Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Savier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031102
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»Warum ich diesen Ort für meine Erläuterungen gewählt habe, ist ganz einfach erklärt:«, fuhr sie mit dem zweiten Teil der Antwort fort. »Manchmal sind offensichtliche Dinge geheimer als geplante Top-Secret Aktionen. Offiziell feiern wir meinen Geburtstag.« Sie ließ den Blick durch das Lokal schweifen. Niemand außer den Zugehörigen schenkte ihr Aufmerksamkeit. Boone war kurz davor, sie zu fragen, wie alt sie geworden war. Aufgrund seiner guten Erziehung entschloss er sich, zu schweigen. Dann fuhr Samura mit ihrer Erläuterung fort. »Ich werde Ihnen nun in kurzen Worten erklären, welche Aufgaben und Tätigkeiten ich bei dieser Mission, die ihnen Professor Rewa ausführlich schildern wird, zu erfüllen habe.« Sie deutete auf einen kleinen zappeligen, wie von Feuerameisen befallenen Sonim. »Meine Aufgaben sind die Kommunikation zwischen der Regierung Sonims und Terras sowie der Kontakt zum Außenteam Ten4 und deren Überwachung. Ten4 ist der Name des Teams, das sich aus Ihnen zusammensetzt. Sollten Probleme auftauchen, werde ich alles daran setzen, diese zu lösen. Klingt nicht sehr beeindruckend. Die Verantwortung dafür zu tragen, ist es aber umso mehr.« Sie drehte sich zu dem Sonim. »Ich übergebe das Wort nun an Professor Rewa.« Sie setzte sich.

       Man hatte das Gefühl, Boone war enttäuscht, dass Samura eine Sprechpause einlegte und er gezwungenermaßen eine Schneeweiß-Zahn-Hypnosepause einlegen musste.

       Rechts neben Samura erhob sich ein kleiner, aufgeregter, humanoider Mann, dessen Teint an starken Sonnenbrand erinnerte. Seine rosa schimmernden Augen musterten fahrig die Gäste. Seine kurzen gelben Haare standen ihm zu Berge. Er kramte umständlich in seiner Umhängetasche, während er dabei beinahe darin verschwand. Nach längerem Bemühen fischte er ein sehr altes Schriftstück hervor, das er vorsichtig aus einer Schutzhülle nahm.

       »Also … wir haben … also diese bemerkenswert alte Schriftrolle«, seine Nervosität schlug sich deutlich auf die Artikulation nieder. »Wir glauben etwas Sensationelles entdeckt zu haben. Aus diesem Schriftstück geht hervor, dass sich auf vier Planeten je ein Geheimnis – wie wir vermuten, neue Energiequellen größter wissenschaftlicher Sensation – verbirgt.« Die Paarung Aufregung und Nervosität verkrafteten einander nur schwerlich. Seine Stimme überschlug sich. »Es ist nun an Ihnen, diese zu finden und zu erforschen. Die Finanzierung übernehmen Terras und Sonims Universitäten.« Umständlich legte er einen detaillierten Finanzplan vor sich auf den Tisch. »Der Grund für die Kooperation sind bruchteilhafte Erwähnungen Terras in der Schriftrolle.« Dann tat er etwas, das er fast vergessen hätte – atmen. »Die Mission muss exakt innerhalb eines Sonim-Jahres abgeschlossen werden.« Rewa machte eine kurze Pause, holte noch einmal tief Luft und wischte sich den triefenden Schweiß von der Stirn. »Laut Schriftrolle verwirken die Energiequellen ansonsten ihren Effekt. Also … ähm, also Sie können jetzt Fragen stellen, die Ihnen unsere Koordinatorin Doktor Samura beantworten wird.« Mit diesen Worten schloss er seine erstaunlich magere Erläuterung ab, setzte sich erleichtert zurück auf den imaginären Haufen Feuerameisen und verschwand beinahe komplett unter dem Tisch.

       Stille.

       Im ersten Moment saßen die auserwählten Zehn da, als wären es Wachsfiguren. Einige Köpfe wanderten wie in Zeitlupe zu ihren möglichen neuen Kollegen.

       Samura hatte mit einer derartigen Reaktion gerechnet. Sie erhob sich erneut, um anfallende Fragen zu beantworten.

       Plötzlich, bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, brandete ihr ein Wortschwall aller Gäste - bis auf den beherrschten blauhaarigen Creen – entgegen.

       »Welche Mission?«

       »Wohin führt uns diese Mission?«

       »Welche Gefahren drohen uns?«

       »Wo sollen wir was finden?«

       »Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?«

       … Eine Fülle an Fragen stürmte auf Samura ein.

       Sie hob besänftigend beide Arme. Mit einem derartigen Ausbruch hatte sie nicht gerechnet. »Aber, aber, meine Herrschaften. Einer nach dem anderen. Ihre Fragen werden alle beantwortet werden.«

       Doch bevor sie das tat, bat sie die zehn Kandidaten, ihr in einen menschenleeren Nebenraum zu folgen, da sich die Gruppe für ihren Geschmack mittlerweile zu auffällig und laut verhielt. Die ungewollte Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste der Bar war ihnen gewiss.

