Operation Sandsturm. Karlheinz Seifried. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlheinz Seifried
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738005127
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Sie auch nur etwas sagen konnten, ging ich zum Gegenangriff über:

      »Ja toll, wie soll denn da der Patient bei diesen laufenden Störungen zur Ruhe kommen? Aber nicht aufregen, ich gehe ja schon«, blaffte ich die vier an und zu Clemens gewandt:

      »Na was ist, was sollen wir jetzt tun?«, fragte ich ihn.

      »Sie verlassen auf der Stelle das Krankenhaus. Sonst bekommen sie Hausverbot«, übernahm der Arzt das Wort.

      »Ach Herr Doktor, die Beiden kenne ich. Das ist der Magendurchbruch auf dem Weg nach Afrika und sein Freund«, klärte der Pfleger den Doktor auf.

      Es scheint sich im Krankenhaus schon herum gesprochen zu haben, wer wir waren.

      »Ach so, aber so geht es trotzdem nicht meine Herren! Auch für Sie gelten die Besuchszeiten«, redete er, schon etwas beschwichtigt, auf uns ein.

      »Ja, ich bin auch gleich wieder weg. Müssen uns nur noch über den weiteren Ablauf einig werden«, klärte ich ihn auf.

      »Aber das können Sie ja auch heute Abend noch machen«, stellte er klar.

      »Nein Herr Doktor, dann ist es schon zu spät. Noch fünf Minuten und ich bin wieder weg.«

      »Nun gut, fünf Minuten und dann gehen Sie aber sofort«, sagte er mit strenger Stimme um seine Autorität zu nicht zu verlieren.

      »Danke Herr Doktor«.

      Sie drehten sich alle um und gingen hinaus, unsere alter Bekannter, der Krankenpfleger, zwinkerte uns beim Hinausgehen noch zu.

      »So Clemens, was meinst du, sollen wir es jetzt so machen?«, fragte ich ihn, nachdem wir wieder alleine waren und hatte die Hoffnung, dass er seine letzte Frage vergessen hatte und so war es auch.

      »Kalle, meinst du nicht, dass du eine Chance hättest ihn selbst zu finden?", gab er die Hoffnung nicht auf.

      »Nein! Ich alleine in der Türkei und nach ihm suchen? Das ist wie eine Nadel im Heuhaufen suchen, da haben wir keine Chance auf Erfolg.«

      »Na gut, dann soll er wenigstens nicht ungeschoren davonkommen. Mach es.«

      »Gut Clemens, dann fahre ich gleich los, damit ich bald wieder zurück sein kann. Soll ich noch jemanden für dich anrufen? Verwande oder Bekannte?«

      »Nein, das erledige ich alles von hier aus. Fahr du mal los und tu was du machen musst«.

      Ich stand auf, stellte den Stuhl wieder zurück an den Tisch und ging zur Tür.

      »Gut Clemens, dann mach es mal gut. Bis später. Tschüss«, sagte ich und öffnete die Tür.

      »Ja Kalle. Tschüss bis später.«

      Als ich raus ging, sah ich die Schwester schon lauernd im Türrahmen des Schwesternzimmers stehen und mich beobachten. Ich ging lächelnd an ihr vorbei und sagte lächelnd zu ihr:

      »Tschüss Schwester, bis später.«

      Sie drehte sich beleidigt auf dem Absatz um und ging ohne ein Wort zu sagen in ihr Zimmer zurück. Jetzt ging es darum, den Plan umzusetzen, also in die Türkei fahren und an der Grenze herumfragen. Die nötigen Papiere hatten wir ja und an Bargeld mangelt es auch nicht. Wir haben uns Geldgürtel mit eingebauten Taschen vom Schuster anfertigen lassen, Diese trugen wir verdeckt um den Bauch, hier war alles sicher aufgehoben. Wir hatten so viel Geld in dem Gürtel dabei, dass wir immer mit einem Flugzeug nach Hause kamen, egal wo wir uns gerade aufhielten. So dass wir auch von den jeweiligen Konsulaten und Banken unabhängig waren. Die verschiedenen Devisen hatten wir uns auch schon besorgt: für Österreich, Jugoslawien, Griechenland und für die Türkei.

      Es war eine weite Strecke die ich fahren musste, gut zweitausend Kilometer über Graz, Zagreb, die Mittelmeerküste runter bis Alexandroupolis in Griechenland und dann Richtung Malkara in der Türkei. In Ipsala hatte ich dann vor, das Gerücht über die angebliche Suche zu verbreiten.

      Entweder es klappt oder auch nicht, aber ich musste etwas tun und wenn es auch nur die viertausend Kilometer waren die ich fahren musste.

