Die Frauen von Schloss Summerset. Ed Belser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ed Belser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844287097
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späteren Clan-Piper von MacLennoch, Ziehmutter von Maggie, Mutter von Seumas und jetzt Witwe von William. Seit seinem Tod war sie die gute Seele der Brennerei. Mary trug eine Kopfhaube und ein dunkles langes Kleid, darüber eine Leinenschürze. Als er vor ihr stand, blickte er in ein sorgenvolles Gesicht. "Mary, was ist los?"

      "Sie ist verschwunden. Maggie ist wieder weg."

      Cremor verzog sein Gesicht und schüttelte den Kopf. "Hat sie gesagt, wohin … "

      "Sie war sehr aufgeregt. Sie sagte, sie müsse den Flüchtlingen helfen. Niemand tue etwas."

      "Hätte sie doch noch gewartet! Fraser hatte eine Idee, wie man ihnen helfen könnte."

      Mary ließ den Kopf hängen. "Ich wollte sie aufhalten. Doch sie hatte alles bereit: Pferd aufgezäumt, Satteltaschen gefüllt … Säbel und Pistole."

      Cremor umarmte sie, und sie hielten sich eine Weile umschlungen.

      "Ich gehe jetzt, Mary. Morgen Abend bin ich zurück."

      Er sattelte sein Pferd und machte sich auf den Weg zum Schloss Summerset.

      5

      James Moore hatte von Oberst Middlehurst erfahren, dass Lady Charlotte vom Clan MacLennoch die Absicht hegte, ihren eigenen Beitrag für die Sicherheit der Highlands zu leisten, wie er sich ausgedrückt hatte. Er sollte sie besuchen und dafür sorgen, dass die notwendige Kooperation gewährleistet sei, was daraus hinauslief, dass englische Offiziere alles überwachen und die Einhaltung britischer Gesetze und Gepflogenheiten sicherstellen würden.

      Lady Charlotte empfing Moore zusammen mit ihren zwei Töchtern. Man konnte ja nie wissen, ob er an der einen oder anderen Gefallen finden würde. Man bat ihn Platz zu nehmen.

      "Mein Mann hat sein Leben für die englische Krone geopfert." Charlotte tupfte sich die Augen mit einem kleinen seidenen Tüchlein.

      James sah sie unbeeindruckt an.

      "Ich dachte, es würde seinem Wunsch entsprechen, sein Vermächtnis noch zu vertiefen."

      Moore spürte einen stärkten Widerwillen. Die beiden Töchter betrachteten gelangweilt ihre Fingernägel.

      "Außerdem habe ich mich entschlossen, mich wieder zu verehelichen."

      Moore schluckte ein paar Mal leer. Sie schreckt vor nichts zurück. "Wer hat die Ehre, Ihre Aufmerksamkeit gefunden zu haben?" Er erschrak sofort über seine Frage und ärgerte sich über seine Voreiligkeit. Natürlich hätte er fragen sollen, wer sich ihrem Liebreiz nicht habe entziehen können.

      "Es ist ein alter Freund der Familie und unseres Clans. Er hat meinem Mann das Leben gerettet."

      "Sie spannen mich auf die Folter."

      "Es ist Lucas Creamore, der Eigner der Blair Mhor Distillery und Laird of Blair Mhor."

      James Moore hatte von ihm gehört. Große Brennerei. Gehörte zum engeren Kreis der MacLennochs. "Was für eine kluge Entscheidung. Meine besten Wünsche begleiten Sie. Wann soll es soweit sein?"

      "Sehr bald, mein lieber Moore. Ich hoffe, Sie geben uns die Ehre Ihrer Teilnahme an den Feierlichkeiten." Charlotte nickte ihren Töchter kurz zu, und beide wussten sofort, dass sie damit entlassen waren. James Moore hatte sie keinen Moment auch nur eines Blickes gewürdigt.

      Er nickte ihnen zu, als sie das Zimmer verließen. "Nun zum Grund meines Besuches, Mylady. Sie sprachen von Ihrem Beitrag … "

      "Ja natürlich, Oberstleutnant. General George Wade war ein regelmäßiger Gast in unserem Haus. Er hat uns von seinem Regiment erzählt, das er gegründet hat, um die Sicherheit in unserem Lande zu gewährleisten. Die Black Watch, nicht wahr? Alles regierungstreue Highlander. Da habe ich mir überlegt, wir könnten auch unsere Soldaten in den Dienst der Krone stellen."

      "Sie meinen wohl, um weitere Aufstände der rebellischen Clans zu unterbinden, oder?"

      "Sie scherzen, Mr. Moore, Sie kennen doch Cumberland. Es wird keine weiteren Aufstände mehr geben."

      Moore ertappte sich, wie er wieder leer schluckte. Er hatte Lady Charlotte unterschätzt. Wenn die beiden Ideen, sich raschestens wieder zu verheiraten und ihre Soldaten den Engländern in den Schlund zu werfen, wohl nicht auf ihrem Mist gewachsen waren, so hatte sie immerhin die Einsicht gehabt sich beraten zu lassen.

