Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Michael
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Год издания: 0
isbn: 9783956179044
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gut mit ihm.“

      „Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er darauf gewettet, dass wir schnell sterben – also soweit es nach mir geht, habe ich nicht vor, ihm entgegenzukommen.“ Robert grinste. „Ich auch nicht.

      Brendas Stirn umwölkte sich etwas. Ihr Tonfall wurde sehr ernst. „Robert?“

      „Ja?“

      „In einem Punkt teile ich die Meinung dieses Gnoms.“

      „So?“

      „Ich spreche von der Hexe!“

      „Brenda!“

      „Und von Jarmila!“

      „Reden wir über näher liegende Dinge, okay? Schließlich haben wir diese Superpistole ja jetzt leider nicht zur Verfügung, die uns der Gnom so angepriesen hat!“

      Kapitel 8: Das Dorf der lebenden Toten

      Als sie das Dorf erreichten, konnte man in der Ferne, hoch über dem Schloss bereits die Schattenkreaturen mit ausgebreiteten Flügeln im Mondlicht dahinsegeln sehen. Jäger, die nach Beute Ausschau hielten. Ihre schrillen Schreie drangen ganz leise bis zu Brenda und Robert herüber.

      Robert hielt die Armbrust mit den Holzpflöcken bereits schussbereit in den Händen. „Ich schätze, früher oder später werden wir noch ein paar von den Biestern niedermetzeln müssen!“

      „Hoffen wir, dass sie uns erstmal nicht bemerken!“

      „Glaubst du das?“

      „Ich hoffe immer das Beste. Aber es geht mir wie dem Gnom - es kommt immer anders, als ich gedacht habe. Aber ehrlich gesagt gehörte Wahrsagerin bis jetzt auch nicht zu meinen Berufswünschen!“

      *

      Das erste, was Robert und Brenda in dem Dorf auffiel war, dass die Fenster und Türen der Häuser regelrecht verrammelt waren.

      „Sieh nur – Kreuze und Knoblauchzehen an den jeder Tür und jedem Fenster“, stellte Brenda fest.

      „Die Vampire sehen zwar ein bisschen ekeliger aus als im Kino, aber dafür scheinen sie auf dieselben Dinge zu reagieren, wie wir das aus unserer Realität gewohnt sind.“

      „Aber endgültig besiegen ließen sich die Bestien dort auch nicht“, gab Brenda zu bedenken. „Denn sonst wären all diese Vorsichtsmaßnahmen gar nicht nötig…“

      Die beiden blieben vor einem Haus stehen, das deutlich größer war als die anderen. „Shadow Inn“ stand über der Tür in verwitterten Lettern.

      „Ein Gasthaus“, stellte Robert fest.

      „Wir sollten uns dort vielleicht mal bemerkbar machen!“

      „Du vergisst, dass wir keine zahlenden Gäste sind“, gab Robert zu bedenken. „Jedenfalls besitze ich keinerlei Geld in irgendeiner Währung, die hier Gültigkeit besitzen würde.“ Wie zum Beweis dieser Tatsache griff er sich in die Taschen seiner Cargo-Hose. Das Portemonnaie war immer noch dort. „Für meine letzten fünf Dollar habe ich dieses Spiel gekauft, wie du weißt. Aber als Zahlungsmittel dürften die hier wohl sehr unüblich sein!“

      „Trotzdem“, beharrte Brenda. „Wenn es wirklich so ist, dass all diejenigen, die dieses Spiel schon gespielt haben, hier gewesen sind, sofern sie lange genug lebten, heißt das doch, dass es eine andere Möglichkeit geben muss, sich hier einzuquartieren.“

      „Eine bestechende Logik, Brenda!“, erwiderte Robert ironisch.

      Er hielt offenbar nichts von dem Gedanken.

      Brenda glaubte auch zu wissen, warum das so war.

      Er will möglichst schnell zur Burg, um den Schlossherrn zu besiegen, damit er in eine der höheren Ebenen gelangen kann.

      Dorthin, wo der Namenlose Magier regiert und diese Jarmila gefangen hält…

      Brenda wurde ganz schlecht, wenn sie nur daran dachte.

