Eine Bank in der EU vereinbart mit einer U.S.-Bank anlässlich eines Kaufs von USD, dass die Banken die Differenz ausgleichen, wenn der EUR/USD-Zinssatz sich gegenüber dem bestehenden innerhalb eines bestimmten Zeitraums ändern sollte.
Bei einem Zins-Währungsswap werden sowohl Währungen als auch Zinsen getauscht.205 Dasselbe Prinzip wie bei Zins- bzw. Zins-Währungsswaps findet auch bei Swapprodukten wie z.B. Equity-Swaps bzw. Equity-linked-Swaps, Swapanleihen (Asset-Swaps) oder Rohstoffswaps (Commodity-Swaps) Anwendung. Bei solchen Swaps erfolgt die Berechnung der vereinbarten Zahlungsströme für zumindest ein „Bein“ (leg) des Swaps auf Basis eines Nominalwertes, der nicht aus einem Geldbetrag ein einer bestimmten Währung besteht (Wertpapierkurs, Warenpreisindex, Kapitalbetrag usw.).
Dagegen sind so genannte Devisenmarktswaps von den beschriebenen Swaps (insbesondere von Währungsswaps) zu unterscheiden. Hierbei handelt es sich um eine Kombination eines Kassa- (!) und eines Termingeschäfts, wobei diese Geschäfte grundsätzlich zwischen denselben Transaktionspartnern abgeschlossen werden (sonst: Engineered Swap). Bei einem Devisenmarktswap erfolgt also der Tausch zum Kassakurs und der Rücktausch am Ende der Laufzeit zum Terminkurs. Der durch die Differenz zwischen Kassa- und Terminkurs definierte Swapsatz (= forward spread) bestimmt sich also durch die unterschiedlichen Zinssätze, aber es erfolgen keine Zinszahlungen.206 Ein Devisenmarktswap lässt sich nach demselben Muster auch strukturieren, indem zwei Termingeschäfte mit unterschiedlichen Fälligkeitsterminen kombiniert werden.
Zins- und Zins-Währungsderivate haben, wie zuweilen hervorgehoben wird, unter allen Derivaten gesamtwirtschaftlich die weitaus größte Bedeutung.207 Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Fest- und Optionsgeschäfte auch außerhalb von Finanzmarkttransaktionen vorkommen und mit anderen Geschäften kombiniert werden können. Das Gesamtvolumen des Geschäfts mit derivativen Finanzinstrumenten ist daher nur schwer abschätzbar.
Abgesehen von den oben beschriebenen Swaps sind noch weitere Kombinationen von Fest- und Optionsgeschäften möglich. Ein Beispiel ist der Forward Swap, bei dem die Transaktionspartner die Bedingungen einer Swapvereinbarung bereits zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses festlegen, der Start des Swapgeschäfts aber in die Zukunft verschoben ist.208 Ein anderes Beispiel ist die Swapoption (swaption), eine Kombination von Swap und Option. Derivate können ferner als synthetisches Element in Wertpapiere eingebettet werden (strukturierte Wertpapiere).209 Bei komplexeren Produkten kann schließlich fraglich sein, ob und inwiefern sie sich überhaupt in die genannten Kategorien einordnen lassen. So ist beispielsweise bei einigen Kreditderivaten wie z.B. Credit Default Swaps (CDS) umstritten, ob es sich um Optionen oder eher um Swaps handelt.210
Die wirtschaftlich und rechtlich als Derivate bezeichneten Finanzinstrumente können verschiedenen Generationen zugeordnet werden.211 Diese Einteilung ist aber nur deskriptiv und zeitgebunden. Ihre Berücksichtigung ist für die Zwecke dieser Arbeit nicht erforderlich.
2. Hebelwirkung
Derivate sind durch Hebelwirkung gekennzeichnet.212 Die Hebelwirkung beruht auf der Abhängigkeit der vertraglichen Leistungspflicht von einem Referenzwert. Als Referenzwert ist grundsätzlich alles verwendbar, was quantifiziert und objektiv überprüft werden kann. Im Regelfall ist der Referenzwert durch einen Unsicherheitsfaktor (Risiko) beeinflusst, der in einer geschäftlichen Transaktion besteht oder bestehen kann. So eignet sich als Referenzwert z.B. die künftige Entwicklung eines Kurses oder Indexes (z.B. der Ölpreisindex), aber auch die Entwicklung von Faktoren, die für die Märkte relevant sind, ohne von ihnen beeinflusst werden zu können (z.B. das Wetter).
