Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Michael
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Год издания: 0
isbn: 9783956179044
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so ist das schlicht und ergreifend falsch.

      Der Beweis liegt vor euch unter dem Eis. Ihr könnt ja eure Zeit damit vertun, und das Eis aufbrechen, wenn ihr mir nicht glauben wollt.“ Der Gnom lachte gehässig. „Aber so töricht könnt nicht einmal ihr beide sein!“

      „Wie ist das möglich?“, wandte sich Robert an Brenda. „Das Spiel war versiegelt, ich bin mir sicher!“

      „Hier gelten die Gesetze der Magie!“, erwiderte Brenda.

      „So fern man da tatsächlich von Gesetzen sprechen kann.

      Anscheinend teilen all diejenigen, die jemals dieses Spiel gespielt haben, diese Welt.“

      „Beziehungsweise teilten“, korrigierte Robert. „Die Vergangenheitsform dürfte nach allem, was wir wissen, wohl angemessener sein.“ Robert wandte sich an den Gnom. „Was ist jetzt mit dieser Kleidung und den Waffen?“

      „Nicht so ungeduldig“, mahnte der Gnom. „Zunächst einmal möchte ich euch sagen, dass dieses Dorf da unten nun wahrlich auch kein paradiesischer Ort ist. Vielleicht nicht ganz so ungastlich, wie der Hexenwald, in dem ihr so lange und unnötig herumgeirrt seid, obwohl man mit etwas mehr Intelligenz... Aber lassen wir das! Es dürfte jetzt zu spät sein, noch etwas an eurem Auffassungsvermögen zu verbessern.

      Ihr seid nun mal wie ihr seid und ich werde mein Wettverhalten gegenüber den anderen Dienerdämonen in Zukunft darauf einstellen müssen. Das ist das Beste. Akzeptiere immer die Gegebenheiten, hat mal jemand sehr Weises gesagt.“ Der Gnom verzog das Gesicht und kratzte sich an dem gewaltigen Kinn. „Wer war das noch? Der Namenlose Magier vielleicht oder...“

      „Was weißt du über den Namenlosen Magier?“, fuhr Robert sofort dazwischen.

      Der Gnom lachte triumphierend. „Dachte ich es mir doch.“

      „Was?“

      „Hast du dir diesen Auftrag aufschwatzen lassen, Jarmila zu befreien?“ Er schüttelte den Kopf. „Jedenfalls ist das der einzig vorstellbare Grund, weshalb du auf dieser Ebene erstens vom Namenlosen Magier wissen kannst und zweitens ihn für so wahnsinnig wichtig hältst, dass du unbedingt mehr über ihn erfahren willst.“ Er zwinkerte Robert zu. „Oder richtet sich dein Interesse vielleicht doch eher auf die schöne Jarmila?“ Der Gnom wandte sich Brenda zu. „Ich fürchte, du wirst dich damit abfinden müssen, dass dein Begleiter dieser Jarmila nun hoffnungslos verfallen ist und sich für dich höchstens noch am Rande interessiert. Aber so ist der Lauf der Dinge. Und leider darf ich nicht mehr darüber verraten.

      Weder über Jarmila noch über den Namenlosen Magier.“

      „Warum nicht?“, fragte Robert.

      „Sie gehören zu einer anderen Ebene. Ich weiß, ich habe bereits ein paar unvorsichtige Bemerkungen zu dem Thema fallen lassen, aber damit soll's auch gut sein. Sonst bekomme ich nicht nur Ärger mit meinen Dienerdämonenkollegen, sondern auch noch mit den höheren Höllenmächten und werde am Ende noch degradiert. Ich könnte euch da Geschichten über Oberdämonen erzählen, die am Ende als Reiniger der Höllenöfen endeten...“ Er schüttelte den Kopf und für einen Augenblick hätte man ihm die Betroffenheit beinahe abnehmen können.

      Der Gnom vollführte einen Satz, machte einen Salto und kam sicher wieder auf die Füße.

      „Unser Sortiment an nützlichem Items!“, rief er. „Wozu man warme Kleidung braucht, muss wohl nicht erklärt werden, aber da ihr so dumm wart, die Gastfreundschaft und den Schutz der Hexe anzunehmen, anstatt das Schlangebiest zu erschlagen, wie es sich für Helden gehört hätte, habt ihr ja ein bisschen mehr Lebenskraft bekommen und euch etwas am Feuer dieser alten Vettel aufgewärmt!“ Er seufzte und verdrehte die Augen.

