Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Savier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031102
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schlug Samura vor und sah Dran und den Alesstri vom Haus der Dritten, Uco‘Nephty von der Seite an, »denn schon morgen früh beginnt Ihre Reise. Bis dorthin sollten Sie Ihre Diskrepanzen beseitigt haben.« Der dunkelhäutige Doktor blieb im Ausgang stehen. »Ihnen ist bestimmt aufgefallen, dass jeweils zwei Personen eines Spezialgebietes gewählt wurden«, fuhr sie fort. »Dies dient erstens der effizienteren Arbeit und zweitens der Sicherheit. Falls einem der Mitglieder etwas zustößt, kann der Zweite seine Arbeit fortsetzen.«

       Sicherheit, ja?, sagte sich Boone lautlos. Das wird bestimmt noch sehr interessant.

      ∞ ∞ ∞

       »Glauben Sie wirklich, dass diese Zehn in der Lage sind, die Aufgabe zu bewältigen?«, fragte Jason Croz mehr als skeptisch, nachdem die Ten4 die Bar verlassen hatten.

       »Es sind die besten Leute für diesen Job«, versicherte sie ihm. »Wir haben drei Monate lang nach ihnen gesucht. Wenn sie es nicht schaffen, wer sonst? Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen ihnen Vertrauen entgegenbringen und hoffen, dass sie damit fertig werden. Ich weiß, dass die Bedingungen auf den Planeten teilweise unmenschlich sind. Aber vergessen Sie nicht«, sie machte eine bedeutende Pause, »es sind nicht nur Menschen an der Mission beteiligt.«

       Croz starrte nachdenklich auf den Boden. »Extremsportler wären wohl besser für diesen Job geeignet. Die Bedingungen sind, wie Sie schon sagten, hart. Die Hälfte des Teams sind Leute, die in Laboratorien arbeiten und kaum Tageslicht zu sehen bekommen, geschweige denn Erfahrung mit Außenmissionen haben.«

       »Die Hälfte der Mannschaft. Die andere Hälfte ist zumindest teilweise vertraut mit ähnlichen Situationen«, entgegnete Samura zuversichtlich. Es schien so, als würde sie auf denselben Fleck am Boden starren wie Croz. »Abgesehen davon, zeigen Sie mir Extremsportler, die ein derartiges Wissen aufweisen wie unsere Kandidaten.«

       Der Sicherheitschef sah auf und suchte direkten Blickkontakt zu Samura. Er musste nicht lange warten. »Wem geben Sie die größte Überlebenschance?«, fragte er kaum hörbar und hatte die Daten der vier zu bereisenden Trabanten vor seinem geistigen Auge.

       »Hören Sie auf, so zu reden!«, blökte sie ihn an. »Solche Fragen sollten Sie sich gar nicht erst stellen. Natürlich werden sie alle heil wiederkommen«, sagte Samura in einem Tonfall, der keinen Zweifel zuließ.

      2

       Planetensystem Sol

       Raumstation Varius-3

       im Orbit des Planeten Erde

       12.August 2423, terranische Zeitrechnung

       Wider Erwarten hatten es alle Zehn pünktlich zurück auf die Station geschafft.

       Sie hatten gemeinsam mit Dr. Libby Samura, SC Jason Croz und Prof. Rewa zu Abend gegessen. Die eine oder andere Frage, die den Ausflüglern, wie Boone das Team spaßhaft nannte, noch eingefallen war, wurde von den SCR bereitwillig beantwortet. Auch die Abkürzung SCR - Samura, Croz, Rewa - stammte von Boone. Damit nahm er Croz und seine `Abk-philie´ mit Erfolg aufs Korn.

       Mittlerweile war es kurz nach 21:00. Die Bar Zum schwarzen Loch machte ihrem Namen alle Ehre. Der Alkohol floss großzügig in die Kehlen der Gäste, als wären es schwarze Löcher, die das Hochprozentige einfach verschwinden ließen. Andere fühlten sich, als stünden sie am Abgrund jenes dunklen, alles verschlingenden Nichts, das nach ihnen lechzte und den einen entscheidenden Schluck abwartete, der sie dazu brachte, zu stürzen.

       Nachdem der Alkohol die Zungen einiger zukünftiger Ausflügler gelockert hatte, erfuhr man von dem einen oder anderen etwas aus deren Privatleben. Ob man wollte oder nicht.

       Yadoo Throna, bei dem der Alkohol lediglich in der Medizin zur Anwendung kam, bediente keines der Klischees, die einem klassischen Biologen, Mediziner und Arzt nach wie vor anhafteten – langweilig, überheblich, spartenbezogen, rechthaberisch, kein anderes Thema als die Medizin. Eben typische Professoren und Doktoren wie jene, die Boone dazumal von der Universität verwiesen. Nein, der schwarzhäutige Creen war ein aufgeschlossener, offener und überdurchschnittlich intelligenter Creen, der trotz seiner hünenhaften Statur ansteckende Ruhe ausstrahlte.