      Ich hatte einen eingefahrenen Tagesablauf: fahren, essen, schlafen und alles wieder von vorne. Am Tag schaffte ich so um die achthundert Kilometer, das machte zwei und einen halben Tag bis ich unten war. Nach der Ankunft habe ich bei Tankstellen, Gaststätten und Hotels herum gefragt und die teilweise erfundene Story erzählt. Dass ich den Lumpen unbedingt finden muss, weil es mein Geld war und ich ohne das Geld pleite war, was ja auch stimmte. Um es glaubhafter zu machen, habe ich einen Finderlohn versprochen und hatte Zettel mit meiner falschen Adresse und Telefonnummer verteilt. Mir war klar, dass selbst wenn man den Übeltäter erwischte, das Geld nicht heraus gerückt werden würden. Als ich alle interessante Orte abgeklappert hatte, machte ich mich am späten Nachmittag wieder auf den Rückweg, habe dann noch am Mittelmeer einen kurzen Stopp gemacht, um etwas zu baden und mich zu erholen, bevor ich dann weiter fuhr.

      Gut eine Woche später fuhr ich wieder am Krankenhaus vor und ging zum Zimmer von Clemens. Hier auf dem Flur wurde ich auch gleich von der Stationsschwester, diesmal war es eine andere, aufgehalten. Sie teilte mir mit, dass Clemens nicht mehr auf der Intensiv lag, sondern nach unten in die normale Station gebracht wurde. Also kehre ich um und ging zwei Etagen tiefer und siehe da, lag er doch in einem schönen sonnendurchfluteten Zimmer mit Blick auf den Wald.

      »Guten Tag Clemens, wie ich sehe, geht es dir wieder gut«, sagte ich beim Eintreten. Er lag nicht alleine im Zimmer, es war noch ein anderer Patient da.

      »Hi Kalle, ja es geht mir wieder gut. Wie war es denn bei dir?«.

      Ich setzte mich auf die Bettkante und erzählte ihn von der Odyssee in die Türkei.

      »Da hast du ja eine Mammut Tour hinter dir, mal so locker viertausend Kilometer fahren. Bis Du kaputt?«, fragte er mich.

      »Na ja, es geht. Aber ein paar Tage Ruhe könnten mir schon gut tun.«

      »Ja mach das. Fahr nach Hause. Ich fahre sowieso wenn ich entlassen werde auch nach Hause. Da brauchst du nicht hier rum zu hängen.«

      »Dann werde ich alles zurückrufen und die Botschaften informieren, verkaufe den Wagen und die Ausrüstung und überweise dir die Hälfte vom Geld«, schlug ich vor.

      »Gut, mach das. Ich werde mich auch bei dir melden, wenn ich wieder zu Hause bin. Also los, düse ab und eine gute Fahrt. Grüß mir Deine Frau.«

      »Ja Danke. Tschüss Clemens. Schnelle Genesung und bis bald vielleicht«, sagte ich und stand auf.

      »Tschüss Kalle«, sagte er.

      Ich ging nach unten, aus dem Krankenhaus raus und zum Auto, um nach Hause zu fahren.

      Vorher rief ich aber noch bei meiner Frau an und erzählte ihr, was alles passiert war und das ich jetzt auf dem Wege nach Hause sei. Von Rene haben wir nie wieder etwas gehört, das Geld haben wir natürlich auch nie mehr gesehen. Clemens fuhr, als er entlassen wurde, wieder nach Österreich zurück und ist nie mehr zur See gefahren. Er hat sich einen Job an Land gesucht. Auch ihn hat der Verrat hart getroffen.

      Kapitel 1

      Sardinien

      Ein lauwarmer Wind weht über meinen Körper und ich höre die Wellen an die Bordwand unserer Yacht schlagen. Unser Boot, die Sea King, schaukelt leicht in der Dünung und macht mich schläfrig. Ich liege auf dem Sonnendeck und genieße die untergehende Sonne. Es ist zwanzig Uhr und die Sonne geht als feuerroter Ball langsam hinter dem Horizont unter.

      »Carlo, möchtest du auch ein paar Scambis zum Abendbrot?«, höre ich Eva, meine Frau, aus der Kombüse rufen.

      »Ja gern. In Knoblauchsoße und mit einem Weißwein dazu?«, frage ich zurück.

      »Ja klar.« Ich räkele mich noch ein wenig auf der Sonnenliege, bevor ich mich faul aufraffe, um nach unten zu gehen und mir etwas anzuziehen.

      »Schatz, essen wir oben an Deck?«, frage ich Eva auf dem Weg zu unserer Kabine.