      „Ein schwerer Fehler! Aber ihr seid nicht die ersten, die ihn begangen haben. Ja, ja, die Leichen unter dem Eis könnten einiges erzählen, wenn sie noch sprechen könnten und ihnen ein ungnädiges Schicksal nicht den Mund für immer verschlossen hätte! Und leider muss ich sagen, wird es euch letztendlich nicht viel besser ergehen, denn den dunklen Mächten, die es nicht auf dem Schloss und dem Wald, sondern genauso auch im Dorf gibt, habt ihr wenig entgegen zu setzen.“ Der Gnom nahm eine der langläufigen Steinschlosspistolen. Die Waffe hatte zwei Läufe, die jeweils mit einem gesonderten Abzugshahn ausgestattet waren, sodass man sie nacheinander abfeuern konnte. „Eine wunderbare Waffe.

      Sie werden mit Kugeln aus geweihtem Silber geladen. Diese Kugeln werden natürlich mitgeliefert. Ich, als Geschöpf der Hölle, habe jedoch gewisse Probleme damit, sie anzufassen, doch das soll euch nicht weiter kümmern!“ Fast liebevoll strich der Gnom über den Lauf der Waffe. Dann warf er sie empor. Sie schwebte wieder in der Luft. „Diese Pistole wäre genau das Richtige für euch und sie würde vor allem eure Chance, den Aufenthalt im Dorf zu überleben erheblich verbessern, nur leider, leider darf ich euch keinen dieser Gegenstände übergeben!“

      „Wie bitte?“, stutzte Robert fassungslos.

      Der Gnom zuckte die breiten Schultern. „Ja, es tut mir leid, aber ich bin nun einmal an die Regeln der Hölle gebunden. Da beißt kein Teufelchen einen Faden ab.“

      „Und welche Regel bitteschön würdest du brechen, wenn du uns ein paar von diesen Sachen überlässt?“, fragte Brenda –

      ebenso aufgebracht wie Robert.

      Der Gnom verzog das Gesicht.

      „Ja, ja, das ist mal wieder ein ganz typischer Fall. Wie viele haben schon vor euch gedacht, dass sie das Handbuch nicht zu lesen brauchen. Zur Erinnerung: Es war als Booklet in der Verpackung und außerdem als Datei auf dem Datenträger.

      Wie auch immer, ihr seid weder die Ersten, noch werdet ihr die Letzten sein, die es bitter bereuen, sich nicht genügend informiert zu haben. Hier, im Reich der Verdammten, kann das tödlich sein!“ Er kicherte wie irre. „Und glaubt mir, es gibt hier noch weit schlimmere Dinge als den Tod zu erleiden, aber das werdet ihr alles selbst merken.“

      „Das ist doch alles nur dummes Geschwätz!“, konterte Robert.

      „Nein, es ist die Wahrheit! Eine Wahrheit, die ihr nicht hören wollt. Also lernt aus euren Fehlern, dann bekommt ihr vielleicht auch irgendwann eine dieser hervorragenden Waffen und verbessert auf diese Weise eure Überlebenschance ganz erheblich. So etwas wie mit der Hexe sollte euch besser nicht wieder passieren. Ihr seid hier um die Wesen der Finsternis totzuschlagen, nicht um mit ihnen irgendwelche fragwürdigen Geschäfte zu machen, bei denen ihr sowieso den Kürzeren zieht!“

      Roberts Hand ging zum Schwertgriff.

      „Wir werden es in deinem Fall besser machen!“, drohte er.

      „Für Diener-Dämonen gilt das nicht. Vergaß ich das vielleicht zu erwähnen?“ Der Gnom räusperte sich.

      Anschließend schlug er erneut einen Salto.

      Die Waffen und Kleider verschwanden.

      Der Gnom machte mit seinen überlangen Armen, die auf dem Boden schlürten, wenn er sie nicht vor der Brust ineinander verschränkte, eine große, ausholende Geste. „Ihr haltet mich für garstig und böse – aber so bin ich gar nicht. Und auch wenn ihr denkt, dass ich euch jetzt vollkommen ohne ein Zusatz-Item dastehen lasse, so liegt ihr falsch!“ Er schnippste dreimal hintereinander mit dem Finger. Daraufhin erschienen drei angespitzte Holzpflöcke in der Luft. „Na, das ist doch auch etwas, oder? Schließlich müsst ihr noch bis zum Morgengrauen mit Angriffen der Blutsauger rechnen und da ist es doch besser, wenn die Munitionsvorräte nicht ganz so spärlich bestückt sind, oder?“

      Die drei Pflöcke fielen zu Boden.

      An Brenda gewandt, erklärte der Gnom: „Pfeile sind leider derzeit nicht im Angebot, aber wenn sich das kurzfristig ändern sollte, melde ich mich!“

      Von einer Sekunde verwandelte sich der Gnom in eine Rauchwolke, die sich langsam verteilte.

      Robert hob die Pflöcke auf und steckte sie in die Tasche.

      „Besser