      Charlotte ging zum Fenster. "Kommen Sie her, schauen Sie." Sie zeigte hinüber zum Lager der Gefangenen. "Da ist eine Hundertschaft, die mein lieber verstorbener Mann rechtzeitig vom Schloss Blackhill abgezogen hat. Zwar ehemalige Angehörige des Clans MacAreagh, aber ebenfalls treue Highlander. Daraus werden gute Soldaten!"

      Charlotte hatte sich wirklich gut beraten lassen. "Und wie stellen Sie sich das vor?"

      "Wir bauen Blair Mhor wieder auf. Mein zukünftiger Mann Lucas wird das bewerkstelligen. Das Dorf wird Standort des neuen Regimentes. Nennen wir es Summerset Highlanders. Eine Musikkapelle haben wir schon — die Summerset Pipes and Drums." Sie blickte ihm aufmunternd in die Augen. "Mein Lieber Mr. Moore. Sie brauchen nur noch Oberst Middlehurst zu überzeugen. Das wird Ihnen doch gelingen, oder?"

      6

      Tucker wünschte seine Offiziere zu sehen. Die Meldeläufer eilten davon. Nach einer Weile tauchten aus unterschiedlichen Richtungen kurz nacheinander drei Pferde auf. Ihre Reiter sprangen ab und stellten sich zu Tucker, ihre Pferde an den Zügeln.

      Er sah sie unwirsch an. "Ihr habt rechte Arbeit geleistet, aber nicht gut genug. Mit weniger Gefangenen hätten wir weniger Arbeit. Macht es nächstes Mal besser. Außerdem sind da viele Weiber. Lasst sie spüren, wer hier die Meister sind!" Er stieß ein meckerndes Lachen aus. Dann zeigte er auf einen der Offiziere. "Du sammelst die Rinder ein. Und allfällige Pferde. Ihr treibt sie auf Schloss Blackhill. Heute Nacht noch, klar?" Er wies auf den Nächsten. "Du nimmst die Herrschaften mit, die ins Gefängnis kommen. Du reitest zuerst ab. Ich werde mit dir kommen. Los, an die Arbeit!"

      Der dritte Offizier, klein und gedrungen wie Tucker, wartete auf seinen Auftrag.

      "Du organisierst die Bewachung. Du hast die Aufsicht über den Pferch. Wenn sich einer herausbewegt, dann erschießt ihn. Bei Tagesanbruch macht ihr euch auf den Weg an die Küste. Dort lieferst du die Leute beim Hafenkommandanten ab. Er weiß, was zu tun ist. Danach kommt ihr sofort nach Blackhill zurück."

      Maggie sah gespannt zu, als plötzlich Bewegung aufkam. Befehle ertönten, Soldaten rannten von da nach dort. Die Männer im kleinen Pferch wurden mit langen Ketten aneinandergefesselt. Aus der Umgebung wurden Rinder zusammengetrieben. Um den großen Pferch herum wurden kleinere Feuerstellen errichtet. Maggie schloss daraus, dass die Gefangenen über Nacht bleiben würden. Sie überlegte sich, wie sie bei Dunkelheit durch die Umzäunung gelangen könnte, ohne von den Wachen bemerkt zu werden. Diese würden wahrscheinlich eher darauf achten, dass niemand den Pferch verließ.

      Nach etwa einer Stunde versammelten sich die Soldaten, teils mit Pferden. Tucker ritt voraus, hinter ihm die Gefangenen zu Fuß. Nach und nach fanden die zusammengetriebenen Rinder den Weg und folgten. Das Ganze flankiert von Soldaten zu Fuß, den Viehtreibern und am Schluss den Berittenen. Maggie versuchte, die Wegreitenden zu zählen um die Anzahl der verbleibenden Wachen zu schätzen. Sie zählte sechs Feuerstellen um den Pferch herum. Also sechs Wachen, wahrscheinlich jeweils zwischen den Feuern aufgestellt. Die Wachen müssten sich ja auch noch ablösen, um ihren Schlaf zu kriegen, überlegte sie; nun galt es zu warten, sie musste sich wach halten.

      7

      Als Cremor auf Schloss Summerset ankam, fielen ihm zuerst die vielen Rotjacken auf, die in Gruppen herumstanden und diskutierten oder im Schlosshof patrouillierten. Die Wachen erkannten ihn und ließen in ungehindert durch. Ein Diener führte ihn zu Lady Charlotte, vorbei an offenen Zimmern und langen Gängen. Es wurde ihm mulmig, wenn er daran dachte, dass Fraser mit Charlotte über die Heiratspläne gesprochen hatte. Diener huschten zur Seite, wenn er vor ihnen auftauchte. Er hatte keinen Blick für die vielen Kostbarkeiten — orientalische Teppiche am