Geheimnis Schiva 2. A. Kaiden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. Kaiden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748577348
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auf und begann, abzuräumen. Lara hasste das. Sie war noch nicht mal annähernd fertig, hatte kaum mit dem Essen begonnen und sie räumte einfach ab. Vermutlich meinte sie es nicht böse, aber gemütlich Frühstücken und wach werden war anders. Diese Hektik am Morgen … unnötig. Als ihre Eltern dann auch noch zu diskutieren anfingen, reichte es ihr. Sie stand auf, trug ihr Geschirr in die Spüle und beeilte sich wortlos, die Küche zu verlassen. Schnell lief sie in ihr Zimmer und stierte sehnsüchtig aus dem Fenster. Irgendwie hatte sie Fernweh.

      In dem Moment vibrierte ihr Handy. Perplex stand sie eine Weile da, bis sie begriff und die eingegangene Nachricht der fremden Nummer las.

      Hey Lara, wie geht‘s? Sorry, dass ich mich nicht schon früher gemeldet habe, doch bei mir war einiges los und viel zu klären. Hast du heute ein, zwei Stunden Zeit für mich?

      Ihr Herz vollführte aufgeregte Sprünge. Er hatte sich tatsächlich noch gemeldet! Flink tippte sie eine Antwort ein und drückte auf senden.

      Kein Ding. Wann und wo?

      Wäre Karlsruhe für dich okay? Ich bin noch nicht lange hier und kenne mich nicht so aus. Falls du also ein gutes Café oder ne coole Bar / Bistro kennst ;)

      Lara dachte kurz nach. Ihr Lieblingscafé war sonntags bestimmt keine gute Idee. Ansonsten fiel ihr auf Anhieb nur das große Bistro am Marktplatz ein, dessen Namen sie jedoch vergessen hatte.

      Karlsruhe klingt gut. Direkt am Marktplatz an der Straßenbahnhaltestelle ist ein großes Lokal, in dem man Frühstücken, Kaffee trinken und Mittagessen kann.

      Das klingt gut. Sagen wir so um zwei?

      Geht klar. Bis dann.

      Yo, see ya.

      Lara begann zu strahlen. Auch wenn die Situation seltsam war und etwas nicht stimmte – endlich würde sie Antworten bekommen und nicht mehr ganz im Dunkeln tappen. Fröhlich suchte sie sich eine Zugverbindung heraus. Sie hatte zwar ein Auto, aber sie fuhr nicht gerne in die Innenstadt von Karlsruhe. Die Parkplatzsuche entwickelte sich immer zu einer Katastrophe. Abgesehen davon war sie ohnehin aufgeregt genug, da traute sie sich die Fahrt nicht zu. Sie hatte noch etwas Zeit, bis sie losmusste. Diese wollte sie nutzen, um sich Fragen zurechtzulegen. Immerhin wollte sie alle Zusammenhänge erfahren und verstehen. Ihre Haut begann vor freudiger Aufregung zu kribbeln. Entschlossen holte sie sich einen Notizzettel und einen Stift.

      *

      Natürlich kam die Straßenbahn viel zu spät. Zum Glück hatte sie einen großen Zeitpuffer eingeplant, sodass sie Punkt zwei Uhr am Marktplatz ausstieg. Sie brauchte nicht lange suchen, denn er stand schon vor dem Café und wartete auf sie. Als er sie sah, kam er ihr mit einem Lächeln entgegen. Er trug dieselbe Jeans wie am Freitag und ein Shirt von einem Rockfestival. Wieder fragte sie sich, ob er wirklich Sydney war.

      „Hey Lara, schön, dass du gekommen bist. Sorry nochmal, dass ich mich erst heute Morgen gemeldet habe.“

      Er nahm sie zur Begrüßung kurz in den Arm. Irgendwie so ganz und gar nicht wie Sydney.

      „Ähm, ja. Kein Problem. Hat ja alles gepasst“, erwiderte sie nachdenklich und betrachtete ihn nochmals eingehend. Doch äußerlich gab es keinen Zweifel.

      „Wollen wir erstmal reingehen? Ich lad dich auch ein, dafür dass du warten musstest.“

      Er zwinkerte ihr versöhnlich zu und sie nickte.

      „Da sag ich natürlich nicht nein.“

      Gemeinsam betraten sie das Café und suchten sich einen etwas ruhigeren Platz in einer freien Ecke. Sie gaben ihre Bestellung auf und schwiegen sich eine Weile unschlüssig an. Vorhin hatte sie sich alles derart leicht ausgemalt und jetzt, wo er ihr gegenüber saß, hatte sie natürlich wieder Probleme, mit der Sprache herauszurücken. Dabei wirkte er viel netter. Warum war sie nur dermaßen ängstlich? Das nervte. Unruhig rutschte sie auf ihrem Platz hin und her.

