Operation Sandsturm. Karlheinz Seifried. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlheinz Seifried
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738005127
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Schwesternzimmer lag direkt daneben, wir klopften an und gingen hinein. Es war leer, na klar, die waren ja alle bei Clemens im OP. Wir ließen die Tür auf, damit wir hören konnten, wenn jemand vom hinteren Bereich aus in das Schwesternzimmer kam und setzten uns beide im Flur auf eine Holzbank.

      Was machen wir den jetzt mit unserer Expedition? Sollen wir jetzt alleine fahren?«, fragte mich Rene.

      »Wir können Clemens jetzt nicht alleine hier liegen lassen. Erst mal hören, was die Ärzte sagen, und dann sehen wir weiter. Im Prinzip könnten wir die Tour auch alleine machen. Aber erst, wenn es Clemens besser geht«.

      »Gut, dann warten wir mal ab, was Sache ist. Wollen wir gleich in die Kantine gehen und frühstücken?«, fragte er mich.

      »Am besten wäre es, wenn einer immer hier ist. Die wissen doch gar nicht, wer Clemens ist und wo wir dann sind. Geh du schon mal los und löse mich dann ab«.

      »Gut, dann Tschüss«, sagte er, stand auf und ging den Flur runter.

      >Wieso Tschüss?<, dachte ich, bevor sich meine Gedanken wieder mit Clemens beschäftigten.

      Es verging eine, es vergingen zwei Stunden. Weder Rene noch eine Schwester kamen vorbei. Dann wurde die Tür zur Notaufnahme aufgerissen und der Pfleger kam raus.

      »So, es ist alles gut gelaufen, er wird überleben und wieder gesund werden. Jetzt brauche ich noch die Daten Ihres Freundes. Wo ist denn der andere geblieben? «, fragte er mich. Ich zuckte nur mit den Schultern.

      »Weis ich nicht, er wollte nur frühstücken gehen und mich dann hier ablösen, damit ich auch was zwischen die Zähne bekomme.«

      »Das können Sie ja gleich tun, erst füllen wir mal die Unterlagen zusammen aus«, sagte er bestimmt.

      Wir gingen in das Schwesternzimmer und ich setzte mich neben den Schreibtisch, um seine Fragen zu beantworten. So langsam wurde es Zeit, dass ich etwas zwischen die Kiemen bekam, das Krankenhaus füllte sich auch immer mehr und ich ging, nach dem alle Formalitäten erledigt waren, in die Kantine.

      An der Tür schaute ich mich um und hielt Ausschau nach Rene. War er noch hier, oder etwa schon zur Station zurückgegangen? Da ich ihn nicht sehen konnte, ging ich zur Theke und bestellte ein Frühstück mit Kaffee und einem Ei, setzte mich damit an einen Tisch und fing an zu Essen. Ich ließ mir Zeit damit und holte mir noch eine Tasse Kaffee, bevor ich das Tablett wieder zurück brachte. Ich dachte an Clemens und ging wieder zurück zur Notaufnahme und fragte den Pfleger, der uns heute Morgen empfangen hatte:

      »Haben Sie meinen Freund gesehen, der heute Morgen mit dabei war?«

      »Nein, hier war niemand. Aber Ihr anderer Freund liegt jetzt auf der Intensiv.«

      »Schön, und wie komme ich da hin?«, fragte ich ihn.

      »Die Intensivstation liegt eine Etage höher im Flur B, dann am besten die Stationsschwester fragen, ob Sie schon zu ihm können. Müssen dann aber einen Kittel anziehen.«

      »Danke für die Hilfe«, sagte ich und ging zum Treppenhaus und eine Etage höher. Hier klopfte ich an die Tür zum Schwesternzimmer und öffnete sie.

      »Guten Tag, ich wollte zu meinem Freund Herrn Clemens Binzel. In welchem Zimmer liegt er denn? «, sprach ich die Schwester, die an ihrem Schreibtisch saß, an.

      Sie sah mich von oben bis unten an und sagte dann:

      »Ah, ist schon Besuch für Herrn Binzel da. Das geht aber so nicht, da müssen Sie sich einen Kittel überziehen.«

      »Ja und wo bekomme ich den her?«

      »Tja, und dann dürfen natürlich nur engere Angehörige auf die Intensivstation. Sind Sie der Bruder?«, fragte Sie mich lauernd und gab mir damit eine wunderbare Vorlage.

      »Na klar doch, wer sonst. Wo bekomme ich denn jetzt den Kittel her?«, fragte ich um möglichst weitere Fragen von ihr vorzubeugen.

      Sie rührte sich nicht von ihrem Stuhl und sah mich noch misstrauischer an.

