Please stay with me. Lora Flynn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lora Flynn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753140179
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sich zu stoßen, wenn es schwierig wurde und diese Kunst beherrschte Logan perfekt. Aber es zeugte von Mut und Größe, sich dem unvermeidlichen Konflikt zu stellen. Und dieser Konflikt trug nun einmal den Namen meines Dads, Cedric Dupree.

      »Du hättest mich anrufen können, Logan, oder zumindest eine SMS schreiben! Kannst du dir denn nicht vorstellen, wie ich mich dabei gefühlt habe, nichts mehr von dir zu hören? Nicht zu wissen, ob du uns sofort wieder aufgibst?«, wild warf ich die Hände in die Luft und konnte nun nicht mehr an mir halten. Meine Gefühle brachen sich unweigerlich Bahn, spiegelten sich in meinen Worten wider, in meinem Gesicht. Ich konnte es nicht verhindern. Mit aller Macht versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, die mir in den Augen brannten.

      Wieder fuhr Logan sich verzweifelt mit beiden Händen übers Gesicht und lief unruhig im Raum umher. Eine unangenehme Stille entstand zwischen uns. Es war die Stille der absoluten Hoffnungslosigkeit. Die Stille, in der jeder seinen eigenen Gedanken nachhing und innerlich nach den richtigen Worten suchte, nach irgendeiner Lösung für diese verfahrene Lage.

      Logan hielt plötzlich inne und stützte sich mit beiden Händen auf einer Fensterbank ab. Er ließ den Kopf hängen, während sein Blick in die Ferne abschweifte.

      »Sag mir, was ich tun soll«, hörte ich ihn plötzlich leise sagen. Seine Stimme hatte jeglichen Zorn verloren. Ganz im Gegenteil, sie wirkte weich, beinahe sogar sanft, was sich automatisch auch auf mich übertrug und meinen Ärger sofort zu zügeln begann.

      »Logan, ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst«, ich schüttelte den Kopf und ging einige Schritte auf ihn zu. »Die Frage sollte wohl eher lauten; was willst du?«, erwiderte ich und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, bis ich beinahe unmittelbar hinter ihm stand. Als ich nach kurzer Zeit noch immer keine Antwort von ihm erhielt, kroch die Angst wieder in mir hoch. Angst davor, dass Logan mich von sich stieß, dass er uns aufgab.

      »Was willst du, Logan?«, wiederholte ich, dieses Mal etwas energischer.

      Und das war der Moment, in dem Logan sich ruckartig zu mir umdrehte und alle Dämme brachen. Er ließ seine beherrschte Maske komplett fallen. Unmengen an Gefühlen spiegelten sich in dieser Sekunde auf seinem Gesicht wider.

      »Dich, Drea!«, entfuhr es ihm und er trat so dicht zu mir heran, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten. »Ich will dich!«

      Die pure Verzweiflung und die Ernsthaftigkeit, mit der Logan sprach, schockierten mich. Sein eisblauer Blick bohrte sich förmlich in meinen und seine plötzliche Nähe überforderte mich zusehends. Ich hatte überhaupt keine Kontrolle mehr über meine Gedanken oder über meinen Körper. Er reagierte einfach nicht mehr.

      Logan stand mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Der herbe Duft seines Aftershaves stieg mir in die Nase und betörte jeden einzelnen meiner Sinne. Wie war es nur möglich, dass Logans bloße Nähe mich derart aus dem Gleichgewicht bringen konnte? So sehr, dass ich alles um mich herum vergaß. Sogar die Tatsache, dass wir uns mitten in seinem Klassensaal in der Schule befanden!

      Was stellte er nur mit mir an?

      »Dann nimm mich«, flüsterte ich mit heiserer Stimme, während mein Blick wie hypnotisiert an seinen Lippen klebte. »Ich will dir gehören.«

      Noch immer hüllte mich seine Präsenz vollkommen ein, brachte mich dazu, jegliche Moral über Bord zu werfen und in freudiger Erwartung die Augen zu schließen. Vorsichtig lehnte ich meine Stirn an seine. Ich sehnte mich aus tiefster Seele danach, dass er diesen klitzekleinen Abstand zwischen uns verringerte. Doch wie ich bereits ahnte, tat er das nicht. Blinzelnd öffnete ich die Augen wieder und konnte an seinem Gesicht erkennen, dass er hin und her gerissen war. Er trug einen innerlichen Kampf aus, dessen Qualen ich mir nur ansatzweise vorstellen konnte.

      »Wir werden eine Lösung finden, Logan. Ich verspreche es«, erwiderte ich und legte ihm eine Hand an die Wange.

