Floria Tochter der Diva. Ursula Tintelnot. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ursula Tintelnot
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745039689
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solltest ihr ein wenig helfen, solange du da bist.« Susan stellte das Geschirr in die Maschine und dachte, ich sollte lieber sagen: Solange sie da ist.

      Erst auf der Treppe spürte Emma, wie erschöpft sie wirklich war.

      Du bist eine alte Frau, musst dich also nicht wundern, sagte sie sich.

      Sie freute sich über Susans Besuch. Vielleicht konnte sie Floria etwas aufheitern, ihr selbst war es bisher nicht gelungen. Ganz im Gegenteil. Ihre Enkelin hatte ganz offenbar den Artikel über Christof Cormans Trauerfeier gefunden.

      Die Zeitschrift hatte Emma kurz vor Susans Eintreffen aufgeschlagen auf dem Tisch entdeckt. Thomas hatte sie bei einem seiner häufigen Hausbesuche mitgebracht.

      Im Bett griff sie nach dem Telefon.

      »Alex, mein Lieber, ich will dir nur eine gute Nacht wünschen.«

      »Gibt es etwas Besonderes, Emma?«

      »Heute ist Susan gekommen. Du kennst Florias Freundin. Ich erwarte mir viel von ihrem Besuch.«

      »Ja, das ist sicher gut. Ich werde gleich Thomas Schachmatt sagen.«

      Emma hörte Thomas schnauben und sein: »Wenn er sich da mal nicht täuscht.«

      »Gute Nacht, Alex.«

      »Schlaf gut, Emma.«

      Du hast mich glücklich gemacht, Alex Mendel, dachte Emma, bevor sie einschlief.

      Susan hatte die Nacht in Florias breitem altmodischem Eisenbett verbracht. Sie hatten sich zu viel zu erzählen, als dass sie sich hätten trennen können. Es stellte sich heraus, dass Diane Floria die Post nicht nachgeschickt hatte.

      »Ich habe die Post aus deiner Wohnung in NY geholt und ihr geschickt. Ich habe versucht sie zu erreichen und Nachrichten hinterlassen.«

      »Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.« Floria wunderte sich.

      »Sie hat nicht davon gesprochen, verreisen zu wollen, als ich bei ihr in Rom war.«

      Floria nahm ihr Handy vom Nachttisch und traute ihren Augen nicht. Der Speicher war voll. Unter anderem mit Susans SMS-Mitteilungen.

      »Vielleicht hat sie mit Emma gesprochen?«

      »Sei nicht albern, deine Großmutter hätte es dir doch gesagt.«

      »Ich werde Diane nachher anrufen.« Floria ließ sich zurück in die Kissen fallen.

      »Nein, nein, meine Liebe, kein Chance. Wir stehen jetzt auf, trinken einen Kaffee und dann rufst du an.«

      Susan sprang aus dem Bett und riss die Vorhänge auf. Schnee, der Hof war weiß.

      »Flo, steh auf, es hat geschneit.«

      Floria grummelte und wühlte sich tiefer in ihr Kopfkissen.

      »Bitte nicht.«

      »Jetzt!«

      Mit einem Ruck wurde ihr die Bettdecke weggerissen.

      »Lass mich. Noch eine Minute.«

      »Oh, nein. Du stehst sofort auf.«

      Susan stand über ihr, ein Rachengel mit der Decke vor der Brust.

      »Emma hat sicher nichts dagegen, dass wir im Schlafanzug frühstücken.«

      Floria musste lachen. Susan war einfach nicht kleinzukriegen. Sie packte Florias Hand und zog sie vom Bett hoch.

      »Komm, heute machen wir einen Spaziergang. Ich möchte den Kanal wiedersehen und die Felder. Ich war so lange nicht mehr hier.«

      »Ah, da seid ihr ja.« Emma saß, eingehüllt in ihren Lieblingsschal, auf dem Sofa.

      Im Herd brannte ein Höllenfeuer. Der Frühstückstisch war gedeckt.

