und »Das Sandmännchen« an der Scala
Das Wienerlied, das Wiener Mädel
oder: Meine Begleiter und Weggefährten
oder: Bombenalarm und ein Polster, der ein Flugzeug am Fliegen hindert
und ein Fall für das »Buch der Rekorde«
Wir haben zu danken – Eine Art Nachwort
Diese Frau ist Melodie
Es war Liebe auf den ersten Blick! Als ich Angelika zum ersten Mal gegenüberstand, wusste ich, dass wir Freunde sein werden. Alles an ihr verzauberte mich. Ihre Lebendigkeit, ihre Offenheit, ihr ansteckendes Lachen – da saß mir ein Weltstar gegenüber, eine Diva, die so gar nicht prätentiös war, so gar nicht divenhaft, so stinknormal, dass es uns allen den Atem verschlug. Wir, das waren meine Freunde des »Spring String Quartetts« und mein musikalischer Wegbegleiter Jo Barnikel. Julian, der Bratschist des Quartetts, flüsterte uns vor der Begegnung noch zu: »Ihr wisst schon, dass wir jetzt eine Göttin treffen.« Und dementsprechend nervös waren wir natürlich. Wir alle. Jo bat sie später, schüchtern wie ich ihn noch nie erlebt hatte, um eine Signatur auf ein paar CDs, die er mitgebracht hatte. Und ich war erst mal sprachlos.
Dann quatschten wir aber schon nach ein paar Minuten wie alte Freunde, und zu meiner großen Freude outete sich Angelika als Weckerfan. Wir musizierten an diesem ersten Abend im Restaurant »Holy Moly« auf dem Badeschiff in Wien, wir tranken, wir lachten viel, und wir wussten wieder einmal, was für ein großes Glück es ist, ein Musikant zu sein.
Ja, auch Angelika ist in erster Linie Musikantin. Ein Musikant ist für mich jemand, der nicht Musik macht, sondern Musik lebt, der keine Melodien schreibt oder spielt oder singt, sondern Melodie ist. Die Seele des Musikanten besteht aus Tönen.
An diesem verzauberten Abend sagte ich den Satz zu Angelika, den man unter Kollegen so oft sagt, ohne ernsthaft daran zu denken, ihn in die Tat umzusetzen: »Lass uns doch mal was zusammen machen.«
Es sollte in diesem Fall anders kommen. Wir dachten daran, diesen flüchtigen Vorsatz wieder einzufangen und ihn zu verwirklichen.
Dann trafen wir uns, Monate später, alle wieder. In der Toskana. Wir wollten herausfinden, wie wir musikalisch zusammenpassen. Ob wir ein gemeinsames Programm auf die Beine stellen können, bei dem sich keiner verbiegen muss.
Ich kannte ihre Stimme, natürlich, ich hatte CDs von ihr zu Hause, ich wusste um ihren warmen, weichen Ton, ihre einzigartige Fähigkeit, Lieder zu interpretieren, Texte verständlich zu machen.
Aber dann sang sie nach ein paar Tagen des gemeinsamen Geplänkels, des Andeutens, des Sich-warm-Singens, dann sang sie die »Mondnacht«. Vielleicht eines der schönsten Lieder deutscher Sprache, das jemals geschrieben wurde, und ich musste weinen. Mir liefen dicke Tränen über die Wangen, denn diese Stimme nur zwei Meter entfernt in einem nicht sehr geräumigen Zimmer mitten in einem Olivenhain zu erleben, ist einfach nur ein Geschenk.
Julian hatte recht. Sie ist eine Göttin.
Und nun schreibt einer meiner besten Freunde auch noch ein Buch über sie und darf viele Tage mit ihr zusammen sein. Was ich ihm und ihr von Herzen gönne.
Manchmal meint es das Leben schon sehr, sehr gut mit uns.
Konstantin Wecker
Eine Fahrt ins Blaue
Das Buch, das Sie in Händen halten und offenbar gerade zu lesen beginnen, ist also meine Autobiografie. Und dass ich eine solche schreiben würde, hätte ich noch vor wenigen Monaten nicht gedacht. Aber ich war eben schon immer ein Spielball meines Lebens, einer, der sich mitunter gern treiben ließ und – aus Überzeugung – noch immer gerne treiben