      Genau in dem Moment, als er zum Sprechen ansetzen wollte, ertönte die Schulklingel, die diesen magischen Augenblick zu zerstören drohte. Und als wäre das nicht schon Strafe genug, öffnete sich auch noch die Tür des Klassenzimmers. Logan und ich wichen instinktiv voneinander zurück und unsere Blicke wanderten zum Eingang des Saals. Zu meiner Überraschung war es Ruby, die eintrat, während ihre Aufmerksamkeit auf ein Dokument in ihren Händen gerichtet war.

      »Morgen, Mr Black, ich habe hier ein Formular, dass Sie mir unterschreiben…«, sie hielt mitten in der Bewegung inne, als sie das Gesicht hob und ihr Blick auf mich fiel. »Oh … Hi Drea.«

      Kurz wanderten ihre wachen Augen zwischen Logan und mir hin und her, ehe sie wieder zu sprechen begann. Ich konnte nur dafür beten, dass Ruby unsere schuldbewussten Gesichter und die seltsame Spannung nicht bemerkte, die noch immer zwischen Logan und mir in der Luft hing. Schließlich hätte sie uns soeben fast auf frischer Tat ertappt!

      Unweigerlich begann ich mich über mich selbst zu ärgern und über die Tatsache, dass ich so wenig Selbstbeherrschung besaß, wenn ich in Logans Nähe war. Dabei mussten wir doch wirklich vorsichtiger denn je sein. Zu viele Leute wussten mittlerweile von unseren Gefühlen, was definitiv ein gewisses Risiko darstellte.

      »Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich habe hier das Formular für den Kurswechsel, das Sie unterschreiben müssen, Mr Black.«

      »Ähm«, Logan blinzelte einige Male verwirrt, als müsste er sich erst wieder sortieren. Das eben Erlebte schien ihn wohl völlig aus dem Konzept gebracht zu haben. »Ja, ja natürlich. Sie stören nicht, der Unterricht beginnt nun ohnehin.«

      Sogleich drehte er sich wieder zu mir.

      »Drea, Sie können sich schon einmal setzen«, Logan deutete auf die Tischreihen hinter uns. Er stockte kurz, als unsere Blicke sich für einen Moment lang trafen. Meine Wangen begannen zu glühen und konsequent versuchte ich mein armes, vor Aufregung wild pochendes Herz zu beruhigen.

      Stattdessen nickte ich zustimmend und trottete mit hochrotem, gesenktem Kopf nach hinten.

      »Hey, Drea«, hörte ich Ruby nach mir rufen. Ich drehte mich nochmal zu ihr um und versuchte eine möglichst unbeteiligte Miene aufzusetzen.

      »Ja?«

      Kurz hatte ich den Eindruck, dass sie mich beäugte, als versuchte sie in meinem Gesicht zu lesen. Sofort aber schwand dieser Ausdruck wieder und machte einem Lächeln Platz, sodass ich mich zu fragen begann, ob ich es mir nur eingebildet hatte.

      »Ich hoffe, dass es dir wieder besser geht?«

      Zunächst verstand ich ihre Frage nicht, was wohl eher daran lag, dass ich in Gedanken noch bei Logan war. Gleich darauf fiel jedoch der Groschen und ich begriff, dass sie auf meinen Krankenhausaufenthalt anspielte.

      »Es geht mir schon besser, danke, Ruby«, ich schenkte ihr ein warmes Lächeln, welches sie sofort erwiderte. Ich war wirklich froh, so gute Freunde zu haben. Natürlich hatten Poppy, Ruby und Timmy alles Mögliche über meine Krankheit versucht in Erfahrung zu bringen. Es würde mich sogar nicht wundern, wenn meine Freunde besser darüber informiert waren, als ich es war.

      »Rate mal, wer ab jetzt ebenfalls in diesem Englischkurs ist?«, breit grinsend hielt Ruby das Dokument in ihren Händen in die Höhe.

      »Oh, ehrlich? Das ist toll!«, freute ich mich mit ihr, während ich durch die Reihen zu meinem Platz schlenderte und tunlichst darauf achtete, nicht mehr in Logans Richtung zu blicken. Seine Anwesenheit brachte mich durcheinander. Und wenngleich in meinem Innern ein Gefühlschaos herrschte, so musste ich versuchen, dies zu verstecken.

      Während Logan offenbar mit dem Dokument beschäftigt war, setzte Ruby sich auf meine Tischkante und ließ ausgelassen die Beine baumeln. Voller Enthusiasmus berichtete sie von den restlichen Tagen der Abschlussfahrt, die ich verpasst hatte. Allmählich füllte sich der Raum mit Schülern und so dauerte es auch nicht lange, bis Poppy im Türrahmen erschien.

      Sobald ich die Gelegenheit dazu bekam, musste ich ihr dringend berichten, dass ihre Vermutung bezüglich Logan und Miss Connors nur falscher Alarm gewesen war. Ich lächelte ihr aus der Ferne zu und wollte sie bereits zu uns rufen, als ich ihren besorgten Gesichtsausdruck