SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tim Curran
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350298
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pinkfarbenen Mund … aber sie mochte sein Geld sehr, vielen Dank.

      Er war nicht der romantische Typ.

      Er befahl ihr, sich auszuziehen. Das tat sie, und augenblicklich stieß er in sie, einen seltsam gefühlskalten Blick in seinem Gesicht, als ob er den Akt sehr ermüdend und banal fand.

      »Oh ja, Baby, oh ja«, sagte Mizzy und begann ihr routiniertes Schauspiel, gab vor, geradezu neben sich zu stehen wegen seiner maskulinen Talente, stöhnend und ächzend und quiekende Geräusche von sich gebend, die die Männer immer scharf machten.

      Aber diesen hier machte es nicht scharf.

      Seine Stöße wurden nicht immer wilder; sie blieben gleichmäßig und langsam, völlig teilnahmslos, geradezu desinteressiert. Kein Gefühl drang durch sein Gesicht … es war weiß und eben, ausgestattet mit undurchsichtigen Augen, wie das Gesicht einer Puppe oder einer aus weißem Granit geschaffenen Büste.

      Mizzy war eine Geschäftsfrau. Sie brachte die Dinge gern so schnell wie möglich zu Ende. Sie mochte es nicht, die anderen Kunden anstehen zu lassen … obwohl wahrscheinlich keine mehr kommen würden in einer stürmischen, trostlosen Nacht wie dieser.

      Sie trug so dick auf, wie sie konnte, war vollkommen außer sich beim Anblick seines in sie gleitenden schmierigen Gliedes, gurrte und flüsterte Schmutziges und warf mit Hurenworten um sich, die würzig und scharf waren wie mexikanische Chilischoten.

      »Schließ deine Augen«, sagte der Mann plötzlich mit einer Stimme so tot und flach wie eine überfahrene Beutelratte.

      Mizzy tat wie gewünscht und hoffte, er würde zum Ende kommen. Rau knetete er ihre Brüste, aber wenn es das war, was ihm gefiel … so sei es. Mit geschlossenen Augen und ihrem jedem seiner Stöße entgegenkommenden Becken hörte sie ein Rauschen wie von etwas Seidenem, und bevor sie mehr als ein Röcheln von sich geben konnte, hatte er einen silbernen Schal um ihre Kehle geschlungen, zog ihn fester und fester wie eine Dschungelpython, versuchte, das Leben aus ihr herauszuquetschen.

      Sie kämpfte, schlug wild um sich und versuchte alle Tricks, die sie kannte, um den unwillkommenen Reiter abzuwerfen … aber er blieb hartnäckig, stieß nun in sie, während schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten. Ihre Lunge begann zu schmerzen und sie spürte, wie der Schal den Blutkreislauf zu ihrem Kopf abschnitt, bis ihr Gesicht heiß war und sich anfühlte, als müsste es durch den Druck explodieren.

      Und jetzt keuchte er.

      Sein Speichel tropfte herunter.

      Seine Augen waren groß und schwarz und leuchteten.

      »Du liebst mich, nicht wahr?«, fragte seine Stimme. »Du liebst mich … du liebst mich … nicht wahr … nicht wahr … nicht wahr …«

      Mizzys Finger versuchten, die kleine 38er zu finden, aber sie war weg, einfach weg.

      Und dann wurde der Schal so eng, dass sie in eine Dunkelheit glitt, die immer finsterer und vollständiger wurde, und von einem weit entfernten Ort konnte sie fühlen, wie er ihn in sie hineinrammte und sie dabei war zu sterben, aber das machte ihr gar nicht so viel aus, denn was war das alles überhaupt noch wert? All die Anstrengungen, die Betrügereien, das Hurengeschäft? Wer brauchte das noch, wenn man in ozeanweite Tiefen und schwarzsamtige Abgründe hinuntergleiten konnte …

      »Du liebst mich … nicht wahr … nicht wahr … nicht wahr …«

      Etwa fünf Minuten, nachdem Mizzy klinisch tot war, hörte der große Mann auf, in sie zu stoßen, und ergoss seinen Samen in die kühler werdenden unteren Regionen von Mizzy Modine, dort Leben verströmend, wo jetzt nur noch der Tod anzutreffen war. Als er fertig war und sich wieder entspannt hatte, nahm er ein Jagdmesser und schlitzte Mizzy vom Nabel bis zur Kehle auf, zog die tropfenden Juwelen und Fleischspiralen heraus und verteilte sie unbeschwert im ganzen Raum. Dann schnitt er ihre Brüste ab, entfernte ihre Augen und ersetzte sie mit Silbermünzen.

      Danach setzte er sich hin, schmökerte eine Zigarre und bewunderte sein Handwerk.

      Bevor er ging, schändete er Mizzys Leiche ein letztes Mal. Dann zog er seinen Mantel über, setzte die Melone auf und schlüpfte hinaus in die stürmische, kalte Nacht, wurde zu einem Schatten, verschlungen von anderen, und hörte dann auf zu existieren.