Der Hebel lässt sich berechnen als Vergleichswert aus dem Quotienten der prozentualen Preisänderung des Derivats und der prozentualen Preisänderung des Referenzwertes.213 Wenn man – soweit möglich – die Transaktion auf Basis eines Derivatkontrakts mit einer Anlage desselben Betrags in den Referenzwert vergleicht, führt der Hebel zu einer Erhöhung der Chancen bzw. Risiken. Bei übereinstimmenden Geldanlagen ist der Gewinn bzw. Verlust aufgrund des Hebels also immer größer als beim zugrunde liegenden Kassageschäft. Bei einem Vergleich mit risikogleichen Anlagen in den Referenzwert führt der Hebel entsprechend zu einer Verringerung des einzusetzenden Kapitals.214 Die Hebelwirkung ermöglicht es den Transaktionspartnern somit, an Preisbewegungen des Referenzwerts vollständig teilzunehmen, ohne den vollständigen Preis des Referenzwerts zahlen zu müssen. Das macht Derivate besonders geeignet für einen spekulativen Einsatz.215
3. Differenzgeschäft
Nach einer alten Terminologie werden Transaktionen unter Nutzung von Derivaten als „Differenzgeschäfte“ bezeichnet. Diese Bezeichnung wird im juristischen und – möglicherweise davon abgeleitet – zum Teil auch im ökonomischen Schrifttum verwendet, ist mit der Durchsetzung des Begriffs „Derivat“ auch für Rechtsgeschäfte mit derivativen Finanzinstrumenten216 aber weitgehend außer Gebrauch geraten.217 Mit dem Begriff „Differenzgeschäft“ ist im Grunde gemeint, dass ein Derivatkontrakt grundsätzlich nur die Differenz der Leistungen aus gegenwärtigen und zukünftigen Kassageschäften umfasst, mit denen sich derselbe wirtschaftliche Erfolg erreichen lässt.218 Es handelt sich aufgrund des Charakters als Differenzgeschäft um ein Rechtsgeschäft, das sich auf eine Verschiebung von Risiken beschränkt, die aus Unsicherheiten hinsichtlich der vereinbarten zukünftigen Leistung folgen.
Ein Leistungsaustausch im vertraglichen Gegenseitigkeitsverhältnis (Synallagma) findet über das Derivat nach dem zuvor Ausgeführten nicht statt.219 Das vertragliche Gegenseitigkeitsverhältnis bezieht sich vielmehr auf die gegenseitige Vereinbarung, ein Risiko bzw. Risikobündel zu übernehmen (aleatorischer Vertrag ohne Umsatzelement).220 Zwar ist eine Lieferung des Referenzwerts möglich (true sale), hauptsächlich erfolgt aber lediglich ein Barausgleich (cash settlement). Bei den nach den ISDA-Modellverträgen strukturierten OTC-Derivaten ist seit 2009 auch eine Auktionsabwicklung (auction settlement) möglich.221 Aber selbst wenn eine Lieferpflicht bezüglich des Referenzwerts besteht und ein Entgelt für die Lieferung zu leisten ist, liegt die derivative Komponente des Geschäfts allein darin, dass eine Leistungsänderung von einem außerhalb des Parteiwillens liegenden Umstand abhängig gemacht werden soll, nämlich einer Änderung bezüglich des Referenzwerts. Die Lieferpflicht ist für das Derivat also kein konstitutives Element.
Die Tatsache, dass ein Derivat sich als Differenz der Leistungen aus gegenwärtigen und zukünftigen Kassageschäften auffassen lässt, bedeutet allerdings, dass der rechtsgeschäftliche Erfolg auch durch aufeinander bezogene Kassageschäfte repliziert werden kann. Derivate mit symmetrischem Risikoprofil wie z.B. Terminkäufe und Swaps (Festgeschäfte) lassen sich „statisch“ in Kassageschäfte zerlegen.222 So lässt sich beispielsweise ein Forward in den Verkauf einer Anleihe mit festem Zins einerseits und den Kauf der Aktie am Kassamarkt andererseits aufteilen.223 Ein Zinsswap entspricht der Gewährung eines Darlehens zu festem bzw. variablem Zinssatz und der gleichzeitigen Inanspruchnahme eines (bei Vertragsbeginn gleichwertigen) Darlehens zu variablem bzw. festem Zins.224 Dagegen lassen sich Optionen wegen ihres asymmetrischen Risikoprofils nur „dynamisch“ in herkömmliche Instrumente zerlegen. So kann eine Callposition mit Hilfe eines ständig anzugleichenden („dynamischen“) Portfolios aus dem Kauf des Referenzwerts und der Aufnahme eines Darlehens zu festem Zinssatz (bzw. der Emission einer entsprechenden Anleihe) dupliziert werden.225 Die dynamische Reproduktion ist in der Realität allerdings ungenau.226
Der Umstand, dass Differenzgeschäfte aus Elementen von nicht-derivativen Geschäften bestehen, bringt es außerdem mit