Exlux. Arno von Rosen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arno von Rosen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738004007
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innerhalb von wenigen Stunden, um mehr als 30 Grad fallen, und damit jede Maschine unbrauchbar machen, die einem das Überleben eigentlich sichern sollte. Immerhin hatten sie jetzt jeden Tag noch acht Stunden Sonne. Selbst wenn es bewölkt war, konnte man zurzeit draußen arbeiten. Er würde morgen noch den Hubschrauber mit dem technischen Equipment beladen, und das Fluggerät zusammen mit einem Piloten checken, denn eine eventuelle Rettungsaktion konnte jetzt schon zu einer Katastrophe führen, auch wenn immer eine Notausrüstung an Bord war, um ein paar Nächte draußen überleben zu können.

      Burton hing eben noch seinen Gedanken nach, als es plötzlich an seine Tür klopfte. Sofort stieg sein Puls. Er durchquerte eilig sein kleines Appartement, und öffnete die Tür einen Spalt weit. Julie Renard grinste ihn über das ganze Gesicht an.

      „Lässt du mich rein, oder soll ich wieder gehen?“

      Burton zog die Tür auf, und Julie schlüpfte hinein. Er warf noch einen schnellen Blick in den Flur, aber es war weder etwas zu hören, noch war jemand zu sehen. Sofort beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Er drehte sich um, nahm Julie in die Arme, und sie küssten sich leidenschaftlich. Dann löste er sich langsam wieder, und setzte ein böses Gesicht auf.

      „Warum hast du mir nicht gesagt, dass es mit dem Eisschelf Probleme gibt? Bin ich der letzte, der von so etwas erfährt?“

      „Ich freue mich auch dich zu sehen, Burt“, hauchte sie in einem verführerischen, französischen Akzent. Im Gegensatz zu Burton, blieb Julie die Ruhe selbst.

      „Wenn ich dich vorher informiere, merkt jeder, dass du bereits davon gewusst hast, und die anderen bekommen mit, dass zwischen uns etwas ist, zumindest gibt es dann Spekulationen. Willst du das riskieren? Hier sind keine Beziehungen erlaubt, und schon gar nicht unter den Führungskräften, sonst müssten wir uns ja nicht auf Ebene 214 treffen, oder? Wenn das hier einreißt, haben wir in ein paar Wochen die schönsten Dramen, zumal es hier eine verschwindend geringe Anzahl von Frauen gibt. Außerdem solltest du mich besser bei meinem Vornamen ansprechen, in den Meetings. Das tun alle, nur du nicht, und das ist merkwürdig, Burt.“

      „Ich könnte doch überrascht tun“, warf er kleinlaut ein, „wenn du es im Meeting zur Sprache bringst.“

      Die Französin schnaufte missbilligend, konnte Burton aber nicht wirklich böse sein.

      „Wenn du noch etwas weniger kannst als Schauspielern, dann ist es lügen. Das solltest du wissen. Außerdem schleppe ich ja meine Informationen nicht monatelang mit mir herum. Ich habe erst heute Morgen die Ergebnisse der Aufnahmen ausgewertet, oder vielmehr gestern.“

      Julie warf einen Blick auf die Uhr, und stellte fest, dass es schon sehr spät war, zumindest zum Streiten.

      „Willst du wirklich unsere wenige Zeit mit Diskussionen verschwenden, Burt?“

      Nein, dass wollte er natürlich nicht. Wahrscheinlich hatte sie, wie immer Recht, und es war besser alle beruflichen Sachen in den Meetings zu besprechen, bevor ihnen jemand auf die Schliche kam. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder, und er sah Julie mit verklärtem Ausdruck an.

      „Ich freue mich schon auf die nächsten zwei Tage mit dir. Endlich ungestört von der ganzen Hektik, der Arbeit, und des Beobachtet seins.“

      Die Glaziologin ließ ein glockenklares Lachen erklingen, dass Burton wieder zurück in die Wirklichkeit holte.

      „Warum lachst du? Freust du dich nicht auf unsere gemeinsamen Tage?“

      „Doch, sehr sogar, aber bei dir klingt es fast, wie eine Woche Urlaub an der Cote Azur.“

      „Ich kenne zwar Frankreich nicht, aber für mich ist es fast wie Ferien, wenn wir zusammen sind.“

      Julie kam näher, und setzte ihren unwiderstehlichen Schlafzimmerblick auf.

      „Komm Burt, wir haben jetzt genug geredet. Lass uns ein bisschen Spaß haben.“

      Sie zog ihn am Arm ins Schlafzimmer, und gab der Tür einen leichten Tritt, dass diese hinter ihnen zuflog.

      Julie kam mit einem Lächeln, und zwei Gläsern Rotwein ins Schlafzimmer zurück, und Burton hatte Schwierigkeiten, den Wein nicht zu verschütten, als sich Julie neben ihn legte, einen Schluck nahm, und sie einen französischen Uraltfilm in schwarzweiß auf dem Flachbildfernseher ansahen.