      „Würdest du mich kurz entschuldigen? Ich müsste dringend noch wohin …“

      „Ah, klar doch.“

      Vorsichtig stand sie auf und ging die Treppe nach oben zur Toilette. Die Situation war echt seltsam. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich verhalten sollte. Es war nicht wie früher, als sie vor Sydney Angst hatte. Sie hatte keine Angst vor ihm. Allerdings wusste sie nichts über ihn. Er verhielt sich komplett anders. Er war irgendwie wie ausgewechselt …

      Lara verließ gerade wieder die Treppe, als sie unsanft angerempelt wurde. Nicht schon wieder. Wurde das mittlerweile zur Gewohnheit? Peinlich berührt blickte sie auf, im Kopf eine Entschuldigung formulierend. Jedoch kam sie nicht dazu, diese auszusprechen. Denn als sie ihr Gegenüber erkannte, erstarrte sie auf der Stelle.

      „Sieh mal an, wenn das nicht unsere Süße ist. Hat dir noch keiner gesagt, dass man die Augen aufmacht, wenn man läuft?!“

      Ein gehässiges Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit und Hieronymus kam selbstsicher einen Schritt auf sie zu. Aus Reflex sprang sie einen Schritt zurück. Damit war ihre Schockstarre gebrochen. Lara schnellte vor und wollte an ihm vorbei springen, doch er erkannte ihr Vorhaben und kam ihr zuvor. Mit einem Satz schob er sich ihr in den Weg und stieß sie hart zurück.

      „Findest du das nicht unhöflich, dich einfach verpissen zu wollen, ohne mal Hallo zu sagen? Schon mal was von Begrüßung und so’n Zeug gehört?“

      Er stützte sich mit seinem Arm am Türrahmen ab. Ein Vorbeikommen war unmöglich. Lara schluckte und versuchte, ihren zitternden Körper unter Kontrolle zu bekommen. Sie musste agieren, aber wie? Sie wusste nicht, wie sie sich am klügsten verhalten sollte.

      „Ich … hallo. Lässt du mich … bitte vorbei?“, stotterte sie unsicher und erntete von ihm ein boshaftes Lachen. Natürlich rührte er sich keinen Millimeter.

      „Ich soll dich vorbeilassen? Süß. Aber weißte was? Dazu hab ich keinen Bock. Meinste nicht, dass wir uns noch einiges zu erzählen haben?“

      Seine Augen funkelten sie belustigt an und sie kam sich vor wie eine Fliege im Spinnennetz.

      „Nein, ich … denke, nicht. Was willst du von mir?“

      Lara traute sich nicht, ihn direkt anzusehen, und schaute unsicher zu Boden. Noch immer stand Hieronymus unverändert am Fleck und verhinderte somit ihre Flucht.

      „Was ich will? Ganz einfach. Fangen wir mal damit an: was willst du hier?“

      „Ich bin zum Kaffee trinken verabredet …“

      „Verabredet? Mit wem? Du hast keine Freunde.“

      Lara zuckte zusammen. Woher wusste er das? Er musst es geraten haben. Unmöglich konnte er dermaßen genau über ihr Privatleben Bescheid wissen, oder? Er bemerkte ihre Zweifel und kicherte triumphierend vor sich hin.

      „Da hab ich wohl ins Schwarze getroffen, ʼne? Süße, also das ist jetzt wirklich nicht schwer zu erraten. Du bist so interessant wie der Arsch einer Kuh.“

      Er musterte sie mit einem vernichtenden Blick, doch schon allein seine Worte reichten aus, um ihr Herz in zwei Teile zu zerreißen wie ein Blatt Papier. Sie fühlte sich klein wie ein Käfer und er war dabei, sie zu zertreten. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, brachte allerdings nur ein Krächzen heraus, was sein wölfisches Grinsen noch breiter werden ließ. Er stieß sich von der Wand ab und trat gefährlich nah an sie heran. Panik stieg in ihr auf und lähmte ihren Körper an Ort und Stelle. Auch, als er dicht vor ihr stand und sich zu ihr runter beugte. Sie spürte seinen Atem auf der Haut, als er ihr ins Ohr flüsterte: „Die Wahrheit tut weh, nicht wahr? Armes, dummes Mädchen. So gewöhnlich und unbedeutend. Wünschst du dir nicht auch manchmal, dass alles einfach endet?“

      Er strich mit seinem Zeigefinger über ihre Wange. Lara zitterte wie Espenlaub und traute sich nicht, sich zu bewegen. Ihr war kalt und heiß zugleich. Ängstlich schloss sie ihre Augen, als seine Hand zu ihrer Kehle hinab glitt. Sie glaubte, ein Déjà-vu zu haben, als eine bekannte