Dederike - Zum Dienen geboren. Swantje van Leeuwen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Swantje van Leeuwen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750208438
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fragte sich Dederike, wie es wohl sein würde, wie es sich anfühlte, eine andere Frau zwischen ihren Beinen zu haben, deren weiche Zunge an ihrer verlangenden Spalte leckte. Ob sich das verkehrt anfühlt? Sündig? Fühlt es sich so gut an, dass ich es wieder und wieder würde genießen wollen? Plötzlich sprang ihr Kopfkino an. Sie stellte sich eine Szene vor, in der sie so nah am Kätzchen einer anderen war, die sie so sehr begehrte, dass sie bereit war, sie mit ihren Lippen und ihrer Zunge zu berühren. Und zu ihrer eigenen Überraschung schreckte sie vor dem Gedanken nicht zurück – schob ihn nicht als reines Konstrukt ihrer wilden Fantasie beiseite. Stattdessen begeisterte sie die verbotene Überlegung, und sie spürte den plötzlichen Anflug ihrer Lust, das stille Maunzen ihres Kätzchens und dessen Schnurren, das ein angenehmes Kribbeln durch ihren Körper sandte.

      Kristiina bewegte sich im Schlafzimmer nun schneller. Ihr Kopf hob und senkte sich jetzt häufiger.

      Währenddessen wand sich Marieke unter ihr. Ihre Füße bewegten sich auf dem Rücken ihrer Frau hin und her. Ihre Brust hob und senkte sich mit jedem tiefen Atemzug. Sie hatte ihren Mund leicht geöffnet und ihre vollen Lippen glänzten feucht im heimeligen Dämmerlicht des Raumes. »Sneller, Kristiina, sneller![20]«, keuchte sie und senkte ihre Hände, um den Kopf ihrer Geliebten zu ergreifen und deren Berührungen zu steuern. Ganz allmählich bewegte sie ihre Hüften und rieb ihre Spalte an Kristiinas Gesicht.

      Im Gegenzug ergab sich Kristiina dieser Veränderung in ihrem Spiel. Sie verringerte ihr erregendes Tun und erlaubte es ihrer Partnerin, sie so zu benutzen, wie diese es wollte.

      Dederike sah, wie Marieke fest den Kopf ihrer Frau fasste und ihn sich in ihren Schoß zog, sodass sich deren hungriger Mund um ihr tropfendes Paradies schloss. Aufgewühlt schaute sie den beiden zu. Sie konnte kaum glauben, was da vor ihren Augen ablief: Zwei Frauen, vereint im sinnlich-erotischen Ballett ihrer sich rhythmisch bewegender Leiber. Fast erschienen sie ihr als ein Wesen, wobei sich alles um einen zentralen Punkt drehte: Mariekes feuchte Spalte. Beide stöhnten, nicht allzu laut, mehr weich, fast zart – und ihre Stimmen verbanden sich in einem harmonischen Chor des Vergnügens. Dederike lächelte in sich hinein, als sie unwillkürlich an den vierten Satz aus Beethovens neunter Sinfonie dachte. Freude, schöner Götterfunken, Gattin aus Elysium, ich bespiele feuertrunken, zärtlich sanft dein Heiligtum. Oh, dein Zauber bindet wieder, was du in Liebe mit mir teilst, glücklich keuchend sind deine Lieder, wo meine Zunge in dir weilt, änderte sie dabei still für sich Schillers Originaltext ab. In diesem Augenblick sehnte sie sich danach, sich ihnen anzuschließen – Kristiinas Zunge und Mariekes Hände an ihrer weichen Haut zu fühlen.

      Plötzlich schrie Marieke auf. Ihr Rücken bog sich weit nach oben durch und ihr Kopf schob sich zurück ins Bett. Die winzigen Sehnen an ihrem Hals spannten und pulsierten, und ihr Mund öffnete sich weit bei ihrem leisen Schrei. Als ihr Orgasmus über sie kam, zog sie ihre Frau fester an sich, drückte ihr ihre Spalte auf den Mund und versiegelte ihn in ihrem Moment sexueller Befriedigung. Sie wurde ganz starr, als die verheerende Energiewelle in ihr wütete, und Dederike begann sich zu fragen, ob sie sich etwas gezerrt hatte, so ausgeprägt war die sichtbare Anspannung ihres nackten Körpers. Doch gleich darauf entspannte sich Marieke und schien alle Luft, die sie einbehalten hatte, langsam aus ihrer Lunge herauszulassen. Ihr Körper erschlaffte. Ihre Beine und Arme fielen leblos auf das Laken und gaben Kristiina zwischen ihren Schenkeln frei.

      Kristiina blickte über den ermatteten Körper zu ihrer Geliebten auf und lächelte. Dann glitt sie mit einer katzenhaften Anmut auf das Bett. Sie schlang ihre Beine um sie, um ihr sanft eine Hand auf den sich hebenden und senkenden Busen zu legen.

