Dederike - Zum Dienen geboren. Swantje van Leeuwen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Swantje van Leeuwen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750208438
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ein oder zwei Gläser Sekt.

      *

      Schon wenige Minuten darauf schloss sich Kristiina ihr an und betrat das Badezimmer. Sie hatte sich bereits entkleidet und war nackt, bis auf einen zarten, weißen Seidenkimono und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Dann trat sie an die Wanne heran und tauchte wirbelnd mit ihrer Hand tief ins Wasser ein.

      »Ist das alles oder haben Sie noch ein Wunsch?«, erkundigte sich Dederike, bereit sie sich selbst zu überlassen.

      Kristiina drehte sich herum und schaute sie mit einem seltsamen Ausdruck an, der über ihr hübsches Gesicht huschte. »Nnneiin, Dederike, ... aber ich wünsche mir, dass Sie bleiben«, erwiderte sie leise.

      »Ich ... Okay«, reagierte Dederike zögernd. Sie war sich nicht ganz sicher, was Kristiina von ihr erwartete.

      »Hilf mir bitte aus dem Kimono, Dederike«, bat Kristiina und wandte ihr auch schon den Rücken zu.

      Dederike trat vor. Plötzlich wurde sie nervös. Ihr wurde schwindelig und da war etwas in ihr, dass sie davon abhalten wollte. Sie wollte weglaufen, zurück in ihr Zimmer eilen, die Koffer packen und in ihr einfaches Leben zurückkehren – in eine Welt, die weit ab all dieser befremdlichen Situationen war. Aber da war zugleich etwas, das sie zurückhielt. Anstatt fortzulaufen trat sie hinter Kristiina und griff an deren Arme. Dann packte sie die feine Seide und schob sie über die Schultern herab.

      Sie atmete tief aus, erregt von der Wärme ihrer Haut und der Nähe zu ihrem Körper. Sie wusste nicht, wohin das führen und was sie tun würde, aber allein Kristiinas Anwesenheit reichte aus, um ihr Herz höher schlagen zu lassen.

      Als Kristiina nackt vor ihr stand, trat sie auf die Wanne zu und reichte ihr eine Hand, um nicht das Gleichgewicht beim Einsteigen in den Berg aus duftendem Schaum zu verlieren.

      Dederike nahm sie und umschloss ihre schlanken Finger mit einer sie verunsichernden Unruhe. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass Kristiina leicht zitterte.

      Mit Dederikes Unterstützung ließ sich Kristiina in die Wanne sinken, tauchte in das warme Wasser und all den seifigen Schaum ein, bis auch ihre zarten Brüste bedeckt waren. »Ik zag je onlangs in de nacht«, bemerkte sie aus heiterem Himmel. »Je hebt ons waargenomen, niet waar?[24]«

      Mit offenem Mund starrte Dederike sie an. In diesem Augenblick wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Kristiinas Äußerung schien ihr halb Offenbarung, halb Anklage zu sein. Sie spürte ihren fixierenden, intensiven und musternden Blick, mit dem sie eine Reaktion auf ihrem Gesicht abzulesen versuchte. Für eine Sekunde überlegte sie, es abzustreiten und so zu tun, als wüsste sie nicht, wovon Kristiina gerade sprach. Doch stattdessen schwieg sie sprachlos, unfähig auch nur einen Ton herauszubringen.

      Kristiina lehnte sich entspannt in der Badewanne zurück und schwenkte etwas Wasser über ihre Brust und Schultern. »Vond je dat leuk, wat je zag?[25]«, fragte sie wie beiläufig nach, ohne Dederike weiter anzusehen.

      Mit einer Fingerspitze auf ihren Lippen überlegte Dederike, was sie auf die weitere Frage antworten sollte. Sie hasste das wechselnde Gefühl zwischen Schuld und Scham, dass sich ihrer bemächtigt hatte. »Ik heb ...«, begann sie, nach Worten suchend, die ihr aus dieser Situation helfen würden. »Ik heb nooit zoiets ... gezien.[26]«, war alles, was sie über die Lippen brachte.

      »Damit hast du meine erste Frage beantwortet ...«, schmunzelte Kristiina und schnippte mit den Fingern etwas Schaum von ihrem Oberkörper. »Willst du mir die andere schuldig bleiben?« Sie spielte weiter mit dem Schaum, während sie wiederholte: »Vond je dat leuk, wat je zag?«

      Dederike spürte wie eine unangenehme Hitze in ihr Aufstieg. »Ja, hat es«, gestand sie kaum hörbar, begleitet von einem fast ebenso unmerklichen Nicken ihres Kopfes.

      Kristiina hatte sich ihr zugewandt. Sie lächelte und genoss sichtlich ihr Unbehagen. Dann bewegte sie ihren Körper anmutig durch die breite Badewanne und lehnte sich mit verschränkten Armen unter dem Kinn auf die von Dederike gegenüberliegende Seite. »Zieh dich aus und schließ' dich mir an«, kam es jetzt fordernd, wobei sie auf die Wanne deutete.

