Deining, Dünung, die. Das sich Heben und Senken des Meeres in hohen glatten Wogen bei windstillem Wetter oder wenigstens nicht zu den Wellen im Verhältniß stehender Brise. Roeding: „Eine heftige Bewegung der See, die nach schweren Winden noch etliche Tage fortdauert, und selbst, wenn der Wind sich schon verändert hat, noch dieselbe Richtung behält. Ein Schiff, welches z. B. mit Ostwind durch den Kanal ins atlantische Meer segelt, kann daselbst bey eben diesem Winde noch ein Deining aus Süden haben, wenn es nämlich nicht lange vorher schwer aus dieser Himmelsgegend geweht hat.‟ Eben deswegen, weil Windrichtung und Seegang nicht immer einander entsprechen, heißt die betreffende Rubrik im Loggbuch „Windrichtung und Seegang‟. — Es kann aber auch umgekehrt sein, daß die Dünung den Vorläufer eines Sturms bedeutet; in diesem Sinne heißt das Wort italienisch mar nuovo, im anderen mar vecchio oder morto, „tote See‟, wiewohl sie ein Schiff lebendig genug schlingern macht. Ist mit Düne von gleicher Abstammung (daher s. d.) im Sinne von sich ausdehnen, in die Höhe gehen, hochgehen, „schnellen‟; englisch swell, „a successeon of long unbroken waves setting in one direction, as after a storm.‟
Deisen, achteraus gehen. Deisig oder diesig nennt der Seemann trübes, nasses, unfreundliches, „dreckiges‟, nebliges Wetter. Es ist anzunehmen, daß das nordische mist für Nebel, diesiges, deisiges Wetter, wegen des Schmutzigen, Schmierigen, Mistigen des Nebels gewählt ist. Wenn aber für deisig mistig gesagt werden kann, so lag bei deisig auch der Gedanke an Mist machen, seine Notdurft verrichten nahe. Bei diesem Geschäft gehen viele Geschöpfe rückwärts, „über den Achtersteven‟; man denke an einen Hund, oder auch an noch edlere Wesen. Auf diese Weise mag deisen zu der Bedeutung achteraus gehen, „über den Achtersteven‟ gehen gelangt sein. Bestärkt werde ich in dieser Vermutung dadurch, daß man von einem rückwärtsgehenden Schiffe auch sagt: „es deist aufs Gat‟, und Gat heißt nicht nur Loch im Sinne der Ehre, sondern auch der Unehre. — Im Althochdeutschen hieß der Mist, der Stalldreck deisk, daisk.
Deissel, Deiksel, Deksel, der, ein vielgebrauchtes Werkzeug der Zimmerleute, einer Axt ähnlich; doch steht beim Deissel die Schneide nicht parallel zum Stiel sondern perpendiculär. Das Wort kommt von einer Wurzel die hauen, hacken, spalten bedeutet und ist mit Deichsel zusammenzustellen, niederdeutsch dissel, althochdeutsch dihsila, mittelhochdeutsch dichsil, weil eine Deichsel ursprünglich nur eine abgehauene Stange war. Deichseln oder deikseln heißt etwas mit dem Deissel oder Deiksel zurechthauen und wird an Bord oft auch auf andere als hölzerne Dinge übertragen, etwa im Sinne von machen, fertig bringen. „Das wollen wir schon deikseln‟, „das werden wir schon kriegen;‟ „das hast du fein gedeikselt!‟
Dempgordinge, die, sind die Taue mit denen der Besan gegeit wird, die Besansgeitaue, und zwar wird mit ihnen der obere schiefe dreieckige Teil des Besans nach der Besansgaffel zu geholt, während der untere Teil, der grade, viereckige mittelst der Besansbrook nach dem Schnaumast zu gegeit wird. Das niederdeutsche Zeitwort dempen heißt (s. Doornkaat) ersticken, löschen, niederdrücken, vermindern, stopfen, drückt also das, was in der Tat mit dem Segel geschieht beim Segelbergen, mit aller Deutlichkeit aus. Davon das Substantivum demper, dämpfer, „dar mut ins 'n demper up setd worden‟, und das Adjectivum dempig, asthmatisch. Niederländisch dempen, mittelniederdeutsch dampen; in einer Urkunde von 1450 kommt das Wort vor im Sinne von „de kulen dempen und towerpen.‟ Althochdeutsch demphan, mittelhochdeutsch dempfen, dämpfen.
Deplacement, das, ist das Gesamtgewicht eines Schiffes. Man unterscheidet totes Gewicht und nützliche Zuladung. Zum Gewicht gehört (Dick und Kretschmer I. 29.)
