Exlux. Arno von Rosen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arno von Rosen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738004007
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Bürokratenfehler. Jemand hat professionell hinter dem Attentäter aufgeräumt, aber offiziell, hat das alles Stoll auf seine Kappe genommen. Seitdem bin ich einigermaßen kaltgestellt in der Dienststelle, und habe nur noch administrative Aufgaben, aber keine eigenen Fälle mehr. Allerdings habe ich die Zeit nicht verschwendet, sondern versucht hinter den Kulissen weiter zu recherchieren. Es gibt ja immer noch ein paar Leute, die mir einen Gefallen schulden.“

      Sarah hatte während des ganzen Monologes, in seine Augen gesehen, und richtete jetzt ihren Blick in den Himmel, als ob sie feststellen wollte, woher die Schneeflocken wirklich kamen.

      „Hast du mit Jeffries vom FBI Kontakt gehabt?“

      „Ja, aber die haben weder Benjamin Timm gefunden, noch konnten sie uns in dem Fall weiter helfen, da vom Killer weder Fingerabdrücke, DNA, oder gar Fotos existieren. Zudem gab es keinerlei Anhaltspunkte, wo sich Timm aufhalten könnte, oder ob er noch lebt. Da ist dann auch das FBI machtlos.“

      Frank trat auf der Stelle, um die kalten Füße wieder warm zu bekommen, und wagte einen Versuch, seine Partnerin hier loszueisen.

      „Lass uns zu deiner Mutter fahren, mir wird langsam kalt hier, und sie würde dich bestimmt gerne wieder sehen.“

      Sarah schüttelte den Kopf.

      „Ich kann jetzt nicht in das Haus, noch nicht. Lass uns zu mir fahren, und wir trinken einen Kaffee. Du warst ja sowieso noch nicht bei mir zu Hause, und ich brauche noch etwas Zeit zum Nachdenken. Vielleicht habe ich dann noch ein paar Fragen an dich“, fügte sie tonlos hinzu. Er nickte, und sie verließen den Friedhof in Richtung Parkplatz.

      Frank umklammerte die Tasse mit beiden Händen, als ob er sich daran festhalten konnte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er stand vor der Balkontür in Sarahs Wohnung, und sah, wie die Sonne langsam hinter den dicken Schneewolken, im trüben Nachmittagslicht, versank. Unablässig schneite die weiße Pracht auf Düsseldorf nieder, und kaum ein Auto war jetzt unterwegs. Nach einer langen Unterhaltung, bei der seine Partnerin viele Fragen zu seinen privaten Ermittlungen gestellt hatte, herrschte jetzt schweigen. Der Fall war bereits vor Monaten an ein anderes Team übertragen worden, und die Rekonstruktion aller Fakten war schwierig.

      Sarah kam aus der Küche, setzte sich auf die Kante des Esstisches, nippte an ihrem Tee, und sah, gemeinsam mit Frank, dem Schneefall zu.

      „Das Essen ist gleich fertig. Möchtest du einen Rotwein zum Essen?“

      Frank zuckte unsicher mit den Schultern, sah aber unentwegt aus dem Fenster. Er war nervös, jetzt wo der private Teil des Besuches anfing. Die Wohnung war gemütlich eingerichtet, die Böden waren aus Holz, und in einer Ecke des Wohnzimmers stand ein kleiner Ofen, den Sarah mit ein paar Holzscheiten zum Leben erweckt hatte, und von dem eine angenehme Wärme ausging.

      Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Eine kühle Atmosphäre mit Designer Möbeln, teuren Bildern an den Wänden, und Marmorböden? Nichts davon stimmte, alles war normal, wie man es sich selber vorstellen würde, und auch leisten konnte. Er kämpfte mit seinen Gefühlen, die eine andere Richtung einschlugen, als er es gewollt hatte. Seit Sarah in die Schweiz geflogen war, hatten sie keinen Kontakt gehabt, und er hatte sich eingeredet, dass seine Gefühle für seine Partnerin, nur eine Überkompensation für den nervenaufreibenden Fall waren. Ihm erschien es, als ob Sarah über die Monate der Abwesenheit gar nicht nachdachte, sondern da weiter machte, wo sie am Tag der Schießerei stehen geblieben waren.

      „Such dir einen Wein aus, und öffne ihn schon mal für uns. Gläser findest du im Schrank neben dem Regal.“

      Frank war froh eine Aufgabe zu haben, und suchte mit Akribie einen Wein aus, obwohl er nicht die geringste Ahnung davon hatte. Schließlich entschied er sich für einen italienischen Rotwein. Sarah kam in das Zimmer, und stellte ihre Teller auf den festlich gedeckten Tisch.

      „Ich hoffe, dass ich ein gutes Tröpfchen ausgesucht habe.“

      Sarah lächelte ihn an.

