I Ging. Andrea Seidl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrea Seidl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783844263381
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kaum jemand in der Lage, danach zu handeln.

      (Laotse)

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      Das Wasser wird rein, indem es weiterfließt;

      Der Mensch, indem er weitergeht.

      (Hinduistisches Sprichwort)

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      Gen – der Berg

      Stillhalten

      Wer ewig strebend sich bemüht…

      Struktur

      Dieses Trigramm stellt den jüngsten Sohn dar. Prägend wirkt hier die starke obere Yang-Linie, die die offenen inneren Linien nach oben und außen hin verschließt, zusammenhält und schützt. Die obere Linie versinnbildlicht einen schneebedeckten Berggipfel, der in den Himmel ragt, während die beiden unteren Yin-Linien das Felsgestein, die solide materielle Grundlage zeigen. So verbindet der Berg Himmel und Erde. Die Dynamik dieses Trigramms ist still, schwer und fest.

      Schlüsselworte

      Innehalten / Einkehr / schweigen / ernst / ruhig / sich besinnen / (scheinbar) stillstehen / beharren / haften / rigide / statisch / stabil / fest / konturiert / fester Rahmen / langsam / unbeweglich / planen / bodenständig / Vergangenheit / trauern / besorgt / verzichten / festhalten / etwas in sich bergen / ehrgeizig streben / eigensinnig / unter Kontrolle halten / prüfen / durchkauen / regulieren / sich konzentrieren / etwas handhaben / festigen / Lektion / Widerstand / zurückhaltend / sich distanzieren / verschlossen / hemmen / bremsen / begrenzen / Ergebnis / Ordnung / Ziel / Reifung / Ende / vollenden / Gesetze / regeln / Tradition / konservativ / sparsam / gesellschaftliche Werte / Körper / Rücken / Nagetiere / Hund / Finger …

      Archetyp

      Gelehrter / Lehrer / Gesetzgeber / Beamter / Asket / Moses / Turmbau zu Babel

      Naturbild

      Hohe Berge galten in allen alten Kulturen als Sitz der Götter. Diese heiligen Orte sind schwer zu besteigen und äußerst gefährlich. Dennoch üben sie in ihrer grandiosen Erhabenheit eine starke Anziehungskraft aus, ja es scheint sogar, als „riefen“ sie uns...

      Ist man erst einmal dort oben angelangt - an jener mgaischen Nahtstelle von Diesseits und Jenseits - dann hat der Lärm der Welt keinen Einfluss mehr. Deshalb sind seit jeher Mönche und Einsiedler dorthin gewandert, um sich zu sammeln und Gott zu finden. Allerdings darf das steinerne Reich der Berge niemals leichtfertig betreten werden. So mancher Bergsteiger, der hoch hinaus wollte, dem es aber an Demut mangelte, ist an ihren steilen Wänden schon abgestürzt.

      Die „ewigen“ Berge verkörpern den Gipfel der Weisheit. Sie vermitteln uns ein Gefühl von Dauer und Beständigkeit, da ihnen der Zahn der Zeit nichts anzuhaben scheint. Ein Berg bewegt sich nicht, er hält still und strahlt unendliche Ruhe aus, ganz gleich, was geschieht - ein Fels in der Brandung. Zugleich birgt er in seinem Inneren geheimnisvolle Schätze – Erze, Mineralien, Versteinerungen – die uns auffordern, tiefer zu schürfen.

      Charakter

      Der Berg verspricht Macht und Autorität. Dort oben, auf dem Gipfel, ist man „angekommen“. Wenn man erst einmal dort ist, muss man sich nicht mehr vergleichen, dann darf endlich Ruhe einkehren. Doch der Aufstieg ist schwer und mühsam.

