Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Michael
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Год издания: 0
isbn: 9783956179044
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Übrigens ist das auch ein Grund dafür, weshalb hier im Dorf niemand nach Anbruch der Dunkelheit jemandem die Tür aufmachen würde!“

      Der Gnom vollführte mehrere Saltos über Hecken und Gräber hinweg.

      Schließlich sahen Robert und Brenda ihn auf einem der äußeren Grabsteine hocken.

      „Lebt wohl! Und gebt euch etwas mehr Mühe, nicht so schnell getötet zu werden!“

      Der Stein fiel um. Der Gnom schrie.

      Einen Augenblick lang war nichts von ihm zu sehen, weil die Hecken und die anderen Grabsteine ihn überragten. Doch wenig später tauchte er auf der äußeren Friedhofsmauer wieder auf, die das Gelände mit einer Höhe von ungefähr einem Meter fünfzig umfriedete.

      „Das mit dem Grabstein gerade war ich – und kein Untoter!

      Also kein Grund zur Besorgnis. Übrigens ist es besser, ihr verlasst den Friedhof so schnell wie möglich. Der Geruch von lebendem Menschenfleisch lockt die Biester an. Tja, so sind sie nun mal.“

      Und damit war der Gnom verschwunden.

      *

      „Wirklich nett von dem Kerl, dass er uns gewarnt hat!“, meinte Robert ironisch, als ein weiterer Grabstein plötzlich niederstürzte.

      „Dieser Diener-Dämon will doch nur seine Wette gewinnen!“, war Brenda überzeugt.

      Überall auf dem Friedhof kippten nun die Steine. Die Gräber machten alle den Eindruck, als wären sie erst vor kurzem angelegt worden. Hände, Arme, Beine und Köpfe kämpften sich aus dem Erdreich hervor. Das Geräusch von berstendem Holz war zu hören. Offenbar hatten die Untoten Kräfte, die weit über das menschliche Maß hinausgingen und problemlos in der Lage waren, auch Särge zu sprengen.

      Brocken mit Erde, Steine und Pflanzen wurden in die Höhe geschleudert. Gleichzeitig erfüllten stöhnende Laute die unheimliche Stille.

      „Besser, wir befolgen den Rat des Gnoms“, meinte Robert.

      „Damit uns dann auf der Straße die Nachtkreaturen in aller Ruhe anvisieren und angreifen können.“ Robert seufzte.

      Er blickte sich um. Die Untoten würden wohl etwas brauchen, bis sich die ersten von ihnen wirklich endgültig aus dem Erdreich heraus gegraben hatten. Hier und da waren Köpfe zu sehen. Die Betreffenden hatten furchtbare Wunden, vor allem im Halsbereich davongetragen. Wunden, die sehr wahrscheinlich durch Angriffe der Nachtkreaturen verursacht worden waren.

      Brenda und Robert verließen den Friedhof.

      Die schauerlichen, stöhnenden Laute, der zu einem neuen, unheimlichen Leben erwachten Toten jagte ihnen eiskalte Schauer über den Rücken.

      „Was für eine perverse Welt“, murmelte Robert.

      „Normalerweise dein Spielplatz, Robert!“

      „Es ist ein Unterschied, ob etwas wirklich nur ein Spiel ist, aus dem jeder Beteiligte jederzeit aussteigen kann, oder so etwas wie das hier!“

      Sie traten auf den Dorfplatz, der sich in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Friedhofs befand.

      Roberts besorgter Blick glitt hinauf zum Schloss. Die Schattenwesen hatten sich zu einer Formation versammelt, die einem V glich.

      „Sie kommen“, flüsterte er. „Mach dich auf einiges gefasst, Brenda!“

      Kapitel 9: Der Kampf gegen die Schattengeschöpfe

      Schon waren die ersten von ihnen herangekommen. Robert schoss sofort seine Armbrust ab. Eine der Nachtkreaturen wurde getroffen und fiel zu Boden. Wie die anderen zuvor löste sie sich in Staub auf. Ein weiterer Blutsauger wurde von einem Pfeil getroffen. Brenda schaffte es gerade noch, einen zweiten Pfeil einzulegen und abzuschießen, der sein Ziel ebenfalls nicht verfehlte. Doch nun änderten die Bestien ihre Taktik. Sie griffen vollkommen gleichzeitig an. Je fünf von ihnen stürzten sich auf Brenda und Robert.

