(K)ein Rockstar für eine Nacht. Isabella May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847674641
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sich dennoch meine Aussage, ehe dass sie fortfuhr „Uns wurde von einer Nachbarin gemeldet, dass es vor ein paar Tagen vor der Haustür zu einem heftigen Handgefecht zwischen Ihnen und Ihrem Mann gekommen war! Stimmt das?“ Bei dem Gedanken an letztens, schnürte sich mir erneut die Kehle zu. „Wir hatten einen Streit, der aus dem Ruder geraten ist!“, berichtete ich weniger als sie wissen wollte und mehr als ich zu sagen bereit war, doch sie wollte mehr wissen: „Ist Ihr Mann Ihnen gegenüber handgreiflich geworden?“ „Er hat mich gewürgt und gegen die Wand gedrückt, aber er wollte es nicht!“, wusste ich, dass es gesünder für mich war, die Wahrheit zu sagen, dennoch liebte ich Peter zu sehr, als dass ich ihn ins Gefängnis schicken wollte, was die Polizeibeamtin zu bemerken schien und mich direkt darauf ansprach „Frau Behringer es tut ihnen am Ende immer leid! Es tut ihnen leid, dass sie jemanden geschlagen haben! Es tut ihnen leid, dass sie jemanden umgebracht haben! Es tut ihnen sogar leid, dass sie ein Kind geschändet haben! Aber es wird nie ungeschehen sein, dazu ist die Gefahr für eine Wiederholungstat immer viel zu hoch, als dass eine Entschuldigung alles wettmachen könnte!“ Ich nickte verstehend. Ja sie hatte Recht, aber ich liebte ihn dennoch und eben das tat so verdammt noch mal weh! „Es war die richtige Entscheidung uns anzurufen!“, legte sie eine Hand beschwichtigend auf meine Schulter, lächelte mich aufmunternd an. „Wenn Sie wollen, lasse ich Ihnen einen Arzt zukommen, der Ihnen etwas zur Beruhigung geben kann! Wir werden Sie natürlich in den nächsten Tagen anschreiben, um Ihre Aussage erneut aufzunehmen, vielleicht fällt es Ihnen dann ja leichter!“ „Keinen Arzt bitte!“ Klar ein Arzt, das war so ziemlich das Letzte, was ich jetzt wollte. Das Einzige, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine heiße Dusche und mein Bett und keine Beruhigungsmittel. „Wenn Sie alleine zurechtkommen.“

      ~6~

      Sobald ich den Streifenwagen eine Seitenstraße weiter um die Ecke fahren sah, kam ich wieder zur Ruhe. Doch diese Ruhe war trügerisch, was ich schon wenige Stunden später erfahren musste. Ein dunkler quadratischer Raum ohne Fenster und ich mitten drin. Egal wo ich hinsah, herrschte Dunkelheit, dass selbst die schwärzeste Nacht einem wie der hellste Tag vorkommen musste. Ich sah nichts, nicht einmal meine eigenen Hände konnte ich erkennen, nur spüren, wie sie schmerzten. Es roch kupfrig nach Blut. Meine Kehle schnürte sich schmerzhaft zu, bis ich mein eigenes Blut schmecken konnte. Ich versuchte zu schreien, doch meine Stimme erhielt kein Gehör, so verstummte sie im Keim. Ein lautes höhnisches Lachen schallernd und böse überflutete mein Gehör, wurde lauter und lauter, bis mir das Trommelfell platze und das Blut aus meinen Ohren quoll. Schmerzerfüllt verschloss ich meine Augen, spürte, wie mein Körper in ein tiefes bodenloses Loch zu fallen schien. Ich wollte schreien, doch meine Lippen waren zusammengenäht. Ich wollte meine Augen öffnen, doch meine Lider waren verklebt. Panisch zerrte ich mit den Händen an den Fäden, doch diese zogen sich noch enger zusammen, versetzten mir unerträgliche Schmerzen, bis meine Lippen wieder aufrissen. Ein von Schmerzen gequälter Schrei folgte und ich fiel weiter, flehte alle Engel des Himmels an, dass mich doch einer fangen würde, doch keiner erhörte mein Flehen, nein, sie starrten mich an, lachten mich aus, zeigten mit den Fingern auf mich, als wollten sie mich weiterhin strafen, bis ich mein Herz nicht mehr schlagen hörte … Mit einem spitzen Schrei und Schweiß gebadet sprang ich in meinem Bett auf, starrte die kahle Wand mir gegenüber an, wie ein Gespenst, so blass. Es war ein Albtraum der so real schien, dass ich glaubte, nie daraus aufwachen zu können, bis zu diesem Moment, an dem mein Handywecker klingelte. Heftig atmend schob ich die Decke von mir. Ich hätte erleichtert sein sollen, dass es nur ein Traum war, doch noch immer konnte ich das Blut auf meiner Zungenspitze schmecken, kupfrig und klebrig. Realität von Traum zu trennen, war in diesem Moment genau so wenig möglich, wie den Papst davon zu überzeugen sein Amt nieder zu legen. Erschöpft schleppten mich meine beiden Füße schlürfend in das kleine Bad. Der kleine rechteckige Spiegel zeigte mir ein fremdes, altes, eingefallenes Gesicht, welches der Leichenblässe gefährlich nahe stand. Vielleicht war es doch kein Traum und ich verlor tatsächlich so viel Blut? Mir war jede Option realistisch genug, wenn ich schon einen Geist gesehen hatte, welcher mein Ebenbild meiner Kindheit war. Noch immer kam es mir so surreal vor, dass mir ein ironisches