Geheimnis Schiva 2. A. Kaiden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. Kaiden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748577348
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und Lara drehten sich um, als hinter ihnen Marks Stimme erklang. Der steckte gerade sein Handy in seine ausgebleichten Jeans und setzte sich zu ihnen.

      „Meine Großmutter hat mir davon erzählt. Es war eine der ersten Versiegelungen nach langer Zeit.“

      „Aber warum wurde die gerade zu dem Zeitpunkt errichtet?“, fragte Lara traurig. „Allens und Sydneys Vater … hat er denn nichts gesagt?“

      „Es tut mir leid, doch er war derjenige, der die Versiegelung angeordnet hat“, gestand Mark und senkte leicht den Kopf.

      Laras Gedanken flogen wild umher. Allens Vater war für die Versiegelung zu dem damaligen Zeitpunkt verantwortlich? Obwohl er eindeutig wusste, dass die Mutter seiner Söhne und einer davon in der anderen Welt waren? Das würde ja bedeuten, dass er sie absichtlich getrennt hatte. Ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Das war einfach zu grausam.

      „Ich komm gerade nicht mit“, schaltete sich Allen sichtlich verwirrt ein, „was zum Henker meint ihr denn mit einer Versiegelung?“

      Allen kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und wirkte ziemlich hilflos. Lara musste lächeln. Dass ein so großer Kerl dermaßen unbeholfen wirken konnte, war irgendwie süß. Wenn nur nicht diese frappierende Ähnlichkeit mit Sydney wäre.

      „Versiegelung bedeutet bei uns, dass wir durch ein Ritual eine Sperre verhängen, damit keiner aus eurer Welt mehr nach Schiva gelangen kann“, erläuterte Mark sachlich.

      „Und mein Vater hat dies veranlasst, obwohl mein Bruder bei ihm und ich bei meiner Mutter waren?“

      „Offensichtlich … ja.“

      Allen verstummte und starrte verbissen auf den Tisch. In Lara stieg das Bedürfnis auf, ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Natürlich tat sie es nicht. Das wäre mehr als merkwürdig, oder etwa nicht?

      Als ihr die Stille und Marks musternder Blick unangenehm wurden, versuchte sie, das Gespräch wieder aufzunehmen.

      „Und wieso konnte er das ohne Widerstand veranlassen? Muss für solche Entscheidungen bei euch nicht abgestimmt werden oder so?“

      Mark schüttelte entschieden den Kopf.

      „Nein, damals nicht. Es wurde das gemacht, was das Oberhaupt von Schiva beschlossen hatte.“

      „Ja, aber warum … oh“ Lara stockte, als sie eine Ahnung befiel.

      „Er war Schivas Oberhaupt.“

      Allens Miene verfinsterte sich augenblicklich und er schloss für einen Moment seine Lider. Als er sie wieder öffnete, blickte er Mark entschlossen an.

      „Dann ist er schuldiger als ich angenommen hatte. Keine Ahnung, ob ich diesen Mistkerl wiedersehen möchte.“

      Mark sah betroffen zu Seite und fuhr sich durch seine schulterlangen Haare.

      „Na ja, das wirst du ohnehin nicht, denn … er ist schon einige Jahre tot.“

      „Pfh …“, Allen ließ sich in die Lehne des Sitzes zurücksinken. „Selbst vor einer Konfrontation drückt sich der Penner. Ist doch echt zum Kotzen. So werde ich nie erfahren, was er sich dabei gedacht hat.“

      „Was ist denn passiert? Ich meine, so alt wird er nicht gewesen sein, oder?“, fragte Lara und schaute Mark neugierig an.

      „Mmh … ich glaube er dürfte ungefähr Mitte dreißig gewesen sein. Es gab damals schon einen Aufstand. Er ist dabei ums Leben gekommen. Seitdem hat Schiva kein Oberhaupt mehr und die Punks haben sich gebildet und gewütet.“

      „Hey, steck uns doch nicht alle unter eine Decke. Das könnt ich glatt persönlich nehmen!“, erklang eine amüsierte Stimme hinter ihnen. Allen und Lara drehten sich zeitgleich um, während Mark nur eine abwinkende Handbewegung tätigte.