      Er konnte mit dieser Art von Streifen wenig anfangen, aber er liebte es, wenn sie zum wiederholten Male, bei denselben Szenen lächelte, wenn die Helden ihrer Kindheit wie, Marais, Belmondo, oder Delon, in Aktion traten. Viel Ablenkung hatte man nicht in den Appartements, wenn man sie so nennen konnte. Burton hatte noch eine eher luxuriöse Variante der Wohneinheiten, da er Leiter des Towers war.

      Er verfügte nicht nur über ein Wohnzimmer, sondern er konnte noch ein separates Schlafzimmer sein Eigen nennen. Zudem gab es noch einen kleinen Raum, in dem, auf einem Schreibtisch, drei Bildschirme standen, auf denen er alle Außenkameras beobachten konnte, die auf dem ganzen Areal angebracht worden waren.

      Da keine der Etagen und Räume über Fenster verfügten, um die Stabilität des gesamten Gebäudes nicht zu gefährden, waren an allen relevanten Punkten des „Towers“, Kameras installiert, die technische Anlagen überwachten, oder die wissenschaftlichen Bereiche zeigten. Auch draußen gab es zwei Übertragungseinheiten, die einen recht guten Rundum Blick lieferten, falls die Witterungsbedingungen es zuließen.

      Alle genutzten Bereiche waren auf der Innenseite des gigantischen Gebäudes angesiedelt, da die, dem Eis zugewandte Seite, durch Stabilisatoren, als Wohnraum nicht nutzbar waren. So lagen die bewohnten Etagen alle zum Innenhof hin, falls man es so bezeichnen wollte.

      Die Kameras schickten ihre Bilder per Funk an die verschiedenen Verstärker der Büros und Wohnungen, aber nur Burton bekam alle Signale, und hatte Zugriff auf jeden Bereich.

      Zu diesem Zweck, hatte er sich noch einen großen Bildschirm ins Wohnzimmer hängen lassen, um eine Art Fenster nach draußen zu simulieren. Die ganze Wohnung war mit Teppich ausgelegt, mit Ausnahme des Badezimmers, was normalerweise nicht hygienisch war, aber hier am Südpol keine große Rolle spielte, da die meisten Bakterien und Milben angenehmere Temperaturen und Lichtverhältnisse bevorzugten. Zudem kam niemand mit Straßenschuhen ins Gebäude, und wenn, hätte er ohnehin nur Eis an den Sohlen.

      Das Wasser im gesamten Komplex wurde gereinigt, und das der Duschen, wurde für die Toilettenspülung aufbereitet. Bis auf die Tatsache, dass sie hier im großen Stil Öl förderten, war das Unternehmen ökologisch vorbildlich. Alle Verpackungen der Lebensmittel waren auf natürliche Weise abbaubar, wurden nach Beendigung des Reinigungsprozesses in die unterste Eisschicht gepumpt, und würden irgendwann im südpolaren Eismeer enden, wahrscheinlich als Festmahl für Krill, und andere Kleinstlebewesen des Ozeans.

      Nichts sollte darauf hindeuten, dass hier mehr, als ein paar Wissenschaftler, ihre Forschungen betrieben, jedenfalls soweit dieses möglich war. Letztendlich war Burton damit beauftragt, jede Sichtbarkeit ihrer Aktivitäten für andere zu vermeiden.

      Selber hatte er nie jemand von den Bossen zu Gesicht bekommen, die ihn eingestellt hatten, um dieses Projekt durchzuführen. Damals war er am Tiefpunkt seines Lebens angekommen, hatte nicht viele Fragen gestellt, und war erleichtert, ebenso wenig Fragen beantworten zu müssen.

      Es kam ihm so vor, als ob es schon Jahrzehnte her war, dass er hier am Südpol angefangen hatte, die ersten Container zu errichten. Nie hatte er jemand in seine Vergangenheit eingeweiht, und warum er hier letztendlich gelandet war. Er, der aufstrebende helle Stern am wissenschaftlichen Himmel des Massachusetts Institute of Technology. Das MIT war die Brutstätte der Genies von heute und morgen, auf die die Menschheit blickte, und er war einst zum kommenden Heilsbringer avanciert. Seinen Doktortitel hatte er im Vorbeigehen erhalten, und war bereits für eine Professur vorgesehen, als das Schicksal erbarmungslos zugeschlagen hatte.

      Damals hatten ihn seine Studenten zu einem lockeren Abend in die Lieblings Bar der Campusbewohner eingeladen, um die bevorstehende Ernennung zu feiern. Er hatte zugestimmt, nachdem er seine Verlobte angerufen, und sich für diesen Freitag abgemeldet hatte.

      Es war eine fröhliche Runde,