      »Es hat wirklich geschneit. Wie gut, dass Tim die dringendsten Arbeiten noch geschafft hat.«

      »Guten morgen, Emma.«

      »Habt ihr gut geschlafen? Ich meine, ich hätte euch noch lange gehört.«

      »Haben wir dich gestört?« Susan schenkte sich Kaffee ein und setzte sich zu ihr auf die Couch.

      »Aber nein, ihr hattet sicher noch viel zu reden.«

      »Emma«, fragte Floria, »hast du etwas von Diane gehört?«

      »Nein.« Emma sagte nicht, dass sie so gut wie nie von Diane hörte. Ihre Tochter rief sie ein bis zwei Mal im Jahr an. Das war bedauerlich, aber nicht zu ändern. Diane hatte sich nicht mit Alex anfreunden können. In ihren Augen betrog ihre Mutter ihren Vater. Auch wenn der Bürgermeister nicht mehr lebte, verzieh sie Emma diesen sogenannten Treuebruch nicht. Was sie allerdings nicht davon abhielt, ihrer Mutter knapp dreißig Jahre später ihr Baby zu schicken.

      Und Emma war ihr zutiefst dankbar dafür. Floria war das schönste Geschenk ihres Lebens. An ihr hoffte sie, wieder gut machen zu können, was sie vielleicht mit ihrer Tochter falsch gemacht hatte.

      Floria liebte Alex vom ersten Moment an. Und wenn sie ihn mit großen Augen ansah, schmolz sein Herz.

      »Emma! Emma!« Susan musste sie zwei Mal ansprechen, bevor sie reagierte.

      »Ja, Susan?«

      »Wir wollen raus, Emma.«

      »Hmpf« Floria verschluckte sich beinahe. »Susan will raus, ich nicht. Es schneit.«

      »Ich kann mich nicht erinnern, dass du früher so verpimpelt gewesen wärest.«

      Emma kicherte. Kaum war Susan da, ging es Floria besser. Sie aß mit offensichtlichem Appetit, ein dick mit Butter und Honig beschmiertes Brötchen.

      »Ihr solltet nicht zu lange draußen bleiben.«

      »Sollen wir einkaufen?«

      »Nein, meine Liebe. Ich habe meinen Nachbarn gebeten, mir ein paar Sachen mitzubringen.«

      »Julian?«, hakte Floria nach.

      »Ja, er wohnt nur ein paar Häuser weiter. Wenn er in die Stadt geht, fragt er immer nach, ob ich etwas brauche.«

      Susan erhob sich. »Netter Nachbar.«

      »Sehr nett. Mit einer reizenden kleinen Tochter. Nicht wahr, Flo?«

      »Geht so.« Floria sah nicht begeistert aus.

      »Du hast ihn nur zweimal gesehen, Flo. Und beide Begegnungen …«

      »Emma! Es genügt, wenn du ihn magst. Und wenn er hilfsbereit ist, soll es mir recht sein.«

      Susan sah ihre Freundin erstaunt an. Sie wirkte ungeduldig und genervt.

      »Und Katja ist eine kleine altkluge Nervensäge.«

      So wirklich auf dem Damm bist du noch nicht.

      Susan hörte verblüfft zu und sah, dass auch Emma ihre Enkelin mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.

      »Komm, Susan. Wenn es sein muss, sollten wir uns gleich aufmachen. Es wird früh dunkel.«

      Floria ließ ihr Geschirr stehen und verließ die Küche.

      Emma sah seufzend hinter ihr her.

      »Ich erkenne sie kaum wieder, Susan.«

      »Lass ihr ein bisschen Zeit, Emma. Sie hat Schweres erlebt.«

      »Ich weiß.« Emma zog ihren Schal fester um die Schultern.

      Susan begann den Tisch abzudecken.

      »Lass nur Kind, das kann ich doch machen.«

      »Nein, Emma, solange ich hier bin, wirst du dich mal bedienen lassen.«

      Sie gab der alten Frau einen Kuss.

      »Ich