Exlux. Arno von Rosen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arno von Rosen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738004007
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ob er einen Schlag bekommen hätte, setzte sich der Abgeordnete auf den letzten freien Stuhl, rechts neben Ben, und schwieg.

      „Sie können mich Elias nennen, wenn sie wollen. Ihre Namen brauche ich im Moment nicht, aber es sind jetzt sieben Personen da, außer mir. Coster hatte mir gegenüber erwähnt, dass der Rat aus sechs Mitgliedern besteht.“

      Er sah in die Runde, und machte keine weiteren Anstalten eine Frage zu formulieren, oder das Gespräch wieder aufzunehmen. Ebenfalls ignorierte er Ole, dem jetzt bereits Schweiß auf der Stirn stand, obwohl der Raum klimatisiert war. Die Männer sahen sich gegenseitig an, und Ben konnte sehen, dass der Blick immer wieder zu einem Mann auf seiner linken Seite ging, der leicht gebräunt war, und fast schneeweißes Haar hatte.

      Der Mann wirkte als Einziger nicht nervös, oder sah die anderen Mitglieder an. Er fixierte den Kaufmann aus Marburg auch nicht, sondern ließ seinen Blick umherschweifen. Nur bei einem der Abgeordneten, blieb sein Blick eine Sekunde länger haften. Er sah den Mann an, der um die fünfzig Jahre alt sein mochte, und sein Haar über den Kopf kämmte, um die beginnende Glatze zu tarnen. Der Weißhaarige blickte ihm direkt in die Augen, bis der den Blick bemerkte, und nach einem Räuspern den Kontakt zu Ben aufnahm.

      „Der Rat hat beschlossen, den Außendienst zu verstärken, um effizienter Arbeiten zu können, und um sie zu unterstützen, bei den heiklen Aufgaben, die in der Zukunft vor uns liegen. Wir haben einen Konsens getroffen, der es uns ermöglicht, dass wir …“

      Ben hob seine Hand wiederholt, wie ein Schülerlotse sein Stoppschild.

      „Danke Herr Abgeordneter, für die ausschweifende Rede. Sie befinden sich aber nicht im Parlament, und ich habe keine Zeit, mir ihre Vorträge anzuhören, auch wenn mir ihr norwegischer Akzent gefällt.“

      Der Politiker hatte tief Luft geholt, seinen Mund geschlossen, und war rot angelaufen, wie ein Hummer, den man in heißes Wasser warf. Ben blickte jetzt zu dem Mann, der als einziger nicht die Rede des Norwegers angehört hatte, sondern seinen Blick fast unmerklich auf ihn gerichtet hielt.

      „Wie können sie mir denn helfen, und über welchen Wissensstand verfügen sie?“

      Der angesprochene, ältere Mann lächelte, und blickte ihm jetzt unverwunden in die Augen.

      „Ich habe den Wissensstand der Abgeordneten, mit Ausnahme vielleicht von Herrn Coster, der mehr zu wissen scheint, aber ein paar Details lieber für sich behält.“

      Dabei warf er einen kurzen Blick auf Coster, und ließ seine Augen wieder in der Runde der Männer wandern, um eventuelle Reaktionen auf seine Aussagen zu erhaschen, und setzte seine Ansprache fort.

      „Meine Hilfe besteht daraus, ihnen durch meine weltweiten Kontakte behilflich zu sein, an Informationen zu gelangen, die sie alleine nie bekommen könnten. Ich bin aber zurzeit nicht mehr im operativen Geschäft tätig, sodass sich meine Unterstützung auf ihr Back Office beschränken würde.“

      Ben sah den Fremden an, der sich nicht in die Karten blicken ließ, und nicht im Geringsten überrascht schien, dass er ausgerechnet ihn angesprochen hatte. Beide hielten dem Augenkontakt des Anderen stand, aber Ben kam es so vor, als ob sein Gegenüber ein Lächeln in den Augen hatte. Er war sich fast sicher, dass sein Gegenüber erkannte, dass sein Blick weniger freundlich gemeint war, und aus seiner Sicht, gab es auch keinen Grund dafür.

      „Sie können mir also Telefonnummern raussuchen, oder Adressen und Namen? Dann sind sie so etwas, wie meine Sekretärin?“

      Er wollte seinen Gesprächspartner mit Absicht provozieren, aber dieser gab sich keine Blöße, und antwortete im ruhigen Ton.

      „Wenn sie so wollen, „Elias“. Aber ich kenne auch die Mitspieler, und die Vorgehensweise. Also wäre ich eher eine Chefsekretärin, oder?“

      Ben beobachtete den Mann, konnte aber keine Gefühlsregung bei ihm feststellen, außer der Betonung seines neuen Namens.