1. Das Gewicht des Schiffskörpers mit allen seinen Einrichtungen.
2. Das Gewicht der Bemastung mit Segeln, Takelage und Rundhölzern, der Kambüsen, Wasserkasten.
3. Das Gewicht der Mannschaft mit Leibesbedürfnissen, des Proviants, des Speise-, Wasch- und Trinkwassers.
4. Das Gewicht der Ausrüstung, des Inventars und Materials.
5. Das Gewicht der Maschinen, der Kessel mit darin befindlichem Wasser, der Kondensatoren, Rohrleitungen, des Treibapparats (Schraube, Schaufelrad und dergl.) mit Zubehör, der Reserveteile, des Materials und Inventars für die Maschine.
6. Das Gewicht des Heizmaterials zur Dampferzeugung in den Kesseln und für sonstige Betriebe.
7. Gewicht des etwa benötigten Ballastes.
Die nützliche Zuladung oder Nutzladung umfasst:
1. Gewicht der Frachtgüter.
2. Gewicht der Passagiere mit Leibesbedürfnissen (Effekten), deren Proviant und Trinkwasser. — Hierzu tritt bei Kriegsschiffen:
3. Gewicht der Geschütze mit Munition, der Torpedoarmierung mit Munition, des Panzers mit Holzhinterlage, des Panzer- und Schutzdecks, des Korkdamms, der Besatzung, der sonstigen Artillerie-, Torpedo- und Sprengdienstausrüstung, der elektrischen Einrichtungen, Apparate und Hilfsmaschinen.
Detail, das. Inventar und Material an Bord stehen unter besonderer Aufsicht von Deckoffizieren, so das jeder sein ihn angehendes besonderes Teil zu verwalten hat. Diese Einzelnheit heißt Detail, Bootsmannsdetail, Steuermannsdetail etc. etc. Französisch détailler, eigentlich zerschneiden, von tailler, mittellateinisch taliare, zerstocken. Detail als ein zugeteiltes Stück würde seinen völlig ausreichenden und bezeichnenden Ausdruck finden in dem Worte Teil.
Deutel, der. „Kleine viereckige spitze Keile von eichen Holz, welche in die Köpfe der hölzernen Schiffsnägel getrieben werden, damit sie durchaus fest schließen, und das Wasser auf keine Weise bey den Seiten der Nägel durchdringen kann‟. (Röding). Das Wort heißt in Holland auch dreutel und dreutel ist offenbar auch bei uns die ursprüngliche Form gewesen. Wegen der Aussprache des Holländischen dreutel = drötel dürfen wir das Wort von dröteln ableiten, der niederdeutschen Form und Aussprache für das Hochdeutsche trödeln, dessen eigentliche Bedeutung drängen, pressen, drücken ist. Trödeln in unserem gewöhnlichen Sinne des Wortes heißt also sich langsam Herumdrücken, sich um eine Arbeit drücken, oder auch wie man kurz zu sagen pflegt: „sich drücken‟. Die Bedeutung des Drückens, Drängens hat unserm Dreutel oder Deutel den Namen gegeben, weil der Holzkeil mit Gewalt in den Holznagel hineingedrängt wird. Um dies desto leichter zu können schlägt man vorher mit einem Eisen welches aber dieselbe Gestalt des Deutels hat und Deuteleisen heißt, ein Loch in den Kopf des Nagels.
Deviation, s. Variation.
Diagonalboot, das. Der Name bezieht sich auf die Bauart der Bordwand des Bootes, oder der Außenhaut. Beim Diagonalboot besteht diese aus zwei Plankenlagen die entweder so angeordnet sind, daß die einzelnen Gänge in einem Winkel von 45° zum Kiel geneigt sind und sich gegenseitig ungefähr rechtwinklig kreuzen oder daß nur die innere Lage die diagonale Richtung hat und die äußere in der Längsrichtung des Bootes verläuft. Beide Lagen werden durch kupferne Gatnägel mit einander verbunden.
Dichten. Die wichtige seemännische Arbeit die einzelnen Nähte zwischen den hölzernen Schiffsplanken wasserdicht zu machen. Dieses Dichten hat also mit der Dichtkunst eines Goethe oder Schiller nichts zu thun, die aus dem lateinischen dictare herkommt, sondern ist mit Deich und deichen verwandt. Das mittelniederdeutsche diken heißt noch deichen und dichten zugleich (deichen, dämmen, dicht machen, stopfen und graben.) Die gemeinsame Bedeutung ist: aus einem weichen, leicht zu bearbeitenden Stoff einen Schutz gegen eindringendes Wasser herstellen. Das Nähere über dichten s. u. kalfatern.
Diesig, auch deisig, nennt der Seemann ein nasses, kaltes, unfreundliches, trübes, nebliches Wetter; ein Wetter das auch „mistig‟ genannt wird. Diesig und mistig sind sehr nahe Bedeutungsverwandte, weil beide von Wörtern abstammen die „Excremente‟ bedeuten. Denn mistig kommt von Mist; zwar zunächst in der bei den germanischen Sprachen so weit verbreiteten Bedeutung von Nebel, aber die geht doch weiterhin wegen des Schmutzigen, Schmierigen des Nebelwetters auf Mist = Kot zurück. Und diesig, deisig,