      Robert griff nach dem Schwert. Mit der anderen Hand nahm er einen Pflock aus der Tasche, den er bereits dem ersten Angreifer in den Leib rammte.

      Dann ließ er das Schwert kreisen, mit dem er eine Schattenkreatur nach der anderen besiegte. Die Kraft des Waldgeistes, die ihm durch die Hexe eingeflößt worden war, spürte er jetzt deutlich. Das Schwert schien plötzlich ohne Gewicht zu sein. Er drosch damit auf die Ungetüme ein. Aber nur dann, wenn es ihm gelang, den Kopf abzutrennen, war der Angriff auch erfolgreich und der Blutsauger zerfiel anschließend zu grauem Staub.

      Brenda hatte etwas mehr Schwierigkeiten.

      Aber angesichts der Tatsache, dass die Hexe ihr nicht so viel Kraft eingeflößt hatte wie Robert, war das auch logisch.

      Dennoch konnte auch sie sich einigermaßen gegen die Übermacht behaupten. Die fledermausartigen Monstren umlagerten sie und versuchten immer wieder mit ihren Krallenhänden nach ihr zu greifen. Ihr Bogen wurde ihr bereits abgenommen und mit Wutgeheul zerbrochen. Offenbar hatten die Schattengeschöpfe nicht vergessen, dass die damit verschossenen Pfeile vielen von ihnen bereits die Existenz gekostet hatten.

      Wild und entschlossen schlug Brenda um sich und sorgte dafür, dass die Biester auf Distanz blieben. Nur einmal gelang es ihr im Alleingang, einen der Blutsauger zu enthaupten, der daraufhin zerfiel.

      Robert hatte inzwischen seine Gegner in die Flucht geschlagen oder enthauptet.

      Die Schattenwesen schienen zu spüren, dass er von einer Kraft beseelt war, die ihn für sie im Moment nur schwer bezwingbar machte.

      Einige von ihnen zogen sich zurück, damit ihre zerrissenen Flügel und ihre von Hieb- und Stichwunden übersäten Körper sich regenerieren konnten. Robert eilte nun Brenda zu Hilfe.

      Mit einem gewaltigen Schlag trennte er gleich zweien der Bestien die Schädel vom Rumpf. Die anderen stoben auseinander und erhoben sich in die Lüfte, so fern sie dazu noch in der Lage waren.

      Eines dieser Nachtgeschöpfe taumelte mit zerrissenen Flügel auf den Dorfplatz zu. Man konnte sehen, wie sich die Flughaut regenerierte. Aber der Blutsauger vermochte noch nicht zu fliegen. Das Wesen versuchte sich vom Boden zu erheben, sank aber wieder tiefer und kam schließlich wieder auf die Erde.

      Vom Friedhof her kam jetzt eine Kolonne von schrecklich zugerichteten Gestalten.

      Lebende Tote! , durchfuhr es Robert. Zombies!

      Der Blutsauger entkam ihnen nicht.

      Wankend, aber unbeirrbar kamen de Untoten auf die Nachtkreatur zu, die jetzt in die andere Richtung zu flüchten versuchte. Aber die Regeneration ihrer Flughäute war noch nicht weit genug fortgeschritten. Sie kam nicht hoch.

      Die Zombies packten den Blutsauger und zerrissen ihn. Eine Traube dieser Schauergestalten bildeten sich um den Blutsauger, dessen Lage jetzt beinahe Mitleid erregend war.

      Nur die Schreie des Vampirs waren noch eine Weile zu hören, dann nur noch die genussvoll aufstöhnenden Laute der Zombies.

      „Offenbar freuen diese Untoten sich höllisch über etwas mehr Lebenskraft“, zog Robert einen nahe liegenden Schluss.

      „Und was machen wir dagegen, dass die sich nicht auch noch unsere aneignen?“, fragte Brenda.

      „Gut kämpfen. Was anderes wüsste ich jetzt nicht!“

      „Wahrscheinlich könnten uns jetzt diese geweihten Kugeln weiterhelfen, von denen der Gnom sprach.“

      „Ich dachte immer, so etwas helfe nur gegen Werwölfe!“

      „In diesem Spiel ist das offenbar anders.“ Eine kurze Pause folgte.

      „Im Moment sind wir scheinbar ganz gut mit Lebensenergie ausgestattet“, sagte Robert schließlich.

      „Besonders du, Robert.“

      „Ja, ich weiß…“