(K)ein Rockstar für eine Nacht. Isabella May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847674641
Скачать книгу
„Zu übersehen ist das nun wirklich nicht!“ Für einen Augenblick von gerade mal einer Sekunde wollte ich mich wieder herumdrehen, an die Theke gehen und deren Aussage widerrufen, doch im nächsten Moment stellte sich mir die Frage, ob ich mich wirklich wie ein verliebter Teen verhielt. Meine Vorfreude schwand allmählich, wurde abgewechselt durch Zweifel. Kaum zu glauben, doch wünschte ich mir in diesem Moment, dass ich das kleine Mädchen wieder sehen würde, damit dieses mir einen klugen Ratschlag geben konnte. In meinem Kopf entbrannte erneut ein Kampf zwischen dem Engel, der mir davon abriet zu fliegen und dem Teufel, der darauf beharrte zu fliegen, Ville zu treffen und auf Teufel komm raus zu erfahren, was für ein Mensch er doch wirklich war. Gott ich stellte mir sogar vor, wie es wäre sein Herz und seine Seele zu erobern, nur um ihn als mein Eigentum anzusehen. Verstohlen, verlegen blickte ich zur Seite, schüttelte diesen banalen, wenn auch wunderschönen Gedanken von mir, versuchte mich einfach nur auf den Flug zu konzentrieren und begab mich zügig zur Kofferabgabe. Während ich mit zwanzig weiteren Fluggästen am Terminal auf den Bus wartete, welcher uns später zu einem Propellerflugzeug bringen sollte, versuchte ich noch schnell mit dem Handy Katharina zu erreichen, damit wenigstens eine mir wichtige Person wusste, wo ich mich in den nächsten drei Tagen befinden würde, wenn ich es auch mit gemischten Gefühlen tat. Ich stellte mir schon vor, wie sie wieder schimpfen würde, wie eine Glucke, die ihre Küken behütete, doch leider ging mehrmals die Mailbox ran. „Verdammt!“ war mein Fluchen nicht mehr als ein leises nur für meine Ohren bestimmtes Flüstern, doch ein junger Mann, der neben mir gesessen hatte, schien es gehört zu haben, da er mich von der Seite anstarrte. Seine dunkelbraunen Augen waren wie schwarze Löcher, welche jeden, der versuchte aus ihnen schlau zu werden, erbarmungslos verschlingen konnten, im starken Widerspruch zu seinen platinblonden Haaren. „Entschuldigen Sie meine Freundin!“, hielt ich mein Handy kurz symbolisch hoch, versuchte beschwichtigend zu lächeln, doch mein Gesicht war so angespannt, wie der Rest meines Körpers, dass es eher wie eine Fratze aussehen musste. Der junge Mann jedoch schmunzelte freundlich, mit einem Hauch von Belustigung, dass seine erstmalig schaurige Aura nicht mehr so schaurig wirkte, sondern warm und freundlich. „Ihr erster Flug?“, klang seine Stimme schmalzig, was wohl eher an seinem britischen Akzent liegen musste, als an seiner samtweichen Stimme. „Ja, erwischt!“, gab ich schulterzuckend zu, worauf sein Schmunzeln in ein beherztes Lachen überging, welches sehr ansteckend war. „Fliegen Sie ohne ihren Mann, Ma´am?“ schweifte seine Sorglosigkeit in Neugierde um, wenn diese auch schnell mit Besorgnis verwechselt werden konnte. Im nächsten Moment fragte ich mich, woher er wissen konnte, dass ich verheiratet war, weshalb ich ihn unauffällig musterte. Er trug einen schwarzen maßgeschneiderten Hosenanzug, darunter ein eisblaues Hemd mit weinroter Krawatte, was mich darauf schließen ließ, dass er Geschäftsmann sein musste. „Wir leben getrennt!“, log ich schnell, versuchte doch meine aufsteigende Röte hinter einem Vorhang von blondem Haar zu verbergen, fragte dennoch unsicher werdend, „Woher wissen Sie, dass ich verheiratet bin?“ Erst sah er mich verwundert an, doch dann lachte er erneut auf „Nun ja, Ihr Ehering ist nicht zu übersehen!“, dann schmunzelte er erneut belustigt, was mir erneut die Röte in die Wangen steigen ließ. „Ich denke, Sie sollten sich aus meinem Privatleben heraus halten!“, sah ich mich gezwungen ihm die Schranken zu weisen, worauf wie erwartet sein Gesichtsausdruck versteinerte. „Entschuldigen Sie, das war unhöflich von mir!“, räusperte er sich, widmete sich dann schweigsam seiner britischen Tageszeitung. So konnte man ein Gespräch auch beenden, dachte ich bei mir. Nach wenigen Minuten kam die Erlösung und das Boarding konnte beginnen. Ungeduldig sprang ich von meinem Stuhl auf, um endlich von hier weg zu kommen, doch kaum, dass die ältere Dame an der Kontrolle mein Ticket überprüfte, warf ich einen vorsichtigen Blick zurück auf den jungen britischen Geschäftsmann. Er saß noch immer mit aufgeschlagener Zeitung auf seinem Platz und das Einzige was sich bei ihm bewegte, waren die Augen, welcher Zeile für Zeile verfolgten. In diesem Moment fühlte ich mich schuldig, ihn so angefahren zu haben, dabei wollte er nur meine Stimmung auflockern, mich auf andere Gedanken bringen, wie mir jetzt erst bewusst geworden war. Nichtsdestotrotz, stieg ich die wenigen Treppen hinab, stieg in den Bus und wartete darauf, dass dieser sich füllte. Kaum, dass ich auf meinem Platz saß, am Fenster, blickte ich hinaus auf die Gangway, über welche die letzten Fluggäste ins Flugzeug stiegen. Während die Fluggäste um mich herum noch ihre Plätze sichteten, betrachtete ich in tiefen Gedanken den schmalen weißgoldenen Ring, mit dem eingefassten, zwei karätigen Diamanten, mit drei winzigen Einschlüssen. Es zerriss mir das Herz, bei dem Gedanken, dass die Liebe, die durch diesen Ring ausgedrückt worden war, nicht mehr dieselbe war, wie an dem Tag, an dem mir Peter den Antrag gemacht hatte. „Unsere Beziehung hat Höhen und Tiefen, wie dieser Diamant nicht perfekt ist, aber das macht sie einzigartig!