Geheimnis Schiva 2. A. Kaiden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. Kaiden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748577348
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mal an, wer hat dich denn wieder ausgekotzt?“

      „Ich meins ernst! Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr!“

      Lara bekam von Hieronymus einen Stoß und fiel unsanft gegen die Wand. Erst jetzt öffnete sie ihre Lider und erspähte ihren Retter.

      „Hey, Lara, geht’s dir gut? Ist alles okay?“

      Mark schob sich hartnäckig an Hieronymus vorbei und eilte an ihre Seite. Besorgt sah er sie an und sie konnte nicht anders, als stumm zu nicken. Sie konnte nicht fassen, dass auch er hier war. Es war einfach unglaublich.

      „Jetzt chill mal! Als ob ich mir an dem Mauerblümchen die Finger schmutzig machen würde“, keifte Hieronymus und musterte Mark von oben bis unten. „Kommst dir jetzt wohl vor wie der Ritter in der goldenen Rüstung, wie? Wieso machst du’s nicht einfach wie deine liederliche Großmutter und verkriechst dich in dein Schneckenhäuschen?! Du Versager.“

      „Lass meine Großmutter da raus, du hirnamputierter Volltrottel!“

      „Sonst was, Blondschöpfchen?“

      „Wirst schon sehen.“

      Die zwei standen sich inzwischen dicht gegenüber und Lara meinte, die Spannung in der Luft sehen zu können. Nervös schaute sie sich um. Die anderen Gäste begannen sie zu beobachten und zu tuscheln, aber keiner machte Anstalten, einzugreifen.

      „Du traust dich eh nicht, du Hosenscheisser!“

      „Ach ja? Gib mir nur einen Grund …“

      „Und dann, Marki-Boy? Du haust ohnehin wie ein Mädchen. Genauso gut könntest du meine Wange streicheln, du Lusche!“

      Mark zuckte zusammen. Seine Augen wurden schmal und er hob drohend die Faust. Lara wich einen Schritt zurück. Sie wusste nicht warum, aber sie glaubte, dass Mark bei der Prügelei den Kürzeren ziehen würde. Hieronymus sah das wohl genauso, denn er grinste herausfordernd und baute sich provokant vor ihm auf.

      „Lara, alles in Ordnung bei dir? Belästigen dich die beiden etwa?“

      Sie hätte nicht froher sein können, als in dem Moment ihre Verabredung auftauchte und die Situation entschärfte. Auch Hieronymus und Mark wandten sich ihm zu und starrten ihn überrascht an.

      „Das kann doch nicht …“, entfuhr es Hieronymus und sein Grinsen entgleiste.

      „Du … du bist …“, murmelte Mark ungläubig und ließ seine Faust sinken.

      „Hi, ich bin Allen. Und wer seid ihr? Kennen wir uns?“

      Lara sah verwirrt zu Allen. Allen … kein Sydney. Das erklärte das komplett unterschiedliche Verhalten. Doch woher kannte Mark ihn?

      „Nein, ich … du …“, stotterte Mark und sah ihn noch immer verblüfft an.

      Hieronymus nutzte die Gelegenheit, schlängelte sich flink an ihnen vorbei und verschwand nach unten. Lara atmete erleichtert auf. Die Anspannung wich von ihrem Körper.

      „Ich was?“, fragte Allen und wartete geduldig auf eine Antwort.

      Mark holte tief Luft und brauchte einige Sekunden, bis er die Worte endlich aussprechen konnte.

      „Du bist der Zwillingsbruder von Sydney!“

      *

      Sie saß mit Allen am Tisch des Cafés und wartete darauf, dass Mark zurückkehrte. Er war zum Telefonieren nach draußen gegangen. Sie versuchte noch immer, Marks Worte zu verdauen, und Allen schien es wohl genauso zu gehen. Obwohl … er wirkte gefasster als sie.

      „Ist es wahr? Bist du Sydneys Bruder?“, fragte sie zögernd und er nickte.

      „Ja, das bin ich wohl.“

      „Das klingt nicht ganz überzeugt …“

      „Ich habe ihn nie kennengelernt.“

      Ihre Augen weiteten sich überrascht.

