vredeschepen (Kriegsschiffe, Fischereischutz!) darbi.‟ (Lüb. Chronik). „Bertoldus Schulenberg recognouit, quod Nicolao Schulenberge pertineat in dimidio nauis secilicet butza de XVI lestis.‟ (Wismar 1329). Nach Diez kommt es aus dem Lateinischen, ist aber dann bereits sehr früh entlehnt, da es schon im Angelsächsischen bus hieß (in der Zusammensetzung bus-carlas Schiffskerle, Schiffsleute) Niederländisch buis; englisch buss, „a small vessel, from 50 to 70 tons burden, carrying two masts (also ungleich den Emder Heringsbüsen) and two sheds or cabins, one at each end, used in herring-fishing.‟ „Really the same word as box‟ fügt das Imperial Dictionary hinzu; kurz und bündig, ob aber ganz richtig? — Mittellateinisch bucia, buza, (während box damals buxis und poxis hieß, aus griechisch puxos, Buchs, Buchsbaum) provençalisch bus, altspanisch buzo, altfranzösisch busse, buse, buce.

      Buserun, der, eine Bramtuchjacke, vom Hals bis zu den Hüften reichend, beliebtes Kleidungsstück der Seeleute, in Österreich „Bordleibel‟ genannt. Ein zusammengesetztes Wort. Rune, Run heißt in Ostfrießland eine Jacke, die als Überwurf zum Schutze bei der Arbeit getragen wird. Buse kommt jedenfalls von busen, welches ebenfalls in Ostfriesland im Sinne von ungestüm sein, sich stark bewegen, sich ausdehnen, schwellen blähen gebraucht wird; sei es nun, daß dabei direkt an busen gedacht ist, sodaß ein sich bauschendes, vom Winde aufgeblähtes Kleidungsstück gemeint ist, sei es daß es ein den Busen bedeckendes Gewand darstellen soll, in welchem Falle die Verwandtschaft doch dieselbe bleibt, da Busen ebenfalls etwas Schwellendes bedeutet; etwas Sichausdehnendes, Gerundetes. Ich möchte mich für Ersteres entscheiden, so daß das Weite, Faltige den Ausschlag gegeben hätte, zumal es im Mittelniederdeutschen ein Wort buys gab, das schon allein für sich weites, faltiges Obergewand hieß. In diesem Falle wäre die Zusammensetzung tautologisch, aber das teilt sie mit Pijacke und manchem anderen seemännischen Worte. Gegen den Gedanken an „Busen‟ könnte auch der Umstand sprechen, daß dieses jetzt meist „bossem‟ gesprochen wird und auch im Mittelniederdeutschen schon überwiegend bosem hieß, wofür leicht viele Zeugnisse beizubringen wären, da Busen im juristischen Sinne die direkt ab- oder aufsteigende Verwandschaft hieß und in vielen Rechtsurkunden vorkommt. (Partus sequitur ventrem, das Kind folgt dem Busen). — Zudem wird das Wort oft Buscherun ausgesprochen und das bringt es dem Begriff „bauschen‟ noch näher. Es ist nicht nur in Friesland, sondern bis in das ostpreußische Seegebiet hinauf in Gebrauch und heißt dänisch busserunne (nach einer schriftlichen Mitteilung eines Königl. Navigationslehrers, der früher Ostseekapitän war). — Häufig in der Dimitutivform „Busseruntje‟, „Busserunchen.‟

      Butluv, das. „So heißt eine Art starke Spier, welche vorne an beiden Seiten des Gallions in der Richtung aus dem Schiff liegt, welche die Fockrah hat, wenn man dicht beim Winde segelt.‟ (Roeding.) Durch das Butluv fährt der Fockhals. Buten heißt draußen; Butjadingen das Land „buta Jada‟ (jenseits der Jade, von Rüstringen aus gesehen); ein butenkierl ist ein Fremder (schon im Teuthonista butenmynsch) und als solcher für jeden Ostfriesen verdächtig. — Luv heißt in seiner ursprünglichsten Bedeutung einfach ein Stück Holz, ein Pflock, eine Stange, ein Balken, und in diesem Sinne ist es hier gebraucht (s. Luv.)