      „Wenn sie die Methoden kennen, können sie mir doch bestimmt sagen, was aufgrund der Daten als nächstes passiert.“

      „Sicher, dass könnte ich, aber bedenken sie alle, dass es sich nur um mögliche Szenarien handelt. Keiner weiß ganz genau was passiert. Es geht eher um Wahrscheinlichkeiten des Marktes, als um absolutes Wissen, aber einen fiktiven Ausblick kann ich wagen.

      Ich gehe davon aus, dass es in ein paar Monaten eine massive, weltweite Finanzkrise geben wird, da enorme Geldströme umgeleitet wurden, die durch Steuereinnahmen nicht mehr zu sichern sind, da dieses Geld, in weiten Teilen durch Stellenabbau generiert wird, und dadurch die Kaufkraft erheblich sinkt. Den Rest können sie sich ja ausmalen. Dagegen war der Börsencrash vor ein paar Jahren nur ein leichtes Hüsteln.“

      Ben wusste, dass sein Gesprächspartner Recht hatte, aber das war anhand der Daten, die er vor fast zwei Monaten an Ole weiter gegeben hatte, nicht zu sehen. Er musste also noch über andere Quellen verfügen, um so eine Behauptung aufzustellen.

      Er wandte sich ab, und sah jetzt den Abgeordneten in die Augen. Er konnte sehen, dass diese Informationen einige von ihnen nervös gemacht hatte. Wie fast immer, hinkte die Politik hinter der Realität her. In diesem Fall taten zumindest einige etwas dafür, diesen Zustand zu ändern, auch wenn ihre Gruppe noch am Anfang eines langen Weges stand, falls sie überhaupt jemals etwas bewirken konnte.

      „Haben alle die Sachen dabei, um die ich gebeten hatte?“

      Fast gleichzeitig griffen sich die Parlamentarier an die Innentaschen ihrer Sakkos, und zogen kleine Umschläge heraus. Der Norweger, mit dem er am Anfang gesprochen hatte, richtete jetzt wieder das Wort an Ben.

      „Wir haben alle 25.000 Euro in Bar, einen Pass, und die üblichen nationalen Dokumente mitgebracht, wie gewünscht. Bitte versuchen sie sorgsam mit dem Geld umzugehen. Es ist schwer, große Summen ohne Nachweis zu besorgen. Die Pässe sollten ohne Probleme funktionieren. Jeder hat eine, mehr oder weniger, aufwendige Vita. Gerade genug, um nicht aufzufallen, wenn sie Reisen. Wann können wir mit neuen Informationen rechnen, Elias?“

      „Welche Informationen meinen sie, Herr Abgeordneter? Über die kommende Krise fragen sie doch am besten ihren neuen Mann hier. Wann ich über mehr Fakten vom Projekt „Goldenes Eis“ verfüge, hängt davon ab, wie lange ich lebe, und ob mein neuer Partner so gut ist, wie er behauptet. Ich werde mich also melden, sobald ich Geld brauche, oder etwas zu berichten habe.“

      In diesem Moment ertönte ein surrendes Geräusch, das aus einer der Hosentaschen der anwesenden Politiker kam. Der Mann schreckte hoch, zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, drückte das Gespräch weg, und machte das Handy sofort aus. Er entschuldigte sich mit blassem Gesicht, und stammelte etwas mit spanischem Akzent. Ben sah mit einem durchdringenden Blick die Ratsmitglieder an.

      „Es mag für sie noch nicht mehr als ein aufregendes Spiel sein, aber sein sie alle versichert, es geht nicht alleine um meine Sicherheit. Das Leben, von jedem hier im Raum, ist keinen Schuss Pulver mehr wert, wenn man sie in Verbindung mit mir bringt. Man wird sie töten, und jeden in ihrer Familie, wenn es dem Schutz der anderen Organisationen dient. Also, wenn sie das nächste Mal das Telefon eingeschaltet lassen, könnte es ihr letzter Anruf gewesen sein. Ich hoffe sie haben es jetzt alle verstanden.“

      Im Raum war es totenstill, und man konnte nicht einmal das Rascheln von Anzügen hören. „Mit ihrer gütigen Erlaubnis, entlasse ich mich vorerst.“

      Ben wandte sich zu seinem Kontaktmann um.

      „Coster, wir gehen!“

      Ole stand auf, wie mit der Nadel gestochen, und sie verließen den Raum, ohne dass Ben sich noch einmal an die Ratsmitglieder gewandt hatte. Die Tür fiel ins Schloss, und der Politiker konnte dem Schritt seines Agenten kaum folgen.

      „Hören sie Elias, ich wollte ihnen das mit dem neuen Mann sagen, aber die anderen Mitglieder hatten Angst, sie würden nicht kommen. Ich habe aber noch etwas für sie.“

      Coster zog einen großen Umschlag aus seiner Tasche, und gab ihn Ben, der ihn zu den anderen Papieren in seinen Mantel steckte.

      „Was haben sie denn für