      „Die sind alle gut, aber der Wein passt prima zum Lamm. Lass uns essen, bevor es kalt wird.“

      Sie aßen stillschweigend, aber es war nicht unangenehm. Beide sahen sich unentwegt an, und es wirkte, als ob sie gegenseitig ihre Gedanken und Gefühle erraten wollten. Schließlich brach Sarah das Schweigen.

      „Gleich kommt noch ein Klassiker im Fernsehen. Die Zehn Gebote, mit Charlton Heston. Den können wir doch gucken, und es uns auf dem Sofa bequem machen.“

      Frank schnaufte zustimmend. Er schaltete nicht oft seinen Fernseher an, aber den Film kannte sogar er aus seinen Kindertagen. Sarahs Sofa war eines dieser gigantischen Dinger, die aussahen, als ob sie für Riesen gemacht worden waren. Für seinen Geschmack, sah es schon eher aus wie ein großes Bett, aber es konnte nicht Schaden sich ein bisschen berieseln zu lassen.

      „Das Essen war ausgezeichnet. Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut kochen kannst.“ Sarah sah Frank an, und zog die Stirn leicht in Falten.

      „Ja, ich habe anscheinend verborgene Talente, die du noch nicht kennst. Aber ich kann dich beruhigen. Das Essen gab es jedes Jahr bei uns zu Hause, und das Rezept hat mir meine Mutter vor Jahren gegeben. Du siehst also, ich habe mein Pulver schon fast verschossen, aber ich überlebe.“

      Sie zwinkerte ihm zu, und Frank hätte sich fast verschluckt, als er loslachen musste.

      Nach dem Essen machten es sich die beiden auf dem Sofa gemütlich, bei einer Tasse Kaffee, und ein paar Keksen. Nach einer Weile war Sarah eingenickt, und ihr Kopf war auf die Schulter von Frank gerutscht, der es sich in der Ecke des Sofas bequem gemacht hatte. Er bewegte sich ein wenig, um Sarah nicht unsanft aus ihrem Schlummer zu wecken.

      „Es ist schon spät“, flüsterte er, „und es ist wohl besser, ich fahre jetzt nach Hause, und lasse dich in Ruhe schlafen.“

      Die Blondine machte die Augen nicht auf, aber antwortete mit leiser, schlaftrunkener Stimme.

      „Bitte lass mich heute nicht alleine in der Wohnung, und bleib hier.“

      Er wartete noch auf weitere Mitteilungen, aber außer tiefen, und ruhigen Atemzügen, hörte er nichts mehr von Sarah. Er zog eine der Decken von der Lehne des Sofas, und deckte sie, und sich, damit zu, und sah Charlton Heston weiter dabei zu, wie er den Pharao von Ägypten, und sein Heer, in das geteilte Rote Meer fahren ließ. Das waren noch Zeiten, als man Schurken so von der Bildfläche verschwinden lassen konnte, dachte er bei sich.

      Frank erwachte, als die Wohnungstür ins Schloss fiel. Er konnte hören, wie sich Sarah in der Küche zu schaffen machte, und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war schon 9 Uhr vorbei. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so lange geschlafen hatte. In der Nacht war er hoch geschreckt, als der Fernseher von alleine ausgegangen war. Wahrscheinlich über eine Zeitschaltung. Sarah hatte noch geschlafen, und er hatte sie zugedeckt, ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht gestrichen, und war wieder fest eingeschlafen, bis jetzt.

       Er rappelte sich langsam hoch, streckte sich, und setzte sich auf die Sofakante. Sarah war über den Flur in ihr Schlafzimmer gegangen, und wieder zurück in die kleine Küche. Sie kam nach wenigen Augenblicken in das große Wohn- und Esszimmer, und trug einen weißen Bademantel, wie es sie auch in den teuren Hotels gab.

      „Guten Morgen, Schlafmütze. Ich hoffe du bist ausgeruht, und hast Lust auf ein üppiges Frühstück. Aber zuerst wird geduscht.“

      Damit verschwand sie wieder im Flur, und huschte ins Badezimmer. Frank saß unschlüssig auf der Sofakante, und versuchte die Situation einzuordnen, als Sarah nach ihm rief.

      „Kommst du?“

      Er hatte immer noch seine Sachen von gestern an, stand jetzt aber auf, und steuerte in Zeitlupe das Badezimmer an. Er zog die Tür weiter auf, und wollte gerade den Raum betreten, als Sarah den Frotiermantel auszog. Er blieb wie angewurzelt stehen, als sie sich nach ihm um blickte.

      „Willst du die Sachen anbehalten?“, fragte sie schnippisch.

      Sie betrat die große, ebenerdige Dusche, und drehte das Wasser an. Aus einem riesigen Duschkopf strömte jetzt eine Art