(K)ein Rockstar für eine Nacht. Isabella May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847674641
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Zeit mit mir geschrieben hatte. Trotz schlechtem Gewissen stand der Endschluss fest, dass ich am besten nicht mehr an ihn denken wollte und ging zu Bett.

      ~5~

      Es vergingen mehrere Tage, in denen ich keine neue Nachricht von Ville, geschweige denn von Peter erhalten hatte, wobei mir die Tatsache, dass Peter sich vor mir und dem was er getan hatte, versteckt hielt, bei weitem lieber war, als dass er mir auflauerte, um mir zum erneuten Mal wehzutun. Doch war es Ville, der mir Sorgen machte. Natürlich musste es ihm gut gehen, er war ein gesunder und vitaler Mann, der eine stattliche Größe von über einen Meter neunzig hatte, dazu noch am ganzen Oberkörper tätowiert. Gott, ich kannte sogar jede einzelne Geschichte, die jedes dieser Tattoos zu erzählen hatte auswendig und war noch immer so fasziniert davon, was dieser Mann in seinen 35 Jahren erlebt hatte, so viel mehr als manch einer, der mindestens doppelt so alt war wie er. Mein Laptop lief, seit unserem letzten Gespräch auf Dauerstrom, doch mittlerweile lachte mich der fünfzehn Zoll Bildschirm höhnisch aus, wie dumm ich doch sein musste, um auf einen Mann, den ich nicht kannte, solange zu warten und zu hoffen, dabei hatte dieser sicher Besseres zu tun, wie zum Beispiel, ein neues Album aufzunehmen oder an seiner Biografie weiter zu schreiben, welche er so in den Medien angepriesen hatte nachdem das letzte Album weniger Einnahmen eingebracht hatte, als erwartet. „Was starrst du mich so an?“, schielte ich beim Vorbeilaufen meinen Laptop mürrisch an, bei welchem sich der Bildschirmschoner eingeschaltet hatte, der natürlich mit zahlreichen Bildern von Ville Lenjo und seiner Band Illusion bespickt war, welche vom Entstehungsjahr 1994 bis 2013 reichten. Im Moment starrten mich jedoch braun-grüne Augen an, welche durch das Licht der Kameras mehr smaragdgrün, als braun schimmerten und einen tiefen Einblick in die Seele des Sängers blicken, ließ. Ich war wie paralysiert, doch eine Stimme, eine kindliche Stimme holte mich zurück „Vielleicht solltest du ihm schreiben!“ „Ja das sollte ich!“, nickte ich zustimmend, doch just in diesem Moment sagte mir mein Gehirn, dass in meiner Wohnung kein Kind sein durfte. Erschrocken starrte ich auf das kleine, blonde Mädchen aus dem Restaurant, welches hinter dem Tisch stand, auf dem mein Laptop aufgeklappt stand. „Was machst du denn hier?“, fasste ich mir heftig atmend an die Brust, fasste es einfach nicht, wie dieses Kind in die Wohnung gekommen sein konnte. Um mir sicherzugehen, dass ich mich nicht irrte, blickte ich in den Flur zur Wohnungstür. Der Schlüssel steckte von innen im Schloss. Verdammt, selbst wenn die Kleine einen Schlüssel gehabt hätte, dann wäre sie nie, wenn mein Schlüssel von innen steckte, hineingekommen, außer sie war nur ein Teil meiner Fantasie und Peter hatte recht. „Du bist aber lustig!“, kicherte die Kleine vergnügt, legte ihren Kopf schief und sah mich mit einem breiten Grinsen an, dabei fiel mir zum ersten Mal auf, dass sie eine große Zahnlücke hatte, wie ich sie als Kind hatte und man mich deswegen mit „Zahnspalte“ hänselte. „Wer bist du?“, versuchte ich gefasst zu klingen, sah mich unsicher um, vielleicht waren da ja auch nur versteckte Kameras und die letzten Tage waren nur, um mich zu ärgern, doch ich sah nichts, was darauf hinweisen konnte. „Das weißt du nicht?“, sah sie mich plötzlich traurig an und ihre dunkelblauen Augen fingen an zu glänzen. „Nicht weinen!“, kniete ich mich schnell vor sie hin, griff nach einem Taschentuch und war im Begriff ihre Augen abzutupfen, doch die Kleine wich mir aus, hob abwehrend ihre Hände und schluchzte: „Nein, du darfst mich nicht berühren, ich verschwinde sonst!“ „Wie meinst du das?“, sah ich sie neugierig mit einem Anteil von Besorgnis an, worauf sie ihre Hände wieder senkte und mir direkt in die Augen sah. „Erkennst du mich jetzt?“, klang ihre Frage wie eine Klage. Doch konnte, oder eher wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich mich in diesem Moment fühlte, als würde ich in einen Spiegel sehen, nur um Jahre zurück versetzt. „Du bist …Aber das kann nicht sein!“, stammelte ich vor mich hin, da es mir mein klarer und erwachsener Verstand nicht erlauben wollte, zu verstehen, dass ich dieses Kind war. „Du hast vergessen was es bedeutet ein Kind zu sein und wie eines zu leben!“, klangen ihre Worte hart und nicht mehr so kindlich, was mir einen leichten Schrecken einjagte. Ihr Gesicht veränderte sich, wirkte plötzlich älter und doch blieb sie in dieser kindlichen Gestalt, als sei sie in ihrem kleinen Körper gefangen. „Habe ich das?