Stadt ohne Licht. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737526371
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der Vorbereitung bis zu jenem Mittwoch, der ihr Glück vor aller Welt besiegeln würde.

      Es folgten Notizen über die Feierlichkeiten, das Trinkgelage einiger Gäste sowie die enttäuschende Hochzeitsnacht. Ich hatte mich für ihn aufbewahrt, stand da mit zittriger Schrift, so als ob die Erinnerung sie daran immer noch immer aufregte. Während der Feier hatte er bereits zu viel getrunken und mit dem Buch des Führers geprahlt, welches alle Hochzeitspaare erhielten, die an seinem Geburtstag heirateten.

      Ich war zuerst im Badezimmer, hatte mich vorbereitet, Zähne geputzt, extra noch einmal gewaschen, dann bin ich im Unterrock zurück ins Zimmer. Während Heinrich im Badezimmer war, habe ich meinen Unterrock ausgezogen, bin unter die Bettdecke geschlüpft und hatte nur noch meinen Schlüpfer und BH an. Als er aus dem Bad kam, hat er so komisch schief gegrinst, sodass ich mich gefragt habe, was er damit ausdrücken möchte. War er verlegen oder fühlte er sich mir überlegen, ich wusste es nicht, ich kannte ihn noch nicht so gut.

      Er hat mir wehgetan, hat ungeschickt am Verschluss des BHs gefummelt, bis ich ihn geöffnet habe. Während ich noch mit dem BH beschäftigt war, hat er mir den Schlüpfer ziemlich heftig ausgezogen. Noch ehe ich wusste, was nun geschehen würde, spürte ich diesen Schmerz, von dem ich dachte, er zerreißt mich. Als der Schmerz langsam nachließ, begann er heftig zu schnaufen, ließ sich auf mich fallen. Dann drehte er sich um und schlief sofort ein.

      Mein erster Gedanke war, wegen dieser schmerzhaften Prozedur wollen alle heiraten. Wenn der Schmerz nachgelassen hat, beginnt der Bauch zu wachsen danach kommt die nächste schmerzhafte Prozedur, die Geburt. Mein liebes Tagebuch, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frauen, die mich zur Hochzeit beglückwünschten, diese Schmerzen gemeint haben. Ich habe mich in den Schlaf geweint, morgen werde ich Mutter fragen, ob es wirklich so schmerzhaft sein muss.

      Elisabeth traute ihren Augen nicht, sie konnte sich nicht vorstellen, dass damals nicht vorher ein Gespräch stattgefunden hat, wo Frauen auf den Schmerz der Defloration hingewiesen wurden. Den Ablauf des Geschlechtsverkehrs empfand sie als erniedrigend, Mitleid mit ihrer Mutter kam auf. War sie das Ergebnis dieses Aktes, dann beruhigte sie sich, nein das konnte nicht sein, die Schwangerschaft beim Menschen betrug nur neun Monate und nicht wie beim Elefanten fast zwei Jahre.

      Weitere Enttäuschungen folgten, auch wenn die Schmerzen irgendwann verschwanden. Trotzdem klagte ihre Mutter ihrem Tagebuch ihr Leid über diese unbefriedigende Form der Vereinigung. Ihn schien es nicht sonderlich zu stören, er hatte im Gegenteil das Gefühl, das er seinen ehelichen Pflichten in ausreichender Form nachkam, nun solle sie ihm gefälligst einen Sohn schenken.

      Elisabeth blätterte weiter, es war deprimierend, wie konnte ihre Mutter dies nur so lange aushalten, vor allem, war sie das Produkt einer derartigen erniedrigenden Vereinigung. Eine Eintragung ließ sie unwillkürlich innehalten. Ein neuer Name tauchte unvermittelt auf, ohne dass er vorher je erwähnt wurde. Der neue Name war Leo, wie Elisabeth durch eine schnelle Überprüfung feststellte, war der Name bei den Folgeeinträgen allgegenwärtig.

      Dann die Erkenntnis ihrer Mutter in dem Tagebuch, „ich habe mich geirrt, ich liebe Heinrich nicht, habe ihn nie geliebt“. Es war ein Gartenfest in dem Innenhof des Mietshauses direkt neben unserer Wohnung. Meine Freundin Helga nahm mich mit, da Heinrich bei einer Veranstaltung seiner Partei war. Alle Bewohner des Hauses haben sich im Innenhof versammelt und gefeiert, als ich ihn gesehen habe.

      Ich fragte Helga, wer das ist, da sagte sie schon „Finger weg“ das ist Leo Bernstein, er ist Jude und er ist verheiratet. Ich beobachtete ihn unauffällig, blickte zu der großen schlanken Gestalt, die sich in ihrem eleganten Anzug von den anderen Gästen abhob. Er hatte ein schönes Gesicht mit dunklen Augen und dunklen Haaren, trotzdem war um seinen Mund ein trauriger Zug, der mein Mitgefühl mit ihm weckte.

      Natürlich hatte ich mitbekommen, wie mit Juden umgegangen wurde, obwohl er hier im Innenhof von den Leuten akzeptiert wurde. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihm das Haus gehörte, im dem sie wohnten. Es waren immer nur kurze Gespräche, die er mit ihnen führte, während er von einem zum nächsten ging.

      Dann kam er zu mir, Sie habe ich noch nie hier gesehen, die Stimme klang so warm so angenehm, dass mir ein Schauder über den Rücken lief. Ich habe wohl etwas gestottert und bin rot geworden als ich ihm gesagt habe, dass ich im Nachbarhaus wohne und von einer Freundin mitgebracht wurde. Er lächelte mich an, es ist schön, Sie zu sehen. Dann ging er weiter und streifte mich im Vorbeigehen. Er war bereits bei dem nächsten Mieter, als ich etwas Ungewohntes in meiner rechten Hand fühlte. Es fühlte sich an wie ein Stück Papier, das wie zufällig in meiner Hand gelandet war.

      Ich verabschiedete mich ziemlich bald, indem ich Kopfschmerzen vortäuschte, um nach Hause zu gehen. Da ich mich in dem Innenhof beobachtet fühlte, habe ich das Papier nur umklammert, ohne nachzusehen, was es damit auf sich hatte. Als ich sicher war, dass niemand mich beobachtete, habe ich den zusammengefalteten Zettel auseinandergefaltet, um zu lesen, was da stand.

      Wenn Sie das Gleiche fühlen wie ich, rufen Sie mich an, stand auf dem Zettel mit einer Telefonnummer und Zeiten, an welchen er erreichbar war. Zuerst wollte ich das Papier zerreißen und wegwerfen. Ein Gefühl, dass das ein Fehler sein könnte, hinderte mich, also versteckte ich ihn in meinem Tagebuch.

      Elisabeth fand einen Hinweis auf die Geschichte ihres Lebens, die sie auf mehreren Seiten hinten in das Tagebuch gelegt hatte.

      Die nächsten Tage vergingen, ohne dass ich diese Nachricht vergessen konnte, trotzdem ließ ich diese unberührt in meinem Tagebuch. Meine Gedanken kreisten immer mehr um diesen geheimnisvollen Mann, während mein Heinrich sehr selten zu Hause ist.

      In der folgenden Woche eröffnete Heinrich mir, dass er von Dienstag bis Sonntag in München sein muss, bei einer Veranstaltung seiner Partei.

      Am Mittwoch rief ich an, seine Stimme am Telefon überraschte mich, selbstbewusst und stark klang sie, wo war die Wärme geblieben. Leo, Leo Bernstein fragte ich noch zögernd, als ich wieder die Wärme in seiner Stimme hörte. Die schöne Unbekannte sagte er zu mir, ich freue mich, dass Sie mich anrufen. Ich war bereits traurig, als Sie sich nicht gemeldet haben.

      Ich, ich zögerte, ich bin verheiratet, sagte ich dann, einfach so, ohne nachzudenken, ob es zu dem passte, was er gesagt hatte. Ich weiß, ich möchte Sie trotzdem gerne sehen. Er musste mich nicht überreden, ich wollte es auch. Wir verabredeten uns an einem Haus in der Nähe der Friedrichstraße, zu dem ich mit der S-Bahn fahren konnte. Er beschrieb mir, in welcher Wohnung er auf mich warten würde.

      Nach dem Telefonat saß ich auf dem Stuhl, fühlte mich als wäre ich zwischen zwei Mühlsteine geraten und der nächste Schritt, den ich machte, entschied über mein weiteres Leben. Natürlich ist mir bewusst, dass das, was ich vorhabe, verboten ist. Das heißt, ich weiß weder was ich vorhabe, noch was mich erwartet. Ist es das Verbot, das ihn und mich beeinflusste, wir spielten beide mit dem Feuer. Er bestimmt noch mehr als ich, während man mich nach der Scheidung nur beschimpfen und ächten würde, spielte er mit seinem Leben.

      Leise, fast ängstlich klopfte ich an die Wohnungstüre, als diese auch schon aufgerissen wurde. Schnell zog er mich in die Wohnung, dann lag ich bereits in seinen Armen. Er küsste mich so zärtlich, wie ich noch nie geküsst worden war. Mein ganzer Körper war plötzlich mit Gänsehaut überzogen, alle Härchen standen wie elektrisiert davon ab.

      Dann glitt sein Mund über mein Gesicht zu meinem Hals, dabei öffnete er langsam meine Bluse, unter der ich nur einen Büstenhalter trug. Während sein Mund langsam zu meinen Brüsten glitt, löste sich der BH wie von selbst. Als er meine Brüste endlich erreichte, waren diese bereits entblößt, warteten aufgerichtet auf seine Lippen. Mein Körper vibrierte, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte, alles drängte zu ihm, wollte nicht, dass er aufhörte.

      Er lachte leise auf, strahlte mich an, dann flüsterte er mir ins Ohr, ich habe mir vieles erträumt und vorgestellt, wie unser erstes Zusammentreffen sein würde. Er pustete mir leicht ins Ohr, was mich erneut erschauern ließ, aber es hat alles übertroffen. So etwas kann man sich nicht vorstellen, kann man nicht träumen, da man nicht wusste, dass solche Gefühle existieren.

      Ich wollte nicht reden, wollte nur dieses Gefühl von eben wieder, das Vibrieren meines Körpers, während