      Und es war eine seltsame, Unheil verkündende Nacht in Whisper Lake. Der Wind stürmte, die Hunde bellten, und die Luft war stickig von einem rohen, bösartigen, sich windenden Etwas.

      2-10

      Tyler Cabe dachte nicht gern zurück an den Krieg, aber manchmal bäumte sich die Erinnerung in seinem Kopf auf, groß und hungrig und dunkel, und sie fraß sich geradewegs durch ihn hindurch wie ein Krebsgeschwür. Oft kam sie mitten in der Nacht, wenn er allein war und all die kleinen Kümmernisse und die Fragmente von Schuld, die ein Mann tief in seiner Seele versteckt hält, hochkamen und an seiner Vernunft und Entschlossenheit nagten. Der Krieg kam gern zurück, wenn er versuchte einzuschlafen … oder er riss ihn um vier Uhr morgens mit kaltem Schweiß und Schüttelfrost aus dem Schlaf. Es war nicht im eigentlichen Sinne eine Erinnerung, sondern mehr ein körperliches, greifbares Ding, das er fühlen und sehen konnte, das er schmecken und riechen konnte, während es wie krankes Blut aus seinen Poren heraussickerte und ihn mit Entsetzen erfüllte.

      Cabe war im Zweiten Arkansas-Infanterieregiment gewesen.

      Sein erster Einsatz war in der Schlacht am Wilson's Creek, in der seine gesamte großäugige Naivität auf die schlechtestmögliche Weise ausgelöscht wurde. Oft dachte er, dass dies der Ort war, an dem er wahrhaftig seine Unschuld verloren hatte. Und wenn das zutraf, dann war es kein süßer Liebesakt im Dunkeln, sondern eine brutale Vergewaltigung. Eine Vergewaltigung von allem, was er bis zu diesem Zeitpunkt gekannt und woran er geglaubt hatte. Zwölf Meilen südwestlich von Springfield, Missouri, am Wilson's Creek, hatten die Unionstruppen von General Nathaniel Lyon die Stellungen der Konföderierten um fünf Uhr morgens angegriffen. Der folgende Kampf war brutal und entsetzlich. Cabe sah, wie Männer – Männer, die er gekannt und mit denen er trainiert hatte – überall um ihn herum zu Hackfleisch zermalmt wurden. Er war über und über bespritzt mit ihrem Blut und ihren Eingeweiden. Eine grausige Taufe. Er kroch durch ihr zerfetztes Fleisch, duckte sich unter ihren Überresten hindurch, die wie Girlanden von den Ästen herunterhingen, und schmeckte ihr heißes, salziges Blut auf seinen Lippen.

      Halb von Sinnen im dichten Qualm und im Chaos war alles, was er hören konnte, das donnernde Kanonenfeuer und die Schreie der Sterbenden. Die Zweite zog sich zurück von der Erhebung, die als Bloody Hill bekannt werden sollte, konnte dann aber durch schieren Willen und Tapferkeit ihre Positionen stabilisieren. Nicht weniger als drei Mal attackierten die konföderierten Einheiten die Stellungen der Union und fügten dem Gegner ebenso horrende Verluste zu, wie sie selbst erlitten. Nach dem dritten Angriff ließen sich die Yankees zurückfallen nach Springfield, aber die Zweite Arkansas und andere Regimenter waren einfach zu angeschlagen und ausgedünnt, um sie zu verfolgen. Der Sieg der Konföderierten – wenn man es so nennen wollte bei 1200 Gefallenen – erhöhte die Sympathie für die Südstaaten in Missouri, aber um einen schwindelerregenden Preis.

      Cabe kam zurück aus den Kämpfen, geschockt, verzweifelt, verbrannt, zerschrammt und zerstört.

      Und das war nur ein erster Vorgeschmack, eine Einführung in die älteste Beschäftigung des Menschen.

      Als Nächstes wurde die Zweite in das Indianerterritorium verlegt, um einen Aufstand der Creek und Seminolen niederzuschlagen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kämpfen Cabe bereits abgestumpft und er verspürte nicht mehr den Impuls, wegzulaufen und sich zu verstecken wie am Wilson's Creek, sondern er stürzte sich brutal in die Schlacht. Die Indianer kämpften Mann zu Mann, barbarisch, und er stellte fest, dass ihm das gefiel. Auf eine gewisse Weise war es viel zu unpersönlich, aus der Entfernung eine Kugel durch einen Gegner zu jagen oder ihn wahllos mit Granatfeuer zu belegen … wenn man ihn angriff mit Pistole und Messer, mit seinem Blut bespritzt wurde und seine Qualen sah, erweckte das ein urtümliches Biest, das nach mehr dürstete.

      Und es gab stets mehr.

      Als