      »Sie sehen sich aber gar nicht ähnlich«, stellte sie fest.

      »Na ja, ist doch klar. Wir haben verschiedene Väter«, log ich was das Zeug hergab und ohne zu zögern, um hier endlich weg zu kommen. Jetzt bewegte sie ihr, ich muss zugeben, recht ansehnliches Fahrgestell vom Stuhl hoch und kam auf mich zu.

      »Na, dann kommen Sie mal mit«, sagte sie immer noch nicht ganz zufrieden gestellt.

      Sie ging an mir vorbei und bog links ab zu der mit Intensivstation! Durchgang verboten beschriftete Tür, öffnete sie und ging gleich in das erste Zimmer auf der linken Seite, ich immer folgsam hinter ihr her.

      »Hier ziehen Sie sich das über, ich warte draußen vor der Tür«, sagte sie und reichte mir einen grünen langen Kittel aus dünnem Stoff.

      Dieses Bekleidungsstück kannte ich auch schon aus dem Unfallkrankenhaus Altona, in dem ich gearbeitet hatte. Ich zog ihn mir über und ging raus zu ihr.

      »So, dann wollen wir mal zu Ihrem Bruder gehen. Er ist aber von der Narkose noch etwas weggetreten. Die OP ist sehr gut verlaufen, nur braucht er noch zwei Wochen bis er entlassen werden kann«, erklärte sie mir den Gesundheitszustand meines Bruders.

      Sie öffnete eine Tür und ging hinein.

      »Hallo Herr Binzel, hier ist schon der erste Besuch für sie da, Ihr Bruder. Wie fühlen sie sich denn?«, sprudelte es aus ihr heraus. Clemens sah mich noch weggetreten und verdutzt an und ich nickte ihm zu.

      Er nahm die Situation sofort auf und checkte was gemeint war, trotz Narkose! Er hob die Hand als Gruß zu mir und nuschelte etwas zu der Schwester, was sich wie:

      »Es geht. Ich habe Hunger«, anhörte.

      »Sie dürfen erst mal noch nichts Essen Herr Binzel, Sie hatten immerhin einen Magendurchbruch. Aber ich mache Ihnen einen Lappen mit Wasser nass, da können Sie sich dann die Lippen mit anfeuchten, gegen den Durst«, fügte Sie noch hinzu.

      »Bleiben sie nicht zu lange, Ihr Bruder ist noch geschwächt. Kommen Sie lieber morgen noch mal wieder«, sagte Sie an mich gewandt und ging hinaus.

      »War Rene schon bei dir?«, fragte ich Clemens neugierig. Obwohl ich die Antwort ja schon kannte. An diesem Drachen von Schwester kam keiner vorbei, aber Rene war auch mit allen Wassern gewaschen. Clemens schüttelte vorsichtig den Kopf und sah mich fragend an.

      »Ja, heute Morgen als du operiert wurdest, wollte er frühstücken gehen und seitdem ist er weg, und ich habe ihn nicht mehr gesehen«, versuchte ich ihm die Situation zu erklären.

      Er nickte und nuschelte vor sich hin:

      »Rene mag keine Krankenhäuser«, sagte er. Das Genuschel kam von dem Schlauch, den man während einer OP in den Hals bekommt und dadurch alles wund wird.

      »Na ja, es hat ja Gott sei Dank keine Komplikationen bei der OP gegeben. Ich werde jetzt erst mal raus zum Wagen gehen und mich etwas frisch machen. Ich komme heute Nachmittag wieder und schau nach dir, lass es dir bis dahin gut gehen. Tschüss Clemens bis später.«

      Beim Hinausgehen hob ich grüßend die Hand und verließ das Zimmer.

      So langsam musste ich mal nachsehen, wo Rene steckte. Ich ging hinunter auf den Parkplatz und stellte überrascht fest, dass das Fahrzeug von Rene war weg. Ich hatte das Gefühl, als wenn in meinen Magen Ratten tätig waren und an meiner Magenwand knabberten.

      >Warum war er weggefahren? Hatte er etwas zu besorgen?< Ich ging zu meinem Wagen in der Hoffnung, eine Nachricht von ihm vorzufinden. Nichts!

      >Jetzt machst Du dich erst einmal fertig<, dachte ich mir. Rasieren, waschen, umziehen und dann sieht man weiter. Als ich mit meiner Morgentoilette fertig war, war es schon Mittag. Ich setzte mich auf einen Klappstuhl neben den Wagen und überlegte, was ich am besten machen könnte.

      »He, sie da. Hier ist kein Campingplatz, das ist ein Krankenhausparkplatz!«, wurde ich mit scharfer Stimme von hinten angesprochen.