      Schwer atmend trat Dederike einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Sie hatte genug gesehen und musste gehen. Mit winzigen Schritten lief sie auf Zehenspitzen den Flur entlang und fanden den Weg zu ihrem kleinen Schlafzimmer. Dort ließ sie sich mit dem Gesicht nach unten aufs Bett fallen. Sie war unfähig sich zu rühren. Ihr Verstand tobte und versuchte das Gesehene und ihre Empfindungen in Einklang zu bringen.

      *

      In dieser schwülen Nacht fiel es ihr ausgesprochen schwer zur Ruhe und in den Schlaf zu finden. Endlose Stunden lag sie wach, starrte an die Zimmerdecke und wünschte sich durch das Fenster eine leichte Brise herbei, die es schaffte, die neue Flamme zu löschen, die das Gesehene in ihr entfacht hatte.

      Aber sie wusste, dass nichts dieses tobende Feuer löschen würde. Von ihrer maßlosen Neugier getrieben und von ihrer zügellosen Fantasie bis zum Höhepunkt getrieben, brannte es in ihr. Sie war nicht in der Lage, über die ›gestohlene‹ Erinnerung an das, was sie gesehen hatte hinauszudenken: Kristiinas und Mariekes samtweiche Haut, ihre sanften und festen Brüsten, und ihre langen, wundervoll geformten schlanken Beine. Sie dachte an Kristiina, deren Kopf sich auf und ab gehoben hatte, als sie sich in dem köstlichen Sex mit ihrer statuenhaften Frau verlor. Sie entsann sich Marieke, die sich über ihre kniende Geliebte erhoben und ihr befohlen hatte, ihr ein lustvolles Vergnügen zu bereiten und es ihr in gewissem Maße auch zu nehmen. Und sie stellte sich vor, wie sie zwischen den beiden gefangen war, wie sich ihre Glieder ineinander verwoben, sich ihre Körper berührten und ihre Zungen zwischen ihnen tanzten.

      Während sie nur von einem Laken bedeckt auf ihrem Bett lag und mit ihren Sehnsüchten rang, die in ihren Lenden pulsierten, kam sie langsam, aber unweigerlich zu dem Schluss, dass ihr einfaches Leben von nun an nie mehr dasselbe sein würde.

      ***

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      Kapitel 4

      In der darauffolgenden Woche versuchte Dederike die Erinnerung an das, was sie gesehen hatte, aus ihren Gedanken zu verdrängen. Es fiel ihr schwer, die unanständige Szene mit den Gefühlen in Einklang zu bringen, die sie in ihr hervorrief, mit der Art und Weise, wie sie sich immer und immer wieder in ihrem Kopf abspulte, sich in ihre Träume einschlich und sie in ihren wachen Gedanken verfolgte. Ein solches Verlangen war ihr fremd und unerwünscht. Dieses Treiben widersprach dem, was sie für richtig hielt, den klaren Regeln, die ihr ihre Erziehung auferlegt hatte, und sie hasste sich dafür.

      Sie empfand es als einen glücklichen Umstand, dass sie, nachdem sie die beiden bei ihrem erotischen, lesbischen Miteinander beobachtet hatte, weitgehend auf sich allein gestellt war. Marieke war für eine Woche geschäftlich unterwegs und für eine längere Konferenz in London, auf deren Teilnahme sie sich aufrichtig gefreut zu haben schien. In der Zwischenzeit war Kristiina mit ihren eigenen Projekten beschäftigt, verbrachte die meiste Zeit in ihrem Atelier und tauchte nur auf, um etwas zu essen oder um ins Bett zu gehen. Sie schien mit etwas beschäftigt zu sein, aber es war nichts, das sie mit ihr teilen wollte, weshalb Dederike auch nicht nachfragte.

      *

      Es war früher Abend am sechsten Tag von Mariekes Reise. Dederike war kurz davor, ihre Arbeit zu beenden und sich für eine wohlverdiente Pause in ihr Zimmer zurückzuziehen, als Kristiina aus dem Flur heraus nach ihr rief.

      »Dederike, mijn liefje?![21]«

      Sie schaute auf und legte den Wedel beiseite, mit dem sie die hübschen Gegenstände im Wohnzimmer abstaubte. Dann eilte sie durchs Haus, um Kristiina aufzusuchen.

      »Oh, hallo, Dederike. Dar ben je«, begrüßte Kristiina sie mit einem warmen, herzlichen Lächeln. »Sorry, ik voel me slap en moe. Bent je en schat en laat je een bad vollopen?[22]«

      »Ja, natuurlijk[23]«, nickte sie. »Möchten Sie, dass ich es sofort mache?«, fragte sie nach, glücklich darüber, dass es nur eine Kleinigkeit war. Sie erinnerte sich wieder an die Art und Weise, wie Kristiina sie direkt angesehen hatte, mit der schwachen Gewissheit, dass sie dagewesen war und sie im Schlafzimmer mit ihrer Frau beobachtet hatte.

      »Ja, bitte«, erwiderte Kristiina. »Ich komme dann gleich«, fügte sie hinzu.

      Dederike drehte sich um, machte sich durch den Flur auf den Weg zu dem großen Bad, wo sie anfing die runde Wanne mit ellbogenwarmem Wasser zu füllen. Für sie war das keine ungewöhnliche Tätigkeit,