      Widerwille kam unwillkürlich in ihr auf, wenn sie vor ihrem inneren Auge das Gesicht dieses Mädchens sah. Weshalb das so war, konnte sie nicht sagen. Aber sie wusste ganz genau, dass sie Jarmila nicht mochte.

      Warum gibst du ihr nicht wenigstens eine Chance? , meldete sich eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Bist du etwa eifersüchtig auf sie? Denkst du, dass sich Roberts Interesse vollkommen von dir abwendet und er nur noch diese Jarmila im Kopf hat – ein Phantom aus dem Computer?

      Brenda spürte, wie ihr der Puls bis zum Hals schlug.

      Eifersucht - genau das war der Grund! , musste sie zugeben, wenn sie wirklich ehrlich zu sich selbst war. Eifersucht auf ein Avatar – ein Geschöpf, das letztlich aus nichts anderem, als ein paar clever zusammen gefügten Datensätzen besteht –

      das ist doch vollkommen absurd!

      Aber diese Stimme der Vernunft hatte es schwer, in Brendas Kopf die Oberhand zu gewinnen.

      Andererseits – waren in dieser computergenerierten magischen Welt nicht diese irrealen, der kranken Fantasie eines Story-Liners entsprungenen Geschöpfe ebenso real wie sie selbst? Real genug um zu töten sind sie jedenfalls! , rief sie sich ins Gedächtnis.

      Robert trat an die Tür des Gasthauses.

      „Okay, ich werde den Wirt mal aus den Federn klopfen. Aber ich prophezeie dir, dass das nicht gerade für einen warmen Empfang sorgen wird!“

      „Trotzdem, wir sollten es versuchen. Es ist nämlich besser als…“ Sie stockte, riss plötzlich ihren Bogen empor, legte einen Pfeil ein und schoss ihn ab. Er surrte durch die Luft und etwas Großes, Schattenhaftes fiel wie ein Stein zu Boden.

      „Ein Blutsauger!“, entfuhr es Robert.

      Noch ehe das Mischwesen aus Mensch und Fledermaus den Boden erreicht hatte, war dessen Fleisch zu Staub zerfallen.

      Die Knochen zerbröselten wenig später durch den Aufprall zu einer ascheartigen Substanz. Der Schädel war das Letzte, was noch greifbar war. Er rollte mehrere Umdrehungen über den Boden, ehe er zerfiel.

      „Ein guter Schuss!“, staunte Robert. „Du wirst immer besser!“

      „Ich bin selbst erstaunt.“

      „Nein, das ist doch ganz logisch!“

      „Wieso!“

      „Jeder Spiel-Charakter wird besser, wenn man mit ihm übt.

      Außerdem hast du von der Hexe zusätzliche Lebenskraft bekommen.“

      „Logik nennst du so etwas?“

      „Hier gilt sie. Und das ist das einzige, was uns interessieren sollte!“

      „Wenn wir hier jemals herauskommen, sollte ich überlegen, ob ich das nicht als Leistungssport betreibe!“

      „Ich fürchte, Bogenschießen in der Welt von Hellgate und in der Realität sind zwei verschiedene Paar Schuhe!“ In der Ferne tauchten jetzt weitere Nachtkreaturen auf.

      Aber die Blutsauger sahen sich vor und griffen nicht so ungestüm an, wie jener, den Brenda bereits zur Strecke gebracht hatte. Sie hielten sich in einer Entfernung die es kaum möglich erscheinen ließ, mit Pfeil und Bogen etwas auszurichten.

      „Das ist eher ein Fall für die Armbrust!“, glaubte Brenda.

      „Nur fürchte ich, habe ich nicht genug Zielwasser getrunken, um auf die Entfernung einen der Blutsauger zu erwischen! Und dann noch im Flug!“

      „Probier’ doch einfach! Wahrscheinlich haben sich ja auch deine Fähigkeiten verbessert!“

      „Ich will die Pflöcke nicht verschwenden, also warte ich bis das Biest näher heran ist.“

      Sie zuckte die Achseln.

      „Wie