      „Woher weißt du dann, dass … ich meine …“

      „Ich habe das Tagebuch meiner Mutter gefunden. Ehrlich gesagt war ich nicht sicher, ob ich alles davon glauben sollte … eine andere Welt, Schiva … klang alles zu verrückt. Die Reaktion meiner Tante war auch seltsam, als ich sie darauf angesprochen habe. Ganz als Traum oder Lüge konnte ich ihre Tagebucheinträge also nicht stehen lassen. Ich wollte herausfinden, was davon wahr war und traf dabei auf dich. Als du mich dann eindeutig mit meinem Zwillingsbruder verwechselt hast, war ich mir sicher, dass meine Mutter nicht gelogen hat.“

      Laras Kopf schwirrte. Sie hatte Probleme, seinen Worten zu folgen und die Puzzleteile zusammenzufügen.

      „Heißt das, dass deine Mutter auch in Schiva war?“

      „Ja, genau“, bestätigte Allen. „Meine Mutter ist beim Einschlafen irgendwie nach Schiva gelangt. Dort hatte sie meinen Vater kennengelernt und wurde mit Sydney und mir schwanger.“

      Lara hing förmlich an seinen Lippen. Das war einfach unglaublich. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er weiter erzählte, aber er schien in Gedanken vertieft zu sein. Konnte sie ihn herausreißen? Wahrscheinlich war das unhöflich, aber sie konnte nicht anders. Sie musste wissen, wie es weiterging.

      „Was ist dann passiert? Wo sind deine Eltern jetzt? Warum bist du von Sydney getrennt?“

      Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ganz kurz nur, doch lange genug, damit es Lara bemerkte. Sie bereute ihre Frage sogleich, denn sie erahnte die Antwort.

      „Meine Mutter hat die Geburt nicht gut überstanden. Sie ist ein paar Wochen, nachdem Sydney und ich auf die Welt gekommen sind, verstorben. Wahrscheinlich hat die Sehnsucht nach meinem … oder unserem Vater ihrer Gesundheit noch mehr geschadet.“

      Er fing ihren fragenden Blick auf und nickte.

      „Ja, mein Vater ist nicht von dieser Welt. Er ist ein Bewohner Schivas. Er hat sich von meiner Mutter getrennt, als er erfahren hat, dass sie schwanger mit uns war. Er verbot ihr, nach Schiva zurückzukehren.“

      Lara schüttelte den Kopf. Die Geschichte war traurig und Allen tat ihr leid. Sie empfand auf einmal sogar Mitleid für Sydney. Dennoch musste sie unweigerlich leicht grinsen. Das Verbot, nach Schiva zurückzukehren, kam ihr nur allzugut bekannt vor.

      „Das hat wohl nicht funktioniert, oder?“

      Er sah von seinem Espresso auf und nickte erneut.

      „Richtig. Woher weißt du das?“

      „Sagen wir mal, ich hab es geahnt, da es mir ähnlich erging.“

      Allens Augen wurden groß und er stellte seine Tasse wieder auf den Tisch, die er gerade zum Trinken angehoben hatte.

      „Du warst in Schiva?“

      „Ja, mehr als einmal und auch mir wurde es nach einer Weile verboten. Genau genommen von Sydney, deinem Bruder.“

      Seine Miene wurde für einen Moment starr, bevor er vor Freude zu Strahlen anfing.

      „Du musst mir unbedingt alles erzählen. Von Schiva und vor allen Dingen von ihm.“

      „Natürlich, alles was du willst“, gab sie mitfühlend zurück und spürte, wie Wärme ihre Wangen flutete. „Ähm … wie ging es eigentlich weiter? Ich meine, deine Mutter ist trotzdem noch nach Schiva. Konnte sie mit deinem Vater reden?“

      Allen seufzte und trank seinen Espresso in einem Zug.

      „Tja … laut Tagebuch ist er ihr aus dem Weg gegangen. Sie hat sehr darunter gelitten. Und nach der Geburt … sie hat uns in Schiva geboren. Die medizinische Versorgung war nicht sehr gut und nicht fortgeschritten. Sie musste zurück in ihre Welt. Sie konnte meinen Bruder und mich nicht gleichzeitig mitnehmen. Deswegen wollte sie zweimal kommen, um uns zu holen. Mich nahm sie als erstes mit. Sydney blieb bei unserem Vater. Als sie dann Sydney ein paar Stunden später holen wollte, ging es plötzlich nicht mehr. Egal