       Carsi Wops, der kleine grauhäutige Tospari, ging geradewegs auf Boone zu. Er nahm ihn zur Seite und gestand ihm durch den ungewohnten Alkoholkonsum etwas undeutlich, dass er mehr in seiner Partnerin Alilara sah als nur eine Arbeitskollegin. Boone berichtigte Wops, indem er ihn darauf hinwies, dass seine Angebetete Akilara hieße, doch das überhörte der kleine Mann gekonnt. Ungebremst fuhr er mit seinem Geständnis, das ihm später, sofern er sich daran zu erinnern vermochte, bestimmt noch Leid tun würde, fort. Dabei hatte der kleine Mann seinen Kopf in den Nacken geworfen, um Blickkontakt mit dem Terraner zu halten. Boone starrte in ein senkrecht stehendes, schielendes, blass orangerotes Auge.

       Der Tospari fühlte sich bislang nicht in der Lage, seine Empfindungen ihr gegenüber zu offenbaren, weil er ein routinierter Feigling war. Er beteuerte, dass dies nicht an ihm läge. Die Spezies der Tospari im Allgemeinen waren traditionell krummbucklige Hasenfüße. Zudem waren sie tollpatschig im Verschleiern von Schmachtversuchen. Das war auch der Grund für seine Augenklappe, die wie er nebenbei erwähnte, Alilara ausgesucht hatte. Wops erzählte ihm von dem Missgeschick, das ihm mit dem Okular seines Mikroskops passiert war.

       Boone konnte sich das Lachen nur schwer verkneifen. Alsdann er den kleinen Carsi Wops in die Ecke der Bar verfrachtete, damit dieser sich etwas ausruhen konnte, setzte er sich daneben und beobachtete seine zukünftigen Kollegen eine ganze Weile. Dabei hatte er den Eindruck, dass sich im Laufe des Abends aus fünf unterschiedlichen Spezies und zehn Fremden überraschend schnell ein Team bildete, das zweifellos gut miteinander auskommen würde bis auf die beiden Streithähne Celáhr Dran und Bras vom Haus der Dritten, Uco‘Nephty. Aber das wird sich schon einrenken, war er überzeugt.

       Nach etwa einer Stunde, Wops hatte Boones Oberarm in der Zeit als Kopfkissen zweckentfremdet, wachte der Tospari auf, schmatzte laut und versuchte den pelzigen Geschmack mit Hilfe seiner Zunge vom Gaumen zu lösen.

       Boone nutzte die Gelegenheit sofort. Er rutschte von ihm weg und stand auf. Wops’ Glück waren die Armlehnen, die der Stuhl hatte, sonst wäre er der Seite von selbigem in das `schwarze Loch´ gefallen. Das zerknautschte, aber freundlich sorglose Gesicht zeigte Boone zum einen, dass die Wirkung des Alkohols keine Spur nachgelassen hatte, zum anderen, dass sich sein Kollege an keine seiner Geständnisse erinnern konnte. Augenzwinkernd verließ er den kleinen grauen Mann und flanierte an die Bar. Zum Ausgleich bestellte er ein alkoholfreies Getränk.

       An der Theke sitzend, ließ er seinen Blick abermals schweifen. Eine ganz bestimmte Terranerin stach ihm ins Auge, mit der er noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Sie saß zusammen mit der Alesstri, Lih’Ar vom Haus der Ersten, Uco’Chenty, deren transparenten Haare sämtliche Farben verschiedenfarbiger Lichtquellen aufzusaugen schienen und dem muskulösen Creen Yadoo Throna. Sie schien nicht sehr redselig zu sein.

       »Abby!« Boone hob seine Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. »Könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?«

       Erschöpft erhob sich die körperlich gut trainierte Frau und wankte, beeinflusst vom Alkohol, in Boones Richtung. Genauer gesagt in die Richtung aller drei Boones, die sie sah. Quinn nahm neben den Dreien Platz und säuselte undeutlich: »Kann ich Ihnen einen … Ihnen einen…« Sie überlegte schwankend und versuchte es noch einmal. Boone schmunzelte verhalten und sah sich in der Bar um, ob noch jemand außer ihm das lustige Schauspiel seiner Kollegin beobachtete. Er war im Moment der einzige. »Kann ich einem von Innen in irgendeiner Art und Schneise behilflich schwein?«

       Er reimte sich das Gelalle zu einer sinnvollen Frage zusammen und antwortete: »Doch ja, das können Sie in der Tat.« Während Quinn auf seine Frage wartete, befiel Boone das dumpfe Gefühl, dass es ihr in dem Zustand vielleicht gar nicht mehr möglich war, ihm zu folgen oder gar eine Antwort zu formulieren. Er beschloss es trotzdem zu versuchen. »Verraten Sie mir, warum Sie verschwiegen