Die immense, fordernde Kraft des Himmels kann sowohl konstruktiv als auch destruktiv zum Ausdruck kommen. Immer aber ist sie kompromisslos, sie lässt weder mit sich verhandeln noch akzeptiert sie Grenzen.
Entwickle einen Geist, der so offen ist wie der Raum,
in dem angenehme und unangenehme Erfahrungen
entstehen und vergehen können,
ohne Konflikte oder Leid hervorzurufen.
Verweile in diesem Geist wie im weiten Himmel.
(Majjhima Nikaya)
Vollkommenheit ist die Norm des Himmels;
Vollkommenes Wollen die Norm des Menschen.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt
mit immer neuer und zunehmender
Bewunderung und Ehrfurcht,
je öfter und anhaltender
sich das Nachdenken damit beschäftigt:
der bestirnte Himmel über mir
und das moralische Gesetz in mir.
(Immanuel Kant)
Kun – die Erde
Geschehen lassen
Alles ist gut, so wie es ist. Es gibt nichts zu tun.
Struktur
Dieses Trigramm verkörpert die kosmische Mutter von Wind, Berg, Feuer, Wasser, Donner und See. Es besteht ausschließlich aus offenen, weichen Yin-Linien. Deren Reihe durchbrochener Linien lässt graphisch eine große Furche entstehen, die auf das rezeptive, passive Wesen der Erde hinweist. Die Bewegungsrichtung dieses Halbzeichens sinkt schwer nach unten.
Schlüsselworte
Empfänglich / fühlen / hingebungsvoll / demütig / dienen / sich fügen / folgen / beeindruckbar / weich / schwanger / fruchtbar / reproduzieren / nähren / großzügig / hegen und pflegen / bewahren / gebären / hervorbringen / Geborgenheit spendend / fürsorglich / selbstlos / nachsichtig / geduldig / unbewegt / ungeformt / passiv / entspannen / akzeptieren / bedingungslos offen / Raum geben / sammeln / unvoreingenommen / bescheiden / schlicht / unauffällig / gewöhnlich / alltäglich / gewähren lassen / absichtslos / unbewusst / chaotisch / dunkel / leer / körperlich / materiell / kollektiv / irdisch / schwer / Bauch / Stute / Fisch …
Archetyp
Das Urweibliche / Urmutter / Fruchtbarkeitsgöttin / Natur / Mutter Erde
Naturbild
Aus dem All gesehen ist die Erde unser blauer Mutterplanet. Aus unserer bodenständigeren Perspektive aber weckt sie das Bild weiter grüner Auen, unberührter Wälder und fruchtbarer Felder mit saftigen, nährenden Böden. Im Angesicht solcher Landschaften breitet sich in uns ein Gefühl von Ruhe, Frieden und Stimmigkeit aus. Hier, in der Natur, darf alles sein, wie es ist...
In ihrer überbordenden Fürsorglichkeit bringt die Erde alles hervor, was wir brauchen: Lebensraum, Wasser, Nahrung in Hülle und Fülle, wertvolle Rohstoffe, Heilpflanzen… Sie kümmert sich großzügig und unterschiedslos um alle ihre Kinder. Allerdings braucht die Erde den zündenden himmlischen Funken, um von ihm erweckt und belebt zu werden – ohne ihn würde sie nur dahinvegetieren. Die Erde bietet dem Himmel ihren fruchtbaren Schoß, trägt seinen Samen aus, umhegt ihn und lässt ihn gedeihen - so entsteht alles Leben. Die Erde beschenkt und nährt alle und jeden, wenn wir nur bereit sind, uns demütig zu ihr hinunterzubeugen.
Charakter
Die Erde ist das perfekt komplementäre Gegenstück zum Himmel. Da sie selbst ganz und gar leer ist, nimmt sie die kraftvollen Impulse des Himmels hingebungsvoll auf. Sie öffnet sich dem Chaos, bereit für das Unerwartete, auf das sie sich von Augenblick zu Augenblick rückhaltlos einlässt. Die sanfte Erde stellt sich vollkommen zur Verfügung und lässt sich widerstandslos führen und prägen. Was auch kommt, sie akzeptiert es mit mütterlicher Fürsorge, ohne zu bewerten oder auszuwählen. Weil sie ganz inniges Fühlen ist, spürt sie, was gerade gebraucht wird, und gibt es gerne. Ihr einziger Wunsch lautet, zu dienen, indem sie das neue Leben nährt. Und dabei muss sie niemand Besonderes sein, nichts darstellen und nichts erreichen, sie ist einfach nur da – für sich und andere.
Ein Mensch, der sich vor nichts verneigt,
kann niemals die Last seiner selbst tragen.
(Fijodor Dostojewski)
Was auch immer der Erde widerfährt,
widerfährt auch den Kindern der Erde.
(Häuptling Seattle)
Das Tao bringt alle Geschöpfe hervor;
es nährt sie, hält sie, umsorgt sie,
es erfrischt und beschützt sie,
und holt sie am Ende wieder heim zu sich.
Es erschafft ohne Besitzanspruch,
es schenkt ohne Erwartung,
es führt ohne Einmischung.
Ebendarum liegt es in der Natur aller Wesen
das Tao zu achten und zu lieben
(Laotse)
Dschen – der Donner
Aufbruch
Ich folge meinen Eingebungen.
Struktur
Dieses Trigramm symbolisiert unter den Familienmitgliedern den ältesten Sohn. Es wird von der unteren, energiegeladenen Yang-Linie mit einer plötzlich ansteigenden Dynamik geprägt. Diese von unten, von den Wurzeln her eindringende Linie ist von triebhafter, nach oben und außen stoßender Kraft. Sie erschüttert die trägen Yin-Linien, die zurückweichen und den Weg frei machen.
Schlüsselworte
Beben / erschüttern / erschrecken / schockartig überfallen / umstürzen / revolutionär / kommandieren / aufbrechen