      Zwei junge Männer kamen auf sie zu. Der hintere war ihr völlig unbekannt, aber der vordere ... Sie musterte ihn von oben bis unten und zurück. Springerstiefel, eng anliegende rot karierte Hosen mit Ketten, Nietengürtel, ein enganliegendes schwarzes T-Shirt mit einem roten Stern darauf, himmelblaue Augen und giftgrün gefärbte Haare. Die eine Seite abrasiert und die andere dafür umso strubbliger …

      „Oh mein Gott … Kralle?“, japste Lara und erhob sich automatisch von ihrem Stuhl. Ihr Gegenüber fing an zu grinsen und nahm sie herzlich in die Arme.

      „Hey, na? Wie geht es dir? Alles fit? Du hast die Haare anders, oder?“

      „Gut, danke. Ich hoffe dir auch? Oh mein Gott, ich kann’s kaum glauben, dass du vor mir stehst. Nach vier Jahren … deine Haare sind auch anders. Und da sind ein oder zwei Piercings mehr als vorher, oder?“ Sie betrachtete sich ihn nochmal eingehender und nickte schließlich überzeugt.

      „Du siehst noch genauso aus wie damals“, meinte Kralle lächelnd und ließ sie schließlich los. Sie ertappte sich dabei zu schnuppern, denn er musste ein gutriechendes Parfüm oder Aftershave benutzen, das sie an eine Wildwiese erinnerte.

      „Das ist jetzt aber nicht gerade das, was man als Kompliment bezeichnet“, meldete sich seine Begleitung zu Wort, die Lara total vergessen hatte. Er war recht blass, hatte sandelholzbraune Augen und hellbraune Haare, die einen so wuscheligen Schopf bildeten, dass sie es kaum als Frisur bezeichnen konnte. Er trug dieselben Hosen wie Kralle, nur dass seine blau-schwarz kariert waren, und ein schwarzes Hemd, das seine Blässe noch mehr betonte. Im Gegensatz zu Kralle trug er abgewetzte Chucks.

      „Nicht, wenn es bedeutet, dass sie noch immer so jung und frisch wie damals aussieht“, erwiderte Kralle und zwinkerte ihr zu.

      „Mensch, du hast das Flirten nicht raus. Du hättest sagen müssen, dass sie in den vergangenen Jahren noch schöner geworden ist.“

      Kralle lachte leise, aber herzhaft und schob seinen Begleiter nach vorne.

      „Sorry, ich habe euch noch gar nicht vorgestellt. Lara, das ist Lycastus.“

      „Hi, freut mich. Ich hab schon einiges von dir gehört.“ Er hob ihr eine ringbesetzte Hand entgegen und Lara starrte überrascht auf die tätowierten Finger, bevor sie seine Hand ergriff.

      „Und du musst Allen sein. Krass, die Ähnlichkeit ist einfach gigantisch!“, meinte Kralle und begrüßte Sydneys Bruder. Lycastus tat es ihm gleich. Danach setzten sie sich erst einmal zu ihnen. Mark berichtete kurz vom Gesprächsverlauf, sodass die beiden auf demselben Stand waren.

      „Dann hast du die beiden angerufen als du draußen warst?“, fragte Lara und Mark bejahte.

      „Ist ja alles schön und gut, aber wer seid ihr jetzt eigentlich genau? Ich steh ziemlich auf dem Schlauch.“ Allen betrachtete sich die drei Bewohner aus Schiva näher.

      „Oh Shit, sorry. Ganz vergessen. Wir gehören zur Fraktion von Sydney. Er ist unser Kumpel und Chef, sozusagen“, erklärte Kralle und Lycastus nickte gähnend.

      „Und du?“ Allen wandte sich Mark zu. „Gehörst du auch dazu?“

      Mark runzelte die Stirn und sah ihn verständnislos an.

      „Gewissermaßen ja. Wir stehen auf derselben Seite. Wieso?“

      „Na ja, du passt äußerlich so ganz und gar nicht dazu …“

      Lara musste grinsen und verkniff sich ein Prusten. Mark reagierte sogleich, wie sie es erwartet hatte. In der Hinsicht schien sich rein gar nichts geändert zu haben.

      „Ich bin doch kein verfluchter Punk! Gott bewahre. Wir kämpfen nur gemeinsam für dieselbe Sache.“

      „Er spuckt das wieder dermaßen verachtend aus ... Alter, ich schwör, ich hau dir gleich eine rein“, knurrte Lycastus und schaute Mark genervt an. Kralle nahm seine Aussage relativ gelassen hin. Er zuckte mit den Schultern und schüttelte nur leicht den Kopf.

      „Wer ist eigentlich dieser Hieronymus?“, unterbrach Lara die unangenehme Situation, bevor Mark noch etwas sagen konnte, das die Stimmung verschlechterte.

      Kralle und