      Dederike spürte wie sie rot anlief. Sie wand sich wie ein Aal und wünschte sich, ein Loch würde sich unter ihr auftun, was sie auf der Stelle verschluckte. »Ich ... ich kann das nicht ... Marieke ...«, stammelte sie.

      »Du solltest dir keine Gedanken wegen Marieke machen«, schnurrte Kristiina mit flatternden Wimpern. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir.«

      »Ich weiß nicht«, reagierte Dederike verunsichert und wich ein wenig zurück. In ihr tobte ein Krieg, in denen zwei widersprüchliche Gefühle in einem heftigen Kampf miteinander um die Obermacht rangen. Einerseits war da ihre völlige Abneigung gegenüber dem, was Kristiina gerade von ihr forderte, etwas, dass für sie aus vielerlei Gründen abstoßend war, und andererseits ein tiefes, neues, eindringliches Gefühl. Eines, dem sie nicht ins Gesicht zu sehen wagte, das sie nicht kannte und sie zugleich nicht beiseiteschieben konnte. Es war ein Zwang, den sie in den langen, schlaflosen Nächten seit ihrem versehentlichen Voyeurismus, einem Kind gleich, zur Welt gebracht und dem sie seitdem in ihren wildesten Träumen die Brust gegeben hatte – wissend ihn damit zu nähren und großzuziehen.

      »Was zögerst du?«, wisperte Kristiina. »Ich kann in deinen Augen lesen, dass du es willst ... Du willst es, seit du uns beobachtet hast!«

      Dederike schaute sie an, atmete tief ein und brachte sich damit ein wenig zur Ruhe. »Ja«, hauchte sie und erkannte kaum ihre eigene Stimme wieder – so winzig und zerbrechlich hatte sie geklungen.

      »Ich habe dir angesehen, dass du gern meinen Platz eingenommen hättest«, setzte Kristiina immer noch flüsternd nach.

      Dederike schaffte kein weiteres »Ja!«. Alles was ihr blieb war ein leichtes Nicken. Sie sah, wie sich Kristiina vom Rand zurückschob, um ihr einladend Platz zu machen.

      »Du hast mich nackt beim Sex gesehen«, lächelte Kristiina. »Jetzt zier' dich nicht. Zieh' dich aus, damit ich dich auch anschauen kann und komm zu mir.«

      Mit zitternden Fingern griff Dederike hinter sich und öffnete das schwarze Kleid, ehe sie die weiße Schürze löste. Sie zappelte ein wenig mit ihrem Körper, ließ beides auf die Fliesen fallen und trat beiseite. Als sie nur noch mit ihrem BH und ihrer Strumpfhose vor Kristiina stand, fühlte sie sich plötzlich unheimlich exponiert und deren Blicken ausgesetzt. Sie schlang einen Arm um ihre Brüste. Es war ein vergeblicher Versuch, ihre Intimität zu schützen, während sie mit der anderen die Fesselriemchen ihrer Ballerinas öffnete und aus den Schuhen trat. Dann wandte sie sich von der Badewanne ab, hakte ihren Büstenhalter auf und ließ ihn über ihre Arme zu Boden fallen. Aber sie war noch nicht bereit, sich ihr so zu zeigen. Sie hakte ihre Daumen in den Bund der schwarzen Strumpfhose und schob sie zusammen mit ihrem Höschen über ihre Hüften und Oberschenkel. Schließlich war sie völlig nackt – immer noch mit dem Rücken zur Badewanne. Sie vermeinte zu spüren, wie Kristiina sie musternd anstarrte, während sie mit den Augen über ihren Rücken und ihren Hintern huschte, die schlanke Linie ihrer Beine hinunter. So vor ihr zu stehen beunruhigte sie, wenngleich es sie auch erregte. Sie genoss das Gefühl so hervorgehoben und verletzlich zu sein, hatte aber zugleich eine Heidenangst vor dem nächsten Schritt, den sie unternehmen wollte. Mit einem letzten tiefen Atemzug drehte sie sich dann aber doch herum und trat zur Wanne, wobei sie noch immer ihre Brüste und nun auch ihr Kätzchen mit den Händen bedeckte.

      »Wie nervös du bist«, schmunzelte Kristiina, als sie zu ihr in die Wanne stieg. »Das gefällt mir.« Sie beobachtete Dederike, wie sie sich niederließ und es nicht schaffte ihr direkt in die Augen zu sehen. Es amüsierte sie, zu sehen, wie diese ihre Arme eng um ihre angezogenen Beine schlang, weil es ihr offensichtlich nicht behagte, dass sich ihre Körper aus Versehen berührten. Dann aber bewegte sie sich, schob sich ihr entgegen und kam so ganz dicht an sie heran.

      Dederike fühlte die Wärme von Kristiinas Körper neben dem ihren und ihren schnellen Atem auf ihrer Haut. Wie ein scheues Reh wandte sie ihren Leib so, dass sie ihr ihren Rücken zuwandte.

      Kristiina