       Sie musterte die aufgewühlte Meute auserlesener Spezialisten.

       »Am besten beginnen wir mit Ihnen, Doktor Throna«, schlug sie vor und deutete auf einen ruhigen stattlichen Mann mit beachtlicher Muskulatur.

       Als der Creen aufsah, erkannte man, dass seine Augen ebenso bizarr blau leuchteten wie seine langen Haare und sein Bart, der seinen Mund umspielte. Seine Haut dagegen war schwarz wie Teer und hatte eine raulederartige Struktur. Bedächtig richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. Er wartete noch einen kurzen Moment. »Was hat es mit den geheimnisvollen Energiequellen auf sich?«, stellte er die Frage so sanft, dass sich die übrigen Gäste beruhigten und - bis auf Boone - ihre Blicke neugierig zu Samura wanderten.

       Boone war ein wenig enttäuscht, hatte er doch damit gerechnet, dass auch seine Zähne dieses strahlende Blau aufwiesen. Das strahlende Weiß seiner Zähne half ihm über seine Enttäuschung hinweg. Es war kaum zu glauben, dass jemand weißere Zähne haben konnte als Dr. Samura. Der Creen konnte. Seit wann habe ich eine derart ausgeprägte Affinität zu Zähnen?

       Die Astronomin überlegte einen Augenblick und holte Boone mit ihrer Antwort zurück in die Bar. Fasziniert beobachtete er sie beim Sprechen. »Ich kann Ihnen nicht mehr dazu sagen, als Professor Rewa es bereits getan hat. Wir wissen nicht, um welche Art von Energiequelle es sich handelt. Die Fragmente des Schriftstückes sind zwar noch nicht völlig enträtselt, aber unsere Wissenschaftler gehen fest davon aus, dass jene Teile mit genau dieser Information nicht mehr rekonstruierbar sind. Auch die Systemscans waren durch die Entfernung insuffizient. Nur eine Untersuchung vor Ort bringt Gewissheit.«

       »Also«, setzte der Terraner Mel Boone mit einem spöttischen Seitenblick auf Professor Rewa zu seiner Frage an, »wohin zum Teufel schicken Sie uns eigentlich? Ich dachte, wir müssten Terra retten. Zumindest hatte Croz diesen Eindruck bei mir erweckt.«

       »Also … es besteht durchaus die Möglichkeit … also … es kann sein, dass die Ergebnisse in weiterer Folge einen großen Nutzen für Terra als auch für Sonim haben könnten. Die Ausmaße sind uns leider nicht bekannt«, schob der Sonim Rewa die zwei Sätze ein.

       Samura fuhr mit der Beantwortung fort: »Wie vorhin angeschnitten, reisen Sie zu vier Planeten, deren Koordinaten und Flugrouten bereits errechnet wurden. Ich werde Ihnen die Kategorien der einzelnen Planeten näher bringen. Sollten danach noch Fragen offen sein, finden Sie genauere Details in den vor Ihnen liegenden Unterlagen.« Erst da bemerkte Mel Boone, dass jemand Informationsmaterial ausgeteilt hatte. Er sah sich um. Niemand war in dem Raum, der die Unterlagen hätte austeilen können. Er war versucht, unter den Tisch zu lugen.

       »Ihr erster Zielort ist ein Wüstenplanet namens Aroia – trocken und heiß. Von dort aus führt Sie Ihr Kurs zum Eisplaneten Kalsar – kalt und verschneit. Anschließend geht es Richtung Wasserplanet Seyth – weitläufig und nass. Zuletzt steuern Sie den Tropenplaneten Mesan an – feucht und schwül. Dafür haben Sie knapp 18 Monate terranischer Zeitrechnung. Das zeitliche Limit wird in einer Passage der Schriftrolle erwähnt. Dabei handelt es sich um einen Zyklus, der sich nur alle Zehntausend Jahre wiederholt. Nach Ende des Zyklus’ hat man dreißig Monate Zeit, um die Bestimmung zu erfüllen. Vermutlich wurde die Bestimmung in dem zerstörten Teil der Schriftrolle erläutert, denn es war nicht möglich herauszufinden, worum es sich dabei handelt. Vor nicht ganz zwölf Monaten haben die Sonim die Schriftrolle entdeckt. Daraus ergeben sich die knapp 18 Monate Restzeit. Deadline ist der 16. März 2425.« Noch bevor jemand etwas einwerfen konnte, fuhr Samura rasch fort. »Sie denken vermutlich, dass achtzehn Monate eine lange Zeit und völlig ausreichend sind. Ich sollte Ihnen fairerweise sagen, dass gut siebzehn Monaten davon reine Flugzeit sind.« Die Anwesenden wechselten schnelle Blicke. Sie wussten sofort, was das zu bedeuten hatte. Es handelte sich um eine eilige Geschichte. »Das bedeutet, Ihnen steht lediglich ein Monat - genau gesagt - sechsundzwanzig Tage zur Verfügung, um zu finden,