“, fragte ich eher mich selbst, noch immer ungläubig auf sie starrend, wie sie immer mehr alterte. „Du hast!“, schniefte sie traurig, dann verschwand sie, wie sie gekommen war, plötzlich und unvorbereitet. „Warte!“, sprang ich auf, suchte überall nach ihr, doch sie war tatsächlich nicht mehr da. Das aufflammende Gefühl von Schuld fraß sich unmittelbar in meine Seele, zwang mich in die Knie, doch wie oft in Büchern oder Filmen beschrieben, überschwamm mich die Erkenntnis, dass ich nicht vergessen hatte, wie es in meiner Kindheit war, oder was ich erlebt hatte, sondern wie es war wie ein Kind zu denken und zu handeln. Nach und nach kamen die Erinnerungen wieder, wie unbeschwert und glücklich ich war und das nur wegen Kleinigkeiten, die mir mittlerweile für selbstverständlich vorkamen, dabei hatte jede für sich einen ideellen und unfassbar kostbaren Wert. Tränen der Erleichterung bahnten sich ihren Weg über meine Wangen bis zu meinem Kinn, doch dieses Mal fühlte es sich nicht an, als würde meine Haut brennen, sondern fühlte sich zärtlich, gar wie ein Kitzeln einer Daunenfeder an, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Danke!“, seufzte ich. Wieder wendete ich mich an meinen Laptop, bewegte die Maus, damit der Bildschirmschoner sich auflöste und schrieb Ville etwas, was ich mir zuvor nicht zugetraut hatte zu schreiben, da ich das Kind in mir weggesperrt hatte und jede kindliche Furchtlosigkeit, doch jetzt behielt es die Oberhand „Hey, ich hoffe, euch geht es gut! Ich werde dieses Jahr noch nach Helsinki fliegen und wollte fragen, ob ich euch vielleicht treffen könnte!“ Im nächsten Moment rief ich Katharina an, bei welcher ich mich ebenfalls seit Tagen nicht mehr gemeldet, oder sie abgewimmelt hatte, wenn sie versuchte mich zu erreichen, da sie sich einfach Sorgen um mich machte. Mich hätte es nicht verwundert, wenn sie als Genugtuung jetzt meinen Versuch sie zu erreichen, vereitelte, indem sie mich ebenfalls abwimmelte, doch es kam anders. „Sanna, bist du es?“, kam zur Begrüßung, worauf ich nickte „Ja, es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe!“, klang meine Entschuldigung sicher schäbig, dennoch ehrlich. Ich hoffte innig, dass sie mir vergeben würde, hielt den Atem an und hörte gespannt zu, was sie mir zu sagen hatte „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, verdammt Sanna, warum hast du dich nicht gemeldet, ist was passiert?“ Unsicher starrte ich aus dem Fenster, betrachtete die Plassenburg, wessen Anblick in mir Glücksgefühle auslöste und es mir so leichter machte zu antworten und ihr alles zu erzählen, bis auf den Vorfall zwischen Peter und mir „Ich habe gelogen, was Helsinki1976 angeht!“ „Wie meinst du das?“, wurde sie hellhörig, was ich an der schrilleren Klangfarbe ihrer sonst so butterweichen Stimme heraushören konnte. „Er ist kein Fan, sondern wirklich Ville Lenjo, aber bitte verrate es keinem!“, gestand ich ihr meine Lüge. „Was?“, krächzte sie so laut in den Hörer, dass mir der Hörer fast auf der Hand lief vor Schreck. „Deswegen musst du mir keinen Tinnitus aufzwingen!“, murmelte ich kleinlaut zurück, worauf auch ihre Stimme wieder normaler und erträglicher klang, „Er ist Ville Lenjo? Bist du dir sicher?“ „Ja, aber er meldet sich seit Tagen nicht mehr!“, klang Wehmut in meiner Stimme, was Katharina nicht entging „Hey Süße, du weißt schon, dass du eigentlich keinen Grund hast traurig zu sein! Schließlich hast du mit Ville Lenjo geschrieben und sonst keiner! Das ist wie ein Sechser im Lotto!“ lachte sie. Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich selbst lachen musste, denn sie hatte Recht, verdammtes Recht. „Man, wie habe ich deine Stimme vermisst!“, musste ich eher mir selbst zugestehen als ihr. Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten, bis sich mein Blick kurz auf den Bildschirm meines Laptops verirrte. „Warte mal kurz...“, unterbrach ich sie, während sie versuchte, mir zu erzählen, wie es ihr bei ihrem neuen Job ging, um den aufblinkenden Briefumschlag anzuklicken. „Was ist? Ist was passiert?“, fragte sie besorgt, doch konnte ich ihr nicht antworten, nicht ehe dass ich wusste, wer mir schrieb, bis ich seinen Nick las, „Oh mein Gott, Kat! Ville schreibt!“ „Was? Lies vor!“, war ihr neuer Job nun ganz hinten angestellt, was sie jetzt nur noch wissen wollte, war, was Ville Lenjo mir antwortete. „Hey Süße, sorry, dass ich nicht geantwortet habe, aber mache dir keine Sorgen, uns geht es ausgezeichnet! Du bist verrückt! Ich meine das nicht negativ, nein, eher, dass du mutig bist, dich alleine in eine fremde Stadt, in einem fremden Land mit jemand treffen zu wollen, den du nicht kennst! Bitte habe aber Verständnis dafür, dass Anne sich nicht treffen will und es mir auch so lieber wäre, da uns beiden ihre Sicherheit sehr wichtig ist!“ Sollte ich das als