“ waren es seine Worte, die so aufrichtig und liebevoll waren, als wir unser Gelübde am Altar abgaben. „Hier, ich glaube, die können Sie gut gebrauchen!“, holte mich der britische Akzent vor zuvor wieder zurück in das Flugzeug. „Danke! Es tut mir leid, dass ich vorhin so unfreundlich war!“, entgegnete ich dem jungen Mann, worauf dieser wage, seinen Kopf schüttelte und beschwichtigend lächelte. „Ich bin es, der sich entschuldigen sollte, schließlich sollte ich mich wirklich aus Ihrem Privatleben heraushalten!“, reichte er mir als Friedensangebot seine Hand, worauf ich ihm meine reichte. „Mein Name ist Susanna!“, hielt ich es für angebracht mich ihm persönlich vorzustellen, worauf er es mir gleich tat „Samuel, aber du kannst mich Sam nennen!“ Das Zeichen fürs Anschnallen blinkte auf, worauf auch eine Kurzeinweisung der Flugbegleiterinnen folgte, doch als ich mich umsah, schien sich niemand wirklich dafür zu interessieren, ebenso Sam, welcher jedoch meinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkte und leise lachte. „Die meisten hier sind Vielflieger, die kennen diese Prozedur mittlerweile auswendig!“, sprach er so, als wolle er mich beruhigen. Ja, okay, es beruhigte mich auch, nur fragte ich mich, ob ich wirklich so unruhig aussah, wie ich mich fühlte. „Man merkt, dass das wirklich mein erster Flug ist, was?“, fühlte ich mich verpflichtet ein Gespräch anzufangen, auf welches der mittlerweile, wie ich fand, charmante Brite auf das Gespräch einging „Ein wenig, aber keine Sorge, wir sind in einer dreiviertel Stunde schon in Berlin, dann ist ja alles überstanden!“ „Für mich geht’s dann weiter nach Helsinki!“, entgegnete ich verlegen, sah ihm dennoch freundlich ins Gesicht, doch seine Miene veränderte sich. Er sah mich plötzlich an, als sei er enttäuscht, gar verletzt. „Helsinki? Warum denn Helsinki, gibt es da etwas Besonderes?“, spielte er seine Endtäuschung mit einem leichten Anflug von Sarkasmus herunter. „Helsinki ist eine Stadt im Jugendstil, romantisch und doch nüchtern, das macht die Stadt so besonders!“, schwärmte ich ihm mehr oder weniger vor, worauf er wieder belustigt schmunzelte, doch eine Antwort sollte ich wohl eher nicht erwarten, das war mir klar geworden. „Enttäuscht?“, entschloss ich mich gerade heraus zu fragen, worauf er sich verlegen räusperte und so tat, als würde er was in seiner Aktentasche suchen. Jackpot! „Also doch!“, war nun ich, diejenige, die belustigt schmunzelte, was Sam allerdings nicht lustig fand. „Ich denke, nur, dass Berlin auch eine schöne Stadt ist!“, kam nun doch eine Antwort. „Ja, da bin ich mir sicher, aber Helsinki ist mein Traum, seit …“, konnte ich ihm nicht widersprechen, doch als ich erklären wollte, warum Helsinki so wichtig für mich geworden war, kam ich mir kindisch vor, hielt es besser den Rest zu verschweigen. „Seit? Jetzt bin ich aber neugierig!“, hatte ich doch seine Neugierde geweckt. Ich überlegte, wie ich seiner Frage gekonnt ausweichen konnte, doch jede neue Idee war dümmer, als die vorherige, weshalb ich mich zusammenriss und es ihm geschlagen verriet „Es gibt eine finnische Band, sie nennt sich Illusion und der Sänger dieser Band liebt seine Stadt über alles! Ich wollte mich einfach mal selbst davon überzeugen!“ Er nickte verstehend, doch dann runzelte er die Stirn in Falten. „Ich habe schon von denen gehört, aber die gibt es schon seit einer halben Ewigkeit, wenn ich mich nicht irre! Aber so wie deine Stimme klingt, bist du auch schon seit langem Fan, habe ich recht?“, fragte er mich, während im Hintergrund die Motoren starteten. „Das stimmt!“ „Warum fliegst du dann erst jetzt und nicht schon vor Jahren? Da ist doch mehr dahinter!“, fragte er weiter, brachte das Thema auf den Punkt und wir hoben ab. Ich konnte nicht genau zuordnen, ob dieses Druckgefühl in meinem Magen vom Start oder von dem Gefühl des ertappt werden kam. Er war ein Fremder, das musste ich mir immer und immer wieder zuflüstern, so schob ich ihm einen Riegel vor. „Weil ich es mir jetzt erst leisten konnte, das ist alles!“, log ich ihn bewusst an, denn wie vertrauenswürdig er auch sein mochte, konnte ich ihm nicht vertrauen, was er unterbewusst registrierte. „Ich bin einfach zu neugierig in letzter