      Der Berg spricht von der menschlichen Schicksalsgebundenheit, die sich am dichtesten in unserem Körper kristallisiert. Zunächst einmal ist unser Leib eine feste Gestalt, die wir so akzeptieren müssen, wie sie ist. Als Zeuge der Vergangenheit stellt er die Summe unserer Lebensgeschichte dar, von den Genen, die uns mit unseren Vorfahren verbinden, über unsere Physiognomie und die Handlinien bis hin zu unserer Körperhaltung, die in der jüngeren Vergangenheit entstanden ist. Unser Körper besitzt eine eigene, organische Weisheit, die wir nützen können, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was wir spüren und empfinden. Wir müssen lernen, still zu werden und still zu halten, wie bei einer Yoga-Übung. Während wir uns dabei nach außen verschließen, geht nach innen eine Tür auf... In der Versenkung steigen große Einsichten auf: Wir erkennen, dass unser Schicksal seinem eigenen Gesetz folgt, einem Gesetz, das auf unserer inneren Wahrheit beruht; wir entdecken aber auch, dass in uns noch ungelebte Aufgaben und Möglichkeiten schlummern, die nach Verwirklichung drängen.

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      Wer hat die Geduld zu warten,

      bis der Schlamm sich setzt und das Wasser sich klärt?

      Wer kann still verharren

      bis die richtige Bewegung von selbst entsteht?

      (Laotse)

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      Wer sein Herz dem Ehrgeiz öffnet,

      verschließt es der Ruhe.

      (Chinesische Weisheit)

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      Sun – der Wind

      Kontinuierlicher Einfluss

      Ich entfalte mich, ohne mich zu verlieren.

      Struktur

      Dieses Trigramm stellt uns die älteste Tochter der Familie vor. Es wird von der unteren Yin-Linie beherrscht und besitzt eine sanft ansteigende Dynamik. Diese offene, weiche Linie dringt in den Block aus festen Yang-Linien ein und mildert dessen Härte: so wird ein klarer Wille von Sanftheit getragen. Der Yin-Strich bildet also das Fundament für die beiden Yang-Striche. Damit entscheidet die Verbundenheit mit den Wurzeln, ob die Visionen der Yang-Linien verwirklicht werden oder aber substanzlos verpuffen. Dieses Zeichen hat die Tendenz zur Ausbreitung nach oben und unten.

      Schlüsselworte

      Sanft / fließend / einfühlsam / berührbar / nachgiebig / versöhnlich / flexibel / biegsam / ausgleichend / diffus / Schwingung / subtil / sich verbergen / luftig / austauschen / beweglich / diplomatisch / ahnen / gezielt wiederholen / roter Faden / beeindrucken / sich ausdehnen / anhäufen / sich entwickeln / durchdringen / sich verwurzeln / eindringen / einschmeicheln / beschwichtigen / dämpfen / geschmeidig / streicheln / Intuition / spüren / mit seinen Sinnen wahrnehmen / geschickt / wandlungsfähig / reflektieren / unvoreingenommen / neugierig / hinterfragen / suchen / ungebunden / sich ablösen / unabhängig / Hahn / Wurzel…

      Archetyp

      Geschichtenerzähler / Reisender / Entdecker / Träumer / Künstler / Muse

      Naturbild

      Der Wind ist immer in Bewegung: Er kommt aus unbekannten Räumen und zieht in unbekannte Räume, trägt Dinge und Gedanken herbei und bläst sie wieder fort. Mit Leichtigkeit löst er sich von der schweren Erde und strömt unhaltbar wohin er will. Er schwebt über den Dingen, ohne sich an sie zu binden. Er ist nicht zu sehen, zu greifen oder festzuhalten. Doch obwohl er unfassbar bleibt und meist kaum spürbar ist, besitzt er immense Macht: Weht er beharrlich in ein und dieselbe Richtung, wird er auf Dauer Felsen aushöhlen und Berge abtragen.

      Neben dem Wind sind auch die Wiese und der Baum bzw. das Holz Sinnbilder dieses Halbzeichens. So könnten wir uns vorstellen, an einem heiteren Tag im Mai inmitten einer bunten Blumenwiese zu sitzen und uns an einen starken Baumstamm anzulehnen: Die Luft ist von Pollen geschwängert, zarte Schmetterlinge flattern vor unserer Nase und laden uns zum Träumen ein. Wir lauschen dem Summen der Bienen, schnuppern das Aroma der Blüten, spüren das Kitzeln der Grashalme. Wenn wir sehen, wie die langen Gräser sich in der Brise biegen, ahnen wir, dass sie gut in der Erde verwurzelt sind. Der warme Wind berührt unsere Haut. Er weht sanft, aber stetig und dringt noch in die kleinste Ritze ein. Ohne