       Inhaltsverzeichnis

      (Vergl. K.)

      capsizen wird als Fremdwort manchmal für Kentern gebraucht; englisch capsize, to upset or overturn. Die Engländer wissen aber selbst nicht, woher dieses ihr Wort kommt. Es drängt sich der Gedanke an das Purzelbaumschlagen auf, das man in Niederdeutschland „Kopheisterschießen‟, doch wohl auch „Kopsheisterschießen‟ heißt. Da dieses dieselbe Bewegung darstellt, die ein kenterndes Boot macht, so wäre es nicht unmöglich, daß capsize davon herstammt, also seinen Ursprung aus dem niederdeutschen Kinderspiel herzuleiten hätte.

      Cargo, die Ladung eines (Handels-) Schiffes. Vom lateinischen carrus, der Wagen, kommt zunächst carricare, (auf den Wagen) laden, davon dann das spanische Zeitwort cargar, laden, woraus das Substantivum cargo gebildet ist. Supercargo, der von der Rhederei bestellte mit an Bord eingeschiffte kaufmännische Verwalter der Ladung, dessen Geschäft es ist, den Verkauf der Waren zu besorgen und überhaupt die das Schiff betreffenden kaufmännischen Verhandlungen zu führen. Von carrus kommt auch Carneval (carrus navalis, der Schiffswagen; bei den alten Deutschen wurde im Frühling zur Feier der Wiedereröffnung der Schiffahrt ein festlicher Umzug gehalten, bei dem unter allerlei Verkleidung und Scherz ein Wagen in Gestalt eines Schiffes umhergefahren wurde). Von carrus kommt auch Charge (s. d.)

      Certepartie, s. Certificat.

      Certificat, das, ein Zeugnis, ein Schein, eine Bescheinigung über wichtige das Schiff und seinen Führer betreffende Eigenschaften und Fähigkeiten. Zu den Schiffspapieren gehören folgende Certificate: Der Classificirungsschein, der Meßbrief, der Registerbrief, der Beilbrief, der Befähigungsschein (Qualifications-Attest; die Certepartie, der Schiffsfrachtbrief, Schiffsfrachtvertrag, das Connaissement, der Verladungsschein). Der Unterschied zwischen Certepartie (eigentlich Cartepartie, bei Roeding Chartepartie) und Connossement (Conaissement) besteht darin, daß sich letzteres nur auf einen Frachtbrief über einen Teil der Ladung bezieht, ersteres aber gebraucht wird, wenn ein Kaufmann ein ganzes Schiff befrachtet, trotzdem eigentlich — partie gerade auf einen Teil schließen ließe. — Die Herkunft aus dem lateinischen liegt auf der Hand.

      Charge, die, eigentlich Ladung, wie man denn auch vom Chargieren eines Gewehres oder einer Kanone spricht, bedeutet den Dienstgrad, den jemand in der Rangstufe der Unter- oder Oberoffiziere einnimmt oder bekleidet. Wie Cargo vom lateinischen carrus, der Wagen, carricare laden; also einer, der mit etwas beladen ist, auf den eine Würde, ein Amt, ein Dienst gelegt ist. Es ist dabei zunächst an die Bürde gedacht, hernach aber auch mehr und mehr an die Würde, so daß es in manchen Redewendungen nur von letzterer gebraucht wird. Neuerdings wird vorschriftsmäßig in der Marine anstatt Charge Dienstgrad gesagt.

      Chasse marée heißt ein französisches Küstenfahrzeug mit Fockmast, Großmast und Treibermast, Lugger- und Topsegeln; wegen der Segel könnte man es mit Lugger oder Logger übersetzen, am einfachsten aber wäre es durch „Jacht‟ wiedergegeben. „Bateau des côtes de la Bretagne, solidement construit, le plus souvent ponté, et parfailement approprié à la navigation de ces parages. Le Chasse-Marée navigue bien, il est très-convenable pour la pêche et pour le petit cabotage; il porte deux mâts inclinés sur l'arriére gréés avec beaucoup de simplicité, et souvent un troisième — das ist der Treibermast — dit de Tapecul‟.

      Cirrocumulus,