Lächeln über die Lippen fuhr, doch schon im nächsten Moment erinnerte ich mich wieder an den Vorabend. Mein armes Herz, es war in tausende Teile zerbrochen, lag in Scherben vor meinen Füßen, doch fühlte ich mich noch zu schwach es aufzulesen und zum Neuen zusammenzufügen. Nach und nach kam mir das Bewusstsein, dass es so nicht weiter gehen konnte, dass ich mich entscheiden musste, ob ich Peter eine zweite Chance geben, oder mich von ihm scheiden lassen würde. In diesem Augenblick stand es noch in der Waage, doch wie sollte es sein wenn erst einige Tage, oder Wochen vergingen. Ich wusste es nicht, doch übermannte mich das Gefühl, dass ich es bald wissen würde. Nachdem ich mich etwas menschlicher fühlte, spritzte ich mir eine Handvoll eiskaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden, tupfte es mit einem Frotteehandtuch trocken, betrachtete mich erneut im Spiegel und ein Geistesblitz durchfuhr mich wie eine bittere Erkenntnis. „So Susanna Angelika Behringer, jetzt erfüllst du dir deinen sehnlichsten Wunsch, wenn du auch dadurch die nächsten Monate schauen musst, wie du über die Runden kommst!“, sprach ich mir selbst Mut zu, legte das Handtuch über den Beckenrand des Waschbeckens und lief hinüber ins Wohnzimmer, um meinem finnischen Freund zu schreiben „Ich fliege heute nach Helsinki! Bitte versteh das nicht falsch, nur kann ich im Moment nicht hier bleiben, aber ich kann es dir erklären, wenn ich da bin, dann melde ich mich wieder bei dir!“ Kaum dass ich auf „Senden“ gedrückt hatte, packte ich den Laptop in die dazu passende Tasche samt Kabel, sah mich noch einmal um, ob ich etwas vergessen hatte, und lief rüber ins Schlafzimmer. Mir blieb keine Zeit mir zu überlegen, was ich nun mitnehmen wollte, sondern griff blind in den Schrank, schmiss alles Mögliche in einen Koffer, schnappte mir dann mein Kosmetikköfferchen und schmiss dieses ebenfalls in den Koffer, ehe dass ich diesen zu machte. Hastig brachte ich den Koffer mit der Laptoptasche hinunter in die Tiefgarage, wo mein schwarzer Kleinwagen stand, verstaute alles im Kofferraum und fuhr los Ich wusste, hätte ich nur einen einzigen Augenblick länger nachgedacht, hätte ich mich wieder um entschieden, nicht zu fliegen, doch jetzt da ich in dem Auto saß und auf dem Weg zur Autobahn war, um zum Nürnberger Flughafen zu kommen, festigte sich mein Entschluss Ville sehen zu wollen nur umso mehr. Am Flughafen angekommen, stand ich nun mitten in dieser riesigen, überfüllten Halle und sah mich verloren um, bis mir nur wenige Meter entfernt ein Infoschalter einer der zahlreichen Fluggesellschaften auffiel, auf welchen ich schon zusteuerte, ehe dass ich mir dieser Entscheidung bewusst war. „Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“, strahlte mich eine der beiden Damen in ihren dunkelblauen maßgeschneiderten Anzügen der Fluggesellschaft freundlich an. „Ich brauche einen Flug nach Helsinki!“, sagte ich knapp und hoffte, dass sie mir meine Aufregung nicht anmerkte, da ich mir verfolgt vorgekommen war und das nur, weil es hier einfach nur überfüllt war. „Einfach, oder mit Rückflug?“, tippte sie flink und routiniert in die Tastatur ein, worauf ich wirklich am überlegen war, ob ich für immer in Helsinki bleiben wollte, doch ohne Job, war dieser Gedanke undenklich. „Mit Rückflug!“, entschied ich, dann sah sie auf ihren Bildschirm, tippte es ein. „Wann wollen Sie zurückkommen?“, fragte sie nun, ohne ihren Blick vom Bildschirm zu lösen. „Em.“ fiel mir erst nicht ein, wann ich überhaupt zurückkommen wollte, doch dann entschied ich mich, dass erst einmal drei Tage reichen müssten. „Vielleicht drei maximal vier Tage!“ Kaum dass sie es eingetippt hatte, strahlte sie erneut „Sie haben Glück! In vier Stunden geht der nächste Flug mit einem Zwischenstopp in Berlin, nach Helsinki und am Mittwoch geht um sechzehn Uhr ein Direktflug zurück! Wollen Sie die beiden Flüge buchen?“, dann sah sie mich erwartungsvoll an, dass es für mich kein Halten mehr gab und dieses Angebot annahm, egal wie teuer es werden sollte, schließlich hatte ich noch mindestens achthundert Euro für den Rest des Monats zur Verfügung. „Das macht dann zweihundertneunzig Euro!“, hielt sie mir schon die Rechnung vor, worauf ich ihr meine Bankkarte zusteckte. Unruhig betrachtete ich das kleine Display des Kartenzahlungsgerätes, hoffte darauf dass gleich „Zahlung erfolgt“ aufblinken würde. „Zahlung erfolgt!“, jubelte jede einzelne Zelle meines Körpers und löste Endorphine frei, dass ich das Dauergrinsen der Erleichterung, gespickt mit einem Drittel Vorfreude, kaum mehr weg bekam. „Gehen Sie gleich zur Gepäckabgabe!“, deutete die freundliche Dame auf eine der vielen langen Schlangen hinter mir. „Dankeschön!“, war ich ihr wirklich mehr als dankbar, nur wäre ich es noch gewesen, wenn ich