Traumziel Kajütboot. Thomas Stange. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Stange
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847628439
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Selbstvertrauen zu Hilfe. Sprosse für Sprosse, nicht nach unten sehen und - oben stand ich. Kein Problem, ging ganz leicht. Wer so eine Gefahr auf See besteht, der wird schließlich nicht vor so einer blöden Leiter kapitulieren, oder?

      Merken Sie was, liebe Leser?

      „Da drüben liegt das Seebäderschiff Harlesiel. Die warten auch auf auflaufend Wasser und haben bestimmt eine Notapotheke für deine Hand an Bord. Außerdem können wir bei denen auch noch ein Bier trinken.“

      Nett von unserem Skipper, dass er noch an meine Verletzung dachte. Die Blutung hatte aufgehört und ich hatte die Sache schon fast vergessen. Aber gut verpflastert ist halb verheilt.

      Tatsächlich war es kein Problem, auf der Harlesiel meine Hand verbunden zu bekommen. Unser Skipper gab im Bordrestaurant eine Runde aus. Auf den Schreck von vorhin. Und als er dann feststellte, dass es Zeit wurde, wieder auszulaufen, weil in der Zeit, die wir vom Inselhafen zum Harle-Fahrwasser brauchen würden, die Tide weit genug aufgelaufen wäre, da gab er noch eine Runde aus. Eine schnelle, zum Abschied.

      Unser Spitzgatter da unten, längs der Kaimauer, war uns während unseres Inselaufenthaltes ein beträchtliches Stück entgegengekommen. Gleichzeitig war die verflixte Leiter um das gleiche Stück kürzer geworden. Kein Problem für einen echten Seemann, oder ?

      So dieselten wir, leicht müde, ansonsten aber quietsch vergnügt an der beschaulichen Insel vorbei, zurück Richtung Fahrwasser. Auf der Hinfahrt war mir dieser Weg gar nicht so lang vorgekommen. Aber unser Käpt’n hatte die Zeit scheinbar richtig berechnet.

      „Jetzt haben wir auf jeden Fall genug Wasser unterm Sporn, um gemütlich nach Hause zu kommen“ freute er sich und blinzelte in die Sonne, die zum ersten Mal auf diesem Törn durch die aufreißende Wolkendeck hindurch schien.

      Zwei Minuten später sagte es „Rummms!“

      Fahrt Null, der Diesel wirbelte sandiges Wasser auf. Aufgelaufen! Was hatte der Skipper damals gesagt? „Mit den Sanden, da kenn’ ich mich aus!?“ Pustekuchen.

      Stille an Bord. Der Käpt’n schaltete die Zündung aus, der Diesel verblubberte.

      „Tja, ..jetzt haben wir Zeit, Männer. Will einer noch‘n Bier?“

      Zeittotschlagen geht mit einer Flasche Bier in der Hand am besten. Warum also nicht ?

      „Ach, und da hab ich ja auch noch ‘ne Buddel ‘n’ Sööten’. Hat einer Lust?“

      Zeittotschlagen geht mit einer Flasche Bier in der einen Hand und einem Glas ‘n’ Sööten’ in der anderen noch besser.

      Wir mussten an diesem Nachmittag noch einiges an Zeit totschlagen, bis die Seenixe wieder aufschwamm. Mit kleiner Fahrt ging es dann zurück, durch den Kutterhafen, durch die Schleuse und hinein in den Yachthafen. Ganz mitbekommen habe ich das leider nicht mehr. Sehr nützlich wäre meine Mithilfe sicherlich auch nicht mehr gewesen. Ich hatte eben ein bisschen viel Zeit totgeschlagen....

      Endlich ein eigenes Boot!

      „Bei diesem verdammten Mistwetter hältst du es im Zelt einfach nicht aus. Gute Idee von dir, nochmal auf ein Bier hierher zu gehen.“ Der Floh rieb sich die Hände.

      Nach der Kälte draußen kam uns dieser Raum richtig überheizt vor. Andis Wangen begannen, langsam rot anzulaufen.

      „Dauernd schlagen die Zeltwände im Wind. Mag ja ganz gemütlich sein. So langsam macht mich das aber verrückt.“ Ich schüttelte mich. „Und angeblich haben wir Hochsommer.“

      Ein gemütlicher Campingurlaub hatte es werden sollen. War es auch. Zumindest zum Teil. Zehn Tage hatten wir bereits bei schönstem Sonnenschein in Otterndorf an der Elbmündung verbracht. Nun waren wir jedoch seit fünf Tagen in Schuby an der Ostsee und das Wetter war beständig. Beständig Wind bis Stärke sechs, beständig Regen.

      An diesem Abend hatten wir uns ins ‘Blockhaus’ geflüchtet, einem gemütlichen Restaurant auf dem Campingplatzgelände, und starrten finster auf die Fahnen, die draußen vor dem Lokal in den kräftigen Böen flatterten.

      Hundertfünfzig Meter weiter stand unser Campingbus mit dem großen Vorzelt, letzteres sorgfältig abgespannt und mit Sturmstangen versehen. Auf wetterbedingte böse Überraschungen konnten wir nämlich gut verzichten.

      Etliche Jahre waren seit den regelmäßigen Urlauben in Onkels Haus in Harlesiel ins Land gegangen. Der Floh und ich, wir waren nun schon seit einigen Jahren verheiratet und hatten vor zwei Jahren entschieden, dass Urlaub in Hotels für uns nicht mehr das Rechte wäre. So wurde der sportliche Zweisitzer verkauft und eben besagter Campingbus angeschafft, mit Vorzelt, Toilette, Gaskocher, eben mit allem, was uns zum komfortablen Campen nötig erschien. Und bisher hatte das Wetter auch immer mitgespielt. Bis auf die letzten fünf Tage.

      Seit den Harlesieler Zeiten hatten wie nie woanders unseren Urlaub verbracht als an der See. W e n n wir Urlaub machten. Denn vieles hatte sich seitdem verändert. Neue berufliche Perspektiven für uns beide, der Abschied von unserer Heimatstadt an der Fulda. Nur eines waren wir dabei nicht los geworden: den Wasserbazillus.

      An diesem Vormittag waren wir mit den Fahrrädern nach Damp gefahren und hatten dem luxuriösen Ostsee-Yachthafen einen Besuch abgestattet. Da lag alles, vom offenen Sportboot bis hin zum Zwanzig-Meter-Dickschiff. Mich hatten die brüllenden Motoren einer Cigarette-No-1 beeindruckt, Andi freute sich über eine Dehler-Delanta, weil sie mit einem Schiff dieses Typs vor Jahren einen Holland-Törn mitgemacht hatte.

      Schiffe, See und raues Wetter hatten schon immer unsere Phantasien beflügelt. So saßen wir also abends im ‘Blockhaus’ und hingen mal wieder der Frage nach, auf welche Weise zwei Landratten wie wir endlich aufs Wasser kommen könnten. Man könnte..., man sollte.., man müsste...

      „Gehen wir methodisch vor.“ Ich versuchte, unsere Gedanken in sachliche Bahnen zu lenken. Insbesondere meine. Denn wenn es um die Frage eines eigenen Wasserfahrzeugs ging, neigte mein Herz dazu, größere Sprünge zu machen, als unser Geldbeutel zuließ. Der Floh war da realistischer veranlagt.

      „Also, wir sind Wassersport-Einsteiger. Welches Boot kommt für uns in Frage, wie groß, was darf es kosten, neu oder gebraucht? Wenn wir das geklärt haben, können wir praktisch zur Tat schreiten.“ Meine Methodik war einfach.

      „Die Camping-Ausstattung war ganz schön teuer, meinst du, ich will jetzt gleich das Thema Camping beenden, wenn, dann müssen wir das Boot mitnehmen können und überhaupt, du hast gar keinen Bootsführerschein und wo willst du mit dem Kahn im Winter hin und weißt du eigentlich, wie viel Zeit und Geld so ein Boot in der Unterhaltung kostet, ich habe keine Lust, meine ganze Freizeit in ein Schiff zu investieren, das habe ich schon damals bei der „Birchwood“ meiner Eltern machen müssen, das hat mein Vater einfach vorausgesetzt, ich weiß, wie das ist!“ warf der Floh meine Methodik über den Haufen.

      Ich stöhnte. Hätte ich bloß nicht mit dem Thema angefangen.

      „‘Mal langsam.“ Ich versuchte, Andi den Wind aus den Segeln zu nehmen und selbst wieder in tieferes Fahrwasser zu kommen. „Gehen wir doch einmal das, was du da gerade gesagt hast, Stück für Stück durch, vielleicht finden sich ja dann ein paar passende Antworten. Unsere Camping-Urlaube zu beenden, ist auch für mich kein Thema. Das Boot muss mitkommen können. Also ist für uns ein trailerbares oder leicht zu transportierendes Boot das Richtige. Da wir keine Scheune oder freie Garage oder auch nur einen sicheren Abstellplatz haben, muss das Boot im Winter und wenn wir es nicht brauchen, in unserem Keller verschwinden können. Womit wir bei einem Motor-Schlauchboot wären.“

      Auf Andis Stirn hatten sich ein paar nachdenkliche Falten gebildet. Ich spürte es. Ich hatte sie, bildlich gesprochen, an der Angel!

      „Die Unterhaltungskosten“, dozierte ich weiter, „sind bei einem Schlauchboot denkbar niedrig, was Zeit und auch fixe Kosten wie zum Beispiel Versicherung betrifft. Also wirst du die Zeit, die du investierst, hauptsächlich auf dem Wasser verbringen.“

      „Wie viel PS?“ riss mich